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08:55 Uhr, 05.09.2014

DAX: Es hagelt von allen Seiten Kritik an der EZB - Anleger zeigten sich erfreut

Im bisherigen Wochenverlauf kletterte der Dax um mehr als zweieinhalb Prozent nach oben. Zum Wochenabschluss dürfte der Index aber zunächst eine Rast einlegen.

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DAX: Verschnaufpause

Überraschend senkt die Europäische Zentralbank erneut den Leitzins. Der Satz für Bankeinlagen bei der EZB liegt nun bei -0,20 %. Gleichzeitig kündigt die Zentralbank den Kauf von Kreditverbriefungen an. Diese Entscheidung fiel offenbar nicht einstimmig: Bundesbank-Präsident Weidmann sei dagegen gewesen, berichtet das „Wall Street Journal Deutschland“.

Experten kritisierten die Maßnahmen als wirkungslos oder fehlgeleitet. UBS-Chef Weber hat in einem „Handelsblatt“-Interview so scharf wie kaum ein anderer vor der EZB-Politik des billigen Geldes gewarnt. Das Risiko neuer Krisen sei gravierend, prognostiziert Weber. Der Präsident des DIW Berlin, Fratzscher, sprach von einer schlechten Nachricht für die deutsche und europäische Wirtschaft. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Wansleben, befürchtet, dass die EZB zu einer Art Mülldeponie für problembehaftete Wertpapiere werden könnte. Es bestehe das Risiko, „dass die EZB zur zentralen Bad Bank der Euro-Zone wird“.

EZB-Ratsmitglied Nowotny hat die Entscheidung der Notenbank hingegen verteidigt. Man wolle damit einen Beitrag zur Wirtschaftsbelebung im Euro-Raum leisten, sagte er in einem Interview. Die Schritte hätten bereits Wirkung gezeigt. Nowotny verwies auf den Wertverlust des Euro im Vergleich zum Dollar, der Exporte aus der Eurozone günstiger mache und damit die Wirtschaft ankurble.

Die EZB-Beschlüsse haben den Euro weiter belastet. Die Gemeinschaftswährung war bis auf ein Niveau um 1,2920 US.Dollar gefallen. Das war der tiefste Stand seit Juli 2013. Aktuell notiert das Wechselpaar EUR/USD bei 1,2941 US-Dollar (+0,04 %).

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich ihre eigene Meinung zu dem EZB-Entscheid gebildet. Sie zeigten sich erfreut, wie sich an der positiven Performance des Dax am Donnerstag ablesen lässt. Der deutsche Leindex gewann gestern 1,02 % hinzu. Für gute Laune sorgten auch Signale einer Entschärfung des Ukraine-Konflikts. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko und die prorussischen Separatisten haben einen Waffenstillstand in Aussicht gestellt.

Im bisherigen Wochenverlauf kletterte der Dax um mehr als zweieinhalb Prozent nach oben. Zum Wochenabschluss dürfte der Index aber zunächst eine Rast einlegen. Vor der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktbericht am Nachmittag sollten sich die Anleger eher zurückhalten, hieß es aus dem Handel. L&S taxiert den Dax vorbörslich 0,13 % tiefer bei 9.711 Punkten.

Deutsche Industrie kehrt zu alter Stärke zurück

Die deutsche Industrie scheint ihre Schwächephase im Frühjahr überwunden zu haben. Im Juli haben die Firmen 1,9 % mehr produziert als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ökonomen hatten nur einen Zuwachs um 0,5 % erwartet.

Infrastruktur: Nun müssen die Privaten ran

Private Investoren sollen künftig dabei helfen, marode Straßen und Brücken zu sanieren. Verkehrsminister Dobrindt und Finanzminister Schäuble wollen heute bei einem Gespräch über die Pkw-Maut den Weg frei machen, damit sich unter anderem Banken und Versicherungen künftig an Straßensanierung und -bau beteiligen können, wie die „Bild“-Zeitung berichtet. Die Länder Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wollen die Pläne der CSU für eine Pkw-Maut im Bundesrat stoppen. Stattdessen plädieren die drei Verkehrsminister für eine Ausweitung der Maut für Lastwagen.

US-Notenbanker sorgen sich um schwache Inflation

US-Notenbanker Kocherlakota hat seine Kollegen kritisiert, die wie in längst vergangenen Zeiten ständig vor Inflationsgefahr warnten. Diese Nation benötige gerade jetzt mehr Inflation, sagte er bei einer Veranstaltung in Helena. Die Geldpolitik müsse erkennen, dass Angst vor Inflation derzeit völlig unangebracht sei. US-Notenbanker Powell hält derweil einen Anstieg der Inflation für unwahrscheinlich. Dafür sei die Arbeitslosigkeit viel zu hoch.

BASF mit US-Klage neu konfrontiert

Laut Bloomberg hat das US-Berufungsgericht in Philadelphia eine Klage gegen BASF wieder aufleben lassen. Dem Chemiekonzern werde vorgeworfen, in Einzelklagen Beweise verborgen zu haben. Es ging dabei um Talkum-Produkte von BASF, die Asbest enthalten haben sollen.

Lufthansa: 200 Flüge werden gestrichen

Passagiere der Lufthansa müssen wegen des angekündigten Pilotenstreiks heute mit Flugausfällen und Verspätungen rechnen. Die Lufthansa hatte angekündigt, dass zwischen 17 und 23 Uhr über 200 Flüge ausfallen werden. Rund 25.000 Passagiere dürften betroffen sein.

Boeing: China wird ab 2030 zum weltgrößten Flugzeumarkt

Boeing geht davon aus, dass China die USA etwa 2030 als größten Flugzeugmarkt ablösen wird. Der Airbus-Konkurrent erwartet, dass China bis 2033 über 6.000 neue Flugzeuge im Wert von 870 Mrd. Dollar bestellen wird.

Deutsche Telekom plant Tarifrevolution

Die Telekom will künftig einen einheitlichen Tarif für Festnetz, Telefonie sowie Internet und Internet-TV anbieten. Ein Tarif für alle Nutzungen. „Wir wollen ein Rundum-sorglos-Paket-schnüren“, sagte Deutschland-Chef van Damme und will bis zum Jahr 2018 damit drei Millionen neue Kunden gewinnen.

Polen fordert europäischen Investmentfonds

Der polnische Finanzminister Szczurek fordert einen 500 Mrd. Euro schweren europäischen Investmentfonds zur Ankurbelung der Wirtschaft. Er solle in große Infrastrukturprojekte investieren. Finanziert werden solle der Fonds durch Kapitalzuflüsse und Garantien der Mitgliedstaaten, ähnlich wie die Rettungsfonds.

Klöckner & Co für Branche zuversichtlich

Der Stahlhändler Klöckner & Co erwartet im kommenden Jahr eine Erholung in der Stahlbranche in Europa. „Wir rechnen 2015 mit einem Nachfrageplus in Europa von mehr als 2 Prozent“, sagte Unternehmenschef Rühl der „Süddeutschen Zeitung“.

Apple: iWatch in zwei Größen

Laut einem US-Medienbericht wird Apple die mit Spannung erwartete Computeruhr sogar in zwei Größen anbieten. Zudem soll der NFC-Nahfunk in die ‚iWatch‘ integriert werden, der bei mobilen Bezahldiensten zum Einsatz kommt, wie es hieß.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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