Kommentar
13:11 Uhr, 27.08.2018

Warum der Ölpreis wieder auf 50 US-Dollar fallen könnte

Vor wenigen Wochen konnte man noch von Preiszielen um 100 Dollar lesen. Tatsächlich steigt der Ölpreis aber nicht mehr. Er fällt. Aber wie weit?

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Seit langem vertrete ich die These, dass ein Ölpreis über 70 US-Dollar je Fass zu hoch ist. Der Hauptgrund für diese Überzeugung liegt in den USA. Die dortige Produktion ist so hoch wie noch nie. Zu verdanken haben wir das dem Boom bei Schieferöl.

Vor 10 Jahren war Schieferöl eine absolute Randerscheinung (Grafik 1). Die Produktion stieg innerhalb von nur 5 Jahren von weniger 1 Mio. Barrel pro Tag auf 5 Mio. Barrel. Im Zuge des Ölpreiscrashs wurden Investitionen auf Eis gelegt. Die Produktion sank. Seit Sommer 2016 wird wieder investiert und mehr produziert. Inzwischen sind es 6 Mio. Barrel pro Tag.

Die höhere Fördermenge in den USA hat die Kürzung der OPEC ausgeglichen. Der rasche Anstieg des Ölpreises hat nun aber dazu geführt, dass die OPEC wieder mehr fördert. Noch Anfang 2018, als die Förderquoten uneingeschränkte Gültigkeit hatten, lag die Fördermenge der größten Produzenten, inkl. Russland, bei 50,1 Mio. Barrel. Ein halbes Jahr später liegt die Fördermenge 3 Mio. Barrel höher.


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Dies beinhaltet bereits den Zusammenbruch des Ölsektors in Venezuela und den ersten Rückgang der Ölexporte aus dem Iran. Anleger hatten Angst, dass die Iransanktionen zu einem Engpass führen könnten. Heute wissen wir: diese Angst war unbegründet.

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In diesem Jahr soll die Nachfrage nach Öl um 1,5 Mio. Barrel pro Tag steigen. Innerhalb eines halben Jahres konnte die Produktion nun aber um 3 Mio. Barrel pro Tag gesteigert werden. Diese Steigerung umfasst dabei nur die größten Produzenten, die zusammen 53 Mio. Barrel fördern. Insgesamt liegt die Fördermenge global bei knapp 100 Mio. Barrel pro Tag.

Die USA sind inzwischen der drittgrößte Produzent der Welt. Hätten Saudi-Arabien und Russland an ihrer reduzierten Fördermenge festgehalten, wären die USA nun auf dem Spitzenplatz. Dazu ist es nicht gekommen.


Die Produktionsmenge stagniert in den USA zudem seit mehreren Wochen. Höhere Ölpreise haben zu höheren Investitionen geführt. Wegen erhöhter Nachfrage sind die Preise für Güter und Dienstleistungen gestiegen. Das drückt die Margen. Mit dem gleichen Investitionsbudget können Unternehmen nun ihre Förderung nur stabil halten und nicht ausweiten.

Investoren wollen zudem endlich positive Cashflows sehen. Die Produktion wird in den USA daher wohl nicht weiter so zulegen wie bisher. Dafür haben die OPEC und Russland Gas gegeben. Die Fördermengenausweitung war zunächst auf die USA zurückzuführen, jetzt auf die OPEC und Russland.

Anleger begreifen das so langsam. Selbst wenn aus dem Iran ab November 2 Mio. Barrel Öl fehlen, ist das kein Problem. Der Ölpreis wird daher kurzfristig unter Druck bleiben und vermutlich noch ein paar Dollar sinken. 50 Dollar je Barrel erscheinen mir jedoch zu tief.

Die Förderkapazität der OPEC ist fast ausgeschöpft. Fällt der Iran aus und steigt die Nachfrage im kommenden Jahr um 1,4 Mio. Barrel, bleibt der Markt ausgeglichen. Das sollte die Preise stützen. Kurzfristig sollte der Preis also weiter sinken und danach wieder auf seine Hochs steigen.

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3 Kommentare

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Man beachte dazu den Öl-ETF mit dem US-Kürzel USO. Einen klareren Aufwärtstrend wird man derzeit nur schwer finden....

    13:14 Uhr, 25.08.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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