Fundamentale Nachricht
16:25 Uhr, 21.05.2020

Zinssenkung die 9. Die türkische Notenbank tut es erneut

Die Notenbank CBRT will mit niedrigeren Zinsen die schwächelnde Wirtschaft in der Corona-Krise stützen. Die Leitzinsen liegen derzeit deutlich unter der Inflationsrate. Die Notenbank muss bei ihren Entscheidungen aber auch die Währung im Blick behalten.

Erwähnte Instrumente

  • USD/TRY
    ISIN: XC000A0C31T3Kopiert
    Kursstand: 6,79639 TL (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Ankara (Godmode-Trader.de) - Die türkische Zentralbank hat erneut an der Zinsschraube gedreht. Der einwöchige Reposatz werde um 0,50 auf 8,25 Prozent reduziert, teilte die Notenbank am Donnerstag mit. Es ist die neunte Zinssenkung innerhalb eines Jahres. Die Währung wird durch Zinssenkungen geschwächt. Die türkische Lira war Anfang Mai zum US-Dollar auf ein Rekordtief gefallen. Auch heute gab die Türkei-Währung in einer ersten Reaktion auf den Zinsschritt nach.

Doch die Argumente für eine weitere Lockerung der Geldpolitik überwogen heute. Die Notenbank will mit niedrigeren Zinsen die Wirtschaft ankurbeln. Kredite für Unternehmen und Verbraucher sollen günstiger werden. Das ist von der Politik so gewollt. Jüngste Daten legen aber auch das Ausmaß des durch den Coronavirus verursachten wirtschaftlichen Abschwungs offen. Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze sind bereits im März massiv eingebrochen. Und die Stimmungsindikatoren deuten darauf hin, dass der April noch schwächer ausfallen dürfte. Der Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes signalisiert einen Rückgang der Industrieproduktion um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Inflationsdruck hat derweil nachgelassen. Die Jahresrate fiel von 11,9 Prozent im März auf 10,9 Prozent im April. Dies war teilweise auf den Einbruch der Energiepreise zurückzuführen, aber es gab auch Anzeichen dafür, dass die Kerninflation nachlässt. Am wichtigsten ist jedoch vielleicht, dass sich die Lira zuletzt einigermaßen gefangen hat. Die Währung war Anfang Mai auf ein Rekordtief gefallen, als das Vertrauen der Investoren in die politische Reaktion auf die Krise am Boden lag. Aber die Lira hat in den letzten zwei Wochen einen Teil ihrer Verluste wieder wettgemacht, in der Hoffnung, dass die Türkei finanzielle Unterstützung erhält, um die aus der Krise resultierenden Zahlungsbilanzbelastungen zu bewältigen.

Tatsächlich hat die Türkei Anfang dieser Woche den Umfang ihrer Devisenswap-Linie mit der Zentralbank von Katar von 5 Mrd. auf 15 Mrd. US-Dollar verdreifacht. Und heute kündigte Japans Premierminister Shinzo Abe an, dass Tokio die Türkei medizinisch und finanziell unterstützen wird, um bei den wirtschaftlichen Folgen der Krise zu helfen. Die Türkei befindet sich Berichten zufolge auch in Gesprächen mit der Bank of England und der People's Bank of China über Währungs-Swap-Linien, auch wenn noch nicht klar ist, wie diese Verhandlungen ausgehen.

Freilich kann die Finanzierung, die zur Verfügung gestellt wird, nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Die fällig werdenden Auslandsschulden der Türkei belaufen sich in den nächsten zwölf Monaten auf rund 160 Mrd. Dollar, und der krisenbedingte Einbruch des Tourismussektors und des Außenhandels hat das Leistungsbilanzdefizit noch vergrößert.

Ein Risiko besteht insofern, als dass die Regierung unter politischem Druck die Zentralbank zwingen könnte, die Geldpolitik zu lange zu locker zu halten, wie es nach der globalen Finanzkrise geschehen ist. Laut Capital Economics würde dies dazu führen, dass die Inflation wieder stark ansteigt und neue makroökonomische Ungleichgewichte hervorgerufen werden.

USD/TRY
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    FOREX

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten