Kommentar
12:23 Uhr, 23.01.2015

Etikettenschwindel der EZB...

"Historisch" ist der einzig passende Begriff, mit dem sich die Ereignisse dieser Woche beschreiben lassen. Ganz besonders gilt das für die zu erwartenden Folgen...

Rückblende, Sommer 2012: "Solange ich am Leben bin, wird es keine Euro-Bonds als gemeinschaftliche Haftung für Schulden der Euro-Länder geben“. Der markige Satz stammt von Angela Merkel und sorgte seinerzeit für einige Unruhe im medialen Blätterwald. Wie konnte die Kanzlerin der wichtigsten Volkswirtschaft Europas es bloß wagen, eine gemeinschaftliche Haftung innerhalb der Europäischen Union (EU) derart kategorisch auszuschließen? Das fragten sich seinerzeit viele Kommentatoren. Denn Eurobonds schienen vor dem Hintergrund der Lage in vielen EU-Ländern schon damals unausweichlich...

Nun wird genau das passieren, was die deutsche Bundeskanzlerin noch vor zweieinhalb Jahren mit größter Vehemenz ausgeschlossen hatte – und niemand scheint sich noch an die Worte von Angela Merkel zu erinnern. Warum auch. Schließlich hat die Europäische Zentralbank das Kind sehr geschickt umgetauft:

Statt von Eurobonds ist lediglich von „Quantitative Easing“ (QE) die Rede. In den USA und Japan wird diese Form der Geldvernichtung ja bereits seit längerer Zeit „erfolgreich“ praktiziert. Vielleicht ist das der Grund, warum man jetzt auch in Europa hiervon spricht - und eben nicht von Eurobonds.

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Der Einzige, der diesen Etikettenschwindel durchschaut hat, scheint der Volkswirtschaftsprofessor Bernd Lucke zu sein. Der Chef der Alternative für Deutschland (AfD) sagte in dieser Woche, dass durch QE die gefürchteten Eurobonds durch die Hintertür eingeführt werden.

Genau so ist es, denn nach den EZB-Beschlüssen von dieser Woche wird zumindest ein Teil der aufgekauften Staatsschulden zu Lasten der europäischen Steuerzahler vergemeinschaftet werden.

Man muss sich noch nicht einmal wundern, dass zumindest diese Konsequenz der großen EZB-Party vergleichsweise wenig Beachtung findet. Das dürfte teilweise an der ausufernden Berichterstattung zu den Pegida-Demonstrationen liegen, die derzeit den Blick auf das Wesentliche vernebeln (sollen?).

Ein anderer Grund dürfte in der weit verbreiteten Unkenntnis über die Folgen der jüngsten Notenbank-Beschlüsse zu suchen sein. Ein Kollege schrieb in dieser Woche im Brustton der Überzeugung, QE sei doch gar kein Problem. Der Staat müsse sich eben mal wieder auf Kosten der Steuerzahler entschulden. Anschließend käme wieder eine ungedeckte Papierwährung und das Spiel gehe von vorne los. Also alles in bester Ordnung.

Wer die aktuellen Entwicklungen derart verniedlicht, dar hat entweder noch keine Währungsreform mitgemacht oder er hat von der Geldgeschichte der vergangenen 5.000 Jahre keine blasse Ahnung. Oder beides.

Schlimm genug, dass so genannte Finanzexperten jetzt solche Dinge von sich geben. Wie mag es da erst dem Mann auf der Straße gehen, der sich jetzt von Pegida- oder einer der zahlreichen Gegendemonstrationen vereinnahmen lässt, und dabei gar nicht bemerkt, wie unsere Politiker unsere Zukunft verspielen?

In Wahrheit bedeutet „Währungsreform“ - denn nur darum geht es am Ende historisch betrachtet immer, wenn sich der Staat über die Druckerpresse so wie jetzt via QE entschuldet - dass die kleinen Leute ihre Lebensersparnisse verlieren. Was daran harmlos oder „in bester Ordnung“ sein soll, erschließt sich uns nicht.

