Wissensartikel
15:02 Uhr, 04.12.2017

"Günstig" hebeln mit Discount Optionsscheinen

Im vorherigen Teil der Beitragsreihe haben wir uns mit Covered Call Writing beschäftigt. Diesmal geht um eine weitere Art von Anlageprodukten, die es Privatanlegern ermöglichen, von Strategien professioneller Optionshändler zu profitieren, ohne selbst an einer Terminbörse handeln zu müssen.

Im vorherigen Teil der Beitragsreihe haben wir uns mit Covered Call Writing beschäftigt und gesehen, dass Discountzertifikate einen ähnlichen Effekt für Anleger haben. Diesmal geht um eine weitere Art von Anlageprodukten, die es Privatanlegern ermöglichen, von Strategien professioneller Optionshändler zu profitieren, ohne selbst an einer Terminbörse handeln zu müssen.

Das sind Discount Optionsscheine

Strukturell betrachtet handelt es sich bei Discount Optionsscheinen (von einigen Emittenten als “Capped Optionsscheine“ bezeichnet) um vertikale Option Spreads, also eine Kombination aus gleichzeitig ge- und verkauften Optionen auf den selben Basiswert mit identischer Laufzeit aber unterschiedlichen Basispreisen. Ein Discount Call besteht aus einer gekauften Call Option und einer leer verkauften (geschriebenen) Call Option mit höherem Basispreis (Strike) als der Strike der gekauften Option. Ein Discount Put besteht aus einer gekauften Put Option und einer leer verkauften (geschriebenen) Put Option mit niedrigerem Strike als der Strike der gekauften Option. Durch den gleichzeitigen Kauf und Leerverkauf von Optionen ergibt sich rechnerisch ein günstigerer Preis der gekauften Option. Statt eine solchen Spread mithilfe von Optionen an einer Terminbörse zu bilden, bieten sich für Privatanleger Discount Optionsscheine als vorgefertigte Produkte an. Der Vorteil besteht auch dort im günstigeren Preis – verglichen mit einem klassischen Call oder Put mit dem gleichen Strike und der gleichen Laufzeit. Aber nicht nur die Preise der beiden Optionspositionen werden miteinander verrechnet– auch die Sensitivitäten der Optionen gegenüber Veränderungen der maßgeblichen Preisfaktoren werden einander gegenübergestellt. Durch die kompensatorische Wirkung der gegenläufigen Optionspositionen zeigen sich Discount Optionsscheine wesentlich robuster gegenüber schwankenden Basiswertkursen, Volatilitätsveränderungen und der abnehmenden Restlaufzeit als klassische Optionsscheine. Einen theoretischen Nachteil stellt jedoch der Cap dar. Konstruktionsbedingt liegt dieser auf dem Niveau des Basispreises der leerverkauften Option. Der Höchstbetrag ergibt sich also bei einem Discount Call Optionsschein aus der Differenz zwischen Cap und Basispreis und bei einem Discount Put Optionsschein aus der Differenz zwischen Basispreis und Cap unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses.

Ist der Cap wirklich ein Problem?

Ist diese Gewinnbegrenzung jedoch in der Praxis tatsächlich ein Nachteil? Zur Beantwortung dieser Frage müssen Sie lediglich auf das Kursziel Ihres Trades schauen. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie rechnen um den Jahreswechsel herum mit steigenden Kursen beim DAX. Nur wenn Sie glauben, der DAX würde bereits bis zum 17.01.2018 über 13.400 Punkte hinaus steigen, wäre ein Cap bei dieser Kursmarke für Ihre Strategie ein Nachteil. Falls Sie dies nicht glauben, könnten Sie durch Verwendung eines Discount Calls mit Cap bei 13.400 Punkten anstelle eines klassischen Call Optionsscheins Ihren Kapitalaufwand deutlich verringern und dadurch Ihre Renditeaussichten stark verbessern. Außerdem würden Sie weniger Kapital riskieren. Bei einem DAX-Stand von rund 12.900 Punkten zur Mittagszeit des 1. Dezember 2017 kostete ein klassischer DAX Call Optionsschein mit Basispreis 12.900 und Laufzeitende am 17.01.2018 (Bezugsverhältnis 1/100) 2,44 EUR. Ein Discount Call Optionsschein mit ansonsten identischen Merkmalen und einem Cap bei 13.400 kostete zur selben Zeit lediglich 1,95 EUR, also 20 % weniger.

Gewinne auch in Seitwärtsphasen

Discount Optionsscheine bieten aber noch eine andere Einsatzmöglichkeit. Sie können sogar bei gleichbleibendem Kursniveau des Basiswertes und bis zu einem bestimmten Ausmaß auch bei nachteiligen Kursveränderungen des Basiswertes zu Gewinnen führen. Erinnern Sie sich bitte an das vorherige Beispiel, in dem Sie mit einem steigenden DAX um den Jahreswechsel herum rechnen. Konventionell würden Sie diese Meinung mit Produkten umsetzen, die nur dann Gewinne erzeugen, wenn der DAX tatsächlich steigt (zum Beispiel ETFs, Futures, CFDs, Knock-Outs oder klassische Call Optionsscheine). Wenn Sie aber davon überzeugt sind, dass der DAX steigt, glauben Sie wahrscheinlich erst recht nicht, dass er innerhalb dieses Zeitraums um 10 % fällt. Folglich wäre es deutlich sicherer ein Produkt zu verwenden, dass schon Gewinne erzielt wenn der DAX nicht 10 % oder mehr fällt. Genau dies ist mit weit im Geld liegenden Discount Optionsscheinen möglich. Verluste verursachen diese Scheine erst bei Basiswertkursen unterhalb des Cap. Ein Totalverlust tritt erst beim Erreichen des Basispreises ein. Dieser Sicherheitspuffer wird sich jedoch durch eine Gewinnbegrenzung erkauft. Sollte der DAX stark steigen, ist die potenzielle Rendite offensiverer Produkte, die zum Erreichen des Break Even eine Kursbewegung des Basiswertes benötigen, also deutlich höher.


