Analyse
09:43 Uhr, 13.08.2018

EUR/TRY – Verzweiflung greift in der türkischen Lira um sich

EUR/TRY dürfte auch in dieser Woche eines der großen Themen an den Devisenmärkten bleiben. Geht der Crash weiter oder kommt es zu einer Beruhigung?

Erwähnte Instrumente

  • EUR/TRY
    ISIN: EU0006169963Kopiert
    Kursstand: 7,72910 TL (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EUR/TRY - WKN: A0C3T8 - ISIN: EU0006169963 - Kurs: 7,72910 TL (FOREX)

Die türkische Lira gibt seit Monaten nach. Am Freitag nahm dieser Verfall crashartige Züge an. Nach einem Wochenschlusskurs in der vorletzten Woche bei 5,8936 TRY zog EUR/TRY innerhalb nur einer Woche in der Spitze auf 8,0922 TRY an.

Heute Morgen gab die türkische Notenbank bekannt, dass sie einige Maßnahmen zur Stabilisierung der Währung treffen wird. Die Liquidität der Banken soll auf jeden Fall gewährleistet werden. Auch einige Politiker meldeten sich wieder zu Wort. So soll Präsident Erdogan sich laut einem Bericht auf spiegel.de dahingehend geäußert haben, dass er Unternehmer vor der Anmeldung einer Insolvenz gewarnt habe. Sie würden damit einen Fehler begehen. Es sei zudem Pflicht der Unternehmer, die Nation am Leben zu erhalten.

Nach deutschem Recht, das hier natürlich nicht anwendbar ist, wäre dies ein Aufruf zu einer Insolvenzverschleppung. Eine Insolvenzverschleppung gilt in D. als Straftat, die mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Der Aufruf zu einer Straftat ist ebenso eine Straftat, wie es die Tat selbst ist. Ich kenne das türkische Recht überhaupt nicht und kann daher in keiner Weise beurteilen, wie das Recht in der Türkei in Sachen Insolvenzverschleppung aussieht. Ich erwähne diesen Punkt an dieser Stelle aber aus einem Grund: Wenn ein Politiker die Unternehmer eines Landes auf eine derartige Weise unter Druck setzt, dann muss er aus meiner Sicht verzweifelt, hilflos und in Panik sein.

Prognosen über den weiteren Verlauf lassen sich aktuell nur schwer abgeben. Mit solchen Äußerungen wie den oben erwähnten, wird Erdogan aber nicht zur Beruhigung der Situation beitragen, sondern noch weiter Öl ins Feuer gießen. Dazu kommen der Streit mit den USA und die Erhöhungen der Zölle. Die Menge an Stahl und Aluminium, welche die Türkei in die USA exportieren, ist lächerlich klein. In einem ruhigen Umfeld würde eine solche Zollerhöhung niemanden wirklich interessieren. Aber in einer solch aufgeheizten Situation kann jede noch so kleine Meldung die Panik weiter schüren.

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12 Kommentare

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Im Handelsblatt hat sich jetzt auch der Chef des Münchner ifo-Instituts in die Debatte eingeschaltet: Clemens Fuest fordert Soforthilfen des Internationalen Währungsfonds für die Türkei. Man müsse "sich Sorgen machen".

    Zitate:

    Herr Fuest, die türkische Lira hat am Freitag fast ein Viertel ihres Werts gegenüber dem Dollar verloren. Ein solcher Absturz an den Devisenmärkten kommt selten vor. Müssen wir uns Sorgen um die Stabilität der Türkei machen? Wir müssen uns massive Sorgen machen. Die Krise der Türkei ist eine klassische Wirtschafts- und Währungskrise. Die Politik Erdogans sorgt seit einigen Jahren dafür, dass die Wirtschaft des Landes unter Druck gerät. Die Konflikte mit der EU und den USA verunsichern die Investoren. Erdogan hat darauf mit konjunkturpolitischen Maßnahmen reagiert, vor allem in Form staatlicher Kreditgarantien und sehr expansiver Geldpolitik.

