Analysteneinschätzung
12:50 Uhr, 18.06.2020

WIRECARD: "Zockerpapier"!

Die NordLB rät: „Finger weg von der Wirecard-Aktie“. (Anlageurteil: „Verkaufen“, Kursziel: 20,00 Euro). Morgan Stanley belässt den Titel nach der abermaligen Bilanzverschiebung hingegen auf „Equal-weight" - ein Kursziel wurde nicht genannt.

Erwähnte Instrumente

  • Wirecard AG
    ISIN: DE0007472060Kopiert
    Kursstand: 54,940 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen

Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Wirecard hat mitgeteilt, dass die für heute geplante Veröffentlichung des Konzernabschlusses für das Geschäftsjahr 2019 erneut verschoben werden muss. Es ist das vierte Mal. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young hat das Unternehmen darüber informiert, dass bisher keine ausreichenden Prüfungsnachweise für die im Konzernabschluss zu konsolidierenden Kassenbestände auf Treuhandkonten in Höhe von 1,9 Mrd. Euro (ca. ein Viertel der Bilanzsumme) erlangt werden konnten.

Es gibt offenbar Hinweise darauf, dass den Wirtschaftsprüfern von Seiten des Treuhänders bzw. der kontoführenden Banken des Treuhänders gefälschte Saldenbestätigungen vorgelegt wurden, um die Wirtschaftsprüfer zu täuschen und eine falsche Vorstellung von der Existenz solcher Barguthaben oder der Führung der Konten zugunsten der Unternehmen der Wirecard-Gruppe zu erwecken. Aus diesem Grund konnte die Jahresabschlussprüfung noch nicht vollendet werden. Wenn beglaubigte Jahres- und Konzernabschlüsse nicht bis morgen, 19. Juni, vorgelegt werden, können Kredite an die Wirecard AG in Höhe von rund 2 Mrd. Euro fällig gestellt werden. Der Vorstand der Wirecard arbeitet gemeinsam mit Ernst & Young intensiv an einer Klärung der Situation.

Das letzte noch vorhandene Fünkchen an Anlegervertrauen dürfte nun verspielt sein, kritisiert die NordLB in einer ersten Stellungnahme. Die Gesamtsituation bei Wirecard könne nur noch als unhaltbar bezeichnet werden. Nachdem schon die monatelange Sonderprüfung von KPMG nicht zu einer vollständigen Entkräftung der von externen Medien erhobenen Manipulationsvorwürfe geführt habe, weite sich der Skandal nach der vierten Verschiebung der Bilanzvorlage in Verbindung mit neuen schweren Vorwürfen nun zu einer existenzbedrohenden Krise aus, schrieb Analyst Wolfgang Donie. „Die Wirecard-Aktie ist endgültig zu einem Zockerpapier verkommen“. Donie rät: „Finger weg von der Wirecard-Aktie“. (Anlageurteil: „Verkaufen“, Kursziel: 20,00 Euro).

Auch aus Sicht von Independent Research hat Wirecard nun endgültig das Vertrauen bei den Investoren verspielt. Die Unsicherheit, was die weitere Entwicklung von Wirecard anbelange, sei nun erheblich gestiegen, so die Analysten. Zudem bestehe nun auch ein sehr hohes Risiko, dass sich die Kunden von Wirecard abwenden könnten. Bei einem deutlich auf 40,00 (alt: 120,00) Euro gesenkten Kursziel stuft Independent Research die Wirecard-Aktie auf „Verkaufen“ (alt: Kaufen) ab.

Morgan Stanley belässt Wirecard nach der abermaligen Bilanzverschiebung auf „Equal-weight". Ein Kursziel wollte Analyst Adam Wood in seiner Studie nicht nennen. Sollte das Testat der Wirtschaftsprüfer von EY nicht bis zum morgigen Freitag vorliegen, könnten Kreditlinien gekündigt werden, konstatierte Wood. Dies rücke die Liquidität des Konzerns in den Fokus.

Die Deutsche Börse wird aufgrund der nicht fristgerechten Lieferung des Jahresfinanzberichts nun ein Sanktionsverfahren prüfen, wie ein Sprecher des Börsenbetreibers zu dpa-AFX sagte. Da Wirecard mit der erneuten Verschiebung des Jahresabschlusses allerdings erstmals gegen seine Börsenpflicht verstoßen habe, sei die Einleitung eines Sanktionsverfahrens aktuell aber eher unwahrscheinlich, hieß es von einem Insider. Die finanzielle Höchststrafe betrage eine Mio. Euro.

Wirecard AG
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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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