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15:00 Uhr, 28.12.2019

Lange Schlangen: Kaufpanik bei Gold!

Riesiger Andrang bei Edelmetallhändlern in Deutschland: Viele Menschen decken sich offenbar wie verrückt mit physischem Gold ein, bevor die Grenze für den anonymen Edelmetallkauf mit dem Jahreswechsel deutlich sinkt.

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Wer kurz vor dem Jahreswechsel an Edelmetallhändlern in deutschen Städten vorbeigeht, reibt sich womöglich verwundert die Augen. Oftmals gibt es lange Warteschlangen vor Filialen von Unternehmen wie Deguassa oder Pro Aurum. Kleine Händler bleiben mitunter sogar geschlossen: Alles ausverkauft!

Ein Foto, das der Bestsellerautor Marc Friedrich am Montag auf Twitter gepostet hat, zeigt einen Straßenzug in Köln und einen Teil einer sehr langen Schlange von Passanten, die auf Einlass beim Edelmetallhändler Degussa warten. "Vertrauen in den Euro und unsere Politik muss enorm sein", schreibt Friedrich ironisch.

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Hintergrund der Kaufpanik bei physischem Gold in Deutschland ist die Absenkung der Grenze für den anonymen Kauf von Edelmetallen, die zum 1. Januar in Kraft tritt. Ab dem neuen Jahr können nur noch Edelmetalle für maximal 2.000 Euro anonym mit Bargeld erworben werden. Bisher galt, wie bei anderen Waren auch, eine Obergrenze von 10.000 Euro für die anonyme Bezahlung mit Bargeld.

Aber warum legen die Menschen in Deutschland offenkundig Wert darauf, Edelmetalle anonym zu erwerben? Ein Blick in die Vergangenheit sorgt für Aufklärung. So war der physische Goldbesitz Privatpersonen in der Geschichte immer wieder verboten. Goldverbote wurden besonders gerne im Zusammenhang mit schweren wirtschaftlichen Krisen verhängt. Regierungen versuchten so zu verhindern, dass Bürger ihr Vermögen auch unabhängig vom staatlich regulierten Finanzsystem aufbewahren konnten.

Immer wieder wurde physisches Gold bei Goldverboten beschlagnahmt und zu einem fiktiven Preis, der nichts mit der realen Situation von Angebot und Nachfrage zu tun hatte, in Fiatgeld zwangsumgetauscht. Diesen Schikanen kann man selbstverständlich dann am wirkungsvollsten entfliehen, wenn der Staat überhaupt nichts davon weiß, ob und wie viel Edelmetall man besitzt.

Der Drang, anonym Gold zu erwerben, ist also wohl auch Ausdruck eines breiteren Misstrauens, das offenbar viele Menschen gegenüber dem staatlich regulierten Banken- und Finanzsystem empfinden: Negativzinsen, rasante Vermögenspreisinflation, Komplettüberwachung: Viele Menschen versuchen den Nachteilen von Fiatwährungen wie dem Euro mit "Alternativen" wie Edelmetallen oder Kryptowährungen zu entfliehen. Aber auch hier wird die staatliche Kontrolle immer stärker ausgeweitet, wie die Absenkung der Bargeldgrenze für den anonymen Goldkauf zeigt.

Menschen in Deutschland griffen in den vergangenen Wochen und Monaten aber nicht nur bei physischem Gold zu, sondern auch bei "Papiergold". Der Goldbestand der börsengehandelten Inhaberschuldverschreibung Xetra-Gold überschritt Ende November erstmals die Marke von 200 Tonnen und konnte seit Jahresbeginn um mehr als zehn Prozent zulegen. Ganze 8,5 Milliarden Euro waren zuletzt in Xetra-Gold Investiert.

Unterdessen konnte der Goldpreis in der Weihnachtswoche deutlich anziehen und auch wieder die Marke von 1.500 Dollar je Unze überschreiten. Mitverantwortlich dafür dürfte sein, dass die US-Notenbank rund um den Jahreswechsel dreistellige Milliardenbeträge in den Finanzmarkt pumpt, um einen Liquiditätsmangel auf dem sogenannten Repo-Markt zu verhindern.

