Kommentar
13:58 Uhr, 05.06.2015

Wie große Krisen beginnen..

Die wichtigsten Dinge geschehen immer dort, wo kaum jemand hinsieht. Das war so bei der Internetblase im Jahr 2000, wie auch bei der Immobilienkrise 2007. Und heute?

Erinnern Sie sich noch an den Beginn der US-Immobilienkrise im Jahr 2007? Was wenige Monate später mit dem Zusammenbruch von Lehman-Brothers und einem beispiellosen Desaster an den Weltbörsen sein (vorläufiges) Ende fand, das begann im Sommer 2007 völlig unscheinbar, fast möchte man sagen: Heimlich, still und leise.

Kaum jemand sorgte sich, als am 9. August 2007 die Zinsen für Interbankenkredite in den USA urplötzlich sprunghaft anstiegen. Was sollte schon passieren, die Welt war schließlich in bester Ordnung. Ein paar „Rettungspakete“ für diverse angeschlagene Finanzhäuser würden die Dinge schon wieder ins Lot bringen. Das war der allgemeine Tenor und das versicherten schließlich auch die immer gerne gehörten Jubelexperten, die den DAX seinerzeit bereits bei 20.000 Punkten wähnten...

Was so ein paar läppische Zinsen anrichten können, das wurde den meisten Anlegern erst im März 2009 bewusst, als sich DAX und Dow Jones ausgehend von den Sommerhochs 2007 in etwa halbiert hatten.

Heute sehen wir exakt das Gleiche – nur dass die Ereignisse diesmal nicht als Randerscheinung an irgendeinem Exotenmarkt daherkommen. Heute blinken die Warnleuchten an den wichtigsten Märkten der Welt. Und genau wie im Sommer 2007 werden sie geflissentlich ignoriert:

Was uns in den kommenden Jahren erwartet, nämlich das Platzen der Blase bei den Staatsanleihen, das zeigt sich schon heute als gar nicht so zartes Pflänzchen an den weltweiten Anleihemärkten. Rund um den Globus beginnen dort die Renditen zu steigen, teilweise sogar recht deutlich. Sehr hübsch kann man das beispielsweise bei der Umlaufrendite zehnjähriger Bundesanleihen beobachten. Die folgende Grafik zeigt das.

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Das Frappierende ist aber: Hier passiert jetzt genau das, was die Europäische Zentralbank mit ihren Anleihekäufen und anderen Taschenspielertricks unter allen Umständen verhindern wollte: Die Renditen von Staatsschuldpapieren, die doch um Gottes Willen im Keller bleiben sollen, die scheren sich nicht um Mario Draghi und beginnen eine sehr ordentliche Kletterpartie.

Das heißt, es wird für die Regierungen in Europa künftig deutlich teurer werden, ihre üppigen Staatsausgaben zu finanzieren.

Rentner, Sozialhilfe- und Hartz IV-Empfänger, Versicherte, Immobilienbesitzer, Aktionäre und Sparer können die Gürtel daher schon mal ein gutes Stück enger schnallen, denn natürlich werden sich die Regierungen bei wachsendem Kapitalbedarf sofort bei diesen Gruppen schadlos halten - und zwar umso schamloser, je deutlicher der Zinsanstieg ausfällt.

In diesem Zusammenhang kann die Dynamik der raketenähnlichen Bewegung bei der Umlaufrendite vom Juni 2015 durchaus als schlechtes Omen interpretiert werden. Was wir hier gerade erleben, das ist nicht irgendein Zinsanstieg. Achten Sie auf die rote Markierung in der Abbildung oben.

Vermögensabgaben, Zwangsenteignungen, also etwa Abbuchungen von Sparkonten, Steuererhöhungen und andere Nettigkeiten sind mittelfristig so sicher wie das Amen in der Kirche, wenn der Renditetrend bei den Anleihen jetzt dreht. Und zwar in einem ganz anderen Ausmaß als das im Frühjahr 2013 in Zypern der Fall war, denn diesmal geht es um nicht weniger als um den Fortbestand des gesamten ungedeckten Schuldgeldsystems.

Ach ja: In Österreich sollen künftig vorsichtshalber schon mal die Fingerabdrücke und IP-Adressen der Steuerpflichtigen erfasst werden. Das aber nur am Rande...

Wirklich blöd ist nun aber, dass dieser junge Trend bei den Staatsanleihen, der sich natürlich auch in den USA zeigt, mit einer Beobachtung zusammentrifft, die ahnen lässt, dass die Finanzkrise 2008 nur die Vorspeise zu jenem opulenten Mahl war, das uns in den kommenden Jahren erwartet. Dazu die folgende Abbildung:

Wie-große-Krisen-beginnen-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-2

Was wir hier sehen, das lässt wenig Raum für Interpretationen: Bezogen auf die umlaufende Geldmenge geht es der US-Wirtschaft heute schlechter als zu jedem anderen Zeitpunkt seit Ende der 1920er Jahre.

