Kommentar
08:51 Uhr, 07.07.2022

Wie sicher sind Ölaktien in einer Rezession?

Eine Rezession ist zum Greifen nahe. Für Ölunternehmen ist das gleich in zweifacher Hinsicht ein Problem.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 99,230 $ (JFD Brokers) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 102,997 $ (JFD Brokers) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 99,230 $ (JFD Brokers)
  • Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 102,997 $ (JFD Brokers)

Negatives Wirtschaftswachstum ist nichts anderes als ein Rückgang der Nachfrage. Unternehmen können nur noch geringere Mengen verkaufen. Davon sind alle Firmen betroffen, ob Ölunternehmen oder nicht. Ölunternehmen und andere Rohstoffproduzenten sind zusätzlich zu geringerem Absatz mit einem weiteren Problem konfrontiert. Der Rohstoffmarkt, insbesondere der Ölmarkt, reagiert auf kleine Ungleichgewichte mit großen Preisschwankungen. Das war etwa 2014 der Fall. Nach jahrelangen Investitionen erreichte die Fracking-Industrie in den USA eine Größenordnung, die zu einem globalen Überangebot von Öl führte. Der Preis fiel von über 100 Dollar auf 30 Dollar. Wer nun denkt, dass das Überangebot bei 10 % lag, irrt. Das Überangebot lag im sehr niedrigen einstelligen Prozentbereich. Kleine Abweichungen vom Gleichgewicht haben eine sehr große Wirkung. Das ist eine Besonderheit des Rohstoffsektors. Der Markt ist global und Preise werden nicht von den Produzenten festgelegt.

Bei Gütern, die keinem globalen Einheitspreis unterliegen, ist das anders. Selbst wenn die Rezession z.B. die Nachfrage nach iPhones um 10 % einbrechen lässt, senkt Apple deswegen nicht die Preise um 50 %. Apple kann frei entscheiden, wie es reagiert und ob es die Preise anpassen will. Rohstoffunternehmen können das nicht. Der Preis ist vorgegeben. Unternehmen können lediglich die Produktionsmenge verändern.

Eine Rezession gilt als Garant für geringere Nachfrage und entsprechend kann der Markt schnell aus dem Gleichgewicht geraten. Daher wird erwartet, dass der Ölpreis während einer Rezession fällt. Historisch lässt sich das nicht unbedingt belegen. Der Preis fiel zwar während der letzten drei Rezessionen, doch das ist eher die Ausnahme (Grafik 1).


Während der Rezessionen in den Jahren 1970, 1975, 1980 und 1991 konnte der Ölpreis zum Teil deutlich steigen (Grafik 2). In diesen Fällen war der Preisanstieg bei Öl zum Teil mit verantwortlich für die Rezessionen. Ein Energiepreisschock ist für die Wirtschaft schwer zu absorbieren. 1975 und 1980 kam eine gewisse Ölknappheit noch dazu.

Eine Rezession senkt den Ölverbrauch nicht automatisch. Global stieg der Verbrauch auch 2001, 1991 und 1970 trotz Rezession weiter (Grafik 3). Wie es in der bevorstehenden Rezession sein wird, ist schwer abzuschätzen. Einige Aspekte sprechen für einen stabilen Verbrauch, da sich einige Sektoren immer noch in der Normalisierungsphase nach der Pandemie befinden.

Ob Airlines, Kreuzfahrtunternehmen oder generell der Tourismussektor, sie alle fahren die Kapazitäten nach oben. Ein Nachfragerückgang in der Industrie könnte so ausgeglichen werden. Gleichzeitig bleibt Öl knapp, solange kein Ersatz für russisches Öl gefunden wird.

Aus diesem Grund blieb der Ölpreis auch vergleichsweise stabil, während andere Rohstoffpreise deutlich fielen. Anleger gewichten einen Nachfragerückgang derzeit höher. Ölaktien verloren zum Teil 20 % und mehr. Mittelfristig spricht vieles für stabile oder höhere Ölpreise. Rücksetzer im Sektor sind Kaufgelegenheiten.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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