Kommentar
22:09 Uhr, 02.03.2018

Wahn oder Wirklichkeit? GroKo, Crash und Bunga Bunga…

Ganz schön viel auf einmal. Könnte es sein, dass wir gerade Zeitzeugen werden von Veränderungen, die alles auf den Kopf stellen, was früher „normal“ war?

Die Entscheidung der Briten im Sommer 2016, aus der Europäischen Union auszutreten, könnten Historiker in einigen Jahrzehnten womöglich als den Beginn der großen Umbrüche des 21. Jahrhunderts beschreiben. Denn was seit dem „Brexit“ nicht nur in Europa geschehen ist, das hätte noch vor wenigen Jahren kaum jemand für denkbar gehalten.

Aber der Reihe nach:

Trotz heftigster Gegenwehr der gesamten Mainstream-Armada wird Donald Trump im November 2016 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt.

In Deutschland erleben die Menschen exakt ein Jahr später das genaue Gegenteil jener denkwürdigen Schlammschlacht:

Martin Schulz, gefeierter 100-Prozent-Hoffnungsträger der Sozialdemokratischen Partei, verglüht trotz einer beispiellosen medialen Jubelkampagne binnen kürzester Zeit an der eigenen Arroganz und Überheblichkeit.

Flankiert wird dieser Prozess vom unübersehbaren Zerfall der großen Volksparteien in Deutschland.

Gleichzeitig wird Europa von einer Migrationswelle erfasst, die nur als historisch beschrieben werden kann. Hunderttausende illegale und teilweise kriminelle Migranten ohne Bleiberecht und Perspektive, dafür aber mit Duldungsstatus, ängstigen vor allem viele Frauen in Deutschland.

In einem solchen Umfeld können die weltweiten Kapitalmärkte nur noch mit gigantischen Mengen an Liquidität über Wasser gehalten werden. Doch allmählich scheint selbst dort einigen Akteuren zu dämmern, auf welch dünnem Eis sie sich schon seit Jahren bewegen. Recht bewegt sind deshalb „ganz plötzlich“ auch die Börsenkurse. Ist das womöglich nur der Anfang von etwas ganz Großem?

Es würde hervorragend in die Zeit passen, denn ruhiges Fahrwasser ist weit und breit nicht in Sicht:

Mit der GroKo-Entscheidung und den Parlamentswahlen in Italien stehen am Sonntag die nächsten tonnenschweren Meilensteine des Wandels unmittelbar vor der Tür.

Zuerst Italien:

Die Menschen dort sind genauso aufgebracht wie im Rest Europas. Mit „Überraschungen“ darf also gerechnet werden.

Eine faustdicke gab es schon, bevor die Abstimmung überhaupt begonnen hat. Erinnert sich noch jemand an Silvio Berlusconi? Das ist jener selbsternannte Sonnenkönig, der vor einigen Jahren mit Schimpf und Schande aus dem Amt des italienischen Ministerpräsidenten gejagt worden war.

Zum Entsetzen der EU tritt Bunga-Bunga-Berlusconi am Sonntag wieder an – und ist dabei alles andere als chancenlos: Das Mitte-Rechts-Bündnis, zu dem Berlusconis europakritische "Forza Italia" zählt, gewann kürzlich die Regionalwahlen auf Sizilien hauchdünn vor der Fünf-Sterne-Bewegung von Beppe Grillo. Aktuell liegt das Berlusconi-Lager auch italienweit in Führung.

Hier wie dort gibt es für viele Menschen nur noch ein Thema: Die Flüchtlingskrise. Berlusconi weiß das und findet ähnliche Worte, wie der verstorbene Altkanzler Helmut Schmidt.: Mirganten seien eine soziale Zeitbombe. Viele Wähler sehen das ähnlich und so könnte ein von der deutschen Bundeskanzlerin geschaffenes Problem unversehens zu jenem Tropfen werden, der das Fass auch in Italien zum Überlaufen bringt.

Bis 2019 darf Berlusconi selbst allerdings gar kein politisches Amt übernehmen. Ein Gericht hatte den mehrfach wegen Betrug und Bestechung rechtskräftig verurteilten ehemaligen Ministerpräsidenten zu der Zwangspause verdonnert. Im kommenden Jahr läuft die Strafe ab. Dann könnte Berlusconi wieder die Regierungsgeschäfte übernehmen.

Er ist ja dann erst 82, und auch sonst noch voller Schaffenskraft: Demnächst will der längst Totgeglaubte (wieder einmal) heiraten. Eine 32jährige...

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Zeitgleich mit der Italien-Wahl entscheiden die SPD-Mitglieder über den GroKo-Vertrag mit der Union. Im Vorfeld hatte es – gelinde gesagt - ein paar Unstimmigkeiten gegeben. Mancher fragt sich vielleicht schon, worüber die SPD-Mitglieder überhaupt noch abstimmen wollen. Doch siehe da: Offensichtlich sind 66 Prozent der Ansicht, dass Angela Merkel die beste Kanzlerin ist, die die SPD je hatte.

Es fügt sich, dass in diesen aufwühlenden Tagen erstmals seit dem Jahr 1989 in Deutschland wieder Menschen auf die Straße gehen, um gegen die politischen Verhältnisse zu demonstrieren. Nicht Hunderte, sondern Tausende, ganz ähnlich wie damals in der DDR.

Ganz schön viel auf einmal. Könnte es sein, dass wir gerade Zeitzeugen werden von Veränderungen, die alles auf den Kopf stellen, was früher „normal“ war?

Könnte es sein, dass die Welt sich immer schneller dreht und die Dinge so lange immer verrückter werden, bis alle Stricke reißen, schon wegen der Fliehkräfte auf diesem Karussell, und dass dann irgendjemand auf den Reset-Knopf drückt?

Was dann wohl passiert?

Niemand weiß das heute, aber eines kann man mit einiger Sicherheit annehmen:

Ruhiger wird es in den kommenden Jahren nicht werden. Ganz im Gegenteil. Für Entwicklungen, die heute niemand auch nur im Entferntesten für möglich halten würde, wird es daher reichlich Gelegenheit geben.

Und Wahn(sinn) könnte tatsächlich zur Wirklichkