Kommentar
13:18 Uhr, 17.04.2015

Athens Flirt mit der Staatspleite - und die Folgen...

Wenn das Kind im Brunnen liegt, muss das nicht das Ende sein. Manchmal hilft es, die eigene Strategie zu überdenken - und dann entschlossen zu handeln...

Sehen Sie das auch? Die Anzeichen häufen sich, dass die „Dauerrettung“ Griechenlands allmählich zu Ende geht. Allein in dieser Woche gab es gleich mehrere Entwicklungen, die noch vor wenigen Monaten vollkommen undenkbar gewesen wären:

Während die griechische Regierung offenbar bereits die Einführung einer Parallelwährung vorbereitet, neuerdings sogar ganz offen unterstützt vom Wirtschaftsflügel der CDU, beeeilte sich Finanzminister Wolfgang Schäuble, darauf hinzuweisen, dass Griechenland nach einer Staatspleite auch ohne den Euro Teil der Währungsgemeinschaft bleiben könne.

Das Ganze gipfelte in zwei Meldungen vom Freitag:

Während Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis jetzt das Gespräch mit einer Anwaltskanzlei sucht, die sich auf die Abwicklung von Staatspleiten spezialisiert hat, rechnet die EU-Kommission entgegen früheren Bekundungen nun doch mit erheblichen Turbulenzen in ganz Europa, sollte ein Land die Eurozone verlassen.

Mit anderen Worten: Es wird allmählich ernst.

Das tut auch dringend Not, denn wenn man sich die einschlägigen Kommentare in der Fachpresse ansieht, dann wird mehrheitlich immer noch die Illusion verkauft, das bestehende System sei noch „irgendwie“ zu retten. Mit dauerhaft negativen Zinsen beispielsweise, mit Bargeldverboten, einer erweiterten Währungsunion, einem „Nord-Euro“ und ähnlichem Budenzauber.

Dass solche Maßnahmen aussichtslos sind, weil sie den Kern des Problems nicht berühren, das versuchen wir an dieser Stelle seit vielen Jahren zu erklären. Doch wie das eben so ist: Das Kind muss erst im Brunnen liegen, bis die Menschen endlich die Ärmel hochkrempeln und die Probleme angehen.

Wie eine wirkliche Lösung aussehen könnte?

Letztlich, vermutlich aber erst in ein paar Jahren, dürfte die Erkenntnis reifen, dass eine grundlegende Reform des Finanzsystems unumgänglich ist, wenn die Menschen dauerhaft in Frieden zusammenleben wollen.

Ein erster Schritt dorthin könnte darin bestehen, einen Wettbewerb verschiedener Geldsystem-Modelle zuzulassen. „Gutes Geld“, jenes Geld also, dem die Menschen gerne und aus freien Stücken ihr Vertrauen schenken, würde sich dabei von ganz alleine durchsetzen. Ob ungedecktes staatliches Papiergeld hierzu gehören würde, diese Frage wird sich von ganz alleine beantworten, wenn die Zeit dafür reif ist.

Das wird dann der Fall sei, wenn die Menschen erkannt haben, dass ein staatliches Geldmonopol dem Missbrauch Tür und Tore öffnet, wohingegen Wahlfreiheit über das gewünschte Geld wie von selbst zu den richtigen Entscheidungen führt:

In einem freien Währungswettbewerb würde niemand “schlechtes Geld” nachfragen. Aus nachvollziehbaren Gründen würde sich jeder für “gutes” Geld entscheiden. Geld beispielsweise, das nicht beliebig vermehrbar ist. Wenn sich aber jenes Geld durchsetzen kann, das am stärksten nachgefragt wird, dann hätten auch staatlicher Geldmissbrauch und seine Folgen, wie Inflation, Währungsreformen, Überschuldung, Staatsbankrotte etc. endlich ein Ende.

Von solchen Ideen sind wir im Moment nur scheinbar noch Lichtjahre entfernt. Denn je mehr sich die Dinge zuspitzen, desto schneller wird auch die Erkenntnis reifen, dass all die Rettungsversuche systembedingt letztlich scheitern müssen.

