Selbstdisziplin ist wie ein Muskel, welcher trainiert werden muss
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Wie die Praxis zeigt, tritt bei der Schulung und Ausbildung angehender Trader mit fortscheitender Zeit im Verlauf der Leistungskurve fast ausnahmslos eine vergleichbare Entwicklung auf: nach anfänglichen eher „unterirdischen“ Handelsergebnissen in der Handelssimulation, stabilisiert sich die Kurve mitunter recht rasch und es beginnen sich bereits nach einigen wenigen Wochen doch recht ansprechende Ergebnisse abzuzeichnen. Hierbei reden wir nicht unbedingt von der Höhe der täglich erzielten „Simulations-Trading-Ergebnisse“, sondern zunächst von einer Reduzierung der Volatilität der Einzelergebnisse und des Verhältnisses des Ausmaßes von Gewinn- zu Verlusttrades. Mit beginnender Verfestigung des Regelwerkes steigern sich plötzlich die Ergebnisse und man wähnt sich auf dem richtigen Weg.
Dann setzen „mentale“ Erschöpfungsphasen ein. Plötzlich häufen sich Fehler, Ungeduld gewinnt wieder an Dominanz, man fällt zum Teil wieder in die Anfänge zurück und versucht, Ergebnisse zu erzwingen. Die Ergebniskurven verschlechtern sich mit dieser Entwicklung naturgemäß und dann sind sie wieder da, die Selbstzweifel. Man fragt sich: „Kann ich das Ganze überhaupt?“, „Stell nur ich mich so an?“. Es ist ja nicht so, dass der jeweilige Jung-Trader diese Verschlechterung seiner Entwicklungskurve nicht bemerkt, nur fühlt er sich kaum in der Lage, sich aus dieser Phase selbst zu befreien. Das Ergebnis sind Selbstzweifel und eine völlige Verkrampfung im Handel. Es werden minimalste positive Trading-Resultate krampfhaft festgehalten, nur um diese nicht mehr aufs Spiel zu setzen, es werden ganze Serien von Trades ausgelassen, obwohl diese im Vorfeld richtig als regelkonform erkannt werden. Die Selektionen von einzugehenden Trades erfolgen kaum noch nach Sinn und Verstand, sondern willkürlich und in Abhängigkeit der jeweils aktuellen mentalen Verfassung. Dies ist ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt, anderenfalls wird man dauerhaft keinen Erfolg erzielen, darüber müssen wir uns im Klaren sein.
Ich möchte zunächst etwas Mut-machendes voranstellen: dieses beschriebene Phänomen ist überaus typisch und normal, es durchläuft jeder Trader. Nicht nur einmal, eine solche Phase kommt immer wieder, lediglich ihre emotional durchschlagende Wirkung aufs Gemüt lässt mit der Zeit nach und man hat dann seine persönlichen Methoden, mit denen diese „Hänger“ überwunden werden können. Jetzt aber die etwas provokantere Aussage: gerade in der Anfangsphase trennt sich hier „der Spreu vom Weizen“. Auf was möchte ich hinaus?
Trading ist ein enormes Belastungsszenario für unsere mentale Verfassung. Ein Regelwerk zu erlernen und dieses auch bis zu einem gewissen Grade zu verinnerlichen, ist das Eine und in der Regel nicht die wirkliche Hürde. Die weitaus größere Belastung, der wir ausgesetzt sind, ist dem Standhalten der andauernden Unsicherheit, ob wir genau jetzt das Richtige tun und dem ständigen Druck, nicht nur richtige, sondern überhaupt Entscheidungen treffen zu müssen. Wenn Sie als noch junger, angehender Trader darüber rätseln, warum Sie nach anfänglichen Erfolgen im Simulations-Trading plötzlich eine „Bogenlampe“ in Ihrer Ertragskurve produzieren und sich dieser Prozess plötzlich negativ bis verzweifelnd auf Ihre Gesamtverfassung niederdrückt, kann ich Ihnen den Grund und die Ursache rasch benennen: es ist ein Phänomen, welches in allen Lebenslagen bekannt und normal ist und für Psychologen ein munteres Forschungsfeld darstellt, die „kognitive Entscheidungsmüdigkeit“. Die Anfangsbegeisterung zum Gesamtthema erschöpft sich schneller, als dass die Fähigkeit einer lang anhaltenden Entscheidungsfähigkeit aufgebaut werden kann. Ich sage extra „Entscheidungsfähigkeit“ und nicht „Entscheidungswille“ oder „Entscheidungsbereitschaft“. Letztere spricht Ihnen niemand ab. Aber es ist die „Entscheidungsfähigkeit“, welche wir nicht vollständig beeinflussen können. Ziehen wir Vergleiche zum Marathon-Lauf. Sie stehen an der Straße, sehen die Läufer, hören die Begeisterung der Massen, fühlen sich mitgerissen und entscheiden sich, im Folgejahr mit an den Start zu gehen. Anfängliche erste Trainingsversuche erscheinen vielversprechend. Doch jetzt treten folgende Schwierigkeiten auf: entweder Ihre Ungeduld ist größer als Ihre Vernunft und Sie beginnen sich zu übertrainieren, mit dem Ergebnis von Schmerzen und nachlassenden Leistungen, oder Sie sind zu vorsichtig, so dass Ihr Leistungsaufbau kaum vorangeht. Doch wenn hier nicht das notwendige richtige Maß gefunden wird, werden Sie am nächsten Marathon entweder nur am Start mit dabei sein oder erst gar nicht antreten.
