Kommentar
07:14 Uhr, 10.09.2015

Der Contra-Trade Teil 1

Das Erlernen und Praktizieren des Contra-Handelsansatzes schließt sich dem Beherrschen des Regelwerk-Tradings an und basiert auf dem „verstehenden Lesen“ der „Bücher“ der anderen Marktteilnehmer.

Erwähnte Instrumente

Der Contra-Handelsansatz ist damit die logische Konsequenz aus den beiden vorangegangenen Lernabschnitten Ausbruchs- und Wiedereinstiegs-Trading (Phase 1) und dem Identifizieren, Interpretieren und Verstehen der Spuren der anderen Marktakteure (Phase 2).

Warum führen wir eine solche Trennung durch und fokussieren vor allen Dingen auf eine solche Reihenfolge? Weil ein Contra-Trade einer anderen Philosophie als der klassische Ausbruchs-Trade bzw. der klassische Wiedereinstieg folgt. Ausbruchs- und Wiedereinstiegs-Trades sind zwingend regelbasiert. Sie orientieren an klaren, charttechnisch herleitbaren Marken (Kursniveaus), wobei der Trade „mechanisch“ und am im Vorfeld festgelegten Niveau ausgelöst wird, sofern alle im Vorfeld beschriebenen Bedingungen erfüllt sind. Der Contra–Trade orientiert am Verständnis dessen, wie sich das kurzfristige Nachfrage- / Angebotsverhältnis im Markt entwickelt. Er ist somit die folgerichtige Umsetzung dessen, was wir aus dem Kerzenverlauf (Art und Geschwindigkeit der Kerzenentwicklung) in die Positionslage unserer Wirte hineininterpretieren. Folglich ist ein zumindest annähernd gefestigtes Verständnis dessen notwendig, wer unsere Wirte sind, wie sich diese im Markt bewegen und wie sie agieren.

Ich möchte diesen Sachverhalt, auch wenn er bereits mehrfach angesprochen wurde, erneut und immer wieder wiederholen. Das Handeln eines Contras, sei es eines klassischen Contras, in Form eines aggressiven Wiedereinstieges als Re-Long oder Re-Short, sei es an potentiellen Wendemarken oder in Form eines Erschöpfungs-Contras, in jedem Falle sollte dieses Thema in der Praxis erst angegangen werden, wenn man (a) die Grundlagen im Regelwerks-Traden verstanden, verinnerlicht und zumindest im Ansatz automatisiert hat und (b) wenn man die Akteure im Markt an ihren im Kursverlauf hinterlassenen Spuren erkennt und sich ansatzweise in sie hineinversetzen kann. Ändert man diese Reihenfolge oder überstürzt das Tempo der Wissens- und Praxisaneignung, droht der Verlust einer Trading-Struktur im Kopf und man kann wieder leicht in wahl- und konzeptionsloses „Klicken“ abrutschen.

Der Contra-Trade richtet sich, wie der Name schon sagt, gegen den Haupt- bzw. vorangegangenen Impuls. Damit schließen sich der Definition nach Ausbruchs- und Contra-Trades nicht nur auf Grund ihrer Philosophie gegenseitig aus, sie gehören praktisch auch unterschiedlichen Handelsrichtungskategorien an. Das heißt, der korrekten Einordnung nach, gehören Ausbruchs- und Wiedereinstiegs-Trades in eine Trade-Kategorie, Contra-Trades in eine andere Kategorie. Diese Unterteilung ist wichtig für unser mentales Verständnis, denn besonders in der Anfangszeit, wenn wir erst beginnen die hier besprochenen Regelwerke zu erlernen oder im etwas fortgeschrittenen Stadium zu festigen, müssen wir darauf achten, beide Trade-Kategorien nicht zu mischen. Erst wenn der Trading-Prozess zu einem gewissen Grade im Ablauf „automatisiert“ ist und wir nicht mehr über das Suchen von Triggern nachdenken oder überlegen müssen, wie wir in einen Trade einsteigen, können wir beginnen, beide Regelwerke (bzw. Trade-Kategorien) miteinander (je nach Marktgegebenheit) zu mischen.

Der Contra-Trade kommt in verschiedenen Marktphasen zum Einsatz, was ihn zu einer überaus interessanten Beimischung unseres „Handelsportfolios“ macht, da er einige „Lücken“ füllen kann, welche unser Regelwerk-Trading-Ansatz (Ausbrüche) auf Grund seiner Art auslassen muss. Diese hohe Flexibilität macht seinen Einsatz allerdings auch anspruchsvoller, als die einfacheren Ausbrüche und Wiedereinstiege. Somit ist ihr praktischer Einsatz lernintensiver, als das Arbeiten mit Ausbrüchen und Wiedereinstiegen.