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Womöglich aber hat die Fed hinter den Kulissen sogar noch mehr unternommen, um für viel Liquidität auf dem US-Finanzmarkt zu sorgen. So ist die Nutzung des sogenannten "Foreign Reverse Repo Pool", auf dem ausländische Notenbanken Liquidität parken können, gegenüber einem im September erreichten Hoch von 306 Milliarden Dollar um 18 Prozent gesunken, wie Bloomberg berichtete. Durch den Rückgang stehen den US-Banken ebenfalls mehr Dollar-Reserven zur Verfügung. Die Fed könnte nach Einschätzung von Wall-Street-Insindern für den Rückgang mitverantwortlich sein.

Die deutlich erhöhte Liquidität im US-Repo-Markt dürfte zuletzt nicht nur in den Kauf von Aktien, sondern auch in den Kauf von Edelmetallen geflossen sein und so die jüngste Kaufpanik professioneller Anleger befeuert haben.

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  • Thomas Meiners
    Thomas Meiners

    Die Panik ist nachvollziehbar. Das neue Gesetz erlaubt es mir nicht weiterhin Gold wie gewohnt zu kaufen, sondern macht es unnötig umständlich anonym zu bleiben. Bis Ende 2019 konnte ich einfach auf https://www.gold-preisvergleic... recherchieren, welche Händler in meiner Nähe Gold zu einem guten Preis anbieten und dann hinfahren, das Gold abholen. Das ging gut, für weniger als 10.000 Euro waren da meistens schon so ein paar (5-7) Maple Leaf Münzen drin. Und das vollkommen anonym. Und jetzt kann ich maximal eine 1oz Goldmünze pro Einkauf mitnehmen, ohne vom Staat registriert zu werden. Ich werde wohl am besten mit der ganzen Familie hingehen, dann kann jeder (ich plus Frau und Kinder) eine Münze kaufen, um die Schwelle zu umgehen.

    20:22 Uhr, 04.01.2020
  • trend-x
    trend-x

    bei Degussa sind immer lange Wartezeiten. Die machen mit jedem, der einen Krügerrand kaufen/verkaufen möchte, immer einen Termin.

    22:42 Uhr, 30.12.2019
  • Dragoslav
    Dragoslav

    Wie verrückt? Was ist verrückt daran, der Repression entfliehen zu wollen? Verrückt sind offenbar diejenigen, die ihr Bargeld jährlich freiwillig entwerten lassen.

    19:11 Uhr, 30.12.2019
  • JürgenSK
    JürgenSK

    wenn es richtig dicke kommt, nutzt Gold auch nicht, so wie eine Rolex..beides kann man nicht essen...

    10:10 Uhr, 30.12.2019
    2 Antworten anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    wisst ihr warum eine Schlange Schlange heißt ? Na weils ne lange ist, wenns ne kurze wär müsste es ja Schkurze heißen

    14:09 Uhr, 29.12.2019
    1 Antwort anzeigen
  • hugo777
    hugo777

    typisch prozyklisch: kaufen die deutschen nur wegen der Absenkung oder sind sie auch überzeugt davon? Wenn es mal wieder fällt, wird es wieder mit Verlusten verkauft.......das wäre typisch deutsch!

    08:43 Uhr, 29.12.2019
  • wolp
    wolp

    Jetzt mal ehrlich, 10 oder 2k, das spielt wirklich nur beim dump money eine Rolle. Wer nennenswert kauft war immer schon transparent. Doesn't matter. Merci

    01:14 Uhr, 29.12.2019
  • no problem
    no problem

    bestimmt die enteigneten sparer der Sparkasse Fürstenfeld Bruck... Frag mich nur, ob es nich eher lebensgefährlich is, Gold zu besitzen in apokalyptischen Zeiten, wie von den Friedrichs dieser zeit prognostiziert, wenn vagabundierende Banden in Zeiten von Anarchie und Chaos durch die Lande ziehen...

    00:04 Uhr, 29.12.2019
  • Jörg Eberlein
    Jörg Eberlein

    Völliger Quatsch. Ich kann jeden Tag für 2000 Euro anonym Gold kaufen also wo ist das Problem?

    20:15 Uhr, 28.12.2019
  • Frankey
    Frankey

    überall macht sich Kaufpanik breit. War heute in der Stadt. Bei keinem Juwelier bzw. Konzessionär bekommt man eine gute Rolex. Vorbestellungen bis zu 5 Jahre... Online-Preise für NOS (New-Old Stock) bis zu 50% über Listenpreis... was tut man nicht alles, um dem Euro-Kollaps zu entgehen... ah vielleicht noch ein paar gute Edelsteine vielleicht...;-)

    19:40 Uhr, 28.12.2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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