Das Buch „Die Macht der Disziplin“ von Roy Baumeister und John Tierney, erschienen 2012 im Campus Verlag, beschreibt eine Vielzahl von durchgeführten Testreihen an Kindern, Erwachsenen, Managern und anderen Versuchsgruppen im Zusammenhang mit der Messung der Entscheidungsfähigkeiten und stellten fest, dass diese (a) keine stetige Eigenschaft ist, welche wir besitzen, sondern wie ein Muskel sehr rasch ermüden kann (was die Regel ist), aber auch (b) wie ein Muskel trainiert und somit durchhaltbarer stimuliert werden kann.
Auch wenn es langweilig wird, es immer wieder hören oder lesen zu müssen, auch wenn es abgedroschen klingt und man es schon als Floskel wahrnimmt: Entscheidungsfähigkeit ist ein Teil der Selbstdisziplin und muss als solche bewusst trainiert werden. Gehen wir diesen Schritt nicht und akzeptieren wir diese Notwendigkeit nicht, sondern gehen wir darüber hinweg mit den Worten „ich bin selbstdiszipliniert genug“, dann werden dauerhafte Erfolge im Trading ausbleiben. Die Selektion zwischen guten und weniger guten, bis hin zu schlechten Tradern erfolgt nicht über den Grad der Beherrschung eines Handelsregelwerkes, nicht über Kenntnisse zu Themen der Marktanalyse oder anderen relevanten, als Grundwissen absolut notwendigen fundamentalen Bausteinen, sondern einzig und allein über die eigene Fähigkeit, den Spannungsbogen der Entscheidungsfähigkeit aufrechterhalten zu können. Damit ist nicht gemeint, grundsätzlich wach zu sein, sondern auf einem Höchstmaß wach zu sein.
Die Frage welcher wir uns stellen müssen ist, wie ist dieser Zustand darstellbar? Wie können wir diesen Teilaspekt einer allgemeinen Selbstdisziplin wirklich verfestigen? Und das nicht auf einen sich allgemein verfestigenden Aspekt der Selbstdisziplin bezogen, sondern im Sinne einer „Spezialisierung“. Es ist durch viele Testreihen, die weltweit zu diesem Thema durchgeführt wurden bewiesen, dass wir uns kaum in allen Lebensbereichen in einem Höchstmaß selbstdisziplinieren können. Wie ein Leistungssportler seine Höchstleistungen in seiner Sportart erzielen kann und wohl kaum in allen Disziplinen zur Höchstform auflaufen wird, so ist es auch im Bezug auf unsere Entscheidungsfähigkeit zu verstehen. Wir konditionieren uns in Teilbereichen des Lebens über das durchschnittliche Mittelmaß hinaus, ermüden dafür aber in anderen Teilbereichen umso rascher und verfallen dann dort schnell zum Entscheiden in Standardoptionen. Psychologen sprechen davon, dass man sich dann zu einem „kognitiven Geizhals“ entwickelt, der Energie beim Denken spart, in dem er über Alternativen nicht mehr nachdenken will und sich für „das Standardmodell“ entscheidet.
Die Börse ist ein „Raum“, in dem Entscheidungen gefordert werden, welche im Nachhinein kaum noch relativiert werden können. Dieser Entscheidungsdruck erhöht sich zudem quantitativ, je kürzer die Handelszeitfenster werden. Somit unterliegt der Scalper dem dauerhaft höchsten Entscheidungsdruck. Hinzu kommt, dass sich die Entscheidungen auf Einzelereignisse beziehen, welche kaum in Verbindung miteinander stehen. Es gibt kaum Abhängigkeiten von Einzel-Trades oder algorithmischen Trade-Abfolgen zueinander. Zudem bewegen wir uns in einem Raum hoher Unzuverlässigkeit von Abfolgekonsequenzen und von einer Unmenge von Wahrscheinlichkeiten und Eintrittsoptionen. Diese Rahmenbedingungen sind ein Fakt.