Das heißt, und damit sind wir wieder am Anfang der Geschichte, was die Wirtschaft in den USA überhaupt nicht gebrauchen kann, das sind steigende Zinsen.

Komisch, dass das kaum jemanden interessiert...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

135 Kommentare

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  • HansM
    HansM

    Wirft ein bezeichnendes Licht auf den EU-Kommisionspräsidenten:

    20:37 Uhr, 07.06.2015
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/06...

    Ist ein (be-)lustig(t)es Kaffeekränzchen, für dessen Kosten sämtliche Hungernden dieser Welt 1 Jahr lang ernährt werden können ...

    17:21 Uhr, 07.06.2015
  • 3433
    3433

    Während sich hier die Philosophen die Klinke in die Hand geben,passieren da draußen die richtig wichtigen Dinge.

    Obama hat heute seine erste Weißwurscht gegessen.

    Zwei Ratten der deutschen Bank verlassen das sinkende Schiff.

    Wetter wird morgen schlechter.

    Unser aller Gregor verzichtet.......................

    13:58 Uhr, 07.06.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Von Christian Grimm

    GARMISCH-PARTENKIRCHEN (Dow Jones) - Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama haben zum Auftakt des G7-Gipfels auf gut Wetter gemacht. Der Skandal um den Bundesnachrichtendienst und die Ausforschung europäischer Firmen und Politiker im Auftrag der amerikanischen NSA wurde von beiden geflissentlich ausgeblendet.

    Der US-Präsident fand ausschließlich lobende Worte für Deutschland und die Gipfel-Gastgeberin. "Wir sind alle sehr dankbar für die Partnerschaft und Führungsstärke ihrer Kanzlerin Merkel", sagte Obama im Alpenörtchen Krün bei einer Brotzeit mit Bürgern bei bestem Wetter. Ohne den Beitrag der Einwanderer aus Deutschland wäre Amerika und seine Heimatstadt Chicago nicht das Land, das es heute ist, sagte ein gut gelaunter Präsident.

    Die Kanzlerin stellte sich ebenso fest hinter die transatlantischen Beziehungen. "Trotz mancher Meinungsverschiedenheiten sind die Vereinigten Staaten unser Freund und unser Partner", sagte Merkel in Krün. Sie will nach eigenen Worten die Spionage nicht zum Thema ihres Vieraugengesprächs mit Obama machen. Zu den G7-Staaten gehören Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Japan, Kanada und die USA.

    DJG/chg/hru

    Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.

    12:34 Uhr, 07.06.2015
    2 Antworten anzeigen
  • Chamäleon
    Chamäleon

    Kleinhirn an Großhirn: Hier wird soviel Sche... und Unsinn verzapft, schon deine Augen und Finger.... laß Gutsein mit lesen und schreiben, sag den Beinen bescheid - das Wetter ist schön - wir gehen in den Biergarten und haben Spaß das freut Augen, Ohren etc. und vor allem die Leber. Prost.:-)

    10:47 Uhr, 07.06.2015
  • 0815
    0815

    Dynamischer Renditeanstieg sieht aber wahrlich anders aus Herr Hoose. Die Grafik geht fast als manipulativ durch. Zwar hat sich die 10jährige Umlaufrendite verdreifacht aber in absoluten Zahlen wars trotzdem nicht mal ein halber Prozentpunkt und die Rendite liegt noch immer weit unterhalb des Durchschnitts von 2014. Die Finanzierungskosten der Schuldner sind also immer noch deutlich niedriger als letztes Jahr. Die Renditekurven anderer Länder sehen da alleine skalierungstechnisch weit weniger dramatisch aus.

    Außerdem der EuroBund Future hat nicht einmal 10% korrigiert!!!!

    Zinsen sind ein wichtiger Faktor, aber ein Trendbruch liegt nicht vor und Korrektur der Anleihemärkte ist (noch) als gesund einzustufen.

    10:44 Uhr, 07.06.2015
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Griechenland: Minister weisen Ruf nach Neuwahlen aus linkem Flügel der Regierungspartei Syriza zurück. "Es gibt keinen Grund für Neuwahlen", so Gesundheitsminister Papagiotis Kouroublis. Auch Energieminister Panagiotis Lafazanis wies entsprechende Forderungen aus der Partei gegenüber der Wochenzeitung "Agora" zurück. "Die Regierung verfüge bereits über das Mandat des Volkes", so Lafazanis.

    heute 19:52 via Jandaya.de

    Griechenland-Krise: EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker lehnt Telefongespräch mit griechischem Ministerpräsidenten Alexis Tsipras ab, da Athen eine Liste mit Reformvorschlägen noch nicht vorgelegt hat. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen EU-Vertreter. Griechenland dementiert gegenüber Reuters hingegen ein abgelehntes Telefonat.

    vor 58 Min (heute 19:54) via Jandaya.de

    Griechenland-Krise: Ministerpräsident Alexis Tsipras aktuell in Telefonkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Francois Hollande.

    vor 53 Min (heute 20:00) via Jandaya.de

    20:55 Uhr, 06.06.2015
    1 Antwort anzeigen
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