ADIDAS: Jetzt kann es nur noch ein neuer Konzernlenker richten
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In beschaulichen Herzogenaurach in Franken hängt der Haussegen heute so richtig schief. Der Sportartikelkonzern Adidas hat zum zweiten Mal binnen drei Monaten seine Geschäftsaussichten eingestampft. Anhaltende Probleme in China, einer schleppenden Nachfrage in vielen Ländern und steigender Kosten setzten dem Riesen zu.
Am Aktienmarkt ist man darob freilich wenig begeistert. Das Papier brach zum Start um rund achteinhalb Prozent auf 105 Euro und damit den tiefsten Stand seit dem Frühjahr 2016 ein. Zuletzt lag der Titel zweistellig im Minus. Die Adidas-Aktie ist von dem im August 2021 erreichten Rekordhoch von mehr als 336 Euro inzwischen meilenweit entfernt. In diesem Fall können auch die neuen Ultraboost Laufschuhe mit ihrer gepriesenen Performance wenig ausrichten. In den zehn Jahren der Beobachtung des Sportartikelsektors sei die Stimmung nie so negativ gewesen, sagte die JPMorgan-Expertin Chiara Battistini.
Das Management rechnet für 2022 in den fortgeführten Geschäftsbereichen jetzt nur noch mit einem Gewinn von rund 500 Mio. Euro, wie Adidas am Donnerstag nach Börsenschluss mitteilte. Hier hatte die Prognose zuvor bei rund 1,3 Mrd. Euro gelegen. Das stark gekappte Gewinnziel geht auch auf Einmalaufwendungen etwa für den Rückzug aus Russland zurück, sowie auf Rabatt-Aktionen zum Abbau der hohen Lagerbestände. Beim Umsatz rechnet der Konzern für dieses Jahr mit einem währungsbereinigten Umsatzanstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich (zuvor: Plus im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich). Die branchenwichtige Bruttomarge soll jetzt nur noch 47,5 Prozent erreichen (-1,5 %)
JPMorgan-Expertin Chiara Battistini zufolge bedeuteten die neuen Ziele eine 40-prozentige Kürzung ihrer diesjährigen operativen Gewinnschätzung. Beim Überschuss sinke ihre Erwartung sogar um 60 Prozent.
Für das Jahr 2023 erwartet das Unternehmen, dass sich der Wegfall der im Jahr 2022 angefallenen Einmalkosten in Höhe von rund 500 Mio. Euro in der gleichen Größenordnung positiv auf die Entwicklung des Konzernergebnisses auswirken wird. Darüber hinaus hat Adidas angesichts des herausfordernden Marktumfelds ein Programm zur Geschäftsverbesserung aufgelegt, um die Profitabilität zu sichern. Im Rahmen dieses Programms hat das Unternehmen mehrere Initiativen gestartet, die darauf abzielen, die erheblichen Kostensteigerungen, die sich aus dem Inflationsdruck in der gesamten Wertschöpfungskette sowie aus ungünstigen Währungskursentwicklungen ergeben, abzufedern. Insgesamt soll das Paket, das im vierten Quartal 2022 zu einmaligen Kosten in Höhe von rund 50 Mio. Euro führen wird, im Jahr 2023 einen Kostenanstieg von bis zu 500 Mio. Euro kompensieren. Darüber hinaus soll es im nächsten Jahr einen positiven Ergebnisbeitrag von rund 200 Mio. Euro liefern.
Auf Basis vorläufiger Zahlen stieg der währungsbereinigte Umsatz im dritten Quartal dieses Jahres um 4 Prozent. Der Umsatz in der Region China ging dabei zweistellig zurück. Ohne China stiegen die Erlöse in den anderen Märkten des Unternehmens hingegen weiterhin zweistellig. Die Bruttomarge sank um 1,0 Prozentpunkte auf 49,1 Prozent, die operative Marge erreichte 8,8 Prozent (2021: 11,7 %). Der Nettogewinn aus fortgeführten Geschäftsbereichen belief sich im dritten Quartal auf 179 Mio. Euro (2021: 479 Mio. Euro).
Die Gewinnentwicklung spiegelt mehrere Sonderkosten in Höhe von insgesamt fast 300 Mio. Euro wider. Der Großteil ist in der Entscheidung des Unternehmens begründet, die Geschäftsaktivitäten in Russland einzustellen. Darüber hinaus wirkten sich einmalige Kosten im Zusammenhang mit dem beschleunigten Cash-Pooling in Hochinflationsländern, ein beigelegter Rechtsstreit sowie höhere Rückstellungen für zollbedingte Risiken negativ auf den Bruttogewinn, die Betriebskosten sowie den Finanz- und Steueraufwand des Unternehmens im Sommerquartal aus.
Die UBS beließ die Aktie auf "Neutral" mit einem Kursziel von 127 Euro. Die neuerliche Gewinnwarnung sei ein Beweis dafür, wie schwierig sich kurzfristig die weitere Geschäftsentwicklung vorhersehen lasse, schrieb Analystin Zuzanna Pusz. Hauck Aufhäuser Investment Banking notierte, es sei kürzlich in einer Warnung von Nike schon klar geworden, dass erhöhte Lagerbestände die Profitabilität auf dem globalen Sportbekleidungsmarkt beeinträchtigen. Adidas sei aber auch mit unternehmensspezifischen Problemen konfrontiert. Die französische Großbank Societe Generale bemerkte, die Herzogenauracher bräuchten dringend einen neuen Konzernlenker.
Lesen Sie zu Adidas bitte auch die Analyse meines Kollegen Sascha Gebhard: ADIDAS – Wie ist die deutliche Gewinnwarnung einzuordnen?
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