Analyse
09:57 Uhr, 14.04.2019

„Es gibt keinen Spielraum für Selbstzufriedenheit!“

Wenn ein Händler an einem eingegangenen Geschäft scheiterte und dieses mit einem Minus beendete – wobei es egal war, ob dies im Eigenhandel oder im erzielten Einstandskurs einer Kommissionsorder geschah – und man sich rechtfertigte mit dem Verweis, ...

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  • DAX
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    Kursstand: 11.999,93 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

... dass man vom Verhalten der Gegenseite überrascht worden sei, weil es diesmal anders lief als sonst, referierte mein damaliger Vorgesetzter immer wieder mit den gleichen Worten: „Erfolgreich Handeln ist die Anwendung sicheren Wissens über den Kontrahenten, rasches Erkennen seiner Motivationen und seines Vorgehens und zielgerichtete Anpassung der eigenen Reaktion, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Ist man zu zäh im Kopf, wird man eben gnadenlos überrollt“.

Diese oft und immer wieder gebrachte Aussage bringt auf den Punkt, worin unser Problem besteht: wir haben unsere Routine, unseren Status Quo und an dem halten wir fest. Komme was wolle, es fällt uns schwer, aus der Komfortecke herauszukommen, die Situation neu zu bewerten und „den Stier dann anders an den Hörnern zu packen“.

Die Welt dreht sich aber nun einmal weiter und mit ihr auch das feine, überaus komplexe Spinnennetz von Politik und nationalen Eigeninteressen, Wirtschaft und Globalinteressen, Starrsinn und Unflexibilität. So auch in der letzten Woche. „Das Geschichte geschrieben wurde, erkennt man immer erst im Nachhinein“, heißt es, aber in der letzten Woche konnte man spüren, dass wir wieder an einer Weichenstellung standen und möglicherweise, vielleicht, einmal mehr in die ungünstige der möglichen Richtungen abgebogen sind.

Doch zunächst vorab: die aktuelle Ausgangslage an den Märkten ist weiterhin positiv, zumindest „Stand heute“. Die Zinsen sind tief oder praktisch nicht existent und werden so vorerst auch bleiben. Immer weiter zuströmendes Zentralbankgeld hält die Märkte am Laufen, denn es fließt unverändert in die Anlagen. Bis in die letzte Woche hinein setzten sich Portfolioumbauten, vorrangig über die anhaltende Gewichtung in konjunkturabhängigen Werten fort, das ausgeprägte Gamma-Short-Umfeld wirkte in den letzten Tagen unverändert lehrbuchmäßig als Katalysator. Aber das Fundament, auf dem das alles steht, erweckt den Eindruck von Treibsand … doch der Reihe nach.

Zunächst spreche ich von der Entscheidung, welche am Mittwoch, den 10. April zwischen den 27 in der EU verbleibenden Mitgliedsländern und dem ausscheidungswilligen Großbritannien getroffen wurde und die zudem nicht isoliert, sondern im geopolitischen und auch im geowirtschaftlichen Kontext gesehen werden muss. Beobachter bezeichnen den Kompromiss als ein endgültiges Eintreten der EU und GBs in eine „Als-Ob-Phase“. Der Spiegel schrieb dazu: „Die EU tut so, als wäre der Oktober ihr letztes Angebot; Theresa May tut so, als könnte sie noch entscheiden; in London tut die Regierung so, als führte sie noch Erfolg versprechende Verhandlungen mit der Labour-Opposition; Mays Feinde in der eigenen Partei tun so, als könnten sie die Regierungschefin jederzeit vom Hof jagen; und alle gemeinsam tun so, als ließe sich die Entschlüsselung des Brexit-Enigmas noch planmäßig steuern.“ Und wahrscheinlich glauben die deutsche Bundeskanzlerin und eine Mehrheit der anderen EU-Mitglieder, dass sie mit einem längeren Verbleib der Briten in der Wirtschaftsunion die Chancen erhöht hätten, dass London doch noch dem Austrittsabkommen zustimmen oder gar am Ende den Brexit absagen wird.