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Beispiel

Bei einem DAX Stand von 12.900 Punkten zur Mittagszeit des 1. Dezember 2017 kostete ein Discount Call Optionsschein mit Basispreis bei 11.100 und Cap bei 11.600 (Laufzeitende: 17.01.2018) 4,90 EUR. Sollte der DAX am Ende der Laufzeit über 11.600 Punkten notieren (ein Puffer von ungefähr 10 % zum aktuellen Kurs), wird der Schein zu 5 EUR zurückgezahlt. Daraus ergibt sich eine Rendite von 2 % in ungefähr 1,5 Monaten (annualisiert 16 %). Erst bei einem DAX Stand unter 11.600 am Laufzeitende würden Verluste entstehen und erst bei einem DAX Stand von 11.100 oder weniger Punkten am Laufzeitende käme es zu einem Totalverlust. Bemerkenswert ist jedoch das sehr ungünstige Chance/Risiko-Verhältnis (CRV). Der Trader würde bei Kauf des Scheins 490 EUR für einen potentiellen Gewinn von 10 EUR riskieren. Bei einem Investment über ETFs oder CFDs dürfte ein Gewinn von 10 DAX Punkten vielfach mit einem wesentlich besserem CRV erzielbar sein. So würde man vermutlich nicht 470 DAX Punkte riskieren, um 10 DAX Punkte zu gewinnen. Das Stopp Loss dürfte bei eine Gewinnziel von 10 Punkten in der Regel deutlich enger ausfallen. Selbstverständlich kann aber auch für die Discount Optionsscheine ein Stop Loss gesetzt werden, wordurch ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals unwahrscheinlich wird. Der klare Vorteil des Discount Calls gegenüber einem klassischen Long Investment besteht jedoch in der wesentlich höheren Gewinnwahrscheinlichkeit – diese wird nicht durch das CRV erfasst. Der Discount Call führt nämlich selbst dann zu Gewinnen, wenn der DAX nicht steigt oder sogar etwas fällt. Im Gegensatz dazu führt eine klassische Long Position erst dann zu Gewinnen, wenn der Kurs in die anvisierte Richtung läuft. Berücksichtigen sollten Sie auch, dass klassische Investments ihr günstiges CRV häufig durch sehr enge Stopps erreichen. Dies kann jedoch dazu führen, dass einem Gewinn zunächst mehrfaches Ausgestoppt-werden vorausgeht. Das CRV sollte daher nicht der einzige Maßstab für die Beurteilung eines Investments sein. Insbesondere bei Produkten, die Seitwärtsrenditen erzielen, kann die Gewinn- beziehungsweise Verlustwahrscheinlichkeit des Trades wesentlich bedeutender sein.

Prämieneinnahmen an der Terminbörse

Falls Sie die Möglichkeit haben, an einer Terminbörse zu handeln, können Sie auch Spread Positionen nutzen, mit denen eine Prämieneinnahme erzielt wird. Wie der Name bereits nahelegt, setzt man bei einem Bear Call Spread auf fallende oder zumindest nicht auf steigende Kurse. Der Bear Call Spread entsteht durch den Verkauf von Call Optionen mit einem niedrigeren Basispreis als der, den die (zur Absicherung) gekauften Call Optionen haben. Dies führt dazu, dass Sie eine Prämieneinnahme erzielen können, aber dennoch Ihr Risiko genau definiert haben. Ihr maximaler Verlust besteht nämlich aus der Differenz der beiden Basispreise abzüglich der Prämieneinnahme (multipliziert mit der Kontraktgröße).

Spiegelbildlich verhält es sich mit einem Bull Put Spread. Dabei verkauft der Optionshändler eine Put Option mit höherem Basispreis als der, den die zur Absicherung gekauften Put Optionen haben. Auch hier wird eine Prämieneinnahme erzielt und gleichzeitig das Risiko auf die Differenz der beiden Basispreise abzüglich der Prämieneinnahme (multipliziert mit der Kontraktgröße) begrenzt.

Auch wenn viele Privatanleger mangels Zugang zu einer Terminbörse nicht die Möglichkeit haben, mit solchen Konstruktionen Prämieneinnahmen zu erzielen, können sie durch den Kauf eines im Geld liegenden Discount Put Optionsscheins eine Position eingehen, die vom Auszahlungs- und Risikoprofil mit einem Bear Call Spread vergleichbar ist. Ein im Geld liegender Discount Call Optionsschein weist ein Profil auf, das mit dem der oben beschriebenen Bull Put Spread Position vergleichbar ist.

Zumindest ein Vorteil gegenüber Discount Optionsscheinen besteht jedoch, wenn Trader die Spreads an der Terminbörse selber bauen. Bedingt dadurch, dass es sich um Einzelpositionen handelt, kann jeder Teil des Spreads einzeln gehandelt werden. So können Optionshändler beispielsweise bei zwischenzeitlich fallenden Kursen, den leerverkauften Call ihres Bull Call Spreads vorzeitig günstiger zurückkaufen und so die Gewinnbegrenzung durch den Cap beseitigen.

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