Daraus ergibt sich für uns eine gewisse Konsequenz in der Überlegung zur Herangehensweise in Klärung der Frage: „Wie stärken wir denn nun unsere Selbstdisziplin im Bezug auf Positionierungsentscheidungen?“
Wie lösen wir den Konflikt im Leistungsaufbau beim zielgerichteten Sport? Geht man dort die entsprechende Fachliteratur durch, fallen folgende Schnittmengen auf: (a) Schaffung der entsprechenden Rahmenbedingungen wie gesunde Ernährung, ausgeglichenes Lebensumfeld und das „Freischaufeln“ entsprechender regelmäßiger Freiräume zur Durchführung der Trainingsaktivitäten. (b) Im Konkreten werden Trainingspläne mit einer stetigen, aber kontrollierten Leistungsanforderung aufgeführt. Nirgends wird der gewollten Leistungssteigerung der Spielraum der Zufälligkeit eingeräumt, nach dem Motto: „irgendwie wird es schon zum Leistungsgewinn kommen“. Im Gegenteil: erfolgreiche Sportler unterliegen einem gesunden Leistungsdruck. Fehlt dieser, durch mangelnden Eigendruck oder durch fehlenden Druck durch den Trainer, werden Leistungssteigerungen sehr wahrscheinlich nicht eintreten.
Trading ist im Grunde nichts anderes als Leistungssport. Das gemessene Stressniveau bei jungen Tradern im Zusammenhang mit Positionseröffnungen ist in manchen Fällen tatsächlich vergleichbar mit dem Stressniveau von Kampfpiloten im realen Kampfeinsatz. Das heißt, das Gehirn unterscheidet nicht zwischen den Entscheidungsarten, sondern orientiert sich an der Grundbelastung. Man hat sogar festgestellt, dass es kaum einen Unterschied macht, ob wir mental positive Entscheidungen treffen oder schwere Entscheidungen unter Druck treffen müssen. Die gemessene Ermüdung setzt im positiven Entscheidungsfall zwar minimal später ein, aber sie kommt genauso zwingend, wie bei stressig, schweren Entscheidungen. Folglich werden wir uns ein vergleichbares Trainingsprogramm für unsere Entscheidungsfähigkeit und –bereitschaft erstellen müssen, wie für die nächste Marathon-Vorbereitung im Folgejahr.
(1) Zunächst ist das Verständnis dessen, dass eine anhaltend hohe, selektionsbereite, aufmerksame und rasche Entscheidungsfähigkeit im Rahmen erlernter Regelwerke und Trading-Fähigkeiten keine Selbstverständlichkeit ist und auch nicht „angeboren“ ist, Voraussetzung dafür, überhaupt eine sinnvolle Planung zur entsprechenden Leistungssteigerung erstellen zu können. Eine überdurchschnittliche Aufrechterhaltung von entsprechender Entscheidungsfähigkeit (auf gewolltem und benötigtem Niveau) ist nicht nur erlernbar, sondern muss auch erlernt werden. Wenn man Sie heute untrainiert auf eine Marathon- oder gar Triathlon-Strecke schicken würde, wäre das Ergebnis dieses Experimentes wahrscheinlich bereits im Vorfeld absehbar. Vergleichbar sollte auch Ihre Fähigkeit eingeschätzt werden, dass Sie kaum eine realistische Chance haben, untrainiert und nach dem Abklingen der Anfangseuphorie sofort dauerhaft und wirklich überaus aufmerksam werden arbeiten können. Wir müssen wissen, dass unser „Aufmerksamkeits- und Entscheidungspotential“ nur eine begrenzte Kapazität aufweist, welche sich bei Anwendung verbraucht, ähnlich der Leistungsfähigkeit eines Muskels.
Die beiden Autoren im oben genannten Buch verweisen auf diverse Tests, in denen die Geschwindigkeit der nachlassenden Entscheidungsfähigkeit von „selektiv, logisch und nachvollziehbar“ hin zu „standardisiertem und routiniertem Mittelmaß“ in Abhängigkeit von Pausen und Glukosezufuhr gemessen und ausgewertet wurden. Eine der in diesem Zusammenhang bekanntesten Auswertungen ist der Vergleich richterlicher Entscheidungen über Anträge vorzeitiger Haftentlassungen bei vergleichbaren Vergehen und Strafmaßen in Abhängigkeit von der Tageszeit und den Abständen zu Pausen und Nahrungsaufnahmen durch die Entscheidungsträger[1]. Aber auch in allen anderen Lebensbereichen, in denen Entscheidungen getroffen werden müssen, beim Einkauf, beim Lernen, im Büro und beim Sport, aber auch in der Politik und beim Militär sind absolut identische Entscheidungsfähigkeitskurven ermittelt worden.
