Kommentar
07:46 Uhr, 21.06.2019

Auto-Branche: Schlimmste Krise aller Zeiten?

Immer mehr Analysten stimmen ein Grabeslied für den Automobilmarkt an. Soll man da als Anleger mitmachen?

Erwähnte Instrumente

  • Mercedes-Benz AG - WKN: 710000 - ISIN: DE0007100000 - Kurs: 49,370 € (XETRA)
  • BMW AG - WKN: 519000 - ISIN: DE0005190003 - Kurs: 64,560 € (XETRA)
  • Volkswagen AG Vz. - WKN: 766403 - ISIN: DE0007664039 - Kurs: 146,900 € (XETRA)

Die Automobilbranche ist in einer Krise. Daran kann man nicht rütteln. Inzwischen wird bereits von der größten Krise aller Zeiten gesprochen, die die schwierigen Zeiten der Finanzkrise noch übertrifft. Blickt man dann auf die Kurszettel, zeigt sich ein anderes Bild. Wenn wir uns in der größten Krise aller Zeiten befinden, wieso stehen die Kurse dann nicht nahe bei einer schönen runden Null?

Zunächst zu den schlechten Nachrichten. Der globale Automobilmarkt wächst nicht mehr, er schrumpft. Bereits 2018 wurden weniger Autos produziert und verkauft als noch 2017, dem bisherigen Rekordjahr. Beinahe wurde die Marke von 100 Mio. Fahrzeugen geknackt. Daraus wurde am Ende nichts.

2019 wird die Produktion weiter zurückgehen (Grafik 1). Der Rückgang zwischen 2017 und 2019 liegt dann bei knapp 10 %. Während der Finanzkrise waren es knapp 16 %. Dauert die Krise bis Ende 2020, dürften wir diesen Wert wieder erreichen.


Ein wesentlicher Unterschied zwischen damals und heute ist die Geschwindigkeit, mit der die Krise vonstatten geht. 2008/09 war ein Schock. Einen solchen Schock haben wir heute nicht. Unternehmen können besser auf die Umstände reagieren und Kosten einsparen. Das zugrundeliegende Problem, niedrigere Verkaufszahlen, lässt sich dadurch natürlich nicht beheben.

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Die Schuldigen für die Misere sind schnell identifiziert. Unter den drei großen Automärkten, die für über zwei Drittel der globalen Verkäufe stehen, sticht ein Markt hervor: China (Grafik 2). Das Wachstum, das Autobauern bis 2017 Rekorde beschwerte, ist eingebrochen. Inzwischen liegt es bei -17 %.

China allein ist für ein Viertel aller Verkäufe global verantwortlich. Es ist der größte Automarkt der Welt. Solange sich die Lage dort nicht verbessert, werden auch die Aktien der Autobauer nicht steigen. Das bringt uns zu den guten Nachrichten. Autoaktien sind fair bewertet (Grafik 3). Der bisherige Abschwung bei den Verkäufen ist eingepreist.

Anleger müssen keine spontane und böse Überraschung erwarten. Solange die Verkaufszahlen allerdings weiter sinken, werden auch die Kurse nicht steigen bzw. weiter fallen. Ein Crash ist allerdings nicht zu erwarten, wenn sich der Trend wie bisher fortsetzt. Sollte Trump plötzlich Zölle auf europäische Autos erheben, verändert das die Lage erheblich. Als Anleger muss man auf aktuelle Entwicklungen Rücksicht nehmen.

Die wirklich gute Nachricht ist aber eine ganz andere. In den entwickelten Ländern liegt die Zahl der Autos pro Person bei 0,5. In China liegt dieser Wert bei 0,18. In den meisten Entwicklungsländern liegt der Wert bei weniger als 0,1. Weniger als jede zehnte Person besitzt ein Auto. Das Potential ist langfristig enorm und die globale Mittelschicht wächst.

Mobilität ist ein Grundbedürfnis. Es führt kein Weg daran vorbei. Ob der Notwendigkeit über den Privatbesitz oder Carsharing begegnet wird, ist unerheblich. Die Nachfrage nach Autos wird langfristig weiter steigen. Die jetzige Krise, die glücklicherweise langsam verläuft, ist für Anleger ein Segen. Sie werden in den nächsten Jahren die Schnäppchen ihres Lebens finden.

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5 Kommentare

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  • Goethe63
    Goethe63

    Viele der heutigen Autos werden von Menschen,gekauft die eigentich kein Geld haben ein eigenes Auto zu kaufen und die Autos auf Wechsel statt auf Pire... oder Micheli. laufen. Sind wir doch mal ehrlich, Leasing und andere Finanzmodelle ermöglichen den Automobilkonzernen ihre Autos abzusetzen, die vermeintlich unser aller wirtschaftlichem Wohl bestimmen. Und was also demonstriert mir ein solcher Autofahrer? Ist dieser nun ein Finanzgenie oder eben nur ein POSER? Etwas auf Pump zu beschaffen erinnert mich zu sehr an die Luftpumpe, die etwas aufbläst. NA, KLINGELT´S???

    06:34 Uhr, 24.06.2019
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Naja wenn man sich die Autoabsatzzahlen der letzten 20 Jahre ansieht kann man mit Sicherheit sagen dass wir von einer Absatzkrise weit entfernt sind. Wir befinden uns jeglich in einer kleinen Korrektur.... Bin sehr optimistisch was dies betrifft

    08:46 Uhr, 21.06.2019
  • netzadler
    netzadler

    mobilität ist alles, das privatauto ist gar nichts...tot, jedenfalls langfristig

    in modernen intelligenten großstädten...dort leben große teile der weltbevölkerung hat das Auto privat nichts mehr verloren, völlig ineffizient

    ein zeit- und raumkiller… der umweltaspekt kommt noch oben drauf, aber da wird man ja eh langfristig klimaneutral werden wollen

    für die drohne seh ich allerdings rosige Zeiten kommen

    08:09 Uhr, 21.06.2019
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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