Fundamentale Nachricht
18:20 Uhr, 08.03.2022

Schwere Verwerfungen am Nickel-Markt

Der Ukraine-Krieg hat zu krassen Turbulenzen am Metallmarkt geführt. Am Dienstag stieg der Preis für eine Tonne des Industriemetalls Nickel um mehr als 50 Prozent auf zeitweise über 110.000 US-Dollar.

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  • Nickel
    ISIN: XC0007203224Kopiert
    Kursstand: 51.214,34 $/t (ARIVA Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London (Godmode-Trader.de) - Spekulationen auf den Ausfall russischer Lieferungen bescherten Nickel heute den größten Kurssprung seiner Geschichte. Das zur Stahl-Herstellung benötigte Metall verteuerte sich am Dienstag um 50 Prozent auf zeitweise über 100.000 US-Dollar pro Tonne, nachdem eine chinesische Großbank in einen Short Squeeze verwickelt worden war und eine der weltweit wichtigsten Rohstoffbörsen ihre Regeln geändert hatte.

Der Metallpreis stieg um bis zu 111 Prozent auf 101.365 Dollar je Tonne, nachdem er am Vortag bereits um 66 Prozent gestiegen war. Um ein Gefühl für den schwindelerregenden Anstieg der Nickelnotiz zu vermitteln, noch eine Zahl: Allein in dieser Woche ist der Preis um rund 72.000 Dollar gestiegen. Der Handel an der Londoner Rohstoffbörse wurde ausgesetzt - möglicherweise für mehrere Tage, wie die Börse LME erklärte.

Der Markt an der LME hielt sich in einem massiven Squeeze auf, bei dem die Inhaber umfangreicher Short-Positionen gezwungen sind, ihre Positionen in einer Zeit geringer Liquidität einzudecken. Es handelte sich mit anderen Worten um einen sich immer schneller drehenden Prozess, als Folge zahlreicher Wetten auf fallende Preise bei zugleich ausgeprägter Angebotsknappheit. Steigt der Preis in solch einer Situation immer weiter, geraten immer mehr Spekulanten unter Druck, die auf fallende Kurs gesetzt haben. Sie müssen dann Nickel kaufen, um ihre Positionen glattzustellen, was den Preis noch schneller in die Höhe treibt. „Es ist verrückt, der Markt spiegelt nicht die Fundamentaldaten wider“, sagte ein Händler in London. Das Handelssystem an der London Metal Exchange sei außer Kontrolle geraten.

Bereits vor der Invasion Russlands in die Ukraine, der die Angst vor einer umfassenden Rohstoffknappheit verstärkt hat, zog der Nickelpreis aufgrund der knappen Versorgungslage an. Höhere Nickelpreise, falls sie anhalten, drohen die Kosten für Batterien für Elektrofahrzeuge in die Höhe zu treiben und die Energiewende zu erschweren. Russland produziert 17 Prozent des weltweit verfügbaren hochwertigen Nickels. „Wir wissen, dass die Märkte dazu neigen, ein wenig zu überreagieren, sie schießen manchmal über das Ziel hinaus", sagte Gavin Wendt, Analyst beim Beratungsunternehmen Mine Life Pty in Sydney zu Bloomberg. „Aber in diesem Fall, mit der Ungewissheit des Krieges, ist es schwer, von einem überbewerteten Rohstoff zu sprechen".

Die Commerzbank beruhigte: „Wir halten den Preisanstieg für übertrieben und erwarten eine Beruhigung des Handels, sobald der Short Squeeze durchgelaufen ist. Dann sollte der Nickelpreis auch wieder deutlich tiefer notieren“, so Analyst Daniel Briesemann.

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