Zinssenkung die 9. Die türkische Notenbank tut es erneut
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Ankara (Godmode-Trader.de) - Die türkische Zentralbank hat erneut an der Zinsschraube gedreht. Der einwöchige Reposatz werde um 0,50 auf 8,25 Prozent reduziert, teilte die Notenbank am Donnerstag mit. Es ist die neunte Zinssenkung innerhalb eines Jahres. Die Währung wird durch Zinssenkungen geschwächt. Die türkische Lira war Anfang Mai zum US-Dollar auf ein Rekordtief gefallen. Auch heute gab die Türkei-Währung in einer ersten Reaktion auf den Zinsschritt nach.
Doch die Argumente für eine weitere Lockerung der Geldpolitik überwogen heute. Die Notenbank will mit niedrigeren Zinsen die Wirtschaft ankurbeln. Kredite für Unternehmen und Verbraucher sollen günstiger werden. Das ist von der Politik so gewollt. Jüngste Daten legen aber auch das Ausmaß des durch den Coronavirus verursachten wirtschaftlichen Abschwungs offen. Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze sind bereits im März massiv eingebrochen. Und die Stimmungsindikatoren deuten darauf hin, dass der April noch schwächer ausfallen dürfte. Der Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes signalisiert einen Rückgang der Industrieproduktion um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Der Inflationsdruck hat derweil nachgelassen. Die Jahresrate fiel von 11,9 Prozent im März auf 10,9 Prozent im April. Dies war teilweise auf den Einbruch der Energiepreise zurückzuführen, aber es gab auch Anzeichen dafür, dass die Kerninflation nachlässt. Am wichtigsten ist jedoch vielleicht, dass sich die Lira zuletzt einigermaßen gefangen hat. Die Währung war Anfang Mai auf ein Rekordtief gefallen, als das Vertrauen der Investoren in die politische Reaktion auf die Krise am Boden lag. Aber die Lira hat in den letzten zwei Wochen einen Teil ihrer Verluste wieder wettgemacht, in der Hoffnung, dass die Türkei finanzielle Unterstützung erhält, um die aus der Krise resultierenden Zahlungsbilanzbelastungen zu bewältigen.
Tatsächlich hat die Türkei Anfang dieser Woche den Umfang ihrer Devisenswap-Linie mit der Zentralbank von Katar von 5 Mrd. auf 15 Mrd. US-Dollar verdreifacht. Und heute kündigte Japans Premierminister Shinzo Abe an, dass Tokio die Türkei medizinisch und finanziell unterstützen wird, um bei den wirtschaftlichen Folgen der Krise zu helfen. Die Türkei befindet sich Berichten zufolge auch in Gesprächen mit der Bank of England und der People's Bank of China über Währungs-Swap-Linien, auch wenn noch nicht klar ist, wie diese Verhandlungen ausgehen.
Freilich kann die Finanzierung, die zur Verfügung gestellt wird, nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Die fällig werdenden Auslandsschulden der Türkei belaufen sich in den nächsten zwölf Monaten auf rund 160 Mrd. Dollar, und der krisenbedingte Einbruch des Tourismussektors und des Außenhandels hat das Leistungsbilanzdefizit noch vergrößert.
Ein Risiko besteht insofern, als dass die Regierung unter politischem Druck die Zentralbank zwingen könnte, die Geldpolitik zu lange zu locker zu halten, wie es nach der globalen Finanzkrise geschehen ist. Laut Capital Economics würde dies dazu führen, dass die Inflation wieder stark ansteigt und neue makroökonomische Ungleichgewichte hervorgerufen werden.
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