Überhaupt nicht nachvollziehbar ist auch das Argument, das viele Geld der EZB werde jetzt Aktienkurse und andere Assetpreise steigen lassen und so für einen allgemeinen Wohlstandszuwachs sorgen, der wiederum die Wirtschaft ankurbeln werde. Nach dieser Logik müssten Argentinien und Simbabwe die wohlhabendsten Länder der Welt sein, denn nirgendwo sonst wurde in der jüngeren Vergangenheit die Geldvermehrung derart vehement auf die Spitze getrieben.

Zum Beschluss der Europäischen Notenbank selbst lässt sich folgendes festhalten:

Erstens scheint die Begründung für QE nur vorgeschoben, denn von der vielfach beschworenen Deflation ist derzeit überhaupt nichts zu sehen. In Wahrheit sprechen die jüngst veröffentlichten Inflationsraten für sehr moderate Preissteigerungen im Euroraum. Man könnte sogar von Geldwertstabilität sprechen.

Zweitens übertritt die EZB mit dem Schritt vom Donnerstag ganz eindeutig ihr Mandat: Der Auftrag der Währungshüter lautet Preisstabilität. Aus allem anderen hat sie sich herauszuhalten, insbesondere aus der Wirtschafts- und der Finanzpolitik.

Die zu erwartenden Folgen der EZB-Bazooka lassen sich recht anschaulich mit folgendem Bild beschreiben:

Wenn die europäischen Konjunkturpferde wegen der rekordtiefen Zinsen seit Jahren schon bis zum Hals im Wasser stehen und trotzdem nicht saufen, was wird dann passieren, wenn die EZB nun im ganz großen Stil Anleihen kauft und die Pferde damit bis zu den Ohren unter Wasser drückt? Werden sie dann saufen?

Die Annahme ist doch einigermaßen verwegen. Viel eher ist zu befürchten, um im Bild zu bleiben, dass die Pferde – und damit wir alle – am Ende absaufen werden.

Und zwar im billigen Geld der Notenbanken...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

126 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    Einen Guten Morgen in die Runde der Radikalen.

    Sieht so aus als werden wir die Griechen nicht los, trotz linker Führung. Die EU wartet auf Antworten, Gespräche, Angebote. Ich an Ihrer Stelle würde 3 Monate gar nichts

    machen und dann um Hilfe betteln...crazy world

    07:57 Uhr, 27.01.2015
  • Chronos
    Chronos

    ​@student: Mir war schon klar das Du VWL oder Business Administration studiert hast, oder studierst. Was aber immer noch nicht die Frage beantwortet ob Du das Werk wirklich gelesen hast? Ich kenne das von Unis. Niemand zitiert gerne AH. Der Spruch mit eine Lüge tausend mal erzählt. Aber Propaganda könnten sie. Und ich war mir sicher das Zitat ist kopiert bzw. geklaut. Die Schärfe kann ich bei Smith nicht nachvollziehen. Das meiste kam nach seinem Tod, dazu noch von den falschen Leuten

    17:56 Uhr, 26.01.2015
  • Chronos
    Chronos

    ​@student: Sag mal ganz ehrlich, hast Du Smith jemals gelesen? Du zitierst ihn ständig nur um ihn sinneshalber zu negieren. Das hat fast schon was pathologisches.

    "da moralisches Handeln herausamputiert wird" wo steht das, das kann nur einer behaupten der Smith nie gelesen hat??

    Sein eigentliches Hauptwerk -->"The Theory of Moral Sentiments" beide Werke sind im Ganzen zu sehen, da er an beiden ein Leben lang rumdokterte"


    Nur ist genau das heute einfach etwas überholt (the impartial spectator).
    nur willst Du exakt das. Gerade Moral und Gewissen ist heute bei den meisten über dem Verfalldatum.

    Alles was ich bisher von Dir über A.Smith gelesen habe, klingt wie aus
    5ter Hand falsch zitiert, da der Prof. ein Keyaner ist/war.

    "Theorie der ethischen Gefühle" ist kein großer Wälzer, das hast Du in einem
    WE durch. Dann erkennst Du auch das die Ethiker grundsätzlich ALLE nichts Böses
    vorhatten und das es eben keine Naturwissenschaft ist.

    A.Smith ist nur der größte Langfristler, 200 Jahre bevor das Wort nachhaltig überhaupt
    so überstrapaziert wurde.

    Die BRD hatte mit der sozialen Marktwirtschaft, vermutlich das beste und sauberste Staatssystem.

