Analysteneinschätzung
12:46 Uhr, 07.07.2020

Ist Teslas hohe Bewertung gerechtfertigt?

Die Rekordrally des an der Börse mittlerweile wertvollsten Autobauers Tesla hält weiter an. Ist es eine Blase, ein Traum oder ist die schwindelerregend hohe Bewertung sogar fundamental herleitbar? Eine Annäherung.

Erwähnte Instrumente

  • Tesla Inc.
    ISIN: US88160R1014Kopiert
    Kursstand: 1.371,580 $ (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Exxon Mobil Corp.
    ISIN: US30231G1022Kopiert
    Kursstand: 44,390 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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New York (Godmode-Trader.de) - Tesla verkauft nun Satin-Shorts. Der Elektroautohersteller packte kurzerhand rote Kurzhosen mit goldfarbenem Tesla-Logo und der Aufschrift S3XY (für die Modelle S, 3, X und Y) in sein Angebotsprogramm. CEO Elon Musk macht sich mit der Aktion lustig über Investoren, die gegen sein Unternehmen wetten - die sog. Shortseller, seit jeher seine liebsten Feinde!

Viele Anleger betrachten Tesla als überbewertet und erwarten für die Zukunft sinkende Aktienkurse. Mit Leerverkäufen setzen sie auf fallende Notierungen, um Gewinne zu erzielen. In der Tat wird an der Börse mit zweierlei Maß gemessen. Tesla ist im Vergleich zu General Motors, Toyota, Volkswagen & Co. noch immer ein Nischenanbieter. Toyota etwa hat im zweiten Quartal mit 398.029 Neuwagen allein in den USA mehr Autos ausgeliefert als Tesla im gesamten vergangenen Jahr weltweit.

Doch der Börsenwert des Unternehmens aus Palo Alto, Kalifornien, liegt inzwischen bei 225 Mrd. Dollar - und ist damit doppelt so viel wert wie Volkswagen, den nach Absatzzahlen weltgrößten Autohersteller. Er ist auch um ein Mehrfaches höher als die summierte Bewertung der „Big Three" der USA: General Motors, Ford Motor und Fiat Chrysler Automobiles. Im bisherigen Jahresverlauf hat sich der Tesla-Börsenwert fast verdreifacht. Damit genießt der E-Autobauer nun auch eine höhere Marktkapitalisierung als der Öl- und Gasgigant ExxonMobil, dessen Titel im gleichen Zeitraum um 38 Prozent zurückfielen.

Den letzten Kursschub lösten die Absatzzahlen zum zweiten Quartal aus. Der E-Autohersteller lieferte 90.650 Fahrzeuge aus, womit er den Konsens der Wall Street von 83.000 Einheiten mühelos übertraf. Die optimistischste Analystenprognose lag bei 86.000 Stück.

Das ist vor dem Hintergrund der massiven wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs, der temporären Stilllegung von Fabriken und der schwindenden Nachfrage in den Zeiten des Lockdowns eine durchaus bemerkenswerte Leistung des Unternehmens. Das US-Anlegermagazin "Barron's" etwa sprach von "einer unglaublichen Leistung inmitten von Betriebsstillständen und globaler Pandemie". Aber was fast noch wichtiger ist: Tesla hat den Beweis erbracht, dass selbst ultra-niedrige Ölpreise (wie vor allem im April) den Elektrotrend nicht abwürgen können.

Tesla berichtete ferner, dass die Produktion im Quartal um 20 Prozent auf 82.272 Einheiten zurückgegangen ist. Die Auslieferungen seien zudem im Jahresvergleich um 5 Prozent gesunken. Unter anderem Umständen hätten die Shortseller angesichts solcher Meldungen eine Freudentag erlebt. Doch im Vergleich zu den anderen Herstellern im Autobereich fielen die Rückgänge wesentlich sanfter aus. General Motors, Ford und Fiat Chrysler brachten im selben Zeitraum bis zu 39 Prozent weniger Autos an die Kundschaft. Andere Nischenmarken wie Honda mussten einen Rückgang von 23 Prozent verdauen.