Und an dieser Stelle haben die EU-Vertreter sogar Recht mit Ihrer aktuellen Befürchtung, dass die Causa Griechenland die gesamte Eurozone in Mitleidenschaft ziehen wird – und mit ihr das komplette Weltfinanzsystem...

Anmeldemöglichkeit (1) : Das Drei-Monats-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Anmeldemöglichkeit (2) : Das Jahres-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

34 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • oneEXITnoRETURN
    oneEXITnoRETURN

    GR ist doch nur EIN Symptom von vielen - vergeudet Eure Energie doch nicht sinnlos damit und beschäftigt Euch mit wirklichen Lösungsansätzen - dazu benötigt es vielleicht ein besseres Verständnis von Zusammenhängen - m:E. ganz gut verdichtet von Rico Albrecht zusammengetragen: http://www.wissensmanufaktur.net/media/pdf/steuerboykott.pdf

    14:29 Uhr, 19.04.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Das Weltfinanzsystem hat sich die letzten 5 Jahre im Auge des Orkans befunden und ist aktuell dabei das Auge zu verlassen und wieder in massive Turbulenzen einzutauchen. Die Notenbanker haben ihr Pulver verschossen, die Weltwirtschaft sendet deutliche Schwächesignale und Amerika steht kurz vor einer Rezession. Ob nun Griechenland der Tropfen ist, der das Fass zum überlaufen bringt oder etwa Japan oder China, das ist doch völlig belanglos. Einige weitere schwarze Schwäne stehen auch schon Gewehr bei Fuß und warten auf ihren Einsatz.

    Fazit:

    Zeit zu kaufen um Probleme nicht lösen zu müssen, funktioniert immer für eine gewisse Zeit, jedoch niemals auf Dauer. Unsere Politiker waren in den vergangenen Jahren Weltmeister darin, Zeit zu kaufen. Die Probleme sind immer noch vorhanden, nur viel größer als je zuvor. Die Rechnung für diese Politik wird heftig, hoffen wir mal, das sie nicht gar zu heftig wird.

    10:37 Uhr, 19.04.2015
  • Danyo
    Danyo

    "Letztlich, vermutlich aber erst in ein paar Jahren, dürfte die Erkenntnis reifen, dass eine grundlegende Reform des Finanzsystems unumgänglich ist, wenn die Menschen dauerhaft in Frieden zusammenleben wollen"

    Ich habe den Fehler im Bild erkannt! Erster!

    10:05 Uhr, 19.04.2015
  • Dieter_HW
    Dieter_HW

    Sie schreiben: „...„Gutes Geld“, jenes Geld also, dem die Menschen gerne und aus freien Stücken ihr Vertrauen schenken, würde sich dabei von ganz alleine durchsetzen." Schenke ich dem Euro vertrauen ? Nein. Es ist eine Schrottwährung.

    Der DM wurde vertraut. Und das seinerzeit auf breiter Front. Das existenzbedrohliche Experiment "Europa" wurde erfolgreich von geistigen Tieffliegern in Grund und Boden versenkt.

    20:21 Uhr, 17.04.2015
  • Cristian Struy
    Cristian Struy

    Habe heute einen Artikel in der Tageszeitung gelesen: Ich zitiere: " Der französische Journalist Edmont About beschrieb die Griechen auf seiner Reise durchs Land bereits 1852 mit den Worten: Die Griechen verprassen das Geld mit vollen Händen und sind unfähig Steuern einzutreiben und abhängig von Gläubigern. sämtliche griechische Budgets weisen Defizite auf und Griechenland pickt sich die Rosinen aus dem Kuchen in Form von Staatsanleihen durch die Schutzmächte Russland, England und Frankreich. Die erworbenen Mittel werden ohne Nutzen für das Land selbst, sinnlos verprasst. Die Zinsen dafür übernehmen wohlwollend die Garantiemächte"

