DAX-Strategie: 2.450 Prozent in 17 Jahren
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Erwähnte Instrumente
Wäre es nicht schön, immer nur dann im Aktienmarkt investiert zu sein, wenn die Kurse auch steigen? Mit der in diesem Artikel vorgestellten Strategie wird das näherungsweise möglich.
Die Idee hinter der Strategie: Der Anleger möchte immer nur dann im DAX investiert sein, wenn sich dieser in einem Bullenmarkt befindet, die Kurse also nachhaltig steigen. Befindet sich der DAX in einem anhaltenden Abwärtstrend, verharrt der Anleger lieber an der Seitenlinie und parkt sein Kapital zum Beispiel auf einem Tagesgeldkonto.
Eine einfache Regel bestimmt, ob der Anleger investiert ist
Statt separater Regeln für Einstieg, Ausstieg und Stop-Loss besteht die in diesem Artikel vorgestellte Strategie strenggenommen nur aus einer einzigen Regel:
Der Anleger muss sich jeden Tag nur die Frage stellen: Ist der DAX aktuell weniger als 10 Prozent vom 52-Wochen-Hoch entfernt? Lautet die Antwort ja, bleibt der Anleger im DAX investiert (oder investiert neu). Lautet die Antwort nein, bleibt der Anleger nicht im DAX investiert (oder verkauft eine bestehende Position).
Konkret wird zu jedem DAX-Schlusskurs auf Xetra überprüft, ob der Abstand zum 52-Wochen-Hoch (auf Schlusskurs-Basis) größer oder kleiner als 10 Prozent beträgt. Ist der Abstand geringer als 10 Prozent, dann ist der Anleger bis zum nächsten DAX-Schlusskurs im DAX investiert.
Der Sinn hinter dieser Strategie ist einfach: Befindet sich der DAX in einem ausgeprägten Bullenmarkt, so notiert er in der Regel auch in der Nähe des 52-Wochen-Hochs. Fällt der Index hingegen um mehr als 10 Prozent gegenüber dem höchsten Stand der vergangenen 52 Wochen zurück, ist der Anleger besser beraten, vom Aktienmarkt fern zu bleiben.
4.600 Punkte in 17 Jahren
Für die erläuterte Strategie wurde ein Backtest von Anfang 2000 bis zum 1.Juni 2017 durchgeführt. Die folgende Grafik zeigt den Gewinn in DAX-Punkten, den ein Anleger mit der dargestellten Strategie (vor Kosten) realisiert hätte und vergleicht das Ergebnis mit einem einfachen Buy-and-Hold-Ansatz, bei dem der Anleger ständig im DAX investiert ist.
Auf den ersten Blick sieht das Ergebnis eher enttäuschend aus: Schließlich hätte der Anleger in gut 17 Jahren gerade einmal 5.798 DAX-Punkte verdient und damit sogar etwas weniger als ein Buy-and-Hold-Anleger, der auf 5.914 DAX-Punkte gekommen wäre.
Doch die Grafik lässt bereits erahnen, dass dieser oberflächliche Vergleich nicht ganz korrekt ist. Schließlich hatte die Buy-and-Hold-Strategie zwischenzeitlich auch riesige Verluste (Drawdowns) zu verzeichnen. So hätte der Buy-and-Hold-Anleger bis März 2003 einen zwischenzeitlichen Verlust von mehr als 4500 DAX-Punkten verbucht, während der Anhänger der Strategie nur einige hundert Punkte Verlust zu beklagen hatte.
Geringeres Risiko lässt sich in höhere Rendite ummünzen
Mit einem deutlich geringeren Risiko erzielt die dargestellte Strategie also ungefähr die gleiche Rendite wie ein Buy-and-Hold-Ansatz im DAX. Damit wäre die Strategie bereits gegenüber einem Buy-and-Hold-Ansatz zu bevorzugen. Doch das geringere Risiko lässt sich tatsächlich auch in eine höhere Rendite verwandeln.