In diesem Zusammenhang verweise ich auf die bereits gemachten Ausführungen zum Arbeiten mit System 1 und 2 unseres Denkapparates. Das Arbeiten mit System 2 benötigt im Vergleich zur automatisierten Denk- und Fertigkeitenleistung von System 1 Unmengen an Energie, bereitgestellt durch Glukose. Zum einen leeren sich die hierfür bereitgestellten Speicher schnell, zum anderen ist unser Gehirn evolutionsmäßig so geeicht, dass es Denken nach System 2 möglichst sparsam einsetzt, um eben Energie zu sparen, was uns rasch in den Routineablauf abgleiten lässt – ob wir es wollen oder nicht.
(2) Wie beim Aufbau von Muskeln, müssen wir ein gesundes Maß finden zwischen Leistungsdruck und Entspannung, unter Berücksichtigung eines entsprechenden „erfolgversprechenden“ Umfeldes.
Zum am einfachsten zu realisierenden Aspekt, einer gesunden Lebensweise, möchte ich nicht mehr viel sagen, dazu kann man überall einiges mehr oder weniger Interessantes lesen, dieser Aspekt sollte im Grunde jedem ausreichend bekannt sein. Zu beachten gilt hier ergänzend: im Gegensatz zur Muskelmasse, welche nach einem gewissen Trainingsmaß auch durch umzuwandelndes Fett in Glukose ernährt und versorgt werden kann, benötigt das Gehirn ausschließlich Glukose als Hauptenergielieferanten. Somit sollte diese ausreichend und vor allen Dingen dauerhaft zur Verfügung stehen – nicht durch die Zufuhr von Zucker über Schokoriegel oder Glukosetabletten, sondern durch kleine, aber häufige Mahlzeiten zwischendurch mit Kohlehydraten, welche lange vorhalten und langsam aber stetig Glukose bereitstellen können. Wir benötigen keine Achterbahnfahrt im Zuckerspiegel – das wäre unserer Zielstellung ein Höchstmaß an Entscheidungsbereitschaft und Entscheidungsfähigkeit zu erreichen eher kontraproduktiv.
Dem Thema Entspannung widmen wir uns dagegen oft zu selten und nicht in der richtigen Form. Unser Gehirn ist eine Hochleistungsmaschine, es ist aber keine Maschine im mechanischen Sinne. Unser Gehirn ermüdet schlicht und ergreifend und benötigt Entspannungsphasen. Es kann sich aber nicht entspannen, wenn es (a) nicht zu abgeschlossenen Problemlösungen kommt und (b) ganz konsequente Abwechslung vorenthalten wird.
Problemlösungen (persönliche Probleme / Trading)
Beginnen wir mit abgeschlossenen Problemlösungen. In der Psychologie wird in diesem Zusammenhang immer auf den „Zeigarnik-Effekt“[2] verwiesen. Auch wenn die vorliegenden Forschungsergebnisse kein eindeutiges Bild liefern, ist man sich in der Breite der Psychologen aber wohl doch dahingehend einig, dass ein abgeschlossenes Problem die Denkleistung für das Angehen eines neuen Problems maßgeblich positiv beeinflusst. Umgekehrt heißt es, dass unbewältigte Problemstellungen, Entscheidungsfindungen im Zusammenhang mit neuen Problemstellungen auffällig qualitativ (aber auch quantitativ) einschränken.
Ich möchte im Bezug auf unser Thema zwei Aspekte der Problemstellung ansprechen: persönliche Probleme und „Probleme“ im Zusammenhang mit unserer aktiven Trading-Tätigkeit.
