Kommentar
12:14 Uhr, 05.02.2015

Der nächste Paukenschlag der EZB...

Natürlich ist Griechenland längst pleite. Doch im Theaterstück um die so genannte "Eurorettung" werden wir noch viele Täuschungsmanöver erleben, bis diese Erkenntnis offen ausgesprochen wird...

Ob Börsianer noch ruhig schlafen können in diesen Tagen - bei all dem Trommelwirbel? Am Mittwochabend sorgte die Europäische Zentralbank (EZB) nach ihren Hampeleien der vergangenen Wochen kurz vor Börsenschluss in New York schon wieder für einen Aufreger, der manchen um den Schlaf gebracht haben dürfte:

Griechische Staatsanleihen werden ab sofort nicht mehr als Sicherheiten akzeptiert. Wie bitte?

Nicht nur die Aktienkurse kamen sofort ins Rutschen – auch der Euro taumelte. Ist Griechenland jetzt etwa pleite? Natürlich ist das Land pleite. Nur werden das natürlich weder die EZB noch die griechische Regierung so offen aussprechen.

Vielleicht will die Notenbank einfach nur den Druck etwas erhöhen, damit Regierungschef Alexis Tsipras und sein umtriebiger Finanzminister Yanis Varoufakis nicht auf noch mehr „dumme Gedanken“ kommen.

Doch dieser Schuss könnte auch nach hinten losgehen. Die Kleinigkeit von 320 Milliarden Euro steht in Griechenland im Feuer. Wegen einiger geschickter Winkelzüge der Finanzindustrie stehen jedoch nicht mehr die Banken für diese Summe gerade, sondern die europäischen Steuerzahler.

„Nicht mehr“ deshalb, weil das vor einigen Jahren noch völlig anders war: Im Klartext: Die Banken haben zwar die Kredite an Griechenland vergeben und kräftig Zinsen kassiert. In der Zwischenzeit wurden die Haftungsrisiken für mögliche Verluste jedoch sehr elegant, und so gut wie vollständig, auf die Allgemeinheit übertragen.

Krisenbewältigung nennt man das wohl. Eindrucksvoll zeigt das die folgende Abbildung:

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Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras hat nun zwei Asse im Ärmel. Einmal die Schulden selbst, denn wer möchte denn den europäischen Steuerzahlern erklären, dass all das schöne Geld weg ist? Angela Merkel etwa?

Auf der anderen Seite ist ein Austritt aus dem Euro in den EU-Verträgen ja auch gar nicht vorgesehen. Die Griechen könnten die EZB deshalb wie einen lustigen Tanzbären mit einem Ring an der Nase durch die Manege führen, indem sie einfach nur auf diesen Punkt verweisen und „pacta sunt servanda“ skandieren. Verträge sind einzuhalten.

Natürlich wissen das die Griechen, auch wenn es sie meist nicht groß kümmert...

Vielleicht ist alles aber auch ganz anders: Wie die Buschtrommeln in diesen Tagen melden, wurden allein im Januar elf Milliarden Euro von griechischen Konten abgehoben. Sollte die EZB mit ihrer neuerlichen Überraschung etwa einen veritablen Bankensturm im Sinn haben?

Dieser könnte dann losbrechen, wenn noch mehr Griechen einfallen sollte, dass das Geld daheim unter der Matratze besser aufgehoben ist als auf dem Bankkonto. Eine Bank nach der anderen könnte dann umkippen und man wäre sie endlich los, diese aufsässigen Revoluzzer. Selbst schuld könnte die EZB dann sagen...

A pro pos: Da wir schon beim Thema Schulden sind. Wenn draußen Winter- und sonstige Stürme um die Häuserecken pfeifen, dann machen Sie es sich doch daheim einmal ein wenig gemütlich und führen sich eine aktuelle Studie des McKinsey Global Institute zu Gemüte.

Kurz und prägnant lautet das Fazit folgendermaßen:

Unsere Welt ertrinkt in Schulden...

