Kommentar
07:15 Uhr, 23.05.2025

Wird Moody´s doch noch zum Game-Changer?

Die Aktienmärkte haben die Bullen am Mittwoch in eine fiese Falle tappen lassen. Vielbeachtete Aktienindizes, wie der DAX und der Nasdaq 100, stiegen auf neue Hochs in der aktuellen Rally, brachen dann aber ab ca. 19 Uhr (MESZ) plötzlich deutlich ein.

Erwähnte Instrumente

  • Nasdaq-100
    ISIN: US6311011026Kopiert
    Kursstand: 21.112,47 Pkt (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 21.112,47 Pkt (Nasdaq)

Der Nasdaq 100 fiel dabei sogar auf das niedrigste Niveau seit Dienstag vergangener Woche (siehe roter Pfeil im folgenden Chart), trotz eines relativ moderaten Tagesverluste von "nur" -1,26 %, nachdem er kurz zuvor das bisherige Erholungshoch vom Montag um knappe 18,42 Pünktchen überschritten hatte (gelbe Ellipse).

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Im CFD-Handel war die Sache sogar deutlich knapper. Denn außerhalb des offiziellen US-Handels hatte der Index am Dienstag noch ein höheres Hoch bei 21.485,74 Punkten markiert (siehe dünne rote Linie im folgenden Chart). Und dieses wurde mit 21.486,44 Punkten nur um 0,7 Zähler überschritten, bevor mit einem nur etwa 2,5-stündigen Kursrutsch die Kursgewinne von 1,5 Wochen ausradiert wurden.

Wie alte Trendlinien plötzlich wieder relevant werden

Interessant ist dabei, dass der Index jüngst an der oberen Linie einer eigentlich längst veralteten Formation hängen geblieben ist, was zuvor auch bereits im Bereich der psychologisch wichtigen Marke von runden 20.000 Punkten der Fall war (siehe blaue Linien und rote Pfeile im folgenden Chart).

Diese Linien waren auch zuvor in meinen Chartanalysen zum Nasdaq 100 zu sehen – hier zum Beispiel noch einmal der Chart aus der Börse-Intern vom 11. März (siehe "US-Aktien: Rücksetzer, Korrekturen und Bärenmarkt"):

Manchmal kann es also offensichtlich sinnvoll sein, alte Linien in einem Chart zu belassen. Denn dass solche Linien im weiteren Verlauf noch einmal entscheidend sein können, ist die Grundlage für die einzigartige, faszinierende und erfolgreiche Target-Trend-Methode von Stockstreet, die vor allem im Chartanalyse-Dienst "Target-Trend-Spezial" börsentäglich zur Anwendung kommt.

Schwache Nachfrage bei Auktion von US-Staatsanleihen

Interessant ist jedenfalls auch, was eigentlich der Grund für den Kursrutsch war: Beim Angebot von 20-jahrigen Staatsanleihen mit einem Volumen von 16 Milliarden USD verzeichnete das US-Finanzministerium eine schwache Nachfrage. Den Investoren mussten daher höhere Zinsen angeboten werden, was die Renditen am Anleihemarkt insgesamt stiegen ließ. Das befeuerte wieder die Sorgen der Marktteilnehmer über die Haushaltsaussichten der USA.

Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Meldung über die Bonitäts-Abstufung der USA durch die Ratingagentur Moody´s vom vergangenen Freitag, die im späten Handel zu Kursverlusten geführt hatte. Da diese aber mit einer schnellen Kurserholung zu Wochenbeginn aufgeholt wurden, taten viele Experten das Ereignis schnell als Non-Event ab. Dennoch beherrschte das Thema in dieser Woche weiterhin die Medien. Und am Mittwoch wurde es auch für die Börsen wieder relevant.

Weil den Bullen die Puste ausging, konnten die Bären kontern

Und weil die Aktienindizes während der vorangegangenen Handelstage nur noch moderat zulegen konnten, reichten die Kursverluste am Mittwoch bereits aus, um einige bärische Signale zu senden. Während der Nasdaq 100 mit seinem Tagesverlust von relativ moderaten -1,26 % auf das Niveau vom Dienstag vergangener Woche zurückfiel, landete der S&P 500 mit einem etwas größeren Tagesverlust von -1,61 % sogar auf dem Niveau vom Montag vergangener Woche.

"So schnell können sich also die Kursgewinne von 1,5 Wochen in Luft auflösen, wenn die Notierungen zuvor stark gestiegen waren und sich daher auf dem hohen Niveau kaum noch weiter nach oben arbeiten konnten sowie korrekturanfällig sind", schrieb ich dazu am Donnerstag in der Wochenausgabe des Börsenbriefs "Börse-Intern Premium", dessen Depot mit rund 10 % gerade erst wieder ein neues Hoch bei der diesjährigen Rendite erreicht hat – die dritte Woche in Folge.

Und erst gestern hatte ich darauf hingewiesen, dass der S&P 500 zwar sechs Handelstage in Folge zulegen konnte, er dabei aber letztlich nur noch relativ geringe Kursgewinne erzielte, während der Nasdaq 100 um eine alte Aufwärtstrendlinie pendelte (siehe auch zweiten Chart oben). Angesichts dieser merklich nachlassenden Kraft der Bullen "könnten die Bären ihre Chance wittern und die Aktienmärkte in die längst fällige Gegenbewegung ziehen", hieß es dazu. Zudem: "Und es reicht bereits ein schwacher Handelstag, um die Folge höherer Hochs und Tiefs im sehr kurzfristigen Bereich zu beenden oder gar die Gewinne mehrerer Tage auszuradieren." Punktgenauer hätte diese Analyse (S&P 500: Sechs Gewinntage in Folge – wieder eine Übertreibung?) kaum kommen können.

Wittern die Bullen die nächste "buy the dip"-Gelegenheit?

Gleiches gilt für meine jüngsten Vergleiche zwischen der Gewinnrendite von Aktien und der Rendite am Anleihemarkt (siehe insbesondere "KI- bzw. ‚Magnificent 7‘-Blase 2.0 – oder große Korrektur"). "Jetzt gilt es natürlich genau zu beobachten, ob die gestrigen Rücksetzer wieder nur von kurzer Natur waren oder die hohen Renditen doch eine zunehmende Konkurrenz für Aktien darstellen", lautet vor diesem Hintergrund der heutige Schlusssatz im Editorial der bereits erwähnten Börse-Intern Premium-Wochenausgabe.

Vorerst sollte man noch damit rechnen, dass die Bullen schnell die nächste "buy the dip"-Gelegenheit wittern – bis das Gegenteil beweisen ist, also Ansätze von Kurserholungen entgegen der bisher üblichen Praxis schnell abverkauft werden und sich damit nachhaltigere Schwäche etabliert (sell the rally).

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