Die Frage der Fragen lautet also nun, ob Tesla seine hohe Bewertung „verdient“ hat. In der Beurteilung sollte beachtet werden, dass die konkurrierenden Autohersteller Substanzwerte darstellen, Tesla gilt an der Börse dagegen als ein Hoffnungswert, um nicht zu sagen, als Kultwert. Spekulative Übertreibungen sind hier Teil des Geschäftsmodells. Bei dem derzeitigen Aktienkurs bewertet der Markt das Unternehmen eher als einen Technologiewert, denn einen Autohersteller. Die Peer Group würde dann eher Apple, Facebook & Twitter heißen und nicht VW, GM oder PSA.

Tesla ist auf Kurs, im laufenden Jahr 500.000 Fahrzeuge auszuliefern und könnte diese Zahl laut den Analysten von Morgan Stanley bis 2030 auf 2 Mio. Fahrzeuge jährlich vervierfachen. Bis 2025 soll der Umsatz bei 100 Mrd. Dollar pro anno liegen. Dennoch: bei einem Aktienkurs von mehr als 1.000 Dollar sollte die Prognose eher auf vier Millionen verkaufter Autos pro Jahr und doppelt so hohen Erlösen lauten. Das dürfte selbst für Tesla in diesem Zeitraum nicht zu erreichen sein.

Mit dem Übergang zu sauberer Energie ist es aber gut möglich, dass Investoren auch erwarten, dass Teslas Solargeschäft und das Batteriegeschäft zusammen mit dem Auto-Kerngeschäft wachsen werden. Das Analysehaus Piper Sandler geht davon aus, dass Tesla seinen Kundenstamm auch für sein Solargeschäft begeistern kann. Gleichwohl kommen diese Nebengeschäfte aktuell nur auf einen Umsatzanteil von ca. 10 Prozent.

Bei aller Analysteneuphorie ist auch festzustellen, dass nur jeder vierte an der Wall Street die Aktie zum Kauf empfiehlt. Im Dow Jones ist dies ein unterdurchschnittlicher Wert. Die US-Bank JPMorgan hat das Kursziel für Tesla nach den Auslieferungen im zweiten Quartal von 275 auf 295 US-Dollar angehoben („Underweight“). Diese seien besser als erwartet gewesen, schrieb Analyst Ryan Brinkman in seiner Studie. Er erhöhte daher die Schätzungen und das Kursziel. Zudem könnte der Hersteller auch im zweiten Quartal profitabel gewirtschaftet haben.

Übrigens: Der Ansturm auf die roten Tesla-Shorts ließ die Website des E-Autoherstellers zwischenzeitlich zusammenbrechen. Nach kurzer Zeit waren die Shorts ausverkauft!

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10 Kommentare

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  • mkronen
    mkronen

    Uninvestierbar. Ausser man will Volatilität kaufen.

    Eine länger andauernde Wirtschafts-Krise wird Tesla nicht überleben.

    15:55 Uhr, 07.07. 2020
  • mariahellwig
    mariahellwig

    In Teslas Chartbild kann kann den BlowOff kaum übersehen. Die Aktien bricht aus dem Trend ab Mitte März nach oben aus. Das dicke Ende wird in Kürze folgen.

    Porsche hat als Nischenabieter im 1Q wie Tesla mal gerade 5% weniger Einheiten ausgeliefert. Der BlowOff ist allerdings ausgeblieben.

    An Tesla stört mich am meisten dass das Unternehmen seine Fertigungsprobleme nicht in den Griff bekommt. Wachstum ist so kaum möglich. Teslas Umsätze steigen nur moderat.

    2021 wird Tesla dann gegen einen Wettbewerber um einen Markt kämpfen, den sie bisher nicht gewohnt sind. Der Volkswagenkonzern steht ihnen dann mit den Marken VW(untere Marktsegment), Audi und Porsche(oberes Marktsegment) gegenüber. Tesla wird dem besonders in kostenintensiven Segment wenig entgegen zu setzen haben.

    14:16 Uhr, 07.07. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • katzenfreund
    katzenfreund

    Wer die roten shorts im Tesla online shop gesehen ( Lieferzeit 10 Wochen oder gar nicht) hat weiss Musk ist ein unerreichtes Marketing genie. Drr Verkauft aucht Tiefkühltruhen am Kältepol der Antarktis - im antarktischen Winter. . Hut ab. Dagegn wirkt Daimler wie ein akademischgebildeter Verkäufer der Opas Schnupftabak andreht

    13:21 Uhr, 07.07. 2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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