Nicht umsonst heißt es immer wieder, dass man für ein erfolgreiches Trading einen klaren Kopf (und einen sauberen Schreibtisch) benötigt. Unser Gehirn kann nicht wirklich von sich aus unterscheiden, von welcher Art die auf uns einströmenden Problemstellungen sind. Evolutionär werden jene Probleme mit der größten Aufmerksamkeit versorgt, welche zunächst existenziellen Charakter haben könnten, wie Familien- und Eheprobleme, gesundheitliche Probleme, finanzielle Probleme und ähnliches. Auch wenn wir vielleicht kapazitätsmäßig in der Lage wären, alle auf uns einströmenden Probleme gleichzeitig und dabei auch noch selektiv anzugehen und zu lösen, so sind wir es in der Realität nicht und „energetisch“ schon gar nicht. Erinnern Sie sich bitte: wir haben nur begrenzte (Energie-) Ressourcen und die darauf evolutionär angepasste Verhaltensweise unseres Gehirns zur Verfügung. Werden grundlegende Rahmenprobleme von unserem Gehirn als existenzieller eingeschätzt, als Ihr persönlicher Wille, jetzt regel- und marktkonform gute Trades abzuliefern, dann können Sie sich sicher vorstellen, wo die tatsächlichen Ressourcen verbraucht werden und wo die mentale Erschöpfung schließlich ihren Tribut fordert. Wer unter dem Vorsatz, einen real bestehenden akuten Geldmangel mit „Trading mit der Brechstange“ ausgleichen zu wollen, wird versagen – alles andere wäre überaus bemerkenswert. Folglich kann es nur heißen: bringen Sie Ihr Umfeld zumindest dahingehend in eine Grundsituation, dass die dort unvermeidlich auf Sie lauernden Probleme unbewusst nicht als Kernbedrohung aufgefasst werden. Wie kann man das machen, wenn sich nicht sofort eine entsprechende Lösung für jedes Problem anbietet? Einige Psychologen sprechen von „losen Enden“, welche es „im Kopf zu verbinden“ gelte. In der Persönlichkeitspsychologie fand man heraus, dass unerledigte oder zumindest unstrukturiert gebliebene und nicht zu Ende gedachte Problemlösungen unserem „darüber Nachdenken“ keine Ruhe lassen. Hier verweist man auf „Abmachungen, die man mit sich selbst trifft“.
Wenn man sich sagt, „ich muss noch das Steuer-Problem lösen“, „ich muss meinen Arzt noch kontaktieren“, „ich muss noch meine Einkommensfrage klären“ und setzt sich vielleicht sogar noch Termine, bis wann es erledigt sein soll, um sich das Problem zumindest temporär vom Hals zu schaffen und den Kopf fürs Trading frei zu bekommen, erweist man sich keinen guten Dienst. Der Amerikaner David Allen schrieb dazu: „Wenn auf Ihrer Liste steht, „Weihnachtskarten schreiben“, dann ist das eine gute Aktion – wenn Sie Stift und Weihnachtskarten haben. Wenn Sie keine Karten haben, dann wissen Sie unbewusst, dass Sie gar keine schreiben können. Deshalb werden Sie die Liste meiden und diesen Punkt aufschieben.“[3] Das soll heißen: alles was vage und unkonkret ist, wird von Ihnen bewusst oder unbewusst als „nicht abgeschlossen“ und damit als „aufgeschoben“ betrachtet. Sie wollen das Finanzamt kontaktieren? Wie? Haben Sie Telefonnummer oder e-mail Adresse? Haben Sie konkrete Namen der Ansprechpartner? „Dieser kleine Unterschied ist entscheidend. Alles was auf dieser Liste steht, stößt Sie entweder ab oder zieht Sie an. Wenn Sie sagen: „ich werde mal nachfragen“, ohne genau zu wissen wann und wie, werden Sie diesen Punkt meiden, ihn vor sich her schieben und Energie und Kapazitäten binden, welche Ihnen immer wieder zuraunen: „da ist noch eine Baustelle offen“. Wenn sie dagegen das Problem benennen und eine konkrete Lösung definieren oder doch zumindest Teilschritte zur Lösung hin in der nahen Zukunft konkret definieren können, dann quittiert es Ihr Gehirn als „erledigt“ und gibt die Kapazitäten frei.
Im Zusammenhang mit unserer Art des Tradings, dem Scalpen oder doch dem scalping-nahen Ansatz, haben wir einen gewaltigen mentalen Vorteil gegenüber jedem Positions-Trader: eine geschlossene Position macht uns frei im Kopf, an die nächste Chance zu denken. Hier können wir uns den Zeigarnik-Effekt absolut zu Nutze machen. Das ist besonders im Zusammenhang mit den doch so notwendigen Pausen und Entspannungsphasen für unser Gehirn wichtig. Dieses schließt den Fall „Positionierung“ genauso ab, wie Sie Ihre Position tatsächlich zu machen. Meine Erfahrung ist, dass es kontraproduktiv ist, sich in verschiedene Positionierungen gleichzeitig zu stürzen, vielleicht sogar noch in verschiedenen Zeitfenstern, so dass man immer und überall gleichzeitig positioniert ist. Ein solches Vorgehen ist in verschiedener Hinsicht wenig sinnvoll: (a) Sie kommen nicht zur Ruhe, da Sie dauernd „offene Baustellen“ haben, (b) Sie teilen eine auch bei Ihnen begrenzte Aufmerksamkeitskomponente auf verschiedene Felder auf. Damit machen Sie vieles halb und nichts ganz.