    Trennen muss man Wirtschaft und Soziales, da Bildung und Ausbildung, wie der Verkehr auf
    öffentlichen Strassen und Schienen einmal Volksvermögen darstellt.

    Und zweitens die seit den 90ern betriebene Ausbildung (schulisch wie beruflich)
    eben als Cost-Center aufgestellt den falschen Weg darstellt.

    Viele Soziale Ziele sind grundsätzliche Ideologien, keine ertragreichen Anlagen.
    Kfm. Kontrolle und Unterhalt aus finanziellen Mitteln brauchen sie dennoch.

    Gemeint ist nicht die Freundin die mit Deiner schwarzen Amex shoppen geht, auch
    nicht die schlechtest bezahlten Jobs bei Gewerkschaften oder sozialen Einrichtungen.
    den ideologische Lügenhäuser

    Was einfach gemeint ist ist die Kräfteverteilung wie in der Justiz.


    11:14 Uhr, 26.01.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Chronos
    Chronos

    ​Guten Morgen student,

    Anthropologie hilft Dir nur beim traden nicht viel.

    Emotionen helfen Dir da auch nur am Beginn eines Trades, kurz nach Einstieg (Risikoanfang)

    Bei antiyklischen Anlagen sehr gefährlich und kontralogisch. Es braucht Nerven, weniger Verstand.

    Rein mechanische HS erzielen auf Dauer auch keine grossen Benefits, da sie gerade in Seitwärtsphasen (exakt da wo sie automatisch agieren sollen) zu langsam sind und sie News nicht auswerten können. Die meisten Naturwissenschaftler sind tief in ihrem Inneren religiös.

    Solange sie das in Ihren Arbeiten trennen können, ist dagegen ja auch nichts zu sagen.

    Mit dem Gottesbeweis beschäftigen sich viele unnötigerweise. Die installierten Religionen sind auch nur System um das Zusammenleben in der Gemeinschaft mit klaren Regeln einfacher zu gestalten. Das spirituelle ist die Musik in Thesen und Ansichten.

    Rein aus der Logik heraus hilft dir Tharp an den Märkten und Baruch de Spinoza im Leben mehr.

    Danach Kant, bei Schopenhauer und Sartre bekomme ich immer mentales Sodbrennen.

    Das Leben ist endlich ein trade noch viel mehr. Viel Erfolg!

    07:44 Uhr, 26.01.2015
  • Chronos
    Chronos

    ​@balkansahel: Ich kann Dir nicht Recht geben, Leben und leben lassen, heisst auch dem Rechtssystem und dem Staat seinen Anteil zu lassen. Mir geht es meist nur um den Aufwand (oder ihn klein zu halten), Nutzen ist nur sekundär sichtbar, die Verhältnisse stimmen hier nicht mehr.

    Die Steuer auf den Profit führt meine dt. Bank ab. Die Steuerberaterin holt ein Teil davon wieder zurück. Ein Autopilot. Was rechtlich und unter meiner Einstellung als Liberaler läuft ist eine interne Geschichte oder kann mir ein Jurist die Story von GEZ/GEMA anschaulich und konform mit dem GG erklären?

    Bei mir muss man aufpassen, ich wechsle meine Einstellung nicht, dafür Märkte und evt. bald den Kontinent. Ich bin ungebunden, oder trenne soziale und mentale Verbindungen um zu lernen, da ich dumm, träge und faul bin. Ich bin nicht einmal durch dvr. Studien und meiner eigenen sozialen Verluste ein besserer Mensch geworden. Ich habe nur gelernt das ich Luxus hasse.

    Eigentlich ein Wunder das aus dt. Sicht US-Aktien empfohlen werden, kennt einer der Analysten die Steuerquote, vermute eher weniger. Aus Sicht der Yankees macht es mehr Sinn.

    Vermutlich bin ich wirklich zu dumm, ich kenne aber auch keine Story einer dt. Firma mit der sich ein ADR gelohnt (ode gar gerechne)t hat. Über den Daumen erreicht der Umsatz keine nenneswerte (einstellige) Beteiligung, es erhöht nicht einmal den freefloat.

