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17:41 Uhr, 20.08.2020

Türkische Zentralbank verpasst eine große Chance

Es wäre an der Zeit gewesen, die Zinsen in der Türkei anzuheben, lautet die Kritik an der Untätigkeit der türkischen Zentralbank in Sachen Zinspolitik.

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Ankara (Godmode-Trader.de) - Die türkische Zentralbank hat am Donnerstag ihren Leitzinssatz zum dritten Mal in Folge entsprechend den Markterwartungen unverändert belassen. Der einwöchige Reposatz verharre bei 8,25 Prozent, teilte die CBRT mit. Bei den letzten beiden vorangegangenen Sitzungen hatte die Bank den Leitzinssatz nach einem fast einjährigen Lockerungszyklus, in dessen Verlauf der Leitzins aggressiv ausgehend von 24 Prozent auf das aktuelle Niveau gesenkt wurde, ebenfalls stabil gehalten.

Zuletzt hatte die Zentralbank Schritte veranlasst, die die Lira stärken sollten. Der Erfolg ist bisher bescheiden, auch heute zeigte sich die Landeswährung gegenüber dem US-Dollar windelweich. So erhöhte die CBRT die Refinanzierungskosten, indem die Liquiditätsversorgung über günstigere Geldgeschäfte eingeschränkt wurde. Der geldpolitische Ausschau MPC erklärte, dass er die „Liquiditätsmaßnahmen" fortsetzen werde. „Die allmähliche Normalisierung der pandemie-spezifischen finanziellen Maßnahmen und die jüngsten Straffungsschritte im Liquiditätsmanagement werden als Unterstützung der makrofinanziellen Stabilität gewertet", konstatierte der MPC. „Je nach Verlauf der Pandemie bleiben die Unsicherheiten hinsichtlich der Bedingungen der Inlands- und Auslandsnachfrage jedoch weiterhin beträchtlich".

Ökonomen hatten den Zinsschritt zwar mehrheitlich erwartet, einige hätten sich zur Unterstützung der Lira dennoch eine Straffung erwünscht. Commerzbank-Ökonomin Esther Reichelt zufolge wäre es dringend an der Zeit gewesen, die Zinsschraube anzuziehen: „Nur mit einer offiziellen und signifikanten Leitzinserhöhung kann die Notenbank dem Markt beweisen, dass sie sich nicht scheut, die Zinsen auch entgegen Präsident Erdogans explizitem Wunsch zu erhöhen, wenn es ökonomisch gerechtfertigt ist, um die Lira zu stabilisieren und die Finanzierung des Leistungsbilanzdefizits zu gewährleisten." Die Zentralbank habe durch die Hintertür dafür gesorgt, dass sich die effektiven Refinanzierungskosten erhöht hätten. Auch wenn dieser Weg weiter beschritten werde, bringe dies kaum was, so die Expertin.

Die Zentralbank hat vor kurzem die Obergrenzen für Übernachtkredite der Kreditgeber halbiert und die den Primärhändlern angebotenen Liquiditätsgrenzen auf Null gesenkt. Im Anschluss an die Sitzung des MPC erhöhte die CBRT die Mindestreservesätze für Geschäftsbanken, die die Bedingungen für reales Kreditwachstum erfüllen, um den Märkten Liquidität zu entziehen. Die CBRT „beschloss, die Mindestreservesätze für Banken für Edelmetalldepots um 700 Basispunkte und für alle anderen Devisenverbindlichkeiten um 200 Basispunkte für alle Laufzeitkategorien anzuheben", hieß es in einer Erklärung.

Im Rahmen dieses Schrittes wurden die Mindestreservesätze für türkische Lira für alle Einlagen und Verbindlichkeiten des Investitionsfonds mit einer Laufzeit von bis zu sechs Monaten und andere Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr um 200 Basispunkte und für andere Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren um 150 Basispunkte angehoben. Es wird erwartet, dass durch diesen Schritt rund 17 Mrd. Lira (ca. 2,3 Mrd. Dollar) und 8,5 Mrd. Dollar an Devisen- und Goldliquidität von den Märkten abgezogen wird, so die CBRT.

Der jüngste Lockerungszyklus der CBRT zielte zunächst darauf ab, die Wirtschaft anzukurbeln und später dem durch den Coronavirus-Ausbruch verursachten wirtschaftlichen Abschwung entgegenzuwirken. Doch ein Anstieg des Preisdrucks veranlasste die Bank im vergangenen Monat dazu, ihre Inflationsprognose zum Jahresende anzuheben.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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