Kommentar

BITCOIN & Co. - Der Wahnsinn geht weiter

Wahnsinn und Genialität liegen ja angeblich nah beieinander. Ob etwas Verrücktes genial oder wahnsinnig ist, weiß man erst hinterher. Im aktuellen Fall habe ich da aber so eine Ahnung...

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Anleger sind immer noch nicht zu bremsen, wenn es um Kryptowährungen geht. Der Appetit der Anleger ist einfach nicht zu stillen. Gestern erreichte die Marktkapitalisierung aller Währungen zusammen die Grenze von 100 Mrd. Dollar. Für einige Minuten lang wurden sogar 103 Mrd. erreicht. Das ist eine ganze Menge. Noch Ende Mai lag die Marktkapitalisierung bei 77 Mrd. und Anfang des Jahres bei 17 Mrd.

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Persönlich sehe ich darin einfach nur Wahnsinn. Wie oft schon erwähnt bin ich großer Fan von Krypotwährungen. Sie werden in Zukunft immer wichtiger werden und so manche herkömmliche Währung überdauern. Das gilt freilich nicht bedingungslos für jede einzelne der inzwischen knapp 900 Kryptowährungen. Viele werden nach dem Hype, der gerade läuft, wieder schnell verschwinden. Als Gattung aber werden Kryptowährungen lange überleben.

Da die Technologie, die letztlich dahinter steckt (Blockchain) eine große Zukunft hat, kann man auch von einer großen Zukunft der Währungen ausgehen. Diese sind bisher der Anreiz für private und gewerbliche Anbieter ihr Netzwerk zur Verfügung zu stellen. Ob Blockchain auch anders geht, wird man in den kommenden Jahren sehen. Es kann gut sein, dass die heutige Ausgestaltung in wenigen Jahren nicht mehr gilt. Dann verfallen die meisten Währungen absolut wertlos.

Es gibt also erhebliche Risiken, wenn man auf immer höhere Preise der Währungen wettet. Derzeit ist es auch nur das: eine Wette. Mit einem Investment in die Zukunft der Blockchain hat das nichts zu tun. Wie sonst erklärt sich, dass eine Währung wie Stratis vor drei Monaten kaum existent war und innerhalb von 10 Wochen von 8 Mio. Marktkapitalisierung auf über 1 Mrd. zulegen konnte?

Viele Währungen gibt es erst seit ein paar Wochen oder Monaten. Da wollen ganz viele schnell vom Hype profitieren. Man stelle sich nur vor, man ist alleiniger Gründer eine Währung und gibt diese aus. Man behält 50 % der Erstemission, hofft, dass sie gehandelt wird und sich im Wert um den Faktor 1.000 steigert und schwupps kann man in Rente gehen.

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Die Grafiken zeigen die exponentielle Entwicklung der Marktkapitalisierung und den Marktanteil der einzelnen Währungen. Stratis ist gerade eben erst aufgetaucht. Erst seit einem Monat hat die Währung im Gesamtkontext überhaupt erst Bedeutung. Obwohl sich die Kurse von Bitcoin wieder erholt haben und andere Währungen neue Rekordkurse verzeichnen können, bleibe ich bei meiner Meinung, dass es sich hier um eine gigantische und einfach nur aberwitzige Blase handelt, die früher oder später kollabieren wird.

Ich hatte bereits Ende Mai darauf hingewiesen, dass die Blase geplatzt sein könnte. Die Kurse haben sich nach hohen Verlusten inzwischen wieder erholt. Jetzt muss man sehen, ob das bisherige Allzeithoch von Bitcoins nachhaltig gerissen wird. In diesem Fall (höheres Hoch) ist der Aufwärtstrend nach wie vor intakt und meine Prognose, dass die Blase bereits geplatzt ist, war falsch. Ob die Blase nun letztendlich bei 3.000 Dollar je Bitcoin oder bei 4.000 Dollar platzt, ist eigentlich unerheblich.

Viele halten die Kursentwicklung für absolut gerechtfertigt und gut untermauert. Das Argument: die Leute erkennen das Potenzial von Bitcoin und Co. (sprich: sie erkennen das Genie). Davon bin ich nicht überzeugt. Die Kurskapriolen erinnern stark an Pennystocks und frühere Blasen an den Märkten. Das hat nichts mit Erkenntnis und Genie zu tun, sondern mit Wahnsinn.

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten (Bitcoin) zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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