Fundamentale Nachricht
12:56 Uhr, 21.02.2019

Es lockt das Gold

Noch letztes Jahr schien Gold trotz unruhiger Aktienmärkte, geopolitischen Krisenherden und vor allem dem internationalen Handelskonflikt wie abgemeldet. Plötzlich aber ist das Edelmetall wieder gefragt. Warum ist das so?

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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Gold ist wieder in aller Munde. Der Goldpreis erreichte am Mittwoch zeitweise mit 1.347 Dollar je Feinunze den höchsten Stand seit zehn Monaten. Bereits in den vergangenen Handelstagen hatte Gold mehrfach ein jeweils neues Zehnmonatshoch markiert. Dass das mittlerweile nicht nur als Edel-, sondern auch als Industriemetall geltende Palladium im Preis an Gold im Dezember vorbeigeeilt ist - geschenkt! Seit November hat sich Gold um rund 12 Prozent verteuert, seit Jahresbeginn immerhin um rund 5 Prozent.

Noch letztes Jahr schien Gold trotz unruhiger Aktienmärkte, geopolitischen Krisenherden und vor allem dem internationalen Handelskonflikt wie abgemeldet, der Preis wie festgenagelt über lange Zeit an der 1.200 Dollar-Marke. Plötzlich aber ist das Edelmetall wieder gefragt. Warum ist das so?

Eine wichtige Rolle spielen die Notenbanken, die US-Fed sogar in mehrfacher Hinsicht. Die internationalen Zentralbanken begannen aber der zweiten Jahreshälfte 2018 wieder in großem Stil das Edelmetall zu kaufen. Nach Angaben des World Gold Council belief sich die Notenbank-Nachfrage auf netto 652 Tonnen. Sogar die chinesische PBoC, die jahrelang dem Gold fernblieb, trat 2018 mit netto 10 Tonnen wieder als Käufer auf.

Die US-Fed hat mit ihrem Schwenk in Richtung einer vorsichtigen Zinspolitik das Gold wieder attraktiver gemacht. „Die Investoren verabschieden sich zusehends von der Erwartung, dass es in 2019 weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank geben wird“, sagt Thorsten Polleit, Chefvolkswirt von Degussa Goldhandel. Die Ankündigungen, eine Pause im Zinserhöhungszyklus einzulegen und den Bilanzabbau zu stoppen, sprechen für eher niedrigere US-Realzinsen, was die Attraktivität von Gold im Vergleich zu anderen zinsbringenden Geldanlagen steigert. „Der Anstieg der langfristigen Realzinsen zum Stillstand gekommen, beziehungsweise der Aufwärtstrends der Realzinsen hat sich umgekehrt, konstatiert Polleit. Ein wichtiges Kriterium, das die Goldhaltung unattraktiv machte, hat sich in Luft aufgelöst. Mit ihrer Kehrtwende schwächt die Fed perspektivisch auch den US-Dollar. Dies wiederum steigert die Kaufkraft derjenigen, deren Währung gegenüber dem US-Dollar aufwertet, was die Goldnachfrage außerhalb der USA in der Tendenz positiv beeinflusst.

Die vergangenen konjunkturell guten Jahre für die Weltwirtschaft haben verdeutlicht, dass der Goldpreis in Zeiten ohne akute Krisen vor allem vom Zinsniveau in den USA beeinflusst wird, wie Dora Borbély von der DekaBank es formuliert. Nun aber schwächt sich die Konjunktur weltweit ab. Der Internationale Währungsfonds hat soeben seine Wachstumsprognosen nach unten revidiert, Stimmungsindikatoren sehen ein getrübtes Bild vor allem in China und Europa. Auch diese Tendenz lässt wieder mehr Investoren nach sicheren Anlagehäfen Ausschau halten.

So kehren auch die Spekulanten zurück, die auf den fahrenden Zug aufspringen sind und den Preisanstieg verstärken. Auch die Indexfonds (ETF), die 2018 noch über weite Strecken als Verkäufer am Goldmarkt aktiv waren, bauen ihre Bestände wieder auf. Am 15. Februar 2019 betrug der Goldbestand aller Gold-ETFs 56,51 Mio. Feinunzen, gegenüber nur 40,40 Mio. Feinunzen Anfang Januar 2016. Ein Plus von fast 40 Prozent.

Ein weiteres Szenario, das Gold zugute kommt, ist die massive Verschuldung in der Welt. Wie aus einer Berechnung von Credit Suisse hervorgeht, haben alle Industrieländer Verbindlichkeiten in Höhe von 60 Billionen Dollar in ihren Büchern stehen. Zum Vergleich: In den Zeiten vor der großen Finanzkrise 2008 war der Schuldenberg nur gut halb so hoch. Die Schulden gingen einher mit einer boomenden Weltkonjunktur. Wenn das Wachstum aber ins Stocken gerät, tun Kredite weh.

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5 Kommentare

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  • benz49
    benz49

    Und heute gehts gleich weiter. Gold runter, Aktien rauf. Egal wie die Marktlage ist. Wie die letzten Jahre auch. Was sonst.

    10:59 Uhr, 22.02.2019
  • German2
    German2

    Warum nicht gleich na 20$ runter heut ohne Grund...elende Verbrecher

    18:19 Uhr, 21.02.2019
  • German2
    German2

    abverkauft wird..je mieser dieDaten desto höher Dow & co.. nur Gold muss Mal wieder runter... Dafür sorgen die Manipulateure schon

    15:49 Uhr, 21.02.2019
  • German2
    German2

    Lol

    15:48 Uhr, 21.02.2019
  • Zukunft21
    Zukunft21

    ja ja wo solll das mit der Verschuldung noch enden !?

    Also schön die Barren etc. fest halten !!

    13:02 Uhr, 21.02.2019

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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