Gibt es diese Strategie ohne Verluste?
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Als Bud Fox und Gordon Gekko (gespielt von Charlie Sheen und Michael Douglas) im Film „Wall Street“ (1987) ins Geschäft kommen, gibt Gekko dem Frischling eine deutliche Anweisung:
„I don't like losses sport. Nothing ruins my day more than losses.“ (1)
Später im Film (als Gekko den erfolglosen Junior Broker gerade feuern will) erklärt er seine „Strategie“, an den Märkten Geld zu verdienen.
"The public is out there throwing darts at a board, sport. I don't throw darts at a board. I only bet sure things. Read Sun Tzu's "The Art of War." 'every battle is won before it is ever fought.' Think about it." (2)
Natürlich geht es Gordon Gekko dabei um sogenannte „Insider-Informationen“ und dem Filmemacher Oliver Stone darum, die Gier und Korruption an der Wall Street anzuprangern. Aber Oliver Stones Vater war ebenfalls Aktienhändler und so verstecken sich in dem Film einige gute Ratschläge.
Auch Warren Buffett, die freundliche Heuschrecke aus Omaha und vermutlich (hätte er in den letzten Jahren nicht so viel gespendet) der reichste Mann der Welt, hat eine ähnliche Philosophie wie Gordon Gekko:
„Rule No.1: Never lose money. Rule No.2: Never forget rule No.1.“ (3)
Sein Geschäftspartner Charlie Munger (der von einigen insgeheim als das Genie bei Berkshire Hathaway betrachtet wird) hat den berühmten Satz geprägt:
„Risk comes from not knowing what you're doing.“ (4)
(Warren Buffett hat ihn ebenfalls so häufig verwendet, dass nicht mehr ganz klar ist, wer der Urheber ist.)
Was wollen uns die beiden Herren damit sagen?
Im Prinzip, dass der Erfolg an der Börse nicht durch große Risiken und Glück kommt, sondern dadurch, dass man Risiken und Zufälle ausschließt.
Einfach gesprochen, wer Verluste vermeidet, gehört langfristig zu den Gewinnern.
Mein Denkfehler in den ersten Jahren an der Börse war es, eine garantierte Gewinnerstrategie zu finden. Ich habe irgendwann verstanden, dass der Trick ist, nicht über die Gewinne nachzudenken, sondern über die Verluste.
Gewinnen ist einfacher als wir glauben. Nicht zu verlieren ist die große Kunst.
Jeder kennt die Glückspilze, die zu Beginn einer Börsenlaufbahn nur gewinnen, weil sie noch ohne schmerzhafte Erfahrungen handeln, statt zu grübeln.
Doch welche Strategie funktioniert ohne Verluste?
Eigentlich keine, so dachte ich anfangs. Also begann ich mich nach den Gründen für Verluste umzusehen.
1. Grund: Zu glauben, mehr zu wissen als andere
Der größte Irrtum dem ich aufsaß, war zu meinen, einen Vorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern zu haben. Egal ob ich eine Aktie mit Hilfe der Charttechnik oder der Fundamentalanalyse unter die Lupe nahm, am Ende war ich der Meinung etwas zu wissen, was kein anderer wusste. Und begann darauf zu wetten.
„Real knowledge is knowing that you don't know anything.“ (5)
- Charlie Munger
Die einseitige Beobachtung von Abläufen ist ein Irrtum, den wir nicht nur an der Börse finden, sondern auch in der Wirtschaft, in der Medizin („Essen Sie dieses Lebensmittel um 100 Jahre alt zu werden“) ja sogar in unserem täglichen Leben („10 Flirttipps für das erste Date“). Er basiert auf der Funktionsweise unseres Gehirns, das permanent versucht Muster zu erkennen.
Dazu weiterlesen: Warum Computer bessere Anleger sind
Und selbst wenn wir einen Fehler, eine fehlerhafte Bepreisung des Marktes gefunden haben, stellt sich die Frage, wie lange wir diesen Vorteil ausnutzen werden können.
Nassim Taleb, Finanzmathematiker und Profiteur der Finanzkrise von 2008, schreibt dazu:
"Wenn rationale Händler ein Muster entdecken, bei dem Aktienkurse am Montag steigen, dann wird ein solches Muster, sobald es erkennbar wird, wohl von Marktteilnehmern ausgeglichen werden, die in Erwartung dieses Ereignisses am Freitag Aktien kaufen. Es hat keinen Zweck, nach Mustern zu suchen, die für alle Marktteilnehmer offensichtlich sind." (6)
2. Grund für Verluste: Zu viel zu traden
Als ich meine Trades der ersten Börsenjahre unter die Lupe nahm, stellte ich fest, dass sich unter ihnen eine Menge – ehrlich gesagt - blödsinniger Geschäfte befanden. Natürlich weiß man das immer erst hinterher. Aber mit ein wenig Erfahrung wusste ich doch insgeheim, dass ich viele Investitionen aus leichtsinnigen Annahmen heraus gemacht hatte.
