Fundamentale Nachricht
08:45 Uhr, 14.11.2018

Das Wettrennen um die Nutzung von KI-Technologien in Asien

Während sich der Wettlauf um die Nutzung neuer Technologien weltweit verschärft, sehen die Experten von Franklin Templeton Asien bei der Integration von Automatisierung in unseren Alltag ganz vorne mit dabei.

San Mateo (GodmodeTrader.de) - Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung bieten enorme Anlagechancen – zum Teil auf eine Art und Weise, die wir noch nicht einmal kennen. Während sich die Welt auf immer neue technologische Fortschritte einstellt, könnten einige vielversprechende Entwicklungen in Asien das Tempo der Veränderungen am boomenden Markt für KI-Lösungen bestimmen, wie Sukumar Rajah und Eric Mok von Franklin Templeton Emerging Markets Equity, in einem aktuellen Marktkommentar schreiben.

Zudem sind sie der Ansicht, dass Infrastruktur für neue Technologien wohl genauso wichtig sein dürfte, wenn die Entwicklung von KI wirklich erfolgreich sein solle. „Während sich der Wettlauf um die Nutzung neuer Technologien weltweit verschärft, sehen wir bereits Anzeichen dafür, dass Asien bei der Integration von Automatisierung in unseren Alltag ganz vorne mit dabei ist“, so Rajah und Mok.

Auf Asien, das allgemein als die „Fabrik der Welt“ gesehen werde, entfielen 65 Prozent der weltweiten Nutzung von Industrierobotern in der Fertigung. „Unserer Meinung nach signalisieren so hohe Investitionen in Robotik zur Stützung einer bereits etablierten Branche, dass der Wandel bereits in vollem Gange ist. Und angesichts der weiteren technologischen Entwicklungen am Horizont gehen wir davon aus, dass Maschinen in naher Zukunft noch mehr Aspekte der Fertigung übernehmen werden“, so die Schwellenländerexperten.

Der Eintritt der oft als „vierte industrielle Revolution“ bezeichneten Entwicklung baue auf dem Fundament der letzten bahnbrechenden Phase der Digitalisierung auf, um Technologie in fast alle Aspekte des Lebens zu integrieren. Sie werde aber nicht nur technologische Innovationen mit sich bringen. Die Geschwindigkeit, mit der derzeit Durchbrüche erzielt würden, sei beispiellos, heißt es weiter.

„Wir gehen davon aus, dass sich für Asien erhebliche Chancen bieten dürften, den KI-Markt zu erschließen. Immerhin hat sich die Region KI-Technologie bereits für die Fertigung in mehreren Branchen schneller zu eigen gemacht als der Rest der Welt. Unserer Einschätzung nach dürften einige Länder Asiens heute in einer ausgezeichneten Position sein, um sich technologische Fortschritte zunutze zu machen. Es besteht ein weit verbreitetes Missverständnis, dass die Region lediglich eine Kombination aus kostengünstigen Exporteuren, billigen Herstellern und Outsourcern für einfache Aufgaben bietet“, so Rajah und Mok.

Tatsächlich aber hätten mehrere asiatische Volkswirtschaften die in Industrieländern allgemein vorzufindende Struktur übersprungen, da ihre unwiederbringlichen Investitionen in veraltete Technologien und Infrastrukturen häufig gering seien. Dies lasse sich insbesondere in China erkennen, wo sich mobile Zahlungssysteme in beeindruckendem Tempo durchgesetzt hätten. Dort werde beispielsweise inzwischen generell erwartet, dass Zahlungen für eine Mahlzeit, eine Online-Bestellung oder eine Taxifahrt über eine digitale E-Wallet erfolgten, heißt es weiter.

„Insbesondere Bewohner ländlicher Gebiete können die Vorteile des Mobile-to-Mobile-Zahlungsverkehrs nutzen, so dass keine konzertierten Anstrengungen mehr unternommen werden müssen, um stationäre Bankfilialen zu besuchen. Die Marktdurchdringung dieser Arten digitaler Systeme ist sehr viel höher als wir es in den Industrieländern beobachtet haben. Interessanterweise finden auf der anderen Seite der Grenze, in Hongkong, Zahlungen nach wie vor überwiegend in bar oder anhand von Karten statt. Darüber hinaus glauben wir nicht, dass bestimmte technologische Fortschritte ohne ein bestehendes physisches Unterstützungssystem erzielt werden können. Die Technologie von heute beruht auf heutiger Hardware und Infrastruktur. Wir sind davon überzeugt, dass künftige Technologien ein höheres Niveau an Hardware und Infrastruktur erfordern werden“, so die Franklin-Templeton-Experten.