Wen das jetzt überraschen sollte, so wie offenbar die McKinsey-Leute selbst oder auch die Spiegel-Redaktion, dem empfehlen wir, die Mechanismen unseres Geldsystems in einer ruhigen Minute einmal etwas genauer zu studieren.

Sie werden staunen, was Sie dabei alles herausfinden...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

48 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    ​Petron: Seit wann wird vom bösen Ami gesprochen. Ich kenne das nur mit bösen Iwan. Schon mal gesehen wie viele Amis in Azer rumhängen? Ich schon. Wo sind bei uns Russen stationiert? Kenne nur GI's. Wer will aktuell Krieg in der Ukraine? Rede von Obama gestern und DCFTA. Wer hat von Bild bis Zeit die Medien in Zensur. Wir sollte uns überlegen wer geopolitisch unsere Nachbarn sind. Die Staaten nicht. Mit QE werden vor allem Banken und die Nato finanziert. Wir hatten selbst mit Lybia friedlichere Zeiten. Und seit wann bombt sich der Russe durch Syrien? Und das eigentlich von der Türkei beherrscht.

    Auf dem Aktienmarkt gibt es leider US-Abhängigkeiten, nicht nur aufgrund von ADR's. Schaut doch mal auf andere Indizes wie ATX, diese sind nicht so instrumentalisiert. Europa hätte mehr Chancen mit den Saudis oder China.

    BoC steht nicht schlecht da. Jeder muss für sich seine Entscheidungen treffen. Ich bin aus US-Werten komplett raus. Mit Stocks rechnet es sich steuerlich nicht. Und trades mit Devisen oder Futures halte nicht overnight

    22:54 Uhr, 08.02.2015
  • 2 Antworten anzeigen
  • Chronos
    Chronos

    ​@Balkansahel: Auch bei uns bekommt das Volk von EZB-Cash nichts ab.

    Das GR auch nur eine Mini-Chance als autarkes autonomes Handelsland ist Hochmut.

    Entweder sie entscheiden sich für US (unter dem Deckmantel der EU) oder zu BRIC

    Die dortige Politik hätte die Chance in Infrastruktur zu investieren und die eigene lokale Wirtschaft anzukurbeln. Das passiert ja nicht einmal bei uns.

    The Market for Olives analog zu "The Market for Lemons", wobei mit Zitronen uncharmant

    was ganz anderes gemeint ist.

    In Griechenland wäre alleine im Energiesektor vieles aufzuholen, eben nicht in Bürokratie und reinem Anzapfen von Töpfen. So wie wir ein Thema mit dem Strassennetz und dem Verkehr haben. So doof wir uns mit STU21 und Flughafen Berlin anstellen, braucht es auch in Griechenland Generationen, selbst wenn sie alles 4mal besser machen.

    Würde sich Griechenland ein Beispiel an Finnland mit der Energieversorgung machen, wären kurzfristig viele Menschen in Lohn&Brot, vor allem sinnvoller. Kühlung hat den 3-5 fachen Energieaufwand wie Heizung, ein großes Defizit der südlichen Länder. Im Thema der Produktion hat die Türkei lange vorbeigezogen.

    Letztlich ist vieles von der Transantlantikbrücke gesteuert und finanziert. Die Staaten haben ein Interesse daran, das die Länder unregierbar und für Generationen kaputt sind, siehe Syrien, Georgien, Lybien, Ukraine. EU sollte sich mehr auf sich besinnen. Meine Hoffnung wäre die Yankees als Europäer mehr in ihre Schranken zu verweisen. Wenn sie Krieg spielen wollen, bitte allein und vor allem mal daheim.

    Nur mit BRIC hat GR eine Chance, die Sanktionen zu umgehen, das ist kein Freihandel, schon gar kein Freier Markt. Ich bin sicher nicht der erste der froh ist, wenn Griechenland aus dem Euro rausgeht.

    Die NATO ist halt eine Macht, eine Macht die ich nicht unterstützen will und die meiner Gesinnung widerspricht. Ich bin auch kein Freund von Pegida, aber Demonstrationsverbot in Deutschland, (bei den wenigen Kaspern) Wo sind wir? Im 4ten Reich?

