Der Contra-Trade, jetzt einmal anders herum
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Der heutige Artikel baut auf dem Verständnis der beiden vorangegangenen Artikel zum Thema „Arbeiten mit Ausbruchs- und Contra-Trades“ auf, welche im September und Oktober bereitgestellt wurden.
In den beiden Vorartikeln diskutierten wir die Vorgehensweise beim Handel eines Ausbruchs-Trades und eines Contra-Trades, wobei wir die Contra-Trades immer nur in Richtung des Ausbruchsimpulses einsetzten. Das heißt konkret: wir definierten in den beiden Vorartikeln einen Contra-Trade grundsätzlich als Methode, um in einen laufenden Bewegungsimpuls hinein einen Wiedereinstieg durchzuführen.
In diesem Artikel wollen wir die Anwendungsmöglichkeiten des Contra-Trades erweitern bzw. das bisher beschriebene Regelwerk entsprechend ergänzen. Jetzt sehen wir uns den Contra-Trade als das an, was er originär ist, eine Position entgegen des eigentlichen Impulses. Gleich vorweg: wir setzen diese Art des Contra-Trades im Handel mit Futures auf den DAX-Index (FDAX) vergleichsweise selten ein, der Schwerpunkt liegt in diesem Produkt eindeutig auf den Contra-Trades in Ausbruchsrichtung. Im FGBL (Bund-Future) spielt diese Vorgehensweise dagegen eine deutlich ausgeprägtere Rolle.
Der Grund hierfür ist einfach und offensichtlich. Der Bund-Future handelt, anders als der FDAX, mitunter ausgeprägter in intraday-Handelsspannen, was ihn für diese Art des Handels prädestiniert. Im FDAX fokussieren wir auf diesen hier zu beschreibenden „echten“ Contra-Trade-Einsatz bevorzugt zu bestimmten Handelszeiten (z.B. über die Mittagsphase, wenn die Vormittagsorders abgearbeitet sind und auf die US-Daten und den Nachmittagshandel gewartet wird) oder (was seltener vorkommt) wenn im Markt auftretende Finalorders bereits ausgeprägte Bewegungsschübe ausgelöst haben und der Markt in eine Phase der Zwischenkonsolidierung übergeht.
Auch wenn somit der Einsatz von „echten“ Contra-Trades (Positionierungen gegen den Impuls) im FDAX im Vergleich zur Anwendung der Contra-Trades als Wiedereinstiegsinstrument in Richtung des Impulses im Durchschnitt bei etwa nur 10 bis 15 Prozent an einem normalen Tag liegt, wollen wir diesen hier dennoch beschreiben.
Fassen wir noch einmal die Bedingungen zusammen, welche notwendig sind, über den Einsatz der „echten“ Contra-Trades im Handel im FDAX nachzudenken:
(a) der Markt bewegt sich in einer dynamikarmen Marktphase (meist über Mittag). Dies wird deutlich dadurch, dass der FDAX die Bereichsbegrenzungen eines solchen sich ausbildenden Konsolidierungs- oder auch Staubereiches nicht überwinden oder unterschreiten kann und mögliche eingegangene Ausbruchs-Trades sich in einem Fehl-Trade erschöpfen.
(b) nach kräftigen Bewegungsschüben, welche besonders dadurch auffallen, dass ihre Reaktionen / Gegenläufe sehr knapp ausfallen. Sehr knapp heißt hier, dass mitunter nicht einmal das jeweils errechnete minimale Reaktionspotential ausgeschöpft wird. Fällt diese Phase meist sogar noch mit der „Mittagszeit“ zusammen, werden Ausbruchs- und Contra-Trades in Ausbruchsrichtung temporär uninteressant und wir können uns auf „echte“ Contra-Trades konzentrieren.