Verwendet man ein täglich gehebeltes DAX-Produkt wie einen gehebelten ETF oder ein Faktorzertifikat, so lässt sich das geringere Risiko im Vergleich zum Buy-and-Hold-Ansatz direkt in eine höhere Rendite umwandeln. Denn bei solchen Produkten führt ein zwischenzeitlicher Drawdown wie beim Buy-and-Hold-Ansatz dazu, dass der Anleger in den guten Phasen zunächst einmal die hohen Verluste der vorherigen schwachen Phase wieder aufholen muss. Dabei gilt zum Beispiel: Wer 50 Prozent seines Vermögens durch einen Kurssturz verliert, benötigt anschließend bereits eine Performance von 100 Prozent, um das Ausgangsniveau wieder zu erreichen!
Da bei der gezeigten Strategie keine großen Verlustphasen auftreten, vermehrt sich das Kapital auf lange Sicht mit einer deutlich höheren Wachstumsrate als beim Buy-and-Hold-Ansatz. Der Unterschied ist umso größer, je größer der Hebel ist, mit dem die Strategie umgesetzt wird.
Die folgende Grafik zeigt, wie sich eine Investition von 1.000 Euro in einen zweifach gehebelten DAX-ETF entwickelt hätten. Die blaue Linie zeigt die Entwicklung unter Befolgung der oben erläuterten Strategie. In den 17 Jahren wären aus den 1.000 Euro mehr als 5.000 Euro geworden. Die Investition des Buy-and-Hold-Anlegers wäre nur auf rund 3.500 Euro gewachsen.
Noch größer wird der Vorteil der Strategie, wenn diese mit einem vierfach gehebelten DAX-ETF umgesetzt wird. In diesem Fall wären aus den 1.000 Euro in gut 17 Jahren mehr als 25.000 Euro geworden. Der Buy-and-Hold-Anleger hätte aus seiner Investition in einen vierfach gehebelten DAX-ETF mit rund 12.500 Euro nicht einmal die Hälfte verdient.
Wie die Grafik allerdings auch zeigt, ist der Drawdown mit einem vierfach gehebelten DAX-ETF bereits so groß, dass die meisten Anleger vor einer solchen Umsetzung der Strategie zurückschrecken dürften. Schließlich hätte sich das Kapital des Strategie-Anlegers in der unglücklichen Phase ab Frühjahr 2015 zwischenzeitlich mit einem vierfach gehebelten ETF ungefähr gedrittelt, wenn er der Strategie gefolgt wäre. Ausgerechnet in dieser Phase zeigte die Strategie nämlich auch risikoadjustiert eine Unterperformance gegenüber dem Buy-and-Hold-Ansatz.
Fazit: Die dargestellte Strategie führt bei einer ungehebelten Umsetzung ungefähr zur gleichen Rendite wie ein Buy-and-Hold-Investment im DAX, allerdings mit deutlich geringeren Drawdowns. Wird die Strategie mit einem gehebelten DAX-ETF umgesetzt, so erzielt der Anleger mit der Strategie eine deutlich höhere Performance als der ständig im DAX investierte Anleger.
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Informativer Artikel, vielen Dank. Mich würde interessieren, wie sich die Gebert-Strategie in diesem Zeitraum mit einem gehebelten DAX-ETF entwickelt hätte.
Milchmädchenrechnung! Wenn man mal die Ordergebühren für das ständige kaufen und verkaufen mit einrechnet, dann kommt man auch schon wieder auf ein anderes Ergebnis. Und in volatilen Wochen um die -10% Marke kann da mal ganz schön was zusammen kommen! Ach ja, mal ganz zu schweigen davon, dass der "gemeine" buy and hold Anleger günstige Kurse zum Aufstocken der Position nutzt! :)
Dass ich mit meiner Vermutung Recht hatte und die hier gemachte Analyse schlichtweg fachlich unsauber durchgeführt wurde, beweise ich Ihnen u.a. mit folgender Illustration.