Bevor ich mich den Contras konkret zuwende, möchte ich noch einen Sachverhalt voranstellen:

Die beiden Grundphilosophien der beiden Trading-Kategorien sind zwar verschieden, jedoch haben wir bei gegebenem Verständnis und konsequenter Anwendung Überschneidungen – praktisch eine gemeinsame fließende Schnittmenge:

(1) Der Ausbruchs-Trade, als auch der konsequent regelwerksbasierte Wiedereinstieg, definieren in ihrer ursprünglichsten und natürlichsten Auslegung ein klares Einstiegsprozedere (nämlich am charttechnisch hergeleiteten und definierten Trigger). Aber sie definieren auch klar definierte Ausstiege, nämlich entweder am erreichten Ziel-Kurs oder aber am definierten Stopp-Kurs. In dieser Phase des Erlernens / der Anwendung, spielen die äußeren Rahmenbedingungen (Marktteilnehmer etc.) noch keine Rolle. Diese kommen erst in Phase 2 ins Spiel und damit weichen wir zunächst die ursprünglich strikten Ausstiegsregeln auf.

(2) Erfolgen die Einstiege noch immer strikt regelkonform, beginnen wir die Ausstiege bereits an äußeren Faktoren festzumachen. Jetzt warten wir nicht mehr „stur“, bis Ziel- oder Stopp-Kurs erreicht werden, sondern nehmen Gewinne rascher mit, wenn das Nachfrage- / Angebotsverhältnis zu kippen beginnt, oder aber reizen den Stopp-Kurs nicht mehr aus, sondern gehen gegebenenfalls früher aus dem Markt und betrachten den Stopp nur noch als „letzte Versicherung“. Wir beginnen praktisch, eine gewisse Geschmeidigkeit ins Spiel zu bringen.

(3) Im nächsten Entwicklungsschritt gewinnt die Beachtung / Bewertung / Interpretation des direkten Marktgefüges weiter an Bedeutung. Wir nehmen jetzt schon nicht mehr jeden Ausbruch oder konservativen Wiedereinstieg mit, sondern stellen diese gegebenenfalls zurück, sofern es die „äußere Einschätzung“ sinnvoll erscheinen lässt.

Stellen Sie etwas fest? Das strikte Regelwerk-Handeln rutscht langsam in den Hintergrund und gibt der Beachtung und Bewertung der Aktivitäten Dritter mehr Raum. Wir wandeln unseren Handelsstil vom passiven Trade-Umsetzer zum aktiven Trade-Entscheider. Entwickelt sich dieser Fluss im richtigen Tempo, wird der Contra, wie er schließlich letztendlich zum Einsatz kommt, die selbstverständliche Konsequenz aus unserem Lernprozess.

(4) Jetzt machen wir unsere Handelsentscheidungen vom „Lesen der Kerzen“ und damit vom „Lesen der anderen Händler-Bücher“ abhängig.

Ist Regelwerk-Traden, also Ausbildungsphase 1, somit eigentlich ein Hemmnis? Nein. Auf keinen Fall. Striktes Handeln nach Regelwerk verfolgt zu Beginn auch ein zweites Ziel, außer das regelkonforme Eröffnen und Schließen von Positionen. Es diszipliniert, es zwingt zu Achtsamkeit und Demut vor dem Markt, es bremst überschäumende Emotionen. Alles Eigenschaften, ohne die ein erfolgreiches Contra-Traden kaum erfolgreich sein kann.

Ich möchte nur einmal kurz einschieben: im Handelsstil des institutionellen Kurzfristhandels dominiert naturgemäß der Contra-Ansatz, da der Aufbau (und Abbau) größerer Positionen mit einem Trigger-genauen Handelsstil nicht umgesetzt werden kann. Und dennoch kommt kein Händler am Regelwerk-Trading vorbei. Ohne im Vorfeld hier zumindest die Kreisliga erreicht zu haben, sind Contras und damit das „Mischen“ von Kontrakten tabu.

