Kommentar
15:55 Uhr, 13.04.2018

Krieg und Rohstoffe…

Es soll ja Börsianer geben, die sich beim Blick auf die Nachrichtenlage mehr vor einem Aktiencrash fürchten, als davor, dass ihnen die Granaten um die Ohren fliegen könnten...

Sieht man sich die Medienkampagnen dieser Tage an, dann kann man jetzt wohl die Stunden zählen, bis es „endlich“ losgeht, da unten in Syrien. 1914 und 1939 muss das so ähnlich gewesen sein, Kriegseuphorie, so nennt man das wohl - und so steht es ja auch in den Geschichtsbüchern. Alle paar Jahrzehnte breiten sich solche Euphorieschübe wie die Pest übers Land aus - und jetzt ist es womöglich wieder soweit…

Es soll ja Börsianer geben, die sich beim Blick auf die Nachrichtenlage mehr vor einem Aktiencrash fürchten, als davor, dass ihnen die Granaten um die Ohren fliegen könnten.

Denen sei gesagt: In unserem vollkommen fehlkonstruierten Wirtschafts- und Finanzsystem sind Kriege ein gerne gesehener „Wachstumstreiber“. Crashängste sind deshalb unbegründet. Jedenfalls mit Blick auf eine mögliche militärische Eskalation in Syrien und darüber hinaus. Völlig anders sieht die Lage natürlich aus, sollte man irgendwann einen "Schuldigen" für einen Crash benötigen, der sich nicht mehr verhindern lässt. So eine Art Systemzusammenbruch, aufgrund überbordender Schuldenberge etwa. Dann gelten natürlich ganz andere Gesetze. In diesem Fall wäre ein Krieg ein sehr willkommener Sündenbock.

Die Frage, wie sich Aktien in Kriegszeiten verhalten, hat mein Kollege Clemens Schmale vor einiger Zeit im folgenden Artikel beleuchtet. Das Fazit:

„Ganz klar ist die Sache mit dem Krieg und Aktien nicht. Die Auswirkungen sind sehr länderspezifisch. Nominell waren die Rückgänge häufig nur von zeitlich begrenzter Dauer. Ohne die Inflation zu berücksichtigen, haben sich Aktien auch während Kriegszeiten gut behauptet. Real stehen die Chancen auf stabilen Wert 50 zu 50. Hier ist keine klare Tendenz zu erkennen. Krieg schiebt einerseits die Wirtschaft an, anderseits führt er meist zu hoher Inflation und zu einer Nachkriegsrezession, in der Aktien wieder verlieren. Werterhalt durch Aktien in Kriegszeiten ist eher ein Münzwurf als eine Strategie“.

Ganz anders und sehr viel eindeutiger ist die Sache allerdings mit Blick auf die Rohstoffmärkte. Dort zeigen sehr langfristige Studien, dass das Endstadium von Mehrgenerationen-Schuldenzyklen seit mehreren Jahrhunderten mit Krieg und einem Hoch der Rohstoffpreise einhergeht.

Als letztes Kriegshoch mit maximaler „militärischer Aktivität“ kann wohl das Jahr 1942 gelten. Aus zyklischer Sicht wäre rund 80 Jahre später das nächste „Kriegshoch“ zu erwarten, also etwa im Jahr 2022.

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„Russland schwört, alle Raketen abzufangen, die Syrien erreichen. Mach Dich bereit, Russland, denn sie werden kommen, schön, neu und „intelligent“. Du solltest nicht gemeinsame Sache machen mit einem Tier, das seine Leute mit Gas umbringt, und das genießt“. (Donald Trump)

In diesem Zusammenhang muss man sich auch gar nicht über den „geheimnisvollen“ Anstieg der Ölpreise wundern: Dort führen wachsende Kriegsgefahren unweigerlich zu steigenden Preisen. Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung des Ölpreises seit Mitte 2013 auf Wochenbasis. Natürlich ist das Säbelrasseln in Syrien nicht der einzige Grund für den jüngsten Preisaufschwung, aber ein wichtiger.