Für die europäische, besonders aber für die deutsche Industrie, scheint diese Vereinbarung aber „die schlimmste aller Eintrittsmöglichkeiten“ gewesen zu sein, ganz anders, als die wirtschaftlich eher abgewandte Politik uns glauben machen möchte. Von einem „faulen Kompromiss“ ist die Rede, der „die Unsicherheit“ und damit die Risiken verlängert bzw. erhöht. Der Chef des Berliner Forschungsinstituts DIW geht sogar so weit, dass ein harter Brexit weit besser von der Wirtschaft hätte abgefedert werden können, als die jetzt kommende Durststrecke bis Oktober mit all ihren Risiken für die Union. Denn, so lautet eine im Markt verbreitete Begründung, wir steuern ohnehin auf härtere ökonomische Zeiten zu, da brauchen wir funktionierende Abläufe – auch in der Politik. Stattdessen lähmt sich jetzt die EU freiwillig. Und die Frage, wie lange der Block der 27, die bis jetzt in dieser Krise erstaunlich lange und scheinbar einhellig zusammenstanden, noch halten wird, ist auch noch nicht geklärt. Spätestens wenn die Wachstumszahlen einbrechen, Chinas Verlockungen der Seidenstrasse winken oder sich der Wirtschafts- und Steuerkonflikt mit der US-Regierung weiter verschärft, wäre eine funktionierende EU wünschenswert. Was in Gottes Namen erwartet man? Selbst wenn die Briten am Ende doch beigeben und wieder in die EU zurückkehren – überzeugte Europäer werden das ohnehin nicht (mehr), jetzt noch weniger als vorher.

Die EU hat sich mit dieser Entscheidung wahrscheinlich mehr geschadet, als geholfen. Kurzfristig scheint dieses Problem, welches uns als das „größte Problem“ der EU verkauft wurde, vom Tisch zu sein – also ganz nach hinten verschoben, aber die Haarrisse werden immer mehr, gehen immer tiefer und werden immer nachhaltiger. Und ganz nebenbei: eines ist sicher auch fast jedem klar, dass auch der Oktober, sollte kein Wunder geschehen, nur eine weitere Hürde ist, die die Briten reißen werden. Und dass es danach weitergehen wird, „vielleicht bis März 2020, vielleicht bis Ende 2020, vielleicht noch länger, wer weiß“.

Doch bei allem Unmut der Wirtschaft: wir dürfen nicht der Versuchung erliegen, solch komplexe Themen zu reduzieren auf einfache Ja- oder Nein- Entscheidungen. Dieser Fehler wurde schon beim Brexit-Entscheid gemacht, als man erwartete, dass Menschen rational über Institutionen und komplexe Handelsbeziehungen abstimmen könnten, die über 40 Jahre entstanden und gewachsen sind.

Die Brexit Verschiebung steht auf Treibsand

Noch vorletzte Woche ging ein Aufatmen durch die Reihen der Investoren, als China seine Einkaufsmanager-Indizes meldete, welche über dem Konsens lagen. Über vier Prozent legte der zurückgebliebene DAX-Index daraufhin zu. In der letzten Woche konsolidierte der Markt die Anstiege aus, wobei sich aber Korrekturausmaß und Tempo einer Reaktion absolut in Grenzen hielten und das Wochenminus am Ende bei 0,08 Prozent lag.

Die Aktienbörsen sehen rund um den Globus (in den wichtigsten Indizes) weiterhin gut aus. Die Stimmung ist oberflächlich gesehen gut, die Geldpolitik der Notenbanken sichern bisher die Märkte auf der Unterseite ab, wie Draghi am Mittwoch bekräftigte und auch das zur Wochenmitte veröffentlichte Fed Protokoll versprach.

Und dann schob China auch letzte Woche Freitag gute Konjunkturdaten nach: ein deutlich gestiegenes Kreditvolumen im März wurde als Zeichen dafür gewertet, dass die Konjunktur in China wieder Fahrt aufnimmt. Der überraschend hohe chinesische Handelsbilanzüberschuss war allerdings im Lichte der Handelsgespräche zwischen dem Reich der Mitte und den USA ein zweischneidiges Schwert. Aber immerhin zerstreuten die Daten einiges an Konjunkturpessimismus.

Und doch bleibt der Boden weich unter den Füßen, auch wenn wir dies mit den Chinazahlen bis jetzt übertünchen konnten.