http://bit.ly/2rCRM6A
Ein paar Kennzahlen zur Untermauerung: Der Dax stand zur Eröffnung des 02.01.2000 bei 6961 Punkten und diesen Freitag zum Schluss bei 12842, d.h. ein Anleger hätte mit Buy and hold in diesem Zeitraum 84,48 Prozent verdient. Zwischendurch musste der Anleger jedoch einen maximalen Verlust von circa 70 Prozent hinnehmen (dotcom-Bubble). Macht ein Rendite/Max.DD Verhältnis von circa 1,2. Der Anleger mit der Strategie hat im selben Zeitraum eine Performance von 163 Prozent erzielt, wobei der maximale Drawdown nur 32 Prozent betrug. Das macht ein Rendite/Max.DD Verhältnis von 5,09. Chapeau!
Aber wie gut, dass diese Strategie, welche - Zitat "auf den ersten Blick eher enttäuschend aussieht" - niemals von dem Autor benutzt werden würde ;)
Die Aussagekraft absoluter Zahlen in Bezug auf Performance ist nicht vorhanden. "[..] weniger als ein Buy-and-Hold-Anleger, der auf 5.914 DAX-Punkte gekommen wäre. " Aha, und wo stand der Dax Anfang des Jahrtausends? Bei 10000, ergo 59,14 Prozent Gewinn? Oder bei 2000, sprich 295,7 Prozent Gewinn? Und weiter gehts: "[...] einen zwischenzeitlichen Verlust von mehr als 4500 DAX-Punkten verbucht." Aha, und wo stand vor dem Einbruch? Bei 10000, ergo 45 Prozent Drawdown? Oder bei 5000 und somit 90 Prozent Drawdown?
Ohne die genauen Zahlen zu kennen vermute ich, dass die Strategie bereits im "ungehebelten" Modus deutlich besser performt hätte als ihre Analyse es suggeriert. Dies liegt daran, dass der Gewinn in "Dax-Punkten" gemessen wurde und nicht in Prozent. Ich werde dies heute noch mit mir vorliegenden Daten überprüfen.
Verstehen Sie diesen Beitrag bitte als konstruktive Kritik, um in Zukunft dem Leser des Artikels die Einordnung von Performance- und Risikokennzahlen vorgestellter Strategien zu erleichtern.
Die Performance würde sich noch ganz (ganz!) anders darstellen, wenn man automatisch beim Ausstieg aus dem DAX statt dem Tagesgeld-Konto einen Bond-ETF nähme, z.B. den TLT.
Hallo,
wie sieht die Performance-Kurve dieser Strategie in den Jahren 1880 bis 1970 (achtzehn-hundert-und-achzig bis neunzehn-hundert-und-siebzig) aus?
Beste Grüße!
Gibt es überhaupt schon so lange Faktor-Zerties?
Sind HS auf den DAX schon grundlegend fehlerbehaftet, so kann eine backup-Simulation
(hier simpler GDL) kaum geglaubt werden, so lange sie nicht Futures als Basis (ETF könnte gehen) haben. Vor allem nur long als Playside
1) Einmal wird Geld/Brief vergessen, dann die fills die man nicht bekommt.
2) Das Aufgeld durch Vola, gerade in den "heißen" wichtigen Phasen.
3) Die zerfressenden Gebühren in Seitwärtsphasen
Kann ja jeder sehen wie er will, längere Zeiträume als vor 2010 sind imho unsinnig und leider
wird es ab 2018 noch schwieriger. Rein aufgrund geänderter Steuer.
Im Bullenmarkt ja kein Wunder, und es wurden auch aus
a)6000 € schon wieder 4000€,
b) ca. 37500 wieder ca 12,500
schlechtes MM für mich
Zum Fazit dazu gehört fairerweise auch, dass in 11,5 Jahren aus 1000 Euro 4000 wurden. Der eigentliche Gewinn wurde mit sehr hohen Schwankungen erst ab Ende 2012 in einer Börsenhochphase erzielt. Insofern macht es wenig Sinn eine solche Rechnung seit 2000 zu machen