Die Charttechnik ist da jetzt recht eindeutig: Mit dem Anstieg von dieser Woche liegt der nächste wirklich bedeutende Widerstandbereich beim Öl erst bei 85 bis 90 US-Dollar. Die beiden waagrechten roten Linien zeigen das. Natürlich wird der Ölpreis diese Zone nicht in der kommenden Woche erreichen. Aber in zwei bis drei Jahren wäre das möglich. Und pünktlich zum nächsten mutmaßlichen „Kriegshoch“ könnte der Ölpreis dann auch diese Bastion nach oben verlassen…

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Geht man davon aus, dass die kommenden Jahre wachsende militärische Risiken und Konfrontationen mit sich bringen werden, und berücksichtigt weiter, dass in solchen Phasen Rohstoffe historisch gesehen besser abschneiden als Aktien, dann stellt sich die Frage, wie beide Sektoren im Moment unter Bewertungsgesichtspunkten zu sehen sind.

Dass Aktien nicht mehr ganz billig sind, ist inzwischen eine Binsenweisheit. Doch wie sieht es mit den Rohstoffmärkten aus? Hier ist die Beobachtung von Bedeutung, dass diese in Relation zu Aktien heute so preiswert sind wie zuletzt Anfang der 1970er Jahre. Die folgende Grafik zeigt das:

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Was folgt daraus?

Wenn die Kriegstrommeln lauter werden, sind Anleger gut beraten, ihre Depotgewichtung zu überdenken. In Relation zu Aktien sind die Rohstoffmärkte derzeit historisch günstig. Es bietet sich daher an, den Sektor in den kommenden Jahren deutlich höher zu gewichten. Denn eines kann man nach den Lehren der vergangenen Jahrhunderte mit einiger Sicherheit sagen:

Am Ende eines Mehrgenerationenzyklus und wenn sich das Schuldenkarussell immer schneller dreht, dann ist plötzlicher Frieden höchst unwahrscheinlich…

Denn Krieg bedeutet „Wachstum“…

PS: Die folgende Nachricht hat uns nach Redaktionsschluss erreicht: Die frühere Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Bündnis 90/Die Grünen) und der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber haben Deutschland und die Europäische Union eindringlich zu einer Deeskalation des Konfliktes mit Russland aufgerufen und vor der Gefahr „eines dritten und letzten Weltkrieges“ gewarnt. Man könnte annehmen, dass diese Nachricht dem ein oder anderen deutschen Medium eine Meldung wert wäre, doch dem ist nicht so. Fast ausnahmslos ignorieren sie den Gastbeitrag, der am Donnerstag in der FAZ erschienen war.

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

32 Kommentare

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  • German2
    German2

    Gold wird bereits schon wieder manipuliert was das Zeug hält....

    12:57 Uhr, 16.04. 2018
  • Chronos
    Chronos

    "Es soll ja Börsianer geben, die sich beim Blick auf die Nachrichtenlage mehr vor einem Aktiencrash fürchten, als davor, dass ihnen die Granaten um die Ohren fliegen könnten."

    Das sicher nicht, es bringt halt nur miese Stimmung über Frieden (davon gibt es nur einen) anstatt über Krieg (da gibt es dutzende) zu philanthropen.

    Alleine in obiger Aufstellung fehlen zig US-Kriege wie Vietnam, Iran/Iraq, Afghanistan, Lybien.

    Und selbst bei dem inszenierten Regime-Change wird in der Presse die einzig wichtige Frage nie gestellt: WAS will der Yankee dort?

    Was seitens der Börse, gerade bei den Vorzeige-Antizyklikern, vergessen wird, macht mir auch leicht Angst. Da fehlt so viel.

    Der Yankee will seine Stahlindustrie aufbügeln, daher muss der ganze Schrott erst mal entsorgt werden. Eine angebliche Flucht in Sachwerte bringt außer unseren beiden Insel-Bewohnern auch nichts. Es findet parallel ein Währungskrieg statt. Siehe allein die türkische Lira und den Rubel. Es geht dabei kaum um börsennotierte Unternehmen (die sind alle in USD notiert).

    Mittel (Ära nach Trump) bis langfristig ist den Regionen (plus China, Afrika, Indien) nur geholfen eben diese Rohstoffe außerhalb des Dollars zu handeln.

    Kurzum, Werte wie Shell und OMV hatten wir als Thema vor zig Jahren. Läuft

    Ich würde mir neben Währungen einen Betonmischer und zwei Steels ansehen.

