Kommentar
15:45 Uhr, 18.09.2015

Die Welt steht Kopf...

"Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun". (Molière)

Mancher mag sich schon gewundert haben, warum wir an dieser Stelle regelmäßig auch die politische Landschaft begutachten. Dies sei schließlich eine Finanzseite. Wir möchten daran erinnern, dass Wirtschaft und Politik schon traditionell eng miteinander verknüpft sind. Allerdings war die Verzahnung in der jüngeren Geschichte noch nie so eng wie heute:

Deshalb beeinflusst die politische Bühne selbstverständlich auch das Geschehen an den Börsen – und umgekehrt. Und wenn der DAX auf die beispiellose Flüchtlingsflut, die Europa aus allen Teilen der Welt gerade erreicht, bislang noch nicht reagiert hat, dann zeigt das vor allem, dass die Anleger die Tragweite dieser Entwicklungen noch gar nicht begriffen haben. Auch die Firmenlenker nicht, wie etwa Daimler-Chef Zetsche.

Zur Sache:

Wir können in diesen Tagen erleben, wie die Welt um uns herum völlig aus den Fugen gerät. Gleichzeitig erleben wir, wie die Dinge kurzerhand umgedeutet werden:

Aus Wahrheit wird Lüge, und aus Lüge wird Wahrheit. Was groß und von überragender Bedeutung ist, das wird in den Medien ganz klein gemacht. Völlig unbedeutende Nebensächlichkeiten werden dagegen zu riesigen, alles überragenden Gebilden aufgeblasen. Der geneigte Leser mag diese Aussagen anhand eigener Beobachtungen überprüfen.

Einige willkürlich zusammengetragene Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit:

Wenn die deutsche Bundeskanzlerin für alle erkennbar bestehende Gesetze bricht, dann wird sie dafür in den Medien bejubelt und in den Himmel gehoben. Das ist bei der Flüchtlingsthematik heute nicht anders als vor einigen Monaten als es um die Verabschiedung der Finanzungetüme „ESM“ und „EFSF“ gegangen ist. Mancher wird sich noch erinnern.

Und wenn sie nicht gestorben ist, dann wird Angela Merkel wohl noch eine Weile auf Wolke Sieben sitzen. Es sei denn, den Bundesbürgern platzt „völlig unerwartet“ der Kragen. Die Sache könnte gerade in Schwung kommen, denn wie man hört, werden bereits Petitionen zur Amtsenthebung der Kanzlerin auf den Weg gebracht.

Selbst Die Welt ist neuerdings erzürnt und schreibt:

„Als Merkel ankündigte, alle Flüchtlinge in Deutschland willkommen zu heißen, schob sie einfach die Bestimmungen des Dublin-Vertrags beiseite, auf dessen Verabschiedung gerade Deutschland gedrungen hatte. Als sie wenige Tage darauf angesichts der Flüchtlingsflut eine Kehrtwende vollzog und Deutschlands Grenzen dicht machte, verletzte sie, wenn nicht den Buchstaben, so doch den Geist des Schengen-Vertrags über die Freizügigkeit in Europa“.

Merkel-Kritik im Mainstream? Natürlich war das „nur“ ein Kommentar, der womöglich suggerieren soll, Die Welt beschäftige sich neuerdings „kritisch“ mit der Thematik. Appelle, die Kriege in Nahost und in Nordafrika zu beenden finden sich dort nämlich auch jetzt nicht.

Weiter unten im zitierten Artikel wird das überdeutlich...

Auch im ZDF heute journal versteht man sich trefflich auf die Rolle des Märchenonkels. Nehmen wir etwa den Donnerstagabend dieser Woche:

Das Ereignis des Tages, nämlich der Rücktritt von Manfred Schmidt als Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, wird da nur in einem Nebensatz erwähnt. Statt dessen erfährt der Zuschauer in epischer Breite, wie gut doch die Integration eines (eines!) Asylbewerbers aus Nordafrika klappt, der seit anderthalb Jahren in Deutschland lebt.

Schon oft hat der Sender seine offenkundige Absicht, die Meinung seiner Zuschauer zu manipulieren, offen zur Schau gestellt. Doch mit der Präsentation eines einzelnen Afrikaners im Heer der Millionen als „leuchtendes Beispiel“ wird die Absicht besonders augenfällig. Unser besonderer Dank für diesen Augenöffner geht an die Redaktion des ZDF.

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Zinsentscheid: Viel Lärm um nichts...

Ein wunderbares Beispiel, wie sich die Anleger belügen und an der Nase herumführen lassen, lieferte auch die Sitzung der US-Notenbank von dieser Woche. Was wurde da im Vorfeld nicht alles vermutet. Am Ende können wir festhalten: Wieder mal viel Lärm um nichts.