Für uns handelnde an der Börse ist es wichtig, die Fakten im Blick zu behalten und nicht den Schönfärbereien aufzusitzen. Trump tönte zum Ende der Woche vor dem Weißen Haus: „Der Wirtschaft geht es sehr, sehr gut. … Wir sehen Zahlen von Konzernen, die alle Erwartungen übertreffen. Die Steuersenkungen klappen sehr, sehr gut. Wir sind sehr stolz auf die Wirtschaft.“ Zur selben Stunde, zwei Strassen weiter, warnte dagegen ein IWF-Manager, als er den globalen Finanzstabilitätsbericht beim Frühjahrstreffen des Internationalen Währungsfonds vorlegte: „In drei Jahren könnte die globale Wachstumsrate negativ sein“, und weiter: „Es gibt keinen Spielraum für Selbstzufriedenheit.“

Denn, es mehren sich die Warnsignale und die Sorgen durchdringen mittlerweile auch die Finanzmärkte – auch wenn wir auf der Party derzeit noch fleißig tanzen und glauben, die Musik dazu zu hören:

  • die IWF-Volkswirte senkten die globalen Wachstumsprognosen für 2019 von 3,5 auf 3,3 Prozent und begründeten dies mit dem Verweis auf „negative Revisionen“ für die EU, die USA, Kanada, Lateinamerika und Australien. Ergänzend wurde nachgeschoben, dass 70 Prozent der Weltwirtschaft dieses Jahr einen Abschwung erleben werde (siehe den neuen World Economic Outlook (WEO) des IWF).
  • weiter hieß es, der IWF sehe für dieUSA einen Abstieg von 2,9 Prozent Wachstum (2018) auf 2,3 Prozent (2019) und schließlich 1,9 Prozent im US-Wahljahr 2020. Das ist weniger als die Hälfte der von Trump versprochenen vier Prozent.
  • in der Eurozone wird nach IWF-Ermessen das Wachstum von 1,8 Prozent (2018) auf 1,3 Prozent (2019) sinken und dann wieder leicht auf 1,5 Prozent (2020) steigen. In Deutschland läuft die Dreijahreskurve noch flacher: 1,5 Prozent (2018), 0,8 Prozent (2019), 1,4 Prozent (2020). Alle diese revidierten Zahlen liegen unter den ursprünglichen IWF-Prognosen vom Oktober vorigen Jahres.

„Die Weltwirtschaft befindet sich in einem heiklen Moment“, sagte IWF-Chefin Lagarde in ihrer Auftaktrede zur Frühjahrstagung. Laut Presse bemühte sie dazu auch den Wetterbericht: Letztes Jahr habe die Sonne geschienen, dann seien „Wolken am Horizont“ aufgezogen, und heute sei die Lage „zusehends unbeständig“.

Besondere Sorgen bereite die derzeitige Entwicklung im internationalen Handel – Stichwort „protektionistische Handelskonflikte“, von denen der zwischen China und den USA derzeit ganz vorn steht, während der Konflikt USA / EU gerade aufzuziehen beginnt. Lagarde machte deutlich, dass „wenn alle Zölle zwischen den USA und China um 25 Prozentpunkte angehoben würden, würde dies das jährliche Bruttoinlandsprodukt in beiden Ländern stark senken - in den USA um 0,6 Prozentpunkte, in China sogar um 1,5 Prozentpunkte.“ Das seien „potenziell selbstverschuldete Wunden“ und „politische Fehltritte“, die man vermeiden müsse, schreibt der Spiegel.

In diesem Zusammenhang zitiert das Blatt auch die IWF-Chefökonomin Gopinath mit den Worten: „Es ist sehr wichtig, dass die politischen Entscheidungsträger es diesmal richtig hinkriegen“. Sie verwies dabei ebenfalls auf Trumps Handelskrieg - namentlich die von ihm weiter angedrohten Autozölle, die zu „enormen Störungen der globalen Lieferketten“ führen würden.

Als ergänzende Risiken wurden erwähnt:

  • Politische Wirren: nämlich weltweite Polarisierung, Populismus und den „Aufstieg autokratischer Führer“ als „potenzielle Risiken“ für die globale Finanzstabilität. „Die politische Unsicherheit hat historische Ausmaße erreicht“, heißt es weiter.
  • Staatsverschuldung: laut IWF liegt die weltweite Staatsschuldenquote inzwischen bei 250 Prozent der Wirtschaftsleistung – das sind immerhin 30 Prozentpunkte höher als zu Beginn der letzten Krise im Jahre 2007, an deren Folgen wir noch heute zu kauen haben. Der frühere IWF-Ökonom Lachman nennt das eine der „verstörendsten Verwundbarkeiten der Weltwirtschaft“, verursacht durch die „ultra-unorthodoxe Geldpolitik“ der Zentralbanken.
  • Risikodarlehen:„Täglich grüßt das Murmeltier“, könnte man ausrufen: laut dem IWF häuften sich zuletzt Berichte über eine wachsende Zahl an Risikodarlehen von Banken an bereits hochverschuldete Unternehmen. Der Vorsitzende der US-Börsenaufsicht SEC, sagte letzten Montag, er sehe darin ein Echo der Zeit unmittelbar vor 2008, als der Markt die Verbindung zur Realität verloren habe.