Hier denken wir jetzt um. Markante Chart-Marken (z.B. Bereichsbegrenzungen) werden nicht als Ausbruch-Trigger definiert, sondern gelten jetzt als mögliche Wendepunkte der kurzen Bewegungsschübe innerhalb der Konsolidierungszonen. Ebenso achten wir auf Chartmarken, welche sich aus Pivot-Punkt-Berechnungen, übergeordneten Reaktions-Zielen oder auch Orientierungslinien (Trendlinien oder Widerstände / Unterstützungen aus vorangegangenen Kursentwicklungen im Chartverlauf) herleiten lassen. Fallen diese (letzt genannten) Marken zudem mit Überhitzungen im 1 und 3 Minuten-Chart zusammen, bieten diese sich ganz besonders gut für „echte“ Contra-Trades an.
Die Vorgehensweise ist nahezu identisch wie die Eröffnung der Contra-Trades, wie wir diese für Wiedereinstiege nutzen. Das heißt: wir können kein genaues, exaktes Trigger- oder Einstiegsniveau definieren, sondern nur eine Handelsspanne, innerhalb der wir aktiv werden. Wir warten auch hier einen Durchstich und einen sich anschließenden Rücklauf ab, um dann „nachzuspringen“, wobei die Vor- und Nachteile dieser Vorgehensweise im Gegensatz zum „sich anhandeln zu lassen“ identisch sind mit denen, welche im ersten Artikel zum Handel mit Ausbruchs- und Contra-Trades bereits ausführlich beschrieben wurden. Auch hier arbeiten wir mit einem engen Stopp-Kurs-Management von etwa 5 Punkten und einer diskretionären Positionsschließung.
Weicht folglich die Art der Positionseröffnung und Positionsschließung nicht von der Art bei den Contra-Trades als Wiedereinstiegs-Methode ab, liegt hier die Herausforderung darin, die Vorentscheidung zu treffen, wann ich welchen Handelsansatz grundsätzlich zum Einsatz bringe.
Konkret auf den FDAX bezogen haben wir in der Vergangenheit lange experimentiert mit dynamikmessenden Methoden, um hier eine Entscheidungshilfe zu finden, ob wir Ausbruchs- und Contra-Trades in Richtung des Impulses den Vorzug geben sollen oder ob wir auf beschriebene „echte“ Contra-Trades zurückgreifen sollten. Am Ende sind wir auf zwei recht wirksame Auswahlkriterien gestoßen:
(a) Zum einen das oben beschriebene Zeitfenster (meist die Spanne zwischen 11:30 Uhr und 13:30 Uhr), wobei wir im Vorfeld die Ausbildung einer möglichen Zwischenkonsolidierung bereits grafisch abbilden können müssen (Anlegen von potentiellen Begrenzungen einer jungen Konsolidierungs- oder Stauzone) und „idealerweise“ bereits sowohl auf der Ober- als auch auf der Unterseite einen misslungenen Ausbruchs-Trade in Folge vorliegen haben sollten.
(b) Zum anderen wird der Einsatz von „echten“ Contra-Trades über den gesamten Handelstag interessant, wenn wir kräftige Bewegungsschübe sehen, welche sich (begleitend mit einer sich deutlich überhitzten oder sogar divergierend entwickelnden Stärkeentfaltung) an oder nahe von Chart-Marken, Pivot-Punkten, Reaktionspotentialen oder ähnlichem bewegen.
Gerade Punkt (b) ist ein sehr beachtenswerter Aspekt: zum einen treten solche Entwicklungen nicht nur zu bestimmten Zeiten an einem HandelstagandelsH auf, sondern auch mitunter mehrfach an einem Tag, zum anderen lassen sich hier sogar (zumindest zur Orientierung) mögliche Ziele der Reaktionsbewegung errechnen, nämlich die jeweilige Minimumkorrektur, welche wir wiederum nutzen wollen, um einen Contra-Einstieg in Ausbruchsrichtung / Impulsrichtung durchzuführen. Haben wir eine solche Konstellation, lässt sich fast ein ganzes Fraktal mit Gegenlauf erfolgreich handeln.
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