Kommentar
07:50 Uhr, 22.08.2018

Warum niemand Auto-Aktien kaufen will - und dies ein Fehler sein könnte

Autobauer sind an der Börse zu Schrottpreisen bewertet. Es will aber einfach niemand zugreifen. Der Grund dafür ist die Angst vor einem „Peak Auto.“

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Nach der Finanzkrise erlebten Autobauer einen ganz besonderen Boom. Gesponsert wurde dieser von China. Die Autoverkäufe legten von monatlich 250.000 auf über 1,5 Mio. zu. Zusammen mit den USA und Europa werden so jeden Monat fast 5 Mio. Autos verkauft. Das Wachstum lässt allerdings deutlich nach. Seit Ende 2016 ist der Boom vorbei.

Die Verkäufe stagnieren, wenn auch auf hohem Niveau. Dafür ist nicht nur China verantwortlich (Grafik 2). Überall schwächt sich das Wachstum ab. In den USA sind die Verkäufe sogar rückläufig.


Die US-Verkaufszahlen konnten sich auf 12-Monatssicht stabilisieren, nachdem die Verkäufe zeitweise gegenüber den vorherigen 12 Monaten fielen. Das lag vor allem an den Hurrikan Schäden. Hurrikan Harvey und Irma richteten nicht nur Gebäudeschäden an, sondern zerstörten auch viele Autos. Diese mussten ersetzt werden. Das hat die Verkaufszahlen in den USA kurzfristig angeschoben.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat steht das Wachstum in den USA nun aber wieder still. In China ist es mit -4,2 % sogar deutlich negativ. In der EU sieht es nach einer Stagnation aus. Kurz gesagt: der Markt befindet sich im Leerlauf. Es ist weder eindeutig feststellbar, dass der Markt nach unten dreht, noch dass es eine Trendwende gibt.

An der Börse führt das dazu, dass sich die meisten Aktien seit Jahren nicht mehr vom Fleck bewegt haben. Es gibt dazu ganz wenige Ausnahmen. Dazu gehört Suzuki. Der Kurs kennt nur die Richtung nach oben. Trotzdem ist das Unternehmen an der Börse mit einem KGV von nicht einmal 15 bewertet.

Suzuki Motor Corp.
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Ein KGV von 15 ist im Vergleich zum Gesamtmarkt immer noch günstig. Im Vergleich zu anderen Autobauern ist es exorbitant hoch. Diese werden mit KGVs von 6-10 bewertet. Anscheinend trauen Anleger dem Sektor nichts mehr zu.

Es ist freilich schwierig, sich für einen Kauf zu begeistern, wenn die globalen Autoverkäufe tatsächlich sinken sollten. Die Aussicht auf fallende Gewinne ist für gewöhnlich kein Kaufargument. Dass der Markt allerdings schon seit Jahren darauf wartet und es einfach nicht passiert, sagt schon viel aus.

Selbst bei der Angst vor fallenden Gewinnen sind Autowerte fundamental günstig. Noch sind die Unternehmen Geldmaschinen und rentieren zu 4-7 % Dividendenrendite. Aber auch das lockt Anleger nicht hinterm Ofen hervor.

Es gibt noch das Argument, dass die Industrie zu langsam ist und von innovativen Unternehmen wie Tesla überholt werden könnten. Persönlich glaube ich nicht daran. Tesla ist das perfekte Beispiel dafür, weshalb die etablierten Autobauer auch weiterhin die Platzhirsche bleiben werden. Einen Autobauer zu etablieren braucht nicht nur viele Jahre, sondern auch extrem viel Kapital. Die Eintrittshürden in den Markt sind gigantisch.

Tesla Inc.
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Google und Apple werden ebenso wenig ihre eigenen Autos bauen wie Amazon und Uber. Sie gehen Partnerschaften mit Ford, GM und BMW ein, die dann deren Technologie nutzen. Für mich bleibt daher die absurd niedrige Bewertung ein kleines Rätsel. Solange der Markt allerdings nicht dreht, hilft auch die attraktivste Bewertung wenig.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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