Zurück zum Thema: wir unterteilen die Contra-Trades in zwei Einsatzfelder:

(1) Einsatz innerhalb von Konsolidierungszonen und nahe „wichtiger“, also auffälliger Chartmarken und

(2) Einsatz zum Antizipieren von Vollendungen sich ausbildender Kursmuster und bei einer erwarteten temporären Erschöpfung von Impulsstrecken (ohne dass es bereits zur Ausbildung von Umkehrmustern gekommen ist).

Dabei wird offensichtlich, dass die Contra-Trades unter (1) in einer direkten Abhängigkeit zu einer im Vorfeld definierbaren Chartmarke stehen können, während die Contra-Trades unter (2) sich aus der laufenden Kursbewegung heraus ergeben und einen sehr hohen Grad an Markt-Assoziation voraussetzen.

Haben Contra-Trades ihrer Natur nach schon einen gesteigerten Schwierigkeitsgrad gegenüber Ausbruchs- und Wiedereinstiegs-Trades, so graduieren wir die Schwierigkeit auch in den beiden hier vorgenommenen Einteilungen: die Gruppe (2) setzt mehr Fingerspitzengefühl für den Markt voraus, als die Contra-Trades der Gruppe (1).

Im Folgenden wollen wir wieder schematisch die einzelnen Einsatzmöglichkeiten besprechen und hierbei Risiken und Vorteile beleuchten. Im Anschluss daran führen wir die Ansätze zu einem „Großen und Ganzen“ zusammen.

Contra-Trades in direktem Bezug zu Chartmarken

Handeln in der Konsolidierungszone

Der wohl klassischste Einsatz von Contra-Trades erfolgt innerhalb von Konsolidierungszonen, welche kaum bzw. keine sinnvoll umsetzbaren Ausbruchs-Trades zulassen.

Konsolidierungszonen zeichnen sich durch dynamikarme Marktphasen aus: dem Fehlen von Finalorders (in den meisten Fällen) bzw. durch Phasen, in denen gerade wegen der Bearbeitung einer Finalorder eine Konsolidierungszone bewusst von einem oder mehreren Akteuren im Markt gehalten wird (eher selten). Konsolidierungszonen lassen sich in der Regel recht gut im Chartverlauf durch das Anlegen von Signallinien hervorheben und mitunter recht auffällig und „scharf“ begrenzen. In eher seltenen Fällen „fransen“ Konsolidierungszonen an ihren Rändern aus, besonders wenn in volumenschwachen Seitwärtsbewegungen (meist an Feiertagen) die Indexarbitrage „große Lücken“ reißt. Interessante Konsolidierungsphasen verschiedenster Ausmaße finden wir, wenn der eher kurzfristig orientierte Handel das Marktgeschehen dominiert und keine Finalorders zu einer nachhaltigen Verschiebung des Angebot- / Nachfrageverhältnisses führen. Zonen dieser Art haben eine unterschiedlich lange Halbwertzeit, wobei diese mitunter lange anhält (a) wenn eine Konsolidierung zur Mischkurserstellung bei einer Abarbeitung einer Finalorder zielgerichtet aufrechterhalten wird oder (b) an Tagen, an denen der Kurzfristhandel dominiert, keine wichtigen Zahlen ins Haus stehen und sich bereits nach den ersten 90 Handelsminuten nach Kasse-Eröffnung zeigt, dass Angebot und Nachfrage recht ausgeglichen erscheinen. Eine Faustregel besagt, dass anhaltende Konsolidierungsphasen nur äußerst selten sowohl den Vor-, als auch den Nachmittag dominieren – dies sollte man immer im Hinterkopf haben und auf Indizien achten, welche ein Ende einer solchen Phase einleiten.

Kurze Konsolidierungsphasen erleben wir dagegen fast täglich, allerdings eignen sich diese meist nur selten für mehr als ein / zwei klassische Contra-Trades, da sie rasch wieder in jene Impulsphasen münden, welche wir bevorzugt für unsere Ausbruchs-Trades nutzen wollen. Besonders bei der Identifizierung dieser Marktabschnitte ist es wichtig, sich immer wieder die Frage zu stellen: „Welche Akteursgruppe beherrschte heute bisher den Markt?“, „Gibt es Anzeichen dafür, dass sich dahingehend etwas ändern könnte?“ und „Wie könnten deren Bücher aussehen?“ Bedenken wir, die Mehrzahl der marktbewegenden Akteure bewegt weitaus größere Positionen als wir (das gilt auch für den institutionellen Kurzfristhandel). Das macht sie in ihrer Reaktionsfähigkeit etwas langsamer und schwerfälliger als wir es sind. Somit kommen bestimmte Bewegungen nicht aus dem Stand, sondern deuten sich an, was uns „umschalten“ lässt von Contra auf Ausbruch / Wiedereinstieg.

