Kommentar
09:53 Uhr, 20.06.2019

Das ist das Hauptproblem der US-Wirtschaft, und es ist überraschend

Das größte Problem sind nicht etwa Zölle oder generell Handelskonflikte. Es sind auch nicht die Zinsen. Das größte Problem liegt ganz woanders.

Der US-Arbeitsmarkt läuft nicht mehr ganz so rund. Das zeigt der letzte Arbeitsmarktbericht beeindruckend. Es wurden überraschend wenige Stellen geschaffen. Damit befindet sich das Stellenwachstum in einem neuen Trend. Es beschleunigt sich nicht mehr, sondern verlangsamt sich relativ schnell. Das liegt nicht etwa daran, dass es keine offenen Stellen mehr gäbe. Genau das Gegenteil ist der Fall. In den USA sind fast 7,5 Mio. Stellen unbesetzt. Bei knapp 6 Mio. Arbeitslosen hätte jeder theoretisch die Chance auf einen Job.


Eigentlich ist das ermunternd. Es ist ja positiv, wenn so viele Jobs verfügbar sind. Das Problem besteht allerdings darin, dass die Jobs nicht besetzt werden können. Es hilft der Wirtschaft nicht, wenn Arbeitsplätze offen bleiben. Unternehmen können dann nicht mehr produzieren und potentielle Arbeitnehmer verdienen keinen Lohn.

Jede offene Stelle ist vergeudetes Potenzial. Das wirft zwangsläufig die Frage auf, wieso die Stellen dann nicht besetzt werden. Die Antwort ist relativ einfach: es findet sich kein geeignetes Personal.

Dafür kann es viele Gründe geben. Ganz banal kann es sein, dass eine Stelle an der Ostküste ausgeschrieben ist, der mögliche Arbeitnehmer aber an der Westküste lebt und nicht in den Osten ziehen will. Fehlende Mobilität ist ein Grund.

Der weitaus wichtigere Grund ist aber das Fehlen von qualifizierten Arbeitnehmern. Im Bereich Professional & Business Services (z.B. Rechtsanwälte) sind 1,2 Mio. Stellen unbesetzt. Hier kann man nicht einfach jeden anstellen. Es braucht eine gewisse Ausbildung.

Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen suchen händeringend nach qualifizierten Arbeitskräften und finden sie nicht. Es gibt sie schlichtweg nicht mehr. Das begrenzt das Wachstum erheblich.

Dieser Zustand ist nicht neu, hat sich in den letzten Monaten allerdings soweit zugespitzt, dass nun das Jobwachstum an Dynamik verliert. Es scheint sogar so, dass so manches Unternehmen nun aufgibt. In bestimmten Bereichen werden weniger Stellen ausgeschrieben. Besonders bedenklich ist, dass es sich dabei um gut bezahlte Jobs in den Professional Services handelt (Grafik 2).


Im Gegenzug schreibt der Staat immer mehr Stellen aus. Während die Zahl offener Stellen relativ lange nur langsam stieg, beschleunigte sich der Trend zuletzt. Wenn in der Privatwirtschaft weniger Jobs ausgeschrieben werden, dafür mehr beim Staat, ist das auch kein gutes Zeichen.

Kurzfristig ist das größte Problem der US-Wirtschaft ein Arbeitsmarkt, der nicht mehr vom Fleck kommt, weil es an qualifizierten Arbeitnehmern mangelt. Das begrenzt das Wachstum erheblich. Mittelfristig sind Handelskonflikte und Zölle natürlich sehr relevant. Kurzfristig sind andere Probleme drängender.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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