    Leider sind unsere Politiker beratungsresistent und lernen nicht aus der Geschichte. Aber was regen wir uns auf? GREXIT Hurra, egal was wir dafür zu zahlen haben. Die Kohle ist ohnehin nie wieder einbringbar und es ist nur elektronisches "Spielgeld". Glücklicherweise hat man dafür gesorgt, dass die Versicherer und Banken die Griechischen Staatsanleihen in den letzten Jahren an den Staat verkaufen konnten, so dass die Lebensversicherungen zumindest durch diesen Fakt keinen Schaden erleiden. So geht nur der Staat pleite. Das ist nicht so dramatisch. Der setzt danach das Finanzspiel einfach wieder neu auf (machen die Argentinier andauernd) und alles ist schön.

    19:44 Uhr, 17.04.2015
  • Bradley
    Bradley

    balkansahel, ich gebe dir ansatzweise Recht, nur solche "Seiteneinsteiger" wie Tsipras und Verfouakis (hoffentlich richtig geschrieben) können der sogenannten "Elite" der westlichen Welt das Fürchten lehren, ob diese aber das Durchhaltevermögen und vorallem die Unterstützung der Wähler haben, ihre Länder und deren Bevölkerung durch "unorthodoxe" Maßnahmen kurzfristig noch mehr "Schmerzen" abzuverlangen", wage ich zu bezweifeln.

    19:38 Uhr, 17.04.2015
  • Bradley
    Bradley

    Herr Hoose und allen anderen (auch ich) die darauf setzen, dass unser derzeitiges Finanzsystem bald untergehen wird, kann ich leider nur sagen, dass wir den Kampf gegen die Finanzindustrie und deren "Bevollmächtigen" (der Politik) leider nicht gewinnen werden. Die Waffen sind einfach zu ungleich verteilt. Wir haben die Fakten, dass dies was momentan passiert einfach nur der Wahnsinn ist (Nullzins, verdeckte Staatsfinanzierung durch die EZB etc.), die anderen haben aber die Macht und die entsprechenden Möglichkeiten, das derzeitige System noch bis zum "Sanktnimmerleinstag" aufrechtzuerhalten. Um das Kräfteverhältnis noch klarer ins Bild zu setzen, hier kämpft ein Hartz 4 Empfänger gegen Bill Gates, dass sagt doch alles aus.

    19:21 Uhr, 17.04.2015
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Husky
    Husky

    Hallo Herr Hoose,

    es gibt ein kleines praktisches Problem - in welcher Währung akzeptiert das Finanzamt meine Steuern? Bisher ist gesetzlich geregelt, welche Währung zu verwenden ist. Also muss man dieses staatliche Zwangsgeld besitzen, um den Fiskus zufrieden stellen zu können. Damit gibt es zwanfgsweise Nachfrage nach diesem schlechten Staatsgeld - analog zum USD als Rohstoffwährung. Gleiches Grundprinzip und analoge Nebenwirkungen.

    17:39 Uhr, 17.04.2015
  • Investor
    Investor

    Herr Hoose,

    Sie haben recht, mit der vorgeschlagenen Lösung.

    Vielleicht einige Gedanken:

    - Einig daß Gr an einem Austritt aus dem Euro interessiert ist. Aber ist dies auch D. Momentan sorgt der Geldbedarf und die verschiedenen Rettungspakete dafür, daß D bedeutend mehr Einfluß auf die EU als vor der Krise ausübt. Würde der Bedarf wegen Gr entfallen, würde dies den Einfluß D reduzieren. Ich habe Probleme mir vorzustellen, das A.M. dies freiwillig zulassen würde.

    - In der Theorie klingt gutes & schlechtes Geld immer gut. Aber wie erkennt der "normale" Bürger das gute Geld? Schon heute hat er Probleme gute und schlechte Versicherungen, gute und schlechte Kaffeemachinen usw auseinander zu halten. Da kommt mir sofort die politische Lösung der Ampel in denn Sinn (und ja, es schüttelt mich).

