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16:10 Uhr, 02.09.2019

Türkische Wirtschaft befreit sich aus dem Tal der Tränen

Die türkische Wirtschaft verzeichnete erneut einen positiven Wachstumswert (auf Quartalbasis). Das Land scheint die Schwächephase nach der Währungskrise des Vorjahres abzuschütteln.

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Ankara (Godmode-Trader.de) - Die türkische Wirtschaft ist im zweiten Quartal zwar um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr geschrumpft, konnte sich damit zum einen aber besser schlagen, als vom Markt erwartet (Volkswirte einen Rückgang um 2,0 Prozent prognostiziert). Auf Quartalsbasis legte das türkische BIP darüber hinaus merklich zu. Im Vergleich zum Jahresauftakt stieg die Wirtschaftsleistung im Zeitraum April bis Ende Juni saison- und kalenderbereinigt um 1,2 Prozent zu, wie das Statistikamt Turkstat am Montag mitteilte. Volkswirte hatten lediglich einen Anstieg um 0,4 Prozent erwartet. Im ersten Quartal war die türkische Wirtschaft mit revidiert 1,6 Prozent aber noch stärker gewachsen (erste Schätzung: 1,3 %).

Die Verlangsamung des Quartalswachstums wurde teils durch einen Einbruch der Anlageinvestitionen bewirkt, die gegenüber den drei Monaten zuvor um 7,4 Prozent sanken. Auch der private Konsum fiel deutlich zurück. Die Staatsausgaben, in der Regel ein wichtiger Treiber des BIP-Wachstums, stiegen gegenüber dem Vorjahr hingegen um 3,3 Prozent, während die Exporte um 8,1 Prozent zulegten.

Die Türkei hat ihre erste Rezession seit zehn Jahren im ersten Quartal zwar beendet, aber die Wirtschaft tut sich weiterhin schwer, die Dynamik aufrechtzuerhalten, da die Aussicht auf Sanktionen der USA das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen erschüttert. Die regierende AK-Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan verstärkte mit ihrer restriktiven und vorschreibenden Wirtschaftspolitik zudem die negative Stimmung.

Ausländische Investoren zogen ihr Geld in diesem risikobehafteten Klima ab, und die Privathaushalte begannen damit, Devisen zu horten. Unterdessen erlitt die Lira im zweiten Quartal eine starken Schwächeeinbruch. Die Währung hat sich seitdem stabilisiert und die politischen Entscheidungsträger haben damit begonnen, den Zugang zur Liquidität zu erleichtern. Zentralbankgouverneur Murat Uysal hat den Leitzins im Juli um 425 Basispunkte gesenkt und damit einen Teil der vorherigen geldpolitischen Straffung rückgängig gemacht.

Das Verbrauchervertrauen notiert unterdessen fast auf einem Fünf-Jahres-Tief, und Frühindikatoren wie die Industrieproduktion deuten auf weitere Einbußen hin. Die Regierung hatte für das Gesamtjahr eigentlich ein Wachstum von 2,9 Prozent erwartet. Immer stärker stellte sich zuletzt aber heraus, dass diese Höhe nicht erreicht werden kann. Finanzminister Berat Albayrak erwartet jetzt zumindest ein positives Wirtschaftswachstum.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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