Kommentar
19:48 Uhr, 10.10.2017

Autoindustrie: Einmal durchatmen!

So mancher Autohersteller wurde an der Börse zu absoluten Spottpreisen bewertet. Das hatte ein paar gute Gründe. Jetzt gibt es eine Atempause.

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Autohersteller waren an der Börse lange Zeit praktisch nichts mehr wert. Aktien von Firmen wie General Motors waren zu einem KGV von 6 zu haben. Das hatte durchaus auch Gründe, war aber sicherlich auch etwas übertrieben.

Einer der Gründe war der sinkende Absatz in den USA. Die Grafik zeigt, dass sich 2016 ein Hoch ausbildete. 2017 ging es abwärts. Anleger konnten sinkenden Umsatz und sinkende Gewinne erwarten. Daher machte die günstige Bewertung zumindest teilweise Sinn.

Jetzt sind die Verkaufszahlen nach oben gesprungen. Das liegt an den Schäden durch Hurrikans Harvey und Irma, die viele Autos versenkt haben. Diese müssen ersetzt werden. Das geht praktisch von heute auf morgen. Der Lagerbestand der meisten Hersteller ist hoch. Sie hatten in Relation zu den Absatzzahlen zu viel produziert.

Der Anstieg der Verkäufe ist keine nachhaltige Trendwende. Es ist ein Einmaleffekt. Anleger scheint das nicht zu stören. Die Aktien von Ford und General Motors konnten in den letzten Wochen einen ordentlichen Satz nach oben machen.

Ob das der Beginn eines längerfristigen Aufwärtsimpulses ist, lässt sich nur schwer beurteilen. Es gibt bei vielen Herstellern noch eine zweite Baustelle, die größer ist als der US-Markt: China. China ist inzwischen der größte Automarkt der Welt.

Um die Luftverschmutzung und Treibhausgasemissionen in den Griff zu bekommen, hat China große Ambitionen. Schon im Jahr 2019 sollen mindestens 10 % des Autoabsatzes auf E-Autos entfallen. Ein Jahr später sollen es bereits 12 % sein.

Wünschen kann man sich natürlich erst einmal viel, doch China meint es ernst. Es wird eine Art Bonus Malus System für die Verkäufe geben. Wer die Quote nicht erreicht, muss zahlen. Das ist ein starker Anreiz, dieses System auch zu beachten. Andernfalls wird es möglicherweise unattraktiv in China Geschäfte zu machen. Ein globaler Autohersteller kann sich aber nicht leisten, den größten Markt der Welt zu ignorieren.

Das Problem an der Quotenregelung kommt vor allem bei amerikanischen und zum Teil europäischen Firmen auf. Sie hinken der Entwicklung hinterher. Vereinzelt gibt es Modelle, die man als E-Auto bezeichnen kann. Um eine Quote von mindestens 10 % zu erfüllen, reicht das jedoch vorne und hinten nicht.

Anleger mussten befürchten, dass Firmen wie GM oder Ford rasant Marktanteile in China verlieren würden. Nun schwenken diese Konzerne um und investieren hohe Milliardenbeträge in die Entwicklung elektrischer Modelle. Es bestehe Hoffnung, dass sie nicht komplett aus dem Markt gedrängt werden.

Gelingt der Wandel, waren die Bedenken der Anleger unbegründet. Ob der Wandel gelingt, steht in den Sternen, doch zumindest haben die Produzenten jetzt einen Plan. Das war vor einigen Wochen noch ganz anders. Insofern ist es denkbar, dass die Aktien vieler Autohersteller erst am Anfang einer Aufwärtsbewegung stehen.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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