    Aber auch das "gute" Geld hat seine Probleme. Nehmen wir zB ein Rohstoffunterlegtes Geld. Dieses ist in Zeiten von Nullwachstum ideal, da es dann sehr stabil ist. Hingegen in Zeiten schneller Expansion hat es Probleme. Wenn ein Land dann mehr Rohstoffe benötigt, sind Kriege die einzige Möglichkeit der Rohstoffe für eine Geldmengen expansion zu bekommen.

    - Wahrscheinlich wechselt das "gute" Geld je nach Wirtschaftszyklus. Durch ähnliches Verhalten wird es zwischen den konkurrierenden Geldsystemen zu Blasen kommen. Mir gefällt hier die Idee von Georg Zocke recht gut, daß man heute ja sein individuelles Geld erzeugen könnte. Im Bargeldlosen zeitalter ist die Umrechnung problemlos. Abhängig welche Stoffe für mich wichtig bin, nehme ich diese als Basis für mein persönliches Geld.

    - Was macht Sie so sicher daß "schlechtes" Geld niemand nachfragt? Waren und auch Geld werden über deren Image verkauft. Ich möchte mir mit dem Geld die Eigenschaften erwerben, die mir vermeindlich fehlen. Nehmen wir nur die Welt der Smartphones. Dort kaufen auch nicht alle Apple sondern auch Samsung und andere Marken. Jede Marke hat ein Preis Werte Verknüpfung and die schwankt mit für jeden einzelnen. Auch Nespresso schmeckt solange besser bis eine Blindverkostung vorgenommen wird. Vergleichen Sie dies mit dem was uns bei einem Geldwettbewerb erwartet. Wie wär es mit Geldwerbung mit G. Clooney, A. Joulie, W. Schäuble usw.? Oder Apple-, Google und Amazonmoney.

    - Geld bedeutet letztlich auch eine Machtfrage. Wer den ersten Zugriff zu Geld hat, hat in einem inflationären System einen Vorteil. Staatliches Geld bevorzugt den Staat und die Banken. Persönliches Geld den Bürger. Dies führt aber sofort zu einer Diskussion der Rollen eines Staates, seiner Politiker und Bürger. Man kann kein anderes Geldsystem einführen ohne über die Zukunft der Gesellschaft zu sprechen.

    - Staatliches Geld hat in einer Demokratie den Vorteil, daß der Staat leichter seine Bürger mit Wohltaten kaufen kann, die über kredite finanziert werden. Da mit einem anderen Geldsystem dies entfallen würde, würde sich die Schnittstelle Staat/Bürger verändern müssen.

    - Momentan stehen wir vor mehreren Herausforderungen, deren Lösung durch ein Fiatmoney System erleichert wird:

    ... Überalterung: In 2025 wird jeder Beschäftigte doppelt so viele Rentner versorgen müssen. Gleichzeitig steigen bei einer älteren Gesellschaft die Kranken- und Pflegekosten. Der Staat wird mindestens die heutigen Steuern benötigen, da seine Pensionäre dies benötigen. Bei einer kleineren Beschäftigungsbasis (ca 25% weniger Beschäftigte ohne Migration) werden die Steuern steigen müssen. Konsequenz heisst, der Wohlstand wird sinken. Durch Fiatgeld gibt man jedem den Eindruck er habe nominal noch etwas. Sonst erleben wir gr Sparprogramme.

    ... Wir haben zusätzlich das Problem, daß in D das BIP absolut pro Jahr etwa um den gleichen Wert seit 1960 wächst. Relativ nimmt es pro jahr % ab. Gleichzeitig haben wir Produktivitätsfortschritte von ca 2% pro Jahr. Dies führt dazu, daß nach 30 Jahren 60% der Beschäftigten ca 240% der Waren produzieren können. Dies ist eine der Ursachen, daß seit den 70er Jahren, der Anteil der Löhne am BIP immer mehr zurückgeht. Absolutes Wachstum vs relative Produktivität.

    Dies sind nur meine ersten spontanen Gedanken zu ihren spannenden Anregungen

    16:52 Uhr, 17.04.2015