    War nicht das größte Problem, dass er die Notenbank massiv unter Druck gesetzt hat, die Zinsen zu senken? Ja, er hat die Unabhängigkeit der Notenbank untergraben. Im Jahr 2017 hat das zu hohem Wachstum geführt, aber das war nur ein Strohfeuer. Jetzt ist das Strohfeuer ausgebrannt. Die Inflationsrate ist explodiert, das Vertrauen erschüttert. Donald Trumps Drohung mit Strafzöllen war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

    Türkei in der Krise„Wer fliehen kann, der flieht“ – Erdogan vergrault die Investoren


    Nun gab es zuletzt Signale, dass die Zentralbank ihre Autonomie behalten kann. Zwingt der Druck der Märkte Erdogan nicht letztlich doch zur ökonomischen Vernunft? Der Druck der Märkte erzwingt einen Politikwechsel, aber dieser Wechsel kommt zu spät, um die Krise zu verhindern. Wenn man einmal Vertrauen von Investoren und Konsumenten zerstört hat, dauert es sehr lange, dieses Vertrauen wieder aufzubauen. Erdogan steckt in einer schwierigen Zwangslage, in die er sich selbst hineinmanövriert hat. Er hat durch seine Politik die wirtschaftliche Entwicklung geschädigt und dann versucht, die negativen Folgen mit Gelddrucken und staatlichen Kreditgarantien auszugleichen. Aber wenn man ein realwirtschaftliches Problem hat, kann man mit Geldpolitik nur bedingt gegensteuern. Er hätte viel früher umkehren müssen.

    Hier geht´s weiter:

    https://www.handelsblatt.com/p...

    12:24 Uhr, 13.08.2018
  • Alexander Paulus
    Alexander Paulus Technischer Analyst und Trader

    Türkische Regierungsstellen haben sich inzwischen offenbar dahingehend geäußert, dass es der türkischen Wirtschaft gut gehe. Wer etwas andere behaupte, mache sich strafbar.

    Ein solcher Umgang mit Meinungsfreiheit und Kritikern lässt sich aus meiner Sicht nur noch mit Verzweifelung, Panik und Angst erklären. Diese macht sich gerade in den Äußerungen seitens der Politik in den letzten Tagen breit. Das ist nicht zwingenderweise jeden Tag direkt im Kurs zu sehen.

    11:52 Uhr, 13.08.2018
  • maykaefer
    maykaefer

    Maduro lässt grüßen !

    11:44 Uhr, 13.08.2018
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Dazu noch eine lesenswerte Analyse von ORF-Moderator Ronald Barazon. Der ehemalige Chefredakteur der Salzburger Nachrichten und heutige Chefredakteur der Zeitschrift "Der Volkswirt" sieht in der Türkei-Krise den Beginn der nächsten globalen Banken- und Finanzkrise.
    Zitat:

    Türkei ist nur der Anfang: Neue Finanzkrise hat begonnen

    Mit zu vielen riskanten Krediten hat sich die Finanzwelt in die nächste Krise gestürzt. Neue Banken-Rettungen sind nur eine Frage der Zeit.

    https://deutsche-wirtschafts-n...

    11:44 Uhr, 13.08.2018
  • Sideliner
    Sideliner

    Ich war halt schon mehrfach in der Türkei, und nicht nur am Strand.

    11:30 Uhr, 13.08.2018
  • Sideliner
    Sideliner

    Wo ist die Verzweiflung? Der Kurs bewegt sich innert der Freitagsspanne. Bei "Verzweiflung" hätte ich mit einem Gap und Kursen jenseits der 9 oder 10 Lira pro Euro gerechnet. So sieht das alles noch recht kontrolliert und vor allem kontrollierbar aus.

    10:38 Uhr, 13.08.2018
    2 Antworten anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Ich hoffe auf den totalen kollaps ! Lira verfall auf 20 zu 1 ! Erdogahn sturz und und totalverlust bei allen Tuerkischen Erdolf waehlern und ubs und konsorten .............. Keine hilfen keine bail outs !!! Nichts mehr !! Auf das die Welt endlich wieder weisxwas Konsequenzen bedeutet !!!

    10:00 Uhr, 13.08.2018

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

Mehr über Alexander Paulus
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