Dabei ist mittlerweile auch ohne rosarote Brille gut zu erkennen, dass die US-Notenbank die Zinsen gar nicht anheben KANN. Sagen kann sie das allerdings auch nicht, weil dann sofort klar wäre, dass ihre Nullzinspolitik gescheitert ist. Also lügt man den Anlegern weiter frech ins Gesicht, beschwört einen Phantomaufschwung in den USA und gibt sich der Hoffnung hin, es möge niemandem auffallen. Erstaunlicherweise klappt das immer noch ganz gut...

Wie sehr diese Masche von den verschiedenen US-Regierungen während der vergangenen 20 Jahre perfektioniert wurde, das zeigt der Verlauf des S&P500 seit 1995 in der folgenden Abbildung. Nebenbei stellt die Grafik die bekannte Anlegerregel, wonach politische Börsen kurze Beine haben, vollständig auf den Kopf. In Wahrheit scheint das genaue Gegenteil zuzutreffen.

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Vor dem Hintergrund des bisher Gesagten, werden wir die folgenden Beiträge bewusst nicht kommentieren. Möge sich der geneigte Leser selbst ein Bild von deren Inhalten machen.

Dass aus der Pegida-Bewegung laut Medienberichten nun schon recht kurzfristig eine basisdemokratische politische Partei werden soll, das mag man noch als vorhersehbare Begleiterscheinung der jüngsten Ereignisse werten.

Wenn sich aber ein General a.D. in einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin wendet, und die gegenwärtigen Probleme aus der Sicht eines ranghohen Militärs schildert, dann lässt das erahnen, wo wir bereits stehen. Man könnte also einmal ganz ohne persönliche oder moralische Wertung hinhören, was dieser Mensch uns zu sagen hat.

Recht erhellend ist auch der folgende Mitschnitt von einer SPD-Konferenz im Berliner Reichstag zur Flüchtlingslage in dieser Woche. Brigitte Meier aus München schildert die Lage in Südbayern: "Die Situation im Süden der Republik wird bald sicherheitstechnisch nicht mehr zu bewältigen sein. Selbst die Ausrufung des Katastrophenfalls hilft nicht mehr. Die Olympiahalle kann nicht für die Flüchtlinge geöffnet werden, da keine Kapazitäten mehr verfügbar sind".

Zu guter Letzt noch der Erfahrungsbericht eines polnischen Reisenden, der in diesen Tagen in Österreich unterwegs war.

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

188 Kommentare

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  • Löwe30
    Löwe30

    Es gibt überhaupt keinen Grund gerade die Ressourcen (Güter), die Sie nennen, in die öffentliches Eigentum, also die Hand eines Monopolisten zu legen. Was geschieht, wenn dies getan wird, sieht man ja vor allem beim Gut Geld!

    Bei sogenannten öffentlichen Gütern haben wir es mit einer Tragödie der Allmende zu tun.

    "Man nehme zum Beispiel einen sich im Privatbesitz befindenden See, der reichlich Fische beheimatet und einem passionierten Fischer gehört: Der Fischer wäre im eigenen Interesse stets darum bemüht, seinen See so zu bewirtschaften, dass die Fischbestände stabil bleiben oder wachsen würden. Denn so könnte er auch die nächsten Jahre in ihm fischen und seine Beute womöglich sogar vermehren. Kurzum - es macht für den Fischer Sinn, Ressourcen zu schonen.

    Wäre der See hingegen öffentliches Eigentum, so wäre es nur eine Frage der Zeit, bis die dortigen Fischbestände ausgerottet wären. Es gäbe keinen Anreiz den See nachhaltig zu bewirtschaften, da die Gefahr groß wäre, dass andere die Früchte der eigenen Arbeit ernten oder diese ganz zerstören. Wer nichts oder weniger angelt, ist der Dumme. Die Folge: Überfischung. Heutzutage ein weit verbreitetes Problem. Und auch der Verbraucher leidet: Er zahlt für seinen Fisch mehr, sofern er ihn überhaupt noch serviert bekommt. Tragik der Allmende at its best.[...]

    Privateigentum schont Ressourcen. Öffentliches Eigentum vernichtet sie. Es ist nur wenig verwunderlich, dass die staatlichen Kommandowirtschaften des Ostblocks mit die größten Ressourcenverschwender und Umweltzerstörer waren, während sich die Privaten einen allzu verschwenderischen Umgang mit Ressourcen gar nicht leisten können, da damit Kosten verbunden sind, die nicht mal eben - wie bei öffentlichen Unternehmen Usus - vom enteigneten Steuerzahler zwangsbeglichen werden, sondern schlimmstenfalls den Bankrott bedeuten." (http://www.freitum.de/2014/08/grune-sie-mussten-ei...)

