Kommentar
23:59 Uhr, 21.08.2009

Wirtschaftsdaten erklärt: Heute – die US-Arbeitsmarktdaten

Wegen des Urlaubs von Herrn Hoose erscheint in dieser Woche der erste von insgesamt vier Teilen der Grundlagenserie zu den Wirtschaftsdaten. Die gesamte Serie können Sie abrufen unter http://www.godmode-trader.de/wissen/index.php/Wirtschaftsdaten:Inhalt
Ab nächster Woche wird Herr Hoose wieder selbst die Analysen zu den gemeldeten Daten übernehmen.

Marktanfälligkeit: Sehr hoch.

Kurzbeschreibung: Die Wirtschaftsnachricht, auf die alle warten. Werden gerade neue Jobs geschaffen? Dieser Indikator hat große wirtschaftliche und politische Bedeutung.

Online-Publikation: http://stats.bls.gov/news.release/empsit.toc.htm

Homepage: http://stats.bls.gov/

Erscheinungstermin: 8:30 Uhr (ET) / 14:30 Uhr (MEZ) am ersten Freitag des Monats für den vorangegangen Monat.

Erscheinungshäufigkeit: Monatlich.

Quelle: Bureau of Labor Statistics (BLS), Department of Labor (Amt für Arbeitsmarktstatistiken, US-Arbeitsministerium).

Revisionen: Die Revisionen sind oft umfangreich. In jeder Ausgabe erstrecken sie sich häufig über die zwei zurückliegenden Monate. Das BLS nimmt jedes Jahr im Juni Benchmark-Anpassungen vor für die Unternehmensumfrage (auch: Lohnlistenumfrage). Benchmark-Anpassungen für die Haushaltsumfrage erfolgen nur selten, etwa alle zehn Jahre.

Dieser Bericht ist die Nummer eins unter den Indikatoren! Kein einzelner Wirtschaftsindikator kann auf den Aktien- und Anleihenmärkten für so viel Wirbel sorgen wie der Arbeitsmarktbericht. Die Gründe dafür sind schnell genannt: Der Bericht ist sehr aktuell, er wird nur eine Woche nach dem Berichtsmonat veröffentlicht. Er ist detailliert und gibt Auskunft über Arbeitsmarkt und Haushaltseinkommen – Informationen, die für Wirtschaftsprognosen notwendig sind. Und natürlich geht es hier auch um das Wohlergehen der amerikanischen Arbeitnehmer. Löhne und Gehälter aus Arbeitsverhältnissen sind die wichtigste Quelle des Haushaltseinkommens. Je mehr Arbeitnehmer Geld verdienen, desto mehr wird ausgegeben und desto kräftiger wird die Wirtschaft angeschoben. Wenn weniger Menschen arbeiten, gehen die Ausgaben zurück, und die Wirtschaft leidet. Da Privatausgaben zwei Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung ausmachen, ist es kein Wunder, dass Investoren den Arbeitsmarktbericht so genau verfolgen.

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum dieser Bericht für die Finanzmärkte so wichtig ist: Die Arbeitsmarktdaten enthalten oft Überraschungen. Experten haben es schwer damit, Prognosen abzugeben, da zum Zeitpunkt der Veröffentlichung für den jeweiligen Monat erst sehr wenige Informationen vorliegen.

Das wichtigste an dem Bericht ist natürlich die Arbeitslosenquote, also der Prozentsatz der zivilen Arbeitskräfte ohne Anstellung. Man definiert zivile Arbeitskräfte als Personen, die 16 Jahre alt oder älter sind und als erwerbstätig oder arbeitslos eingestuft werden; nicht dazu zählen Menschen, die in der Armee beschäftigt sind, Gefängnisinsassen, Patienten in psychiatrischen Krankenhäusern und Altersheimen. Ökonomen messen die monatlichen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt ausgehend von zwei Quellen: Die Haushaltsumfrage wird von der Regierung telefonisch und per Brief durchgeführt. Bei der Unternehmensumfrage (oder Lohnlistenumfrage) werden Unternehmen direkt zu kürzlich erfolgten Änderungen im Personalbestand befragt. Die beiden Umfragen zusammen zeichnen ein umfassendes Bild der Arbeitsmarktsituation und der Wirtschaftslage.
Auswirkungen der Arbeitsmarktdaten
Anleihenmarkt:

Die Anleihenmärkte werden von einem starken Arbeitsmarktbericht ordentlich durcheinander gewirbelt, besonders wenn die Daten unerwartet kommen. Die Neuigkeiten können auf steigende Inflation und Zinsen hinweisen, beides bei Anleihenbesitzer sehr unbeliebt. Daher sollte man sich im Falle steigender Beschäftigung auf einen Ausverkauf festverzinslicher Wertpapiere gefasst machen. Wie stark die Anleihenpreise fallen und wie stark die Zinsen anziehen, hängt von vielen Faktoren ab. Der wichtigste Faktor ist die aktuelle Position der Wirtschaft im Konjunkturzyklus. Wenn die USA gerade aus einer Rezessionsphase kommen, wird ein Beschäftigungsanstieg nur einen moderaten Einfluss auf die Anleihenpreise haben, da keine unmittelbare Inflationsgefahr droht. Wenn jedoch die Beschäftigung zu einer Zeit steigt, in der die Volkswirtschaft schon auf vollen Touren läuft, werden die Anleihenpreise stark fallen und das Zinsniveau stark ansteigen. Im Gegensatz dazu deuten einige schwache Arbeitsmarktberichte in Folge auf eine schleppende Konjunktur hin – gute Nachrichten für die Anleihenpreisen und ein Hinweis auf fallende Zinsen.
Aktienmarkt:

Nachrichten von einer robusten Beschäftigungssituation bringen Aktieninvestoren in Wallung. Während die Anzahl der Beschäftigten steigt und die Arbeitswoche länger und länger wird, bekommen die Menschen Konsumlaune und geben mehr Geld aus. Das schafft die Voraussetzungen für eine optimistische Stimmung auf dem Aktienmarkt. Die einzige Ausnahme ist eine Situation, wo die Wirtschaft überhitzt ist und Zinsen und Anleihenpreise steigen. Die höheren Kreditkosten schaden Unternehmen und Aktienkursen. Wenig oder kein Beschäftigungswachstum wird generell als schlecht für den Aktienmarkt angesehen. Die Befürchtung dabei ist, dass die Haushalte weniger Geld für Einkäufe ausgeben. Schlechte Verkaufszahlen können Unternehmensgewinne beschneiden und dadurch die Anreize, Aktien zu halten, verringern.
Devisenmarkt:

Arbeitsmarktdaten können den Wert des US-Dollars auf den Währungsmärkten dramatisch beeinflussen. Ein starker Bericht kann zu Zinssteigerungen führen und damit den Dollar für ausländische Investoren attraktiver machen. Sie können ihre Zinseinnahmen aus Staatsanleihen steigern. Andererseits senkt ein schlechter Bericht die Nachfrage nach der amerikanischen Währung, weil die Aktienmärkte dadurch unter Druck geraten und die Zinsen sinken. Beides führt aber dazu, dass ausländische Investoren lieber die Finger vom US-Dollar lassen.

Lesen Sie weitere Grundlagen zu den Wirtschaftsdaten unter http://www.godmode-trader.de/wissen/index.php/Wirtschaftsdaten:Inhalt

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