    Übrigens 1%ter sind Rocker und angeblicher Abschaum der Gesellschaft. Eigentlich mehr Restmüll der demokratischen Militärindustrie. Ein Paradox

    Weder kulturell, noch sozial, noch religiös, mag ich Abhängigkeiten, ich liebe aber spirituelle Systeme. Ich liebe Musik und Kunst.

    Unterm Strich sind Religion und Logik jedoch inkompatibel. Wenn ich mir hier die Philos (Philosophen) ansehe sind vermutlich die wenigsten abeteiligt oder aktiv.

    00:06 Uhr, 26.01.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Löwe30
    Löwe30

    ​Und wie wird sich nun Gold entwickeln, nachdem Draghi QE gestartet hat?

    Eine interessante Antwort gibt nach meinem Eindruck Erik Swarts, "Market Anthropology", hier:

    http://marketanthropology.tumblr.com/post/10892907...

    Beeindruckend finde ich, wie sehr sich die Preisentwicklung von Gold von 1974 – 1977

    und von 2011 - 2015 gleichen.

    19:51 Uhr, 25.01.2015
  • Chronos
    Chronos

    @Balkan: Es ist etwas ein Problem wenn Sachen, Fakten, Personen aus dem Zusammenhang zitiert werden. Viele Profs haben viel zu tun, ihre eigenen Aussagen zu verteidigen, obwohl das eigentlich Ziel gemeinsam eindeutig ist. In Deiner Kultur *wenn der Nick was mit Dir zu tun hat) werden Hitler und Stalin verehrt, habe ich nie nachvollziehen kónnen ist aber ein fact.

    @Löwe30> Was ist an Teile und herrsche, Leben und leben lassen, wer bezahlt, der schafft an verkehrt?

    Kráfteteilung, Arbeitsteilung ist doch Leistung der Gemeinschaft. So klein sie auch ist.

    Kommt daher die Scheidungsrate in Industriestaaten?

    Sicher auch ein Problem, daher Pegida, Attatuerk sind Clans. Das gleiche ethnologische Problem haben Gipsy in RO, BG, SO, HU

    19:40 Uhr, 25.01.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Chronos
    Chronos

    student Sach mal hast Du Smith úberhaupt gelesen, denke nicht, dann verstanden...

    Verbessern kann man alles, die Grundlagen werden dadurch nicht negiert.

    Smith war selber Beamter, Keynes schwul und Zocker (eines der groessten Depots auch heute noch) und was hat das mit den Thesen zu tun. Das ist VWL pure Unterhaltung und Theorie, kein BWL und kein aktives Handeln. Bitte mal trennen, alles andere ist Luftgitarre

    19:10 Uhr, 25.01.2015
  • Chronos
    Chronos

    @​ balkansahel Schón, jetzt reden sich die Bildungsbúrger die Kópfe heiss und ziehen Bildungsgroessen wie Asse aus dem Ármel der Taschenspieler, Antworten haben sie leider selten. Schreibe gerade selber auf einer auslándischen Tastatur, das Layout ist neu, kyrillisch ist es nicht....

    DESTRTUKTIVE, nihilistische

    Destruktiv verstehe ich nicht, erster Fall der Logik und Problemlósung ist Bestandsaufnahmen. Dann erst erfolgt actio & reactio.

    Nihilistist wird meinerseits klar verneint und lásst mich zweifeln ob der Protaganist meinen Text úberhaupt gelesen hat. Dúrfte eigentlich klar sein, ich bin Liberaler und A.Smith Anhánger (Ich sehe nicht was er mit dem Wissen seiner Zeit falsch gemacht hat, ausser dem erwáhntem). Gehe zwar nicht in die Kirche und wenn nur als Architekturfan, bevorzugt buddistisch und orthodox

    Man kann Nietzsche lesen und mógen und dennoch andere Wertvorstellungen haben.

    Ebenso sollte viele einfach Politik, VWL, BWL und Márkte trennen.

    Es gibt Abhángigkeiten, aber diese sind weder linear noch rational.

    Tja, und ab Mo setze ich zwei trades an und hoffe auf eine Lósung meines eigenen Bedarfs und meiner Zukunft. Ich verantworte die selbst und allumfassend und demnach muss ich auch niemand eine spirituelle Rechenschaft abliefern ausser meinem FA.

    Schónen Abend in die Runde

    19:05 Uhr, 25.01.2015
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