Wissensartikel
14:15 Uhr, 03.05.2016

Optionen, Optionsscheine und Zertifikate - wo sind da die Unterschiede?

Grundsätzlich handelt es sich bei allen genannten Produkten um Derivate, ein gegenseitiger Vertrag der sich auf einen Basiswert (Underlying) bezieht. Als Basiswerte werden Wertpapiere, Währungen, Rohstoffe, oder finanzielle Kennzahlen bezeichnet.

Derivate sind dafür bekannt, höhere Risiken aufzuweisen, was – wenn man das gleiche Volumen unterstellt -nicht stimmt.

Derivate haben die gleichen Marktrisiken wie die zugrunde liegenden Kassageschäfte. Unterschiede ergeben sich vor allem bei der Preisbildung von Derivaten, da neben dem Kurs des Basiswertes noch andere Parameter (z.B. Restlaufzeit, Volatilität, Strike) den Preis des Derivates beeinflussen.

Speziell bei verbrieften Termingeschäften besteht das Risiko einer Lieferungspflicht, wodurch bei Fälligkeit zusätzliche Geldmittel aufgebracht werden müssen. Das „höhere“ Risiko kommt bei Derivaten vor allem durch den möglichen Hebeleffekt.

Beispiel: Wenn ich 10.000 Euro zu investieren habe und den Kauf einer Aktie mit dem Kauf der Aktienoption vergleiche und ich die 10.000 als Prämie einsetzte, dann kommt der Hebeleffekt dazu, wodurch ich das Recht habe, viel mehr Aktien zu beziehen. Dies lässt meinen Gewinn, aber auch meinen Verlust, um ein Vielfaches auf Kursänderungen reagieren. Durch das hohe Ausmaß an Gestaltungsfreiheit bei Derivaten ergeben sich oft starke Hebeleffekte, welche einen Totalverlust oder sogar Verlust darüber hinaus mit sich führen können.

Nun genauer zu den einzelnen Produkten:

  • Optionen sind börsengehandelte standardisierte Termingeschäfte, mit dem Recht einen Basiswert während oder bis Ablauf einer Zeitspanne zu einem vereinbarten Preis (Strike) zu kaufen oder zu verkaufen. Man unterscheidet zwischen Kaufoptionen (Calls) oder Verkaufsoptionen (Puts), dabei ist es möglich der Inhaber einer Option zu sein (Kauf Call/Kauf Put) oder der Stillhalter. (Verkauf Call/Verkauf Put). Beispiel: Man kauft eine Apple Call Option mit Strike 110 und übt diese aus, dann bekommt man Apple-Aktien für 110$ pro Aktie geliefert.
  • Bei Optionsscheinen handelt es sich um verbriefte Optionen, um diese in kleineren Stückzahlen für Privatpersonen zugänglich zu machen. Sie verhalten sich in allen Bestandteilen wie börsengehandelte Optionen (Strike, Laufzeit, Bezugsverhältnis) mit dem Unterschied, dass der Emittent immer der Stillhalter der Option bleibt und der Käufer immer nur der Inhaber des Optionsscheines sein kann. Für den Käufer entsteht dadurch ein Emittentenrisiko. Im Fall einer Insolvenz des Emittenten, (z.B. Lehman Brothers) sind alle Optionsscheine Wertlos, da es sich dabei um Schuldverschreibungen gegenüber des Emittenten handelt
  • Zertifikate zählen zu den strukturierten Finanzprodukten, diese bestehen aus einem Basiswert plus einer oder mehreren derivativen Komponenten. Sie besitzen ein spezielles Risikoprofil und sind daher auf bestimmte Erwartungshaltungen zugeschnitten. Durch die unbegrenzten Möglichkeiten bei der Strukturierung kann jedes erdenkliche Szenario verbrieft werden. Anschließend wird es in kleineren Stückzahlen an Privatanleger verkauft. Grundsätzlich lässt sich zwischen Partizipationszertifikaten (Wert des Zertifikates bildet einen oder mehrere Basiswerte ab) und Zertifikate mit definiertem Rückzahlungsprofil unterscheiden. (Optionsscheine, Knock Outs, Discountzertifikate, Mini-Futures, etc)

Vergleich der Produkte

Vorteile Nachteile
Optionen

Hebeleffekt

Transparenz des Produktes (börsengehandelt)

Jedes Marktszenario kann umgesetzt/synthetisch nachgebildet werden

Handel von Wahrscheinlichkeiten

Kein Emittentenrisiko

Bei ungesicherten Short Optionen (für Stillhalter) können sehr hohe Verluste auftreten

Standardisierte Kontraktspezifikationen (z.B. 1 Option entspricht dem Recht für 100 Aktien)

Höherer (Mindest)kapitalaufwand (Margins)

Optionsscheine

Hebeleffekt

Stückelung in kleine Positionen möglich

Verlustrisiko auf eingesetztes Kapital beschränkt

Intransparenz bei der Preisbildung und der Einflussfaktoren (z.B. implizierte Volatilität)

Keine Stillhalter Positionen möglich/Emittent hält immer die Gegenposition

Emittentenrisiko

Zertifikate

Hebeleffekt

Stückelung in kleine Positionen möglich

Verlustrisiko auf eingesetztes Kapital beschränkt

Jedes Marktszenario kann umgesetzt werden

Intransparenz bei der Preisbildung und der Einflussfaktoren (z.B. implizierte Volatilität)

Keine Stillhalter Positionen möglich/Emittent hält immer die Gegenposition

Oft hoher Spread oder Ausgabeaufschlag

Emittentenrisiko

Wer Interesse an den Themen Zertifikate und Optionen hat oder sich allgemein weiterbilden möchte, findet unter folgendem Link Informationen zu unseren Ausbildungen. Testen Sie Ihr aktuelles Know-how in unserer kostenlosen Demoversion, der Zertifikate Cyber*School.

Laufend neue Inhalte von mir finden Sie auf meinem Experten Desktop !

3 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • katzenfreund
    katzenfreund

    man muss AAPL zu 110 abnehmen auch wenn der Kurs 60 ist ...

    19:55 Uhr, 04.05.2016
    1 Antwort anzeigen
  • LAMBO_BABY
    LAMBO_BABY

    Was wäre die Welt ohne Derivate noch wert? :-D

    Tyler, liest Du hier noch mit im Moderations Betrieb welcher für einige Kommentatoren wie mich gilt?

    14:59 Uhr, 03.05.2016