Entspannung
Wer mit Marathon oder Triathlon beginnt, startet nicht sofort und ungeübt in der olympischen Distanz. Ein jeder weiß, dass das nicht gut gehen kann. Also machen wir es auch nicht im Trading – denn für das Gehirn ist es nichts anderes, als ein Marathon oder Triathlon über den ganzen Handelstag hinweg. Wir beginnen in kurzen Abschnitten und bauen diese Schritt für Schritt aus. Unser Ziel ist es, unsere Ausdauer und Entscheidungsfähigkeit zumindest im Zusammenhang mit unserem Trading hoch zu halten und zeitlich zu strecken. Der Nebeneffekt kann sein, dass Sie hier Fortschritte erzielen, welche zu Lasten anderer Bereiche gehen. Das ist kein Witz: ich persönlich stelle an mir fest, dass ich über all die Jahre durchaus lange Phasen mit hoher Aufmerksamkeit im Handel verbringen kann (wobei mir sicher auch hilft, viele Aktivitäten routiniert über das energiesparende System 1 abzuwickeln), aber in Bereichen außerhalb des Tradings mitunter ungeduldig bin, häufig zu raschen und einfachen Standardentscheidungen neige, weil ich keine Lust mehr habe, darüber nachdenken zu müssen, um ein Optimum in der Entscheidungsfindung zu treffen und ähnliches.
Pausen sind wichtig, in diesen muss Ihr Gehirn die Möglichkeit haben, herunter zu kommen. Ich habe damals an mir die Erfahrung gemacht, dass mehrere kurze Pausen von 10 Minuten weit bessere Entspannungs- und im Handel wieder Spannungseffekte schaffen, als wenige lange Pausen von 30 oder 60 oder mehr Minuten. Nach einer langen Mittagspause von einer und mehr Stunden wäre ich wahrscheinlich raus aus dem Handels-Rhythmus und müsste erst wieder mühsam zurückfinden.
Es kommt somit nicht auf die Dauer (und später nicht auf die Häufigkeit) der Pausen an, sondern auf die Konsequenz der Pausenführung. Pause heißt Pause. Wer meint, es sei schick, in der freien Zeit unbedingt die Börse weiter verfolgen zu müssen, macht entweder was falsch oder hat das Prinzip nicht verstanden. Wichtig ist allerdings, dass Sie keine Baustellen mit in die Pause nehmen. Den Platz zu verlassen mit offener Position ist ein „no go“. Beachten Sie das bitte bei Kern- oder System-Positionen. Aber wenn alles zu ist, keine offene Order noch im Markt herumgeistert, dann geben Sie Ihrem Gehirn was es bracht – Ruhe und Abwechslung. Selbst das Beschäftigen mit einem völlig anderen, aber ebenfalls geistig aufregenden oder anspruchsvollen Thema tut der Entspannung keinen Abbruch. Das Gehirn entspannt durch Spannung in anderen Arealen. Wenn Sie konsequent sind, wird es Ihr Gehirn Ihnen auch konsequent danken und zum notwendigen Zeitpunkt wieder voll einsatzbereit sein.
Treiben Sie Sport. Als guter Trader sind Sie geistiger Spitzensportler, jetzt müssen Sie nicht auch noch Bestleistungen im klassischen Sport erbringen. Aber tun Sie etwas, was Ihnen einen Gegensatz an Belastung zu Ihrer geistigen Belastung bietet. Unsere Leistungsfähigkeit hängt ganz entscheidend von einem, soweit möglich, wenigstens im Ansatz angedachten Ausgleich von Anspannungen ab. Ich persönlich vermute, es ist egal, welchen Sport man betreibt, wichtig ist nur, dass Sie sich draußen bewegen, abschalten, auf andere Gedanken kommen.
(3) Kommen wir jetzt zum vielleicht umstrittensten, aber aus meiner Sicht vielleicht sogar zum wichtigsten Aspekt, welcher unsere Selbstdisziplin und die damit verbundenen Effekte, welche wir benötigen und trainieren wollen, erhöht. Es ist der Aspekt des Druckes.