    09:57 Uhr, 22.09. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz hat die USA zu mehr Engagement in der europäischen Flüchtlingskrise aufgefordert. "Wenn sie sich schon nicht an der Aufnahme von Flüchtlingen beteiligen, sollten sie wenigstens einen signifikanten Teil der monetären Kosten tragen", sagte der ehemalige Chefvolkswirt der Weltbank dem Tagesspiegel.

    vor 2 Min (heute 08:24) via Jandaya.de teilen

    Er wird seine Gründe für diese Forderung haben ... ;-)

    08:29 Uhr, 21.09. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • jett
    23:21 Uhr, 20.09. 2015
  • jett
    jett

    Wieder ein super Artikel!! Ich empfehle dazu folgenden Link:

    Veröffentlicht am 18.09.2015

    Merkels Kommentar aus kanadischer Sicht

    Der

    kanadische Journalist Ezra Levant analysiert das am 03.09.2015

    erschienene Video von Angela Merkel, in welchem sie auf die Frage einer...

    23:13 Uhr, 20.09. 2015
  • Löwe30
    Löwe30

    Gerade auch im Zusammenhang mit den Flüchtlingen zeigt sich, wie schnell der Sozialstaat, der weich gespülte Sozialismus, an seine Grenzen stößt, wenn er die Grenzen öffnet und wie unser Bundesgaukler und die Altsozialistin Merkel die Beladenen aus aller Welt einlädt nach Deutschland zu kommen, wo ihnen geholfen wird und wo Milch und Honig fließt. Und so mancher Christenmensch fühlt sich berufen, dem zuzustimmen. Vergessen scheint, "[e]s gibt eine ehrwürdige katholische Tradition der Freiheit und Kritik des modernen Sozialstaates, die weit ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Ihr bekanntester Vertreter ist Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler, Bischof von Mainz. Im Jahre 1864 prangerte er in seiner Schrift 'Die Arbeiterfrage und das Christentum' als die große Gefahr 'das Project der durch Majoritäten decretierten Staatshilfe' an. Gegenüber diesem sich verbreitenden Übel sei gerade für 'sociale Zwecke' die 'individuelle Freiheit' zu verteidigen. Die Gefahr sei 'ein immer weiter ausgebildetes Steuer- und Zwangssystem, an dem sämtliche Staaten fast zu Grunde gehen und bei denen freie Selbstbestimmung und Gesinnung gänzlich in den Hintergrund treten.'" (Prof. Dr. Martin Rhonheimer, er lehrt Ethik und politische Philosophie an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom, schreibt dies hier: http://www.derhauptstadtbrief.de/cms/index.php/component/content/article/110-der-hauptstadtbrief-131/907-christliche-freiheitsethik-und-kapitalismus-sind-wesensverwandt )

    18:42 Uhr, 20.09. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Müsst ihr euch denn ständig angehen?

    Ist doch nervig hier, ständig diese persönlichen Animositäten zwischen den Kommentaren, nur weil man unterschiedlicher Meinung ist.

    Benehmt euch mal!

    18:14 Uhr, 20.09. 2015
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    "Sie sind eine deutsche Politikerin und zuerst dem Wohle des deutschen Volks verpflichtet, und Sie sollten nicht versuchen, mit dem Drängen auf eine Quotenregelung schon wieder den „EU-Schwarzen Peter“ in die Hand zu nehmen."

    Vielen Dank, für den Link. Der Mann hat natürlich Recht.

    Wenn man Fr. Merkel verstehen will, muss man ihre Gründe und Motivation kennen - vor allem diejenige(n), die sie in ihren Pressekonferenzen verschweigt.

    Und zu dem, was in Syrien mit der Zivilbevölkerung passiert: Dies ist seit Jahren (und nicht erst seit heute) bekannt.

    Man konnte bereits vor 2-3 Jahren - wenn man denn wollte - dazu beitragen, dass syrische Kinder, die beim Spielen auf der Straße von Granatensplittern schwerstverletzt wurden, in Deutschland operiert werden konnten. Dazu mussten sie dann aber erst mit einem angeheuerten Privatjet auf private Kosten nach Deutschland gebracht werden, nachdem eine deutsche Fluggesellschaft den Transport - wohl aus Gründen der Sicherheit für ihre Passagierflugzeuge - verweigert hat.

    17:03 Uhr, 20.09. 2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Oel aus RU kaufen statt Saudi......ach so geht ja nicht. US Verbot. ;-)))

    16:10 Uhr, 20.09. 2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Hab grad den link zur "liberal-konservativen" Seite gelesen. Wer sagt denn das all das so war? WER? Hat noch niemand gemerkt, das momentan diverse Leute Stimmung machen? Wer sich von einem Artikel geistig beeinflussen laesst ist echt zu bedauern. Natuerlich sind da Arschloecher, Kriegsirre und sonstige Schwachmaten dabei. Die finden sich aber immer und ueberall im Schutze von Massen.

    15:51 Uhr, 20.09. 2015