Dies bedeute auch, dass bei Siliziumchips Verbesserungen erforderlich seien. Die für selbstfahrende Fahrzeuge benötigte künstliche Intelligenz erfordere beispielsweise die Entwicklung und Herstellung besserer Siliziumchips, die autonome Systeme ermöglichen. Besonders attraktiv erschienen die Aussichten für die Hardware-Anbieter der Branche, die Halbleiter und Schaltkreise mit integrierter Logik (ICs) entwickelten und bauten, um auf die steigende Nachfrage einzugehen. „Dies ist einer der wichtigsten Downstream-Effekte, die wir auf unserem Radar haben, der aller Voraussicht nach die bedeutende Halbleiterbranche Taiwans sowie in geringerem Maße auch den aufkeimenden Chipsektor Chinas begünstigen dürfte“, so Rajah und Mok.

Für die Unterstützung von KI würden zudem Rechenleistung, Geschwindigkeit und Speicher benötigt. „Wir gehen davon aus, dass dies zu einem exponentiellen Anstieg der Rechenleistung führen könnte, um große Mengen an Daten und Algorithmen zu verarbeiten. Einige Smartphones sind bereits heute leistungsstärker als ein PC, und da sich immer mehr Technologie an Smartphone-Anwendungen orientiert, ist dies ein Bereich, in dem wir weitere Entwicklungen erwarten“, so die beiden Schwellenländerexperten weiter.

Eine vermehrte Nutzung intelligenter Geräte habe eine weltweite Nachfrage nach dem Internet der Dinge geschaffen. Hierunter seien Netzwerke zu verstehen, die eine Hypervernetzung von Geräten ermöglichten. Es sei allerdings davon auszugehen, dass die Nachfrage nach KI-Technologien die Entwicklungen in den Bereichen Internet der Dinge, Robotik und Virtual Reality übertreffen werde. In der Vergangenheit sei es vor allem der Technologiesektor gewesen, der Impulse zur Entwicklung von KI geliefert habe. Inzwischen setzten jedoch auch andere Sektoren auf KI, um ihre eigenen wirtschaftlichen Abläufe zu verwandeln, heißt es weiter.

„Im Gesundheitssektor beispielsweise werden unterschiedlichste Möglichkeiten zur Nutzung von KI erforscht, von KI-gestützter Roboterchirurgie über frühere Diagnosen durch eine Anwendung von Algorithmen bis hin zu einer schnelleren Analyse von Bildern und Scans. Unternehmen in Bereichen wie Finanzdienstleistungen, Telekommunikation und Medien/Unterhaltung setzen Software schon seit langem ein, um Produkte individuell auf ihre Kunden zuzuschneiden. Wir gehen davon aus, dass Unternehmen in diesen Branchen KI nutzen werden, um enorme Mengen an Kundendaten zu verarbeiten und so die Bedürfnisse ihrer Kunden vorwegzunehmen“, so Rajah und Mok.

Auf übergeordneter Ebene bestehe die Möglichkeit, die ökologischen Herausforderungen der Welt wie etwa Nachhaltigkeit, Umweltverschmutzung und Klimawandel zu überwachen. Mit KI ausgerüstete Geräte könnten beispielsweise eingesetzt werden, um die Fischerei zu überwachen, Riffe zu kartieren und den pH-Wert sowie die Temperatur der Meere zu messen. „Und schließlich halten wir die Verfügbarkeit von 5G, der nächsten Generation der mobilen Internetkonnektivität, für wichtig. Im Gegensatz zu früheren Netzwerken stellt 5G eine Technologie dar, die speziell entwickelt wurde, um die Implementierung neuer KI-Technologien zu fördern und zu unterstützen“, so Rajah und Mok.

Letztendlich seien die technologischen Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz sehr spannend. „Ohne ein dringend benötigtes Unterstützungssystem zur Förderung von Innovationen glauben wir jedoch nicht, dass KI ihr volles Potenzial entfalten kann. Wir haben bereits fortschrittliche technologische Entwicklungen weltweit beobachtet. Derzeit sollte unserer Einschätzung nach jedoch das Augenmerk vor allem auf Infrastruktur und Hardware gelegt werden – und wir glauben, dass sich Asien durchaus als stark genug erweisen könnte, um die Entwicklungen voranzutreiben, die für eine effektive Nutzung von KI-Technologien erforderlich sind“, so die Franklin-Templeton-Experten abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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