Das Berufsleben eines Börsenhändlers ist ein Leben mit emotionalem Stress und zu bewältigendem Erfolgsdruck. Das ist kein Klischee. Während des Ausbildungsprozesses zum Händler ist eine der wesentlichen Beurteilungskomponenten, wie der Kandidat mit Druck und Belastungen, Stress und dem Treffen (und Umsetzen) von Entscheidungen unter Zeitnot zurechtkommt. Scheitert er an dieser Hürde, schränken sich dessen Einsatzbereiche bereits erheblich ein. Ich habe einmal von einem Einstellungsgespräch eines Traders bei einem britischen Hedge-Fonds gehört, dem während des üblichen Austauschens von Nettigkeiten und allgemeinen Informationen zum bisherigen beruflichen Werdeganges immer wieder in kurzen Abständen, ohne Vorankündigungen mathematische Kopfrechenaufgaben gestellt wurden. Das Gespräch brach plötzlich ab, die Aufgabe wurde ohne diese zu wiederholen schnell gestellt und er hatte nur wenige Sekunden zur Beantwortung – danach ging das Gespräch im vorangegangenen „verträumten“ Tempo weiter, bis die nächste Rechen- oder Logik-Aufgabe gestellt wurde. Ohne auch nur eine Idee darüber zu haben, ob er sich Fehler überhaupt leisten konnte / durfte, ob er im erwarteten Zeitfenster blieb und wie viele dieser Zwischenrufe noch zu erwarten seien, schoss bei dem Kandidaten der Stresspegel in die Höhe – ein gezielt herbei geführter Effekt, um sich bereits im Auswahlgespräch ein objektives Leistungsbild des Bewerbers zu verschaffen. Die Ablehnungsquote lag übrigens bei über 85 Prozent, aber 15 Prozent der Kandidaten schafften den Sprung in Runde 2. Mit diesen heutigen Marktteilnehmern konkurrieren wir übrigens um das gleiche Kuchenstückchen im Markt.
Ich möchte damit sagen: Druck und Umgang mit Druck sind Eigenschaften, denen wir uns ausgesetzt sehen und mit denen wir tagtäglich zu tun haben. Sofern Sie die Möglichkeit haben, sollten Sie sich während der Anfangsphase Ihrer Laufbahn als Trader, besonders in der Phase des Überganges vom Simulationsgeld zu Echtgeld gezieltem Druck durch einen Kollegen / Partner / Gruppenmitglied aussetzen. In den Banken und Hedge-Fonds-Abteilungen, in denen Trader ausgebildet und eingesetzt werden, ist diese Form des „Druckes“ ein ganz gewöhnlicher, alltäglicher Bestandteil der Mitarbeiterentwicklung. Ein junger, sich in der Ausbildung befindlicher Händler wird einem erfahrenen Trader während der praktischen Handelszeit (außerhalb der theoretischen Ausbildung) zugewiesen. Da der junge Trader in der Regel noch nicht über eine bereits im Vorfeld erfolgreich absolvierte Händlerprüfung verfügt (besonders die Terminbörsen weltweit verlangen entsprechende Zertifizierungen, bevor sie Händler zum Trading zulassen und ihnen eine Trading-Lizenz erteilen), handelt er unter dem Login des erfahrenen Traders. Werden Verluste generiert, laufen diese im Buch des Senior-Traders an, das gleiche gilt für mögliche Gewinne. Damit steigt schon der Erfolgsdruck, da hier gemachte Fehler nicht nur einen selbst belasten, sondern auch das Buch des zugewiesenen „praktischen Trainers“. Dieser wiederum hat Einblick in das Orderbuch des Juniors, kann somit jeden Handelsschritt mitverfolgen, was der Junior weiß (und damit zusätzlich belastet – denn er hat praktisch eine lückenlose Beobachtung über sich ergehen zu lassen und weiß, dass jeder Fehler, jedes übersehene Handeln nach Regelwerk, jeder Disziplinverstoß, jedes Gehenlassen bemerkt und registriert wird). Diese emotionale Belastung ist bewusst gewollt. Die Zielstellung ist, den Auszubildenden rasch an die Realität, an das Tempo und die Entscheidungskonsequenzen zu gewöhnen. Sie halten das für unmenschlich und fragwürdig? Ganz und gar nicht. Wenn ein Händler mit gewissen Größenordnungen in der Positionierung Fehler im Markt macht, wird das meist sehr rasch von anderen Akteuren erkannt und konsequent zu deren Vorteil auszunutzen versucht. Das heißt, ein volumenstarker Händler ist ohnehin immer „unter Beobachtung“ durch den Markt. Die Antwort des Vorgesetzten auf kritische Anmerkungen gegen eine solche Praxis würde lauten: wer diesem Druck nicht standhalten will oder kann, wird in diesem Trading-Umfeld in den heutigen Märkten auf Dauer nicht bestehen.
Nun ja, so läuft es in der beruflichen Ausbildung zum Profi-Trader. Es betrifft nicht den privaten Trader. Aber haben wir Vorteile gegenüber denen, die mit uns im gleichen Markt stehen, wenn wir uns lieber in Watte gepackt dem Versuch stellen wollen, vielleicht auch einmal den einen oder anderen Erfolg an der Börse haben zu wollen? Ich persönlich glaube nicht, dass das Ausweichen von Druck jeder Art eine uns weiterbringende Strategie ist.