Also überlegte ich, dass doch der Schlüssel zum Erfolg wäre, die schlechten Trades zu vermeiden und mich nur auf die guten, gewinnbringenden Transaktionen zu konzentrieren. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan. Ein Weg dahin ist aber definitiv, weniger zu handeln.
Überhaupt ist unser Bild von der Börse zu Beginn völlig verzerrt. Denken wir an den Aktienmarkt, dann sehen wir wild gestikulierende Börsenhändler auf dem New Yorker Parkett oder Händler mit tiefen Sorgenfalten vor der Frankfurter Börsen-Anzeigetafel.
Doch diese Experten im Fernsehen sind keine Risikokapitalgeber, sondern Wertpapierdienstleister.
Sie verdienen ihr Geld mit dem Ausführen von Transaktionen (mit meist sehr großen Beträgen, deswegen sind sie so aufgeregt) und nicht mit der Spekulation auf Kursgewinne.
Jim Rogers, der ehemalige Hedgefonds-Co-Gründer von George Soros sagt:
“Most successful investors, in fact, do nothing most of the time.” (7)
Das haben auch verschiedene Untersuchungen von Online-Brokern gezeigt. Umso weniger die Anleger kauften und verkauften, desto höher wurde ihre Rendite. (8)
Dazu weiterlesen (vor allem für Trader interessant): Weniger ist mehr: Overtrading vermeiden.
3. Grund: Einen Totalverlust tolerieren (Hauptgrund!)
Wenn also der Weg zum Erfolg in erster Linie daraus besteht einen finanziellen Schiffbruch zu vermeiden, dann musste ich mir überlegen, wie ich einen Totalverlust, also einen realisierten, unwiederbringlichen Verlust meines Kapitaleinsatzes in Zukunft ausschließen könnte.
Da wir nun festgestellt haben, dass es extrem schwierig ist (vielleicht sogar unmöglich) einen garantierten Gewinn zu prognostizieren, ist es die einfachere Aufgabe, darüber nachzudenken, wie man einen garantierten Verlust vermeiden könnte.
Die Antwort darauf ist Diversifikation.
Als Diversifikation bezeichnet man in der Wirtschaft die Ausweitung von Wahlmöglichkeiten.
"Der einzige Investor, der nicht diversifizieren sollte, ist derjenige der immer 100 % richtig liegt!"
- John M. Templeton (erfolgreichster Langfristanleger und Fondsmanager des 20. Jahrhunderts)
Und so gelangte ich letztlich zu den Indizes, Indexfonds und ETFs (Exchange Traded Funds).
Wenn ein Unternehmen in einem Index (z.B. dem DAX (12.559,39 0,32 %) oder MDAX Performance-Index (25.400,80 0,54 %) ) insolvent geht (was immer wieder passiert), dann bekomme ich das heute meistens gar nicht mehr mit. Da ich mein Kapital in verschiedene ETFs investiere, besitze ich Anteile an tausenden Unternehmen. Allein der MSCI World Index ETF vereint über 1.600 Unternehmen weltweit.
Ich habe damit die Gewissheit, dass mein investiertes Kapital in meinen ETFs zwar schwanken kann (sogar erheblich, da ich einen Großteil in Aktien halte), aber eben nicht verloren gehen kann.
Da ich nicht mehr verlieren kann, brauche ich nur darauf zu warten, bis ich gewinne.
Viele Grüße
Jakob Penndorf
--
(1) "Ich mag keine Verluste, Kumpel. Nichts verdirbt mir den Tag mehr als Verluste." "Wall Street". Original Screenplay by Stanley Weiser & Oliver Stone. Dailyscript.com
(2) "Die Leute da draußen werfen mit Pfeilen auf Dartscheiben, Kumpel. Ich werfe keine Dartpfeile. Ich setze nur auf sichere Sachen. Lies Sun Tzus „Die Kunst des Krieges“: jede Schlacht wird gewonnen, bevor sie beginnt. Denk darüber nach." "Wall Street". Original Screenplay by Stanley Weiser & Oliver Stone. Dailyscript.com
(3) "Regel Nummer 1: Verliere niemals Geld. Regel Nummer 2: Vergiss niemals Regel 1." Warren Buffett Quotes. Brainyquote.com
(4) "Risiko entsteht nur, wenn man nicht weiß was man tut." Warren Buffett Quotes. Brainyquote.com
(5) "Wahres Wissen ist zu wissen, dass man gar nichts weiß".
(6) Narren des Zufalls. Die unterschätzte Rolle des Zufalls in unserem Leben von Nassim Nicholas Taleb. Kapitel 6: Schiefe und Asymmetrie, S. 166f.
(7) "Die meisten erfolgreichen Anleger machen die meiste Zeit gar nichts."
(8) Indexfonds. ETF kaufen, aber richtig! FAZ vom 14.11.2016 .
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