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Die hier schematisch dargestellte Konsolidierungszone zeigt ein dafür typisches Kursverlaufsmuster, wobei sich die Wendepunkte des Kursverlaufes an oder zumindest nahe gleicher Kursniveaus ausbilden. Hier kommt uns durchaus zu Hilfe, dass sich Märkte reflexiv bewegen, d.h., die Wendepunkte rücken zusammen, weil diese von den dominierenden Marktakteuren gesehen werden. Temporäre Durchstiche, welche durchaus zur Dehnung einer solchen Konsolidierungszone führen können, sind dabei nicht ungewöhnlich.

Für den klassischen Contra-Trend-Handel innerhalb einer Konsolidierungszone, sind für uns die potentiellen Wendezonen von Interesse. Hier bieten sich verschiedene Einstiegsmöglichkeiten an, welche sich abermals in ihrer Aggressivität graduell abstufen lassen.

Der innere klassische Contra

Der innere klassische Contra kommt an den Begrenzungsinnenseiten der Konsolidierungszone zum Einsatz. Ziel ist es hier, die Impulswende zu „erwischen“, um beim Rücklauf des Kurses zur Mitte der Zone dabei zu sein. Wichtig ist hierbei, dass wir noch keinen (!) Durchstich auf der Ober- oder Unterseite der Konsolidierungszone hatten. Ist dies der Fall, werten wir das als Indiz, dass die Schwankungsintensität innerhalb der Konsolidierungszone steigt und ein nachhaltiger Ausbruch erfolgen könnte.

Für den Einsatz eines klassischen Contras gehen wir wie folgt vor:

(a) Wir definieren zunächst die potentielle Konsolidierungszone mit ihren potentiellen Begrenzungen.

(b) Wir legen innerhalb der Konsolidierungszone, einen Bereich fest, innerhalb dessen wir eine Contra-Position aufbauen werden. Erreicht der Kurs diesen Bereich nicht, sondern dreht unter / über dieses Bereiches wieder in die Konsolidierungszone hinein ab, werden wir nicht aktiv. Auch hier wird nicht nachgesprungen!!

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(c) Die Breite dieses Bereiches machen wir abhängig von der Gesamtbreite der Konsolidierungszone. Da diese für den Aufbau von Contras möglichst eine Breite der Zone von 25 / 30 Punkten und mehr aufweisen sollte, stecken wir den Bereich auf eine Breite von etwa jeweils 5 Punkten auf beiden Seiten ab. Wird die Konsolidierungszone breiter als 30 Punkte, erweitern wir den Contra-Bereich auf maximal 10 Punkte zu beiden Seiten. Nur innerhalb dieser Bereiche kommen klassische innere Contras zum Einsatz. Erst wenn dieses Vorgehen sitzt, können Sie auch hier bei mehr praktischer und mentaler Sicherheit größere Improvisationen zulassen.

(d) Ist die Konsolidierungszone enger als 15 bis 20 Punkte, lassen wir Contras innerhalb der Konsolidierungszone entweder weg oder lassen uns knapp unter der Obergrenze oder knapp über der Untergrenze in den Markt heben. Auch hier arbeiten wir mit einem Stopp- und Ziel-Kurs von 10 Punkten. Diese Art des Handels ist aber mit höheren Risiken verbunden.

(e) Unterstellen wir eine entsprechend breite Konsolidierungszone, welche die Abgrenzung von Bereichen nach Punkt (c) zulässt, gibt es zwei Möglichkeiten, in den Markt zu kommen: (1) wir lassen uns anhandeln (hohes Ausstopprisiko – ist aber Bestandteil des institutionellen Kurzfristhandels bei der ERSTPOSITION, wenn Positionen aufgebaut werden (mischen)) oder (2) wir eröffnen eine Position, sobald sich der Kurs innerhalb des Wendebereiches erschöpft und der Kurs in Richtung der Konsolidierungszonenmitte zurückläuft.