Wenn Sie die Möglichkeit haben, mit erfahreneren Tradern zusammenzuarbeiten (etwas, was ich immer und immer wieder nur empfehlen kann), sollten Sie sich nicht nur in der Theorie schulen und prüfen lassen, sondern auch (oder sogar erst recht) in der Praxis. Gute Trading-Software sollte es ermöglichen, einen Dritten während des Tradings ins eigene Order-Buch und in die Trading-Ausführungen blicken zu lassen. Diese Methode zwingt Sie zu mehr Aufmerksamkeit, weil Sie nicht mehr „für sich im Verborgenen“ agieren sondern wissen, dass Sie jetzt funktionieren müssen. Zudem hat dieser Vorgang den unschätzbaren Vorteil, sofort auf Fehler hingewiesen zu werden, übersehene Chancen genannt zu bekommen und somit durch diesen Dritten noch näher in das Geschehen an der Börse mit hineingedrängt zu werden.
Das Aufstellen eines Trading-Planes, das Arbeiten nach Regelwerk, die morgendliche Marktanalyse und die allabendliche Nachbearbeitung des Handelstages, das Schreiben des Handelstagebuches – all das sind unverzichtbare Bausteine, auf denen wir unseren Trading-Erfolg aufbauen. Aber „das Wissen um die Sache“, es am Ende aber doch nicht zu tun, die Trading-Chance zu erkennen, diese dann aber ungenutzt an sich vorüberziehen zu lassen, während des Handels zu verkrampfen und in alte Muster zurückzufallen, was zu Selbstzweifeln und zu Versagerängsten führt, bringt uns nicht weiter. Im Gegenteil: es führt uns in einen Abwärtsstrudel, der unweigerlich auf dem Trader-Friedhof endet, wenn wir die Ursachen dessen, nämlich erschöpfende Entscheidungsfähigkeit nicht verstehen und nicht lernen (und nichts unternehmen), um aus diesem Wirbel auszubrechen.
Am Ende des Tages stehen wir alle allein da draußen. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Wir haben aber alle die gleichen realen Chancen und die gleichen „organischen“ Voraussetzungen, nicht auf der Verliererseite zu scheitern. Die Entscheidung ob wir gewinnen oder verlieren trifft unser Kopf, also tun wir das Richtige, um ihn dabei zu unterstützen, das Richtige zu tun.
[1] Siehe dazu das Kapitel „Das Richterdilemma“ in „Die Macht der Disziplin“ von Baumeister und Tierney ab Seite 112 ff, erschienen im Campus Verlag 2012.
[2] Der Zeigarnik-Effekt ist ein psychologischer Effekt über die Erinnerung an abgeschlossene im Gegensatz zu unterbrochenen Aufgaben. Er besagt, dass man sich an unterbrochene, unerledigte Aufgaben besser erinnert als an abgeschlossene, erledigte Aufgaben. Dieser Befund ist aus gedächtnispsychologischer Sicht überraschend, da er auch auftritt, wenn für unterbrochene Aufgaben weniger Zeit aufgebracht wurde als für die erledigten Aufgaben. Der Erinnerungsvorteil lässt sich mit der Feldtheorie nach Lewin erklären: Eine angefangene Aufgabe baut hiernach eine aufgabenspezifische Spannung auf, welche die kognitive Zugänglichkeit der relevanten Inhalte verbessert. Diese Spannung wird dann mit dem Abschluss der Aufgabe abgebaut. Bei Unterbrechung kommt es zu einer Verhinderung dieses Spannungsabbaus. Durch die fortlaufende Spannung ist der Inhalt leichter verfügbar und man erinnert sich leichter daran. Zuerst experimentell entdeckt wurde dieser Effekt 1927 von der namensgebenden russischen Psychologin Bljuma Wulfowna Seigarnik an der Universität Berlin. Der Effekt konnte jedoch in vielen Untersuchungen nicht repliziert werden und gilt daher als wenig zuverlässiges Phänomen. Häufig ergab sich sogar ein entgegengesetzter Effekt. Erklärungsansätze hierfür sind noch nicht klar. Werden beispielsweise die unterbrechenden Aufgaben als zu schwierig gestaltet, dann bekommt die Versuchsperson das Gefühl, die Aufgaben wären unlösbar und erwartet nicht, die Aufgabe zu beenden. Außerdem gibt es Versuchsfehler gedächtnispsychologischer Art, wenn die vollendeten Aufgaben wesentlich länger als die unterbrochenen Aufgaben bearbeitet werden. Zusätzlich wäre es möglich, dass Selbstdarstellungstendenzen dazu führen, dass man eher über die zu Ende gebrachten Aufgaben spricht und sie daher eher nennt. Siehe Wikipedia unter „Zeigarnik-Effekt“.
[3] „Getting Things Done“, David Allen, New York, Penguin Books, 2001
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VG