Kommentar
17:28 Uhr, 23.06.2022

Wie aus dem Nasdaq Ramsch wurde

Ob Nasdaq 100 oder Nasdaq Composite, Technologieindizes schlugen den breiten Markt in bis vor kurzem um Längen. Einem der beiden Indizes wird das zukünftig schwerer fallen.

Erwähnte Instrumente

  • Microsoft Corp.
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    Kursstand: 257,370 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Apple Inc.
    ISIN: US0378331005Kopiert
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  • Microsoft Corp. - WKN: 870747 - ISIN: US5949181045 - Kurs: 257,370 $ (Nasdaq)
  • Apple Inc. - WKN: 865985 - ISIN: US0378331005 - Kurs: 137,640 $ (Nasdaq)
  • Nasdaq Composite - WKN: 969427 - ISIN: XC0009694271 - Kurs: 11.188,39 Pkt (Nasdaq)
  • Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 11.672,52 Pkt (Nasdaq)

Langfristig schlagen Technologieaktien den breiten Markt. Kurzfristig, wie in den vergangenen zwölf Monaten, kann es auch umgekehrt sein. Inzwischen sind viele Technologieaktien wieder vernünftig bewertet. Indizes haben allerdings ein Manko. Sie sind von wenigen Megacaps bestimmt, insbesondere Apple und Microsoft. Gerade diese beiden Werte erscheinen nach wie vor moderat überbewertet.

Microsoft Corp.
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Technologieindizes dürfte eine Outperformance daher in den kommenden Monaten nicht leichtfallen. Wahrscheinlich müssen sich Anleger sogar noch gedulden, bis die längerfristige Outperformance wieder beginnt. Man kann sich immerhin darauf verlassen, dass es langfristig eine Outperformance geben wird.

Wer darüber nachdenkt, Technologieaktien auf Basis eines Index zu kaufen, muss jedoch vorsichtig sein. Nicht jeder Technologieindex hat einen positiven Ausblick. Tatsächlich wurde aus dem Nasdaq Composite in den vergangenen zwei Jahren eine Art Ramschindex. Um zu verstehen, was das bedeutet, lohnt zunächst ein Blick auf die drei großen US-Indizes und den Gesamtmarkt.

Nasdaq Composite
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Der Gesamtmarkt wird vom Wilshire 5000 Index repräsentiert. 30 % der enthaltenen 3.000 Unternehmen schreiben derzeit keinen Gewinn (Grafik 1).

Auf Basis der erwarteten Gewinne soll der Prozentsatz auf 24 % sinken. Analysten tendieren dazu, von Gewinnwachstum auszugehen. Daher wird erwartet, dass zukünftig weniger Unternehmen Verluste schreiben werden.

Das gilt auch für den Nasdaq 100. Aktuell schreiben 15 % der Firmen Verluste. Das liegt an Unternehmen wie Airbnb, die im Nasdaq 100 enthalten sind. Nicht jedes Unternehmen, welches Verluste schreibt, ist auch gleich ein schlechtes Unternehmen. Einige schreiben zudem nur aus buchhalterischen Gründen Verluste.

NAS100
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Viele jüngere Unternehmen geben neue Aktien aus. Aktienpakete sind ein wesentlicher Kompensationsbestandteil, nicht nur von Managern, sondern auch gewöhnlichen Mitarbeitern. Die Ausgabe dieser neuen Aktien ist nicht cashwirksam, reduziert buchhalterisch aber den Gewinn bzw. drückt viele Firmen in die Verlustzone.

Dass 15 % der Nasdaq 100 Unternehmen Verluste ausweisen, muss also nicht aufschrecken. Beim Nasdaq Composite ist das anders. Bereits vor Pandemiebeginn war dieser Index kein Hort von Profitabilität. Ende 2019 schrieb bereits die Hälfte der Firmen Verluste. Heute sind es über zwei Drittel (Grafik 2).


Ein Gewinnproblem ist das eine, die Solvenz das andere. Bei weniger als 30 % der Nasdaq Composite Unternehmen deckt das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) die Zinslast ab. Über 70 % sind so ertragsschwach, dass sie de facto bankrott sind.

Bei jungen Unternehmen ist es üblich, dass sie zunächst in Wachstum investieren und die Zinsen kurzfristig nicht aus laufenden Erträgen gezahlt werden können. Betrifft dies Einzelfälle, hat ein Index kein Problem. Betrifft es 70 % der Unternehmen, kann man von einem systemischen Problem sprechen.

Der Hauptgrund dafür, dass der Nasdaq Composite aus fundamentaler Sicht zu einem Ramschindex geworden ist, hat unter anderem mit dem Boom an Blankoscheckunternehmen (SPACs) zu tun. Hunderte sind an die Börse und haben andere Firmen übernommen, die oftmals ein fragwürdiges Geschäftsmodell haben. Nicht wenige Blankoscheckaktien stehen 80-90 % unter ihren Hochs – aus gutem Grund.

Das Problem ist nun da und es wird vorerst auch bleiben. Anleger sind mit den bekannten Indizes besser bedient als mit sehr weit gefassten, die in den vergangenen zwei Jahren viel Ramsch aufgesammelt haben. Auch bei ETFs, die auf einzelne Segmente innerhalb des Technologiebereichs setzen, kann viel Ramsch enthalten sein. Es lohnt sich, bei ETFs die enthaltenen Unternehmen anzusehen und nicht blind darauf zu vertrauen, dass die Auswahl gut ist.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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