Im Bezug auf (e) sehen wir uns wieder Vor- und Nachteil der einzelnen Einstiegsmöglichkeiten an:

Wir lassen uns anhandeln und auf diese Weise in den Markt heben:

Vorteil:

  • wir stellen sicher, dass wir auf einem im Vorfeld festgelegten Niveau in den Markt kommen;

Nachteil:

  • wir stehen gegen den Impuls, greifen praktisch „ins fallende Messer“. Wir haben ein nicht unerhebliches Fehl-Trade-Risiko;
  • wird der von uns definierte Einstandskurs für unseren Contra-Trade nicht erreicht, weil sich der Impuls unter Umständen bereits vor Erreichen dieses Niveaus erschöpft und der Kurs wieder dreht, sind wir nicht mit dabei, wenn der sich Kurs am Ende doch erwartungsgemäß in Richtung der Zonenmitte entwickelt.

Wir eröffnen die Position, wenn sich der Impuls in Richtung der Zonengrenzen erschöpft und wieder in Richtung Zonen-Mitte abdreht:

Vorteil:

  • wir gehen erst in den Markt, wenn wir zumindest ein Indiz einer Bestätigung unserer Erwartungshaltung haben, dass nämlich der Kurs wieder zurück in Richtung Konsolidierungszonenmitte strebt. Das senkt messbar das Risiko eines Fehl-Trades durch Ausstoppen der Position.

Nachteil:

  • wir haben kein klar definiertes Einstiegsniveau, sondern nur eine Kursspanne. Um mit dieser Methode erfolgreich arbeiten zu können, benötigen wir bereits einige Grunderfahrung im Umgang mit dem Regelwerk und ein erstes „Gespür“ für die Entwicklung der Dynamik des Impulses;
  • wir springen dem Kurs hinterher und vergeben unter Umständen „wertvolle“ Punkte. Dieser Sachverhalt ist umso kritischer, als dass wir (1) keine Sicherheit haben, dass der Rücklauf erfolgreich verlaufen wird;

Hinweis: Für diese Art des Handels eignet sich auch der Einsatz des Volume-Tick-Charts oder eines einfachen numerisch zählenden Tick-Charts. Beide Chart-Darstellungen liefern bei entsprechender Einstellung kleine mögliche Umkehrmuster, welche es erleichtern, Einstiege nicht aus der Intuition heraus zu finden, sondern aus der Musterbildung heraus. Dieses Vorgehen wäre als Hilfsmittel geeignet, zumindest in der Anfangsphase das noch „fehlende Gefühl“ für die mögliche Dynamikentwicklung zu entwickeln.

Der Wächter

Dominiert der Kurzfristhandel das Geschehen, sind Konsolidierungszonen ein sehr auffälliges und dominantes Kursverlaufsmuster. Der Grund hierfür ist an sich logisch: wegen ihrer beschränkten Positionsgrößen, welche diese Händler im Zusammenhang mit ihren vorgegebenen Risikoparametern nur handeln können, reichen die Verschiebungen im Angebots- / Nachfrageverhältnis meist nicht aus, auffällige Ungleichgewichte im Markt zu bewirken. Die Verschiebungen halten sich in Grenzen und werden durch das Hoch-, wie auch Heruntermischen immer nur temporär bewirkt. Erst ein Eintreffen einer finalen Drittorder oder aber ein plötzliches Ausreizen der Positionsgrößen auf Grund einer Meldung oder ähnliches, bewirkt ein plötzliches Ausbrechen des Kurses aus der Konsolidierungszone. Ebenso kann die Indexarbitrage zu nachhaltigen, wenn auch nicht sehr ausgeprägten Verschiebungen des Kursgefüges führen (wir betrachten in diesem Zusammenhang die Indexarbitrage als Finalkunden, was er ja im jeweiligen Markt temporär auch ist).

Auf jeden Fall sind diese Ereignisse schmerzhaft, wenn ein Kurzfristhändler die aggressive Vorgehensweise nach (e) durchführt (siehe Absatz zu den klassischen inneren Contras) und sich bei Annähern / Erreichen der Zonengrenzen in den Markt heben lässt. Um hier etwas Sicherheit oder Schutz zu bekommen, wurden die sogenannten Wächter[1] mit hinzugenommen.

Ich möchte diese im Folgenden beschreiben, betrachte das im Moment aber eher als Vervollständigung, denn als Aufforderung es nachzuhandeln.

Ein Wächter soll den Contra-Händler warnen, wann die laufende Phase der Konsolidierung enden könnte oder sich doch zumindest zu verschieben droht. Wächter bilden nicht nur eine interessante Form einer mitunter recht profitablen Positionierung; sie haben in erster Linie eine Signalfunktion und eignen sich zum Einsatz an allen Konsolidierungszonenarten – aber ganz besonders in denen, welche zur Mischkurserarbeitung bei Finalorders mitunter über Stunden gehalten werden.

