Kommentar
15:05 Uhr, 13.03.2023

Biden und das 620-Milliarden-Dollar-Loch

US-Präsident Joe Biden verspricht, dass kein Sparer sein Geld bei den US-Banken verlieren wird. Dieses Mal sollen die Aktionäre die Zeche zahlen. Geht die Rechnung auf?

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Mit umfangreichen Maßnahmen haben die US-Regierung, die US-Notenbank Fed und der Einlagensicherungsfonds FDIC auf die neue Bankenkrise in den USA reagiert. Noch ist aber ungewiss, ob die Panik bei einigen Regionalbanken wirklich gestoppt werden kann, bevor sie sich zu einem Flächenbrand im gesamten US-Finanzsystem ausweitet.

Am Montag trat US-Präsident Biden vor die Presse und versprach, dass kein Sparer sein Geld bei den US-Banken verlieren wird. Anders als während der Finanzkrise sollen aber nicht mehr die Banken selbst mit Steuergeldern gerettet werden. "Too big to fail" war gestern. Banken, die sich verspekuliert haben, sollen die Zeche dieses Mal auch zahlen. Stattdessen soll der Einlagensicherungsfonds FDIC alle Spareinlagen der Kunden garantieren, auch diejenigen, die über der eigentlichen Grenze von 250.000 Dollar liegen.

Jetzt werden also die Sparer gerettet, und nicht mehr die Banken und ihre Aktionäre. Aus moralischer Sicht ist die Kehtwende begrüßenswert. Klar ist aber auch: Die Panik am Aktienmarkt kann dadurch möglicherweise nicht gestoppt werden. Denn die Aktionäre der Regionalbanken müssen trotz der umfangreichen Rettungsmaßnahmen mit heftigen Verlusten und vielleicht sogar mit Totalverlusten rechnen.

Das zeigen auch Kursreaktionen bei einigen US-Regionalbanken: Western Alliance und First Republic Bank brachen am Montag unmittelbar nach Handelsbeginn um mehr als 65 % ein, Pacwest Bancorp und Bank of Hawaii verloren mehr als 40 %. Die Aktien des Brokers Charles Schwab notierten mehr als 20 % im Minus.

Western Alliance Bancorp.
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Kernproblem der US-Banken ist, dass sie auf unrealisierten Verlusten mit Anleihen im Volumen von 620 Milliarden Dollar sitzen. Dabei handelt es sich um Anleihen, die bis zur Fälligkeit gehalten werden sollen (held to maturity), weswegen sie nicht anhand des aktuellen Marktwertes, sondern zum Nominalwert in den Bankbilanzen auftauchen. Probleme entstehen aber, wenn die Banken wegen der deutlich gesunkenen Liquidität Anleihen verkaufen müssen. Denn der Verkauf erfolgt dann zum aktuellen Marktwert und nicht zum Nominalwert, was bedeutet, dass die bisherigen Buchverluste realisiert werden müssen.

Die US-Notenbank versucht, mit ihrem am Wochenende angekündigten Bank Term Funding Program (BTFP) auf genau dieses Problem zu reagieren: Banken können ihre Anleihen bei der US-Notenbank Fed zum Nominalwert (und nicht zum Marktwert!) hinterlegen und erhalten Kredite mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr. Das verschafft den Banken dringend benötigte Liquidität und führt dazu, dass sie ihre Anleihen im Zweifel nicht so schnell verkaufen müssen. Verluste der Banken können dadurch aber voraussichtlich nicht vollständig verhindert werden.

Die andere Verteidigungslinie der US-Behörden besteht eben darin, dass sie versprechen, dass die Kunden kein Geld bei den US-Banken verlieren werden. Dadurch soll verhindert werden, dass Kunden ihr Geld von den Banken abziehen und damit die Geldhäuser in Liquiditätsprobleme bringen. Denn die gefürchteten Bank Runs sind ein Beispiel für selbsterfüllende Prophezeiungen: Glauben die Kunden, dass ihr Geld bei einer Bank nicht mehr sicher ist, ziehen sie ihr Geld ab und sorgen damit dafür, dass die Banken in Liquiditätsprobleme geraten und die Kundeneinlagen tatsächlich nicht mehr sicher sind. Genau das ist bei Silicon Valley Bank passiert.

Fazit: Während Bankkunden durch die Maßnahmen der US-Behörden geschützt werden, müssen Aktionäre der US-Regionalbanken im schlimmsten Fall weiter mit einem Totalverlust rechnen. Ob sie die Panik so stoppen lässt, bleibt abzuwarten. Die anfänglichen Kursreaktionen am Montag machen jedenfalls keinen großen Mut.

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3 Kommentare

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  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Ich sehe es anders. Die lasche Regulierung bei den Anleihen (alles andere muss ja seit Enron mark-to-market bewertet werden, worüber Buffett lacht!) hat Banken in diese Anleihen getrieben. Was auch politisch so gewollt war und ist, damit dämliche Politiker weiterhin für jeden Unsinn auch genug Geld haben. Ich bin KEIN Freund der Banken. 2007/2008 waren sie auch selbst Schuld. Aber hier sind sie höchstens mitschuldig. Zumal man bei einem Bankrun die Big Player wie JPMorgan und andere garantiert „retten“ würde.

    20:02 Uhr, 13.03.2023
  • Snaki66
    Snaki66

    Ich finde die Regelung fair ...

    Wenn die Regierung das vorher auch noch kommuniziert hat, würde ich sagen selbst schuld.

    Kann doch nicht sein das die da oben in ihrem Elfenbeinturm machen können was die wollen,auf Kosten jedesmal der Steuerzahler .

    17:15 Uhr, 13.03.2023
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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