Wir Menschen neigen ja immer dazu, einen konkreten Schuldigen für Missstände zu suchen, den wir ganz persönlich für all das Elend verantwortlich machen können und glaubten bisher, ja diesen in Trump gefunden zu haben. Umso erstaunlicher ist es jetzt, dass bei der aktuellen IWF-Frühjahrstagung in Washington ausgerechnet gerade dieser Trump als Hoffnungsträger gehandelt wird. Der US-Präsident müsse sich mit Chinas Staatschef endlich auf ein Handelsabkommen einigen, forderten die Finanzminister und Notenbankchefs. Dann könne die Konjunktur belebt und eine weltweite Wachstumsflaute abgewendet werden. Denn aus eigener Kraft können die Notenbanken kaum noch gegensteuern, da ihre Stellschrauben bereits in der letzten Krise überdehnt wurden und die Staaten sind durchweg über alle Maßen überschuldet, wie der IWF ja nun schon selber meldet. „Trump hat es angezettelt, jetzt muss er es beenden“, hieß es fast flehentlich in Washington und auch der deutsche Finanzminister Scholz drängte bei seiner Ankunft in Washington umgehend auf ein Ende der Zollkonflikte. Es gelte, für ein „sicheres Umfeld“ zu sorgen, in dem die Wirtschaft gefahrlos investieren könne, sagte er. Der Spiegel titelt: „Weltpolitik paradox: Ausgerechnet Trump, der ausschließlich in nationalen Kategorien denkt, soll nun die internationale Wirtschaft retten.“

Scholz hat allen Grund, zu drängen. Denn selbst die deutsche Bundesregierung halbierte in der letzten Woche ihre Wachstumsprognose für unser Land. So rechnet die Bundesregierung für das laufende Jahr nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent. Damit halbiert der CDU Wirtschaftsminister Altmaier, seine Voraussage aus dem Jahreswirtschaftsbericht vom Januar.

Für 2020 erwarten seine Experten ein Plus von rund 1,5 Prozent. Bis zur offiziellen Vorstellung der Prognose am kommenden Mittwoch können sich die Zahlen noch marginal ändern.

Grund für die merkliche Abkühlung der Konjunktur ist vor allem die Exportschwäche der deutschen Industrie, ausgelöst nicht zuletzt durch die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China sowie zwischen den USA und Europa. Dass es im nächsten Jahr wieder bergauf gehen soll, liegt lediglich daran, dass im Jahr 2020 vier Feiertage auf ein Wochenende fallen - es also mehr Arbeitstage gibt.

Die Investoren schütteln das Umfeld derzeit noch ab …

Die Zentralbanken halten die Geldschleusen offen, das bestätigten sowohl Draghi (EZB), als auch die Fed über ihr jüngstes Sitzungsprotokoll am Mittwoch letzter Woche. Und sollte es noch kritischer werden mit dem Wachstum, dann schließen die obersten Finanzhüter noch weitere zusätzliche Finanzspritzen (bessere Sturzbäche) nicht mehr aus. Von einem schrittweisen Zurückführen der expansiven Geldpolitik auf „Normal“ kann aktuell jedenfalls keine Rede sein.

Für die Börsen ist das gut, wenigstens ist die Aussicht auf anhaltend niedrige Zinsen stützend auf der Aktienseite, die Anleihen stehen dagegen folgerichtig unter Druck.

Dennoch, es bleibt ein Tanz auf dem Vulkan.

Aktien Ho, Anleihen Hu?