Wo und wann setzen wir „Wächter-Contras“ ein?

Die sogenannten Wächter positionieren wir sofort bei Ausbildung einer jungen Konsolidierungszone, welche sich dadurch auszeichnet, dass sie mindestens zwei obere und zwei untere Wendepunkte aufweist, welche sich grafisch miteinander verbinden lassen. Beachten Sie bitte, dass dies die Minimalvoraussetzung ist, um überhaupt die Ausbildung einer Konsolidierungszone in Erwägung ziehen zu können.

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Wir platzieren die Wächter an den Außengrenzen der (möglichen) Konsolidierungszone, entgegen eines möglichen Ausbruchs. Wir wählen dabei einen Abstand von Punkten, welchen wir von der Dynamik des Tages abhängig machen, ich schlage vor, etwa zwischen drei bis maximal fünf Punkten außerhalb der Zone zu wählen.

Da wir nie wissen, wann es zum Bruch der Konsolidierungszonengrenze kommt, geben uns ausgelöste Wächter einen ersten Hinweis. Selten ist der erste Durchstich über oder unter die Bereichsbegrenzung erfolgreich im Sinne des Ausbruchs (weshalb wir auch des Öfteren die Bestätigung eines Ausbruches abwarten, wenn wir einen Ausbruch handeln). Deshalb nutzen wir hier aber einen versuchten Ausbruch / Durchstich bereits, um sofort auf der Gegenseite in den Markt zu kommen.

Im grafischen Beispiel hebt uns der erfolgte erste Durchstich auf der Oberseite sofort auf der Short-Seite in den Markt. Der sich dann in der Regel anschließende Rücklauf trägt unseren Contra in den Gewinn. Wir platzieren auch hier einen Stopp-Kurs von 10 Punkten (da wir uns in den Markt heben lassen und nicht erst auf den Gegenlauf warten). Unser Kurs-Ziel legen wir auch mit 10 Punkten fest, behalten uns in beiden Fällen aber vor, sowohl auf der Stopp-, als auch auf der Gewinn-Seite den Positionsausstieg bereits im Vorfeld manuell durchzuführen (wie auch bei den Ausbruchs- bzw. Wiedereinstiegs-Trades).

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EINSCHUB: Hier bietet sich auch eine interessante Kombination mit einem ersten Ausbruchs-Trade an. Wir platzieren z.B. auf der Oberseite eine Kauforder (missbrauchter Wächter) für eine Einheit Long auf der oberen Bereichsbegrenzung der Konsolidierungszone (Stopp-buy-market) und stellen auf dem Niveau des „Wächters“ zwei Verkaufsorders limit ein: einmal die Ziel-Order des Ausbruchs-Trades und den WÄCHTER. Wird das Ziel erreicht, realisieren wir den Profit des Ausbruchs und eröffnen den Contra-Trade des Wächters. Läuft der Markt dann wieder zurück, realisieren wir den Profit des Wächters.

Was kann passieren?

(a) Der Ausbruch wird getriggert, erreicht aber nicht sein Kurs-Ziel – wir verfahren wie im Abschnitt der Ausbruchs-Trades beschrieben.

(b) Der Ausbruch erreicht das Kurs-Ziel und löst sowohl die Verkaufsorder aus, als auch den Wächter. In den meisten Fällen kommt der Kurs wieder zurück, mindestens bis zum Ausbruchsniveau. Hier können wir realisieren oder versuchen das 10 Punkte-Kurs-Ziel auszureizen.

(c) Der Ausbruch wird getriggert, der Kurs läuft nicht weiter, setzt aber auch nicht zurück. Das lässt erwarten, dass der Kurs an Kraft gewinnt und sich der Ausbruch tatsächlich durchsetzen könnte. Wir löschen den Wächter.

(d) Der Ausbruch erreicht Ziel-Kurs und Wächter und steigt weiter. Hier können wir nur noch die Short-Wächter-Position schließen. Dieser Sachverhalt tritt allerdings seltener ein, als man befürchten könnte, da Erstausbrüche selten sofort, ohne Reaktion laufen.

Auf der Unterseite gilt das gleiche Regelwerk, nur mit jeweils anderem Vorzeichen.


[1] Die hier beschriebenen Wächter sollen nicht mit den „missbrauchten Wächtern“ verwechselt werden, deren Einsatz komplett vom „Wächter-Einsatz“ abweicht.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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