    Ich schnuppere gerade an einem Rohstoffer beginnend mit A

    Der größere Move an aktuellen Non-Trendern sind Versorger. Strom ist der Politik viel zu billig (gilt für Deutsche nicht, die sollen nur zahlen)

    15:09 Uhr, 15.04. 2018
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Tja, die „Qualität“ der sog. staatstragenden Qualitätsmedien wird inzwischen nicht nur hinterfragt, sondern gerade bei der Springer-Presse und beim Spiegel, erlebt man inzwischen schmerzhaft, das aus ehemaligen Leitmedien ziemlich leidende Medien werden können. Das ging zwar nicht so schnell, wie die stets zeitnah und in übler Haudrauf-Mentalität erfolgenden Attacken dieser Blätter gegen regimekritische Bürger und Organisationen, aber der erfahrene Börsianer weiß, ein Trend ist ein Trend und der hat z.B. bei der Bildzeitung sämtliche Unterstützungen nach unten verlassen und die Auflagenstärke der Kampfpostille der Transatlantiker auf schwindsüchtige 1,5 Millionen dezimiert.

    Wie Schnee in der Frühlingssonne schmilzt das Vertrauen in die ehemals führenden Meinungsbildner und ist es erstmal weg dieses kostbare Gut Vertrauen, dann kommt es so schnell auch nicht mehr zurück. Die Ursachen für diese Entwicklung reichen weit in die Vergangenheit zurück und sie haben ihren Anfang genommen, mit prominenten Lügen des Imperiums, wie der Giftgas-Lüge von Colin Powell, der Brutkastenlüge der USA, der Gadaffi-Lüge von „Hillary the Killery“ etc.

    Auf dem schwarzen Kanal hat man sich auch noch nach vielen Jahren dazu verstiegen, die Brutkastenlüge zu verteidigen, hart aber unfair eben, wie man sie kennt, unsere Regierungsfunker.

    https://www.heise.de/tp/features/Am-Anfang-stand-die-Luege-3428612.html

    However, diese Lügen sind Geschichte, aber es sind keine wilden Verschwörungstheorien sondern Fakten, unwiderlegbare Fakten und sie haben Menschenleben gefordert und zwar hunderttausende. Eigentlich gehören ihre Erfinder und Unterstützer dafür heute noch nach Guantanamo, mindestens.

    Im Frühjahr 2018 erleben wir genau dieselbe Lügenstrategie in einer perfiden Neuauflage und nun mit der einkalkulierten Möglichkeit, nicht nur Syrien zu vernichten sondern die ganze Welt.

    Zum guten Schluss noch 3 interessante Beiträge, die sich mit den Qualitätsmedien beschäftigen und ein Indiz für die Gründe sind, welche zum Kontrollverlust der Springerpresse und ihrer Mitstreiter geführt haben und weiterhin führen werden.

    http://presseluegenclub.blogspot.de/2018/04/bild-schutzt-die-machtigen.html

    http://www.guidograndt.de/2018/04/15/so-journalistisch-objektiv-sind-bild-co-wir-treten-ein-fuer-ein-vereinigtes-europa-die-usa-israel/

    https://de.sputniknews.com/politik/20180412320305981-fake-news-gift-herkunft/

    10:22 Uhr, 15.04. 2018
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Die Mainstream-Medien sind - was die sinngemäße Wiedergabe von Originalquellen angeht - leider nicht besser als die sog. alternativen Medien ! Manchmal "vergessen" sie sogar bewusst, auf eine Quelle überhaupt einzugehen, um ihre (Chefs und Aufsichts-)Gremien aus der Politik nicht zu verärgern ...

    09:06 Uhr, 15.04. 2018
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    https://www.epochtimes.de/poli...

    Sollte der ehemalige Agent "nur" für ein paar Tage ausgeschaltet werden (und damit ein Giftgasangriff erfolgen, der später für die eigenen Ziele ausgeschlachtet werden kann), aber nicht getötet werden ?

    08:50 Uhr, 15.04. 2018
  • wolp
    wolp

    Jeder Schlag, der klug und bedacht gegen Diktatoren wie Assad und Putin geführt wird, zeigt die Grenzen deren Einfluss auf. Die Handlungsweise war korrekt, die Reaktion auf Kommentarseiten zeigt das. Die Lösung des Konfliktes ist das nicht, aber eine Grenze zeichnet sich ab.

