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10:40 Uhr, 26.07.2022

Weizen: Neue Unsicherheit

Die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreideexporte wurde laut Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch durch den russischen Raketenangriff auf den Hafen in Odessa infrage gestellt.

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Worüber seit mehreren Wochen verhandelt wurde, trat am letzten Freitag tatsächlich ein: Die Ukraine und Russland unterzeichneten in Istanbul zwei getrennte Abkommen über die Wiederaufnahme der Getreideexporte aus drei ukrainischen Häfen. Vereinbart ist, dass ukrainische Lotsen die Schiffe an den Seeminen vorbei in die Häfen navigieren, wo sie mit Getreide beladen werden, wie Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch in der aktuellen Ausgabe von „Rohstoffe Aktuell“ schreibt.

Die beladenen Schiffe würden dann über das Schwarze Meer durch den Bosporus zu einem Kontrollpunkt in einem Hafen in der Türkei fahren. Nach der Kontrolle der Ladung sollten sie dann weiter zu ihrem Zielhafen fahren. Die Überwachung solle durch ein gemeinsames Koordinationszentrum erfolgen, das zügig eingerichtet werden solle. Das Abkommen gelte zunächst für 120 Tage, könne aber darüber hinaus verlängert werden, heißt es weiter.

„Die Vereinten Nationen rechnen mit einer Wiederaufnahme der Getreidelieferungen innerhalb von wenigen Wochen. Diese sollen wieder das Vorkriegsniveau von fünf Millionen Tonnen pro Monat erreichen. In den ukrainischen Häfen lagern derzeit noch 20 Millionen Tonnen der letztjährigen Ernte. Zudem hat die diesjährige Getreideernte vor wenigen Wochen begonnen. Laut dem Wirtschaftsberater von Präsident Selenskij könnte die Ukraine in den nächsten acht bis neun Monaten 60 Millionen Tonnen Getreide exportieren, wenn die Häfen nicht blockiert werden. Ansonsten würden dafür 20 bis 24 Monate benötigt“, so Fritsch.

Die Aussicht auf das zusätzliche Getreideangebot aus der Ukraine habe die Weizenpreise schon in den Tagen vor der Unterzeichnung der Abkommen unter Druck gesetzt. Am Freitag seien die Preise mit der Bestätigung dann nochmals deutlich gefallen. Der Weizenpreis an der CBOT habe im September-Kontrakt um fast sechs Prozent auf rund 760 US-Cent je Scheffel nachgegeben, was dem niedrigsten Niveau auf Schlusskursbasis für den meistgehandelten Terminkontrakt seit Anfang Februar entspreche. Der europäische Weizenpreis an der Euronext in Paris (ebenfalls mit Fälligkeit September) habe sieben Prozent im Minus bei gut 325 Euro je Tonne geschlossen. Der meistgehandelte Terminkontrakt (Fälligkeit Dezember) sei zwischenzeitlich auf ein Fünfmonatstief von gut 310 Euro je Tonne gefallen, heißt es weiter.

„Das Abkommen wurde nur einen Tag nach der Unterzeichnung durch einen russischen Raketenangriff auf den Hafen von Odessa bereits wieder infrage gestellt. Denn Russland hatte sich im Abkommen dazu verpflichtet, die Schiffe und die Häfen nicht anzugreifen. Entsprechend legten die Weizenpreise zu Wochenbeginn bereits wieder zu. Denn dadurch zeigt sich, wie brüchig die Hoffnung ist, dass es zu einer schnellen und reibungslosen Wiederaufnahme der Getreideausfuhren aus der Ukraine kommt. Dies ist erforderlich, damit die Weizenpreise dauerhaft sinken“, so Fritsch.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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