Fundamentale Nachricht
11:09 Uhr, 31.03.2015

Wachstumssorgen in China nehmen zu

Die chinesische Zentralbank stemmt sich gegen die Flaute auf dem Immobilienmarkt und lockerte am Montag die teils strengen Anforderungen an Immobilienkredite. Ziel der Liberalisierung ist es, den starken Rückgang der landesweiten Hausverkäufe aufzuhalten.

Peking (BoerseGo.de) - Nachdem Peking bereits im vergangenen Herbst verschiedene Kaufrestriktionen am Immobilienmarkt aufgehoben hat, kündigte die chinesische Zentralbank (PBoC) am Montag eine weitere Liberalisierung an. Ziel ist es, den starken Rückgang der landesweiten Hausverkäufe aufzuhalten.

Demnach müssen Käufer von Zweithäusern, die die Hypothek des ersten Hauses noch nicht abbezahlt haben, fortan nur noch 40 Prozent des Hauswerts als Anzahlungen leisten, teilte die Notenbank mit. Zuvor lag die Anzahlung bei 60 Prozent. Damit sollen Haushalten, die zwar eine laufende Immobilienfinanzierung haben, bessere Lebensumstände ermöglicht werden. Aber auch für Erstkäufer von Häusern sei die erforderliche Anzahlung teilweise gesenkt worden. Darüber hinaus wird die Anzahlungsrate für Hauskäufer, die zur Aufnahme der Hypothek Ersparnisse aus der Vorsorgekasse beziehen, für das Erstobjekt auf 20 Prozent und für das Zweitobjekt auf 30 Prozent reduziert. Das Finanzministerium gab zudem bekannt, dass die Umsatzsteuer beim Verkauf eines Hauses von 5,5 Prozent entfällt, wenn der Verkäufer mindestens zwei Jahre (zuvor fünf Jahre) im Besitz der Immobilie war.

Die angekündigten Lockerungen fielen leicht stärker aus als vom Markt erwartet und dürften die Hausverkäufe und das Investitionswachstum im zweiten Halbjahr 2015 spürbar anziehen lassen. „Scheinbar ist die derzeitige Verfassung des chinesischen Immobilienmarktes aus Sicht der Zentralregierung nicht mehr hinnehmbar", kommentierten die Experten von der NordLB. Die Auswirkungen der heutigen Ankündigungen sei aber als nicht übermäßig hoch zu bewerten. Der chinesische Immobilienmarkt trägt rund ein Viertel zum Bruttoinlandsprodukt des Landes bei.

Nach Einschätzung von HSBC Trinkaus & Burkhardt ist nach den jüngsten Aussagen von Notenbankchef Zhou Xiaochuan von weiteren Maßnahmen auszugehen. Der Präsident der Notenbank merkte am Wochenende an, dass sich die Wachstumsrate ein wenig zu sehr abgeschwächt habe und der Inflationsdruck zu gering sei. Die Währungshüter würden die Risiken einer Deflation sehr sorgfältig beobachten. Mit einem Leitzins von 5,35 Prozent sowie einem Mindestreservesatz von 19 Prozent verfügt die Notenbank über ausreichend Mittel, um noch weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen durchzuführen. Die Experten gehen davon aus, dass die Notenbank den Leitzins bis Ende 2015 auf 4,85 Prozent und den Mindestreservesatz um weitere 2 Prozentpunkte reduziert.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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