    21:43 Uhr, 14.04. 2018
  • Matze.
    Matze.

    Die Substanz, die gegen Sergej Skripal verwendet wurde, war nach Analysen eines Schweizer OPCW-Labors ein Giftstoff namens BZ. Das Gift wurde nie in Russland produziert, sondern war in den USA, Großbritannien und anderen NATO-Staaten im Einsatz.

    20:26 Uhr, 14.04. 2018
    3 Antworten anzeigen
  • netzadler
    netzadler

    man stelle sich nur vor, beide Seiten würden so etwas wie Frieden schliessen und gemeinsame Politik machen. Die Hälfte der Leute beim Geheimdienst wäre ihre Jobs los. FFT

    18:03 Uhr, 14.04. 2018
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Im folgenden Beitrag werden die Reaktionen "staatstragender Medien" im Vorfeld der jüngsten Eskalation in Syrien beleuchtet. Man fragt sich, was in den Redaktionsstuben von Welt, Zeit, FAZ und Konsorten vorgeht. Das liest sich tatsächlich wie eine Neuauflage von 1914. Unfassbare Zitate:

    Deutsche Medien im Kriegstaumel

    Wer öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften zum Verbrechen der Aggression aufstachelt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft“, heißt es in §80a des deutschen Strafgesetzbuches. Auf das „Verbrechen der Aggression“ selbst – d.h. auf das Führen eines Angriffskriegs oder das Begehen einer sonstigen Angriffshandlung – steht nach §13 des Völkerstrafgesetzbuches eine lebenslängliche Freiheitsstrafe.

    Diese Paragrafen gehen direkt auf die Nürnberger Prozesse gegen die Nazi-Verbrecher zurück. Würden sie ernstgenommen, säßen heute etliche deutsche Politiker und Zeitungsredakteure hinter Gittern. Die Vorbereitung eines Militärschlags gegen Syrien hat in den deutschen Parteien und Medien einen wahren Kriegstaumel ausgelöst.

    Das Flaggschiff des Springer-Verlags, Die Welt, fordert, man solle „das Assad-Regime mit einem Waffengang auslöschen“ und „mit Hunderttausenden von Soldaten“ nach Syrien ziehen, um „im schlimmsten Fall gegen Russen und Iraner zu kämpfen“.

    Das erinnert nicht nur sprachlich an Hitler und Goebbels, die ihre Kriegsziele ebenfalls mit Vokabeln wie „auslöschen“ und „vernichten“ beschrieben. Auch inhaltlich ist es durchaus mit Hitlers verbrecherischen Wahnsinnsplänen vergleichbar. Der Kampf von Hunderttausenden amerikanischen und europäischen Soldaten „gegen Russen und Iraner“ würde unvermeidlich zu einer nuklearen Konfrontation führen, die die Menschheit kaum überleben dürfte.

    Das Zitat stammt aus einem Kommentar von Jacques Schuster, der am Donnerstag in der Welt erschien. Unter der Überschrift „Ein Krieg dürfte nicht mit einem plumpen Symbolschlag beginnen“ fordert der Chefkommentator der Welt-Gruppe: „Assad muss weg!“

    Hier geht´s weiter

    http://www.wsws.org/de/article...

    12:20 Uhr, 14.04. 2018
    4 Antworten anzeigen
  • netzadler
    netzadler

    "Es soll ja Börsianer geben, die sich beim Blick auf die Nachrichtenlage mehr vor einem Aktiencrash fürchten, als davor, dass ihnen die Granaten um die Ohren fliegen könnten..."

    Darum werden ja militärschläge mittlerweile auch freitags nach börsenschluss durchgeführt, damit sich die märkte bis montag ihrer nervosität entledigt haben und keiner im affekt durchdreht bzw. big money und die zentralbanken genug zeit haben um sich strategisch vorzubereiten.

    P.S. den kommentar hab ich heute früh auch bei Rocco Gräfe hinterlassen, jetzt ist sein beitrag ganz verschwunden. muss mich das beunruhigen ?

    11:49 Uhr, 14.04. 2018