    Die Staaten wollen Griechenland in der EU halten, da es ein schwarzes Loch ist.

    Man sieht es doch an Ungarn, das die Tage fast unbemerkt der Medien seine Chance wittert als Transitland für die Ukraine einzuspringen. Für die Länder BG, Moldavia, HU, CZ geht es nur um die Southpipe, die Northpipe ist ja nicht einmal zu 50% ausgelastet. Die Politik nutzt nur die Macht des Geldes oder der Wirtschaftsleistung. Medial wird uns was anderes verkauft.

    Alleine was die Zeit dazu schreibt lässt einen würgen, wurde vermutlich von

    "German Marshall Fund of the United States" diktiert.

    Es finden sich ja auch keine Bilder von US Drohnen in der Ukraine.

    Für RUS sehe ich eher die Chance eigene Landwirtschaft und Produkte aufzubauen.

    Wie mit den Zitronen, ich komme auch mit türkischen Oliven zurecht. Es werden halt mehr Erinnerungen laut, das die EU ein "No-Bail-out" Konstrukt ist, die Nichbeistands-Klausel gilt auch für Griechenland. Ich wundere mich eh, das nicht viel radikalere Stimmen aus Deutschland auf die Strasse gehen, egal welcher politischer Richtung.

    Wenn sich rebellische Formationen bilden, soll man die ruhig machen lassen. Bitte alleine und bitte Suppe selber auslöffeln.

    Viktor Orbán müsste ja Deiner freien Markt Theorie gut entsprechen, für mich ist er ein Verrückter, der die Spielregel gerne auch mal mitten im Spiel ändert. Das braucht keiner und was ich vor Ort mitbekommen habe, hilft es auch seinem Volk nicht. (dito Georgien, jetzt und zukünftig Ukraine usw). Da finde ich selbst Tatarstan besser, sicher auch keine echte Demokratie, der Aufbau scheint aber zu gelingen.

    In dieser Woche waren das für mich eigentlich zwei gute "Volksströmungen" einmal das Angie mal nicht mit dem NATO-Schild vormarschiert und das Orbán sich seiner Abhängigkeiten bewusst wird. Nur die Yankees zündeln wirklich wieder.

    Mittelfristig gehe ich davon aus, das die EU weiter ausgehöhlt wird und das GUS/RUS gestärkt seine Position wieder erlangt. Die machen viel mehr richtig.

    15:51 Uhr, 08.02.2015
    2 Antworten anzeigen
  • Chronos
    Chronos

    ​@balkansahel: Ein Staat geht nicht so einfach Konkurs, ich bin froh kein Grieche zu sein.

    Harry, hatte hier griechische Aktien empfohlen, kurz kommen nur drei in Frage und selbst dabei wird mir schlecht.

    Der eigentlich Macher ist Varoufakis und der wird sich nicht selbst urteilen.

    Ein Medien-Star, naja ok Sikorski ist noch schlimmer.

    Hier wird doch nur mit einem flächentechnisch kleinem Krieg spekuliert, damit das Getöse nicht so groß ist, oder wozu NRF -Nato Response Force?

    Und ganz simpel kämpft hier USA gegen GUS.

    Was Lawrow so widergibt, sollte einem zu denken geben.

    17:26 Uhr, 07.02.2015
    1 Antwort anzeigen
  • skougiou
    skougiou

    ​Lieber Herr Hoose,

    Sie behaupten in Ihrem Beitrag, dass "... weder die EZB noch die griechische Regierung es zugeben würden, dass Griechenland pleite ist...".

    Deutlicher, öfter und unmissverständlicher als Herr Varoufakis es diese Woche in Paris, London, Frankfurt und Berlin ausgesprochen hat,als EINZiGER europäischer Politiker im Amt weit und breit, inkl. Merkel und Schaeuble, kann man es nicht machen.

    Bitte verfolgen Sie aufmerksamer die Tagespresse, Funk und Fernsehen.

    Beste Gruesse

    Sotiris Kougioumtzoglou

    15:49 Uhr, 07.02.2015
    1 Antwort anzeigen