EUR/USD: Draghis Abschiedsgeschenk - EZB mit ihrem Latein am Ende?
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Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Im Vorfeld der heutigen Zinsentscheidung der EZB hatte sich am Devisenmarkt gespannte Erwartung breit gemacht. Der Euro wurde leicht fester bei der Marke von 1,1020 US-Dollar gehandelt. Doch auf die Ruhe folgte der Sturm. Nach den Ankündigungen einer noch expansiveren Geldpolitik im Euroraum kam es im Intraday-Chart zu einem regelrechten Keil. Zunächst gab die Gemeinschaftswährung rapide nach bis auf 1,0926 im Tagestief, dann schoss der Kurs aber zurück über 1,10 und zuletzt bis auf 1,1052 Dollar.
Fachleute und Anleger hatten neue Maßnahmen der EZB erwartet, nachdem Draghi diese in den vergangenen Wochen in Aussicht gestellt hatte. Allerdings spekulierten sie bis zuletzt darüber, welche Instrumente die Währungshüter wählen würden. Nun übererfüllte die Notenbank unterm Strich fast schon die Erwartungen. Die Negativzinsen, die Banken auf ihre Einlagen auf den Notenbank-Konten zahlen müssen, verschärfen sich von 0,4 auf 0,5 Prozent. Der Leitzins verbleibt auf null Prozent. Zudem haben die Notenbanker vor, wieder mehr Wertpapiere zu kaufen: Ab November sollen netto jeden Monat wieder Papiere im Volumen von 20 Mrd. Euro erworben werden.
Die Kritik an den beschlossenen Maßnahmen-Bündel kam prompt. Der Präsident des Bankenverbandes BdB, Hans-Walter Peters, hält die Beschlüsse der EZB für unnötig bis gefährlich. „Deflationsgefahren sind im Euroraum weit und breit nicht zu erkennen; auch die aktuelle wirtschaftliche Schwächephase rechtfertigt kein weiteres geldpolitisches Notprogramm“, sagte Peters: „Und: Mögliche Abwertungseffekte für den Euro, die mit der heutigen Entscheidung einhergehen und die Wirtschaft beleben könnten, sind angesichts der globalen Handelskonflikte vergiftet. Denn damit steigt erheblich die Wahrscheinlichkeit ähnlicher Zinssenkungen in anderen Wirtschaftsräumen und das könnte eine Abwertungsspirale in Gang setzen, die niemand wollen kann.“ ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann blies ins gleiche Horn: „Mit der Wiederaufnahme der Anleihekäufe zum jetzigen Zeitpunkt sendet der Rat ein gefährliches Signal an Euro-Staaten wie Italien. Diese dürfen sich offenbar auf eine dauerhafte Finanzierungshilfe durch die EZB verlassen."
Das Abtauchen der Euro nach dem Entscheid war nur vorübergehend. Draghi hält die Gefahr einer Rezession in der Eurozone für niedrig, auch wenn diese zuletzt zugenommen habe. Diese Aussage hat die Gemeinschaftswährung laut Marktbeobachtern gestützt. Der EZB-Präsident sagte zudem, dass es nicht das Ziel der EZB sei, den Wechselkurs des Euro zu schwächen. US-Präsident Donald Trump hatte umgehend getwittert, dass durch die Geldpolitik der EZB der Euro gegenüber dem „sehr starken Dollar" abgewertet würde. So würde den amerikanischen Exporteuren das Leben erschwert.
Die nächste markante Unterstützung für das Währungspaar EUR/USD liegt am Zweijahrestief vom 3. September 2019 bei 1,0924. Der nächste wichtige Widerstand lässt sich am Hoch vom 5. September 2019 bei 1,1085 lokalisieren.
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