Kommentar
14:02 Uhr, 21.09.2017

Die richtigen Fragen bei der Geldanlage

„Jakob, wie soll ich mein Geld anlegen?“ Es gibt kaum ein Treffen im Freundes- oder Familienkreis, bei dem ich nicht nach Finanztipps gefragt werde. Früher eröffnete das oft lange Gespräche über die Börse und endete nicht selten in Meinungsverschiedenheiten.

Ich kann verstehen, dass man kritisch ist, wenn man bereits Geld an der Börse verloren hat.

Für jemanden, der Verluste mit Zertifikaten in der Finanzkrise oder mit Telekom-Aktien in der Internetblase erlitten hat, müssen sich meine Ansichten, z.B. dass man heutzutage nahezu risikofrei in den Aktienmarkt investieren kann, wie dummes Zeug anhören.

Dazu weiterlesen: Gibt es diese Strategie ohne Verluste?

Ich kann das absolut verstehen und ich freue mich mehr über einen kritischen Anleger, als jemanden, der unbedarft alles glaubt, was man ihm präsentiert.

Aber auch ich habe in meinen noch jungen, aber nun mittlerweile über zehn Börsenjahren, so ziemlich jede heiße Herdplatte an den Finanzmärkten angefasst.

Ich habe auf Tipps vertraut oder in vermeintlich sichere Wetten „investiert.“ Ich habe Finanzprodukte gekauft, von denen ich heute weiß, dass sie einen statistisch schlechten Erwartungswert hatten. Ohne dass ich es wirklich wusste, hatte ich mehr gespielt als investiert, ja gar oft gezockt und natürlich meistens verloren.

Aber ich habe dabei immer versucht aus meinen Verlusten etwas zu lernen.

Ich habe selten irgendjemandem dafür die Schuld gegeben, obwohl das sehr einfach gewesen wäre.

Meist habe ich den Fehler bei mir gesucht und dadurch irgendwann die wenigen, aber sicheren Wege an der Börse gefunden.

Die Angst vor Fehlern und negative Erfahrungen sind meiner Erkenntnis nach die häufigsten Ursachen, warum Sparer noch oder wieder nicht ihr Geld an den Finanzmärkten für sich arbeiten lassen.

Auch durch meine Erlebnisse als Finanzberater sage ich heute, dass es keine Lösung ist Finanzentscheidungen abzugeben.

Das ist wie Sport treiben, gesund ernähren oder ein Klavierkonzert besuchen. Manche Dinge im Leben kann man einfach nicht delegieren.

Familie, Gesundheit, Geld: man kann sich Hilfe bei einem Profi holen, aber erst, wenn man weiß, was man will (z.B. eine Diät oder eine Paartherapie machen).

Doch machen, es praktisch umsetzen, muss man es am Ende immer selbst.

Warum sollte es bei den Finanzen anders ein?

Prof. Dr. Max Otte hat mal gesagt: "Ihre Geldanlage ist Chefsache - und zwar Ihre eigene!"

Natürlich kommen wir nicht umhin auch als rationale Selbstentscheider mit der Finanzbranche zusammenzuarbeiten.

Wir brauchen unseren Broker, um unsere Transaktionen an der Börse abzuwickeln. Wir brauchen unsere Bank, die uns einen Indexfonds (ETF) konstruiert, da wir das selbst nicht so günstig und effizient können. Vielleicht brauchen wir auch einen Vermögensverwalter oder ein Family Office, weil unsere Vermögenssituation so komplex und mit vielen rechtlichen oder steuerlichen Fragen verbunden ist.

Das wichtigste dabei aber ist vorbereitet zu sein, Finanzwissen aufgebaut zu haben und dadurch der Branche und ihren Vertretern auf Augenhöhe begegnen zu können.

Wer nicht weiß, was er will, bekommt am Ende irgendwas, aber nicht das was er sich gewünscht hat.

Dazu weiterlesen: Die Asymmetrie in der Finanzindustrie.

Ein Weg dahin ist in jedem Fall die richtigen Fragen zu stellen.

Ich beobachte, dass sich die meisten Anleger den Finanzmärkten von der falschen Seite nähern.

Ich werde oft gefragt:

Wird Daimler stärker steigen als BMW?

Investiere ich lieber in Aktien aus den USA oder Europa?

Ist Tesla ein gutes Investment?

Wird der DAX diese Woche steigen oder fallen?

Doch viel wichtigere Fragen könnten sein:

Wieviel Geld kann ich monatlich sparen?

Wo kann ich Einsparungen vornehmen?

Wie haben sich Aktien, Gold oder Immobilien in der Vergangenheit entwickelt?

Wo möchte ich in 10, 15 oder 20 Jahren finanziell ankommen?

Bekomme ich Angst, wenn der Aktienmarkt 20 % einbricht oder bleibe ich cool?

George Samuel Clason hat bereits im Jahr 1926 ein wichtiges Buch mit universalem Finanzwissen geschrieben.

Der Titel des Buches ist: „Der reichste Mann von Babylon“.

Auf nur ca. 200 Seiten eröffnet der Autor mit kleinen Geschichten dem Leser einen einfachen Zugang zu Geld und seinem Umgang damit.

„Jene Menschen wurden reich, die die einfachsten Grundregeln seines Erwerbs begriffen haben.“

Mit diesen Worten beginnt das Buch und führt den Leser durch 10 Kapitel in die Grundgesetze des Geldes ein.

Wenn mich meine Freunde heute nach Finanztipps fragen, dann versuche ich erstmal von der Börse abzulenken. Es ist schlichtweg das falsche Thema, wenn grundlegende Weichen noch nicht gestellt wurden.

Ich frage sie dann eher, was die Träume und finanziellen Wünsche in ihrem Leben sind. Daraus ergeben sich meist ganz von alleine die richtigen Gedankengänge.

Beim nächsten Anlass verschenke ich dann oft ein kleines Buch.

Dazu weiterlesen: Ein anderer Weg Geld anzulegen.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

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