Sehen wir uns die wichtigsten Indizes aus Sicht ihrer Kursverläufe an, stehen die Ampeln noch immer auf grün. Die Qualität der übergeordnet aufwärtsgerichteten Bewegungsimpulse (auf Tagesbasis) hat zwar kleine Kratzer im Sinne klassischer Interpretationen über die Markttechnik, doch sind auftretende Negativ-Divergenzen gängiger Oszillatoren gegenüber dem nackten Kursverlauf natürlich auch Folge ihrer Berechnung und dürfen nicht überbewertet werden. Der gesamte Kursanstieg der Indizes DAX, DJI oder S&P 500 in diesem Jahr war geprägt von einer ganzen Reihe an Divergenzen.

Konkret auf den DAX-Index bezogen, weist dieser im Sinne der klassischen technischen Kursverlaufsinterpretation (sowohl im Tages-, als auch im strategisch relevanten Wochenchart) einen intakten Aufwärtstrend aus, Richtungsfilter sind ebenfalls long (sofern wir uns auf die gängigen Zeitfenster stützen), Widerstände sind dagegen eher dünn gesät. Augenmerk liegt aktuell auf 12.029 / 31 in der Kasse bzw. 12.053 / 59 im FDAX. Gelänge hier der Sprung über diese reflexive Ebene, idealerweise per Schlusskurs bestätigt, würde dies technisch bzw. quantitativ / systematisch orientierte Akteure ermuntern, auf weitere Kursanstiege zu setzen.

Inwieweit noch ausgeprägter Umstrukturierungsbedarf aus Portfoliosicht besteht, ist zwar nicht ganz klar – hier ist bereits viel gelaufen – aber auffällig ist, dass sich Besicherungsbedürfnisse oder der Hang zu Gewinnmitnahmen bis jetzt in Grenzen hält. Das wurde auch letzte Woche deutlich, als sich im DAX / FDAX zeigte, dass das errechnete minimale Reaktionspotential nicht ausgeschöpft wurde, was erfahrungsgemäß auf eine anhaltende Impulsstabilität hoffen lässt.

Auch die Tatsache, dass im Anleihebereich ausgeprägtere Gewinnmitnahmen bzw. Hebelreduzierungen über die Renten-Futures liefen, untermauern eine grundsätzlich noch immer optimistische Einschätzung der Aktienmärkte.

Im Währungsmarkt fiel der Euro gegenüber dem USD auf. Europas Einheitswährung legte deutlich zu, was Experten aber eher mit Schwäche im USD begründen (was sich auch über die Cross Rates gegenüber anderen Währungen zeigte) und führen hier eine Reaktion der Akteure auf die derzeit extrem taubenhafte Geldpolitik der Fed an.

Sieht man sich den Kursverlauf des britischen Pfunds an, fällt auf, dass hier gegenüber dem Bewegungsverhalten der Vorwochen und –monate auffällig Ruhe eingetreten ist. Sprang man im Vorfeld in diesem Markt über jedes Stöckchen, welches hingehalten wurde, so sehen wir aktuell auffällige Ruhe und „Besonnenheit“. Doch kommt die Begründung für dieses Verhalten aus einer ganz anderen Ecke: im Markt heißt es, dass sich in Folge des stetigen Hin und Her in der Brexit-Entwicklung, immer mehr Hedges-Fonds aus dem Markt zurückziehen würden. Genannt werden hier vorrangig jene Fonds, welche auch Algorithmen für den systemorientierten Handel einsetzen.

Ein leitender Devisenhändler eines japanischen Instituts sagte zu Wochenbeginn dazu: „Die unzähligen Brexit-Headlines in den Nachrichten machen den computergestützten Handelssystemen einen Strich durch die Rechnung, da die Modelle auf historischen Daten basieren“. Als Kernproblem wird die Masse an widersprüchlichen Meldungen gesehen. Es seien viel zu viele Texte mit dem betreffenden Schlagwort veröffentlicht worden. So publizierte allein die Nachrichtenagentur Reuters in den vergangenen Wochen pro Tag manchmal bis zu 400 Artikel zum Thema Brexit. Zuvor waren es gerade einmal um die 15 Texte täglich, schreibt die Presse.

So hat sich z.B. das Handelsvolumen im Pfund von vor dem Brexit-Referendum im Juni 2016 laut Berechnungen des Datenanbieters CLS von täglich rund 100 Mrd USD im Februar 2019 auf 65 Mrd USD verringert. Die Schwankungen der britischen Währung haben sich seit Ende Februar mehr als verdreifacht und sind so hoch wie seit rund zwei Jahren nicht. Das Pfund verlor seit dem Votum der Briten für den EU-Ausstieg knapp zwölf Prozent an Wert.

Was kommt in der neuen Woche auf uns zu?

Jetzt wandert der Blick auf die anstehenden Bilanzzahlen, denn deren Saison beginnt wieder. Experten meinen dazu, dass es besonders Bankwerte sein werden, welche interessieren und den Ton angeben sollten. Das Zahlenwerk der Unternehmen soll Hinweise darauf geben, ob es trotz Konjunkturflaute und Handelsstreit doch noch für Kursgewinne reichen könnte. „Es wird nicht einfach werden für den Dax“, wurde letzte Woche der Chefstratege vom Bankhaus Merck Finck auf N-TV zitiert. „Wenn sich der Markt mindestens stabil hält, wäre das schon gut.“

Der Dreh- und Angelpunkt wird nach Einschätzung von Fachleuten die Entwicklung im Handelsstreit zwischen den USA und China sein. Laut Einschätzung der CBK haben die Börsen bisher massiv davon profitiert, dass sich eine Einigung zwischen den beiden weltweit führenden Volkswirtschaften abzeichnet. So stellte ja Trump eine Vereinbarung binnen vier Wochen in Aussicht. Doch wie lange hält die Schubkraft solch vager Aussagen noch an? „Auf eine anhaltende Erleichterungsrallye setzen wir jedoch nicht, solange die Gefahr besteht, dass sich die US-Administration in ihrem Kampf um eine Neuordnung der Welt-Handelsbeziehungen dann auf Europa konzentriert“, heißt es aus der CBK und verweist auf die erneute Eskalation zwischen den USA und der EU wegen Subventionen des Flugzeugbauers Airbus.

Folglich schauen wir auf die Zahlen der kommenden Woche: am Dienstag gibt der ZEW-Index Auskunft über die Investorenmeinung zur Konjunktur, am Donnerstag folgen die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für Monat April. Wie es heißt, rechnen Marktbeobachter mit einem Anstieg des Barometers für die deutsche Industrie auf 45 Punkte von vormals 44,1 Zählern - mit einem Wert von unter 50 Zählern dürfte es aber weiterhin rückläufige Geschäfte signalisieren.

Die Nagelprobe für die Märkte werden aber die Geschäftszahlen aus den USA liefern. Erstmals seit vier Jahren rechneten Analysten weltweit im Schnitt wieder mit einem leichten Rückgang der Gewinne je Aktie im Vergleich zum Vorjahr. Am Montag legen die Großbanken Citigroup und Goldman Sachs ihre Ergebnisse vor, am Dienstag folgt die Bank of America. Den Auftakt hatte JPMorgan am Freitag gemacht und ein Rekordergebnis präsentiert.

Eines bleibt garantiert sicher: es bleibt spannend und liefert uns den Stoff, den wir an der Börse benötigen!

Ich wünsche Ihnen einen erholsamen Restsonntag und uns allen eine profitable verkürzte Vorosterwoche!

Ergänzender Hinweis: ab dem morgigen Montag, dem 15. April 2019, werden wir unser Angebot im Morgen- und Mittags-Meeting unserem Handel anpassen und damit auch inhaltlich aufrüsten. Wir starten ab morgen börsentäglich schon um 07:15 Uhr (nicht erst 07:30 Uhr) und besprechen folgende Themen: (1) geopolitische und geowirtschaftliche Ausgangslage, (2) fundamentale Ausgangslage Europa / Daten, (3) technische Ausgangslage Europa – interessante, DAX-bewegende Einzelwerte, Sektor-Indizes, Haupt-Indizes, (4) Gamma-Ausgangslage, (5) fundamentale Ausgangslage USA, (6) technische Ausgangslage USA Haupt-Indizes, (7) Währungen, (8) Anleihen. Das Morgen-Meeting geht etwa bis 07:55 Uhr.

Das Mittags-Meeting (Start 12:00 Uhr) schließt an das Morgen-Meeting an. Hier werden die formulierten Erwartungshaltungen aus dem Morgen-Meeting überprüft, ggf. angepasst. Neue geopolitische und geowirtschaftliche, wie auch fundamentale Aspekte werden eingebracht. Hinzu werden Handelsauffälligkeiten und Trades vom Vormittag besprochen.

Eine kurze Handelsabschlussbesprechung erfolgt dann noch einmal um 17:00 Uhr, welche den Handelstag beendet und den nächsten Tag vorbereitet.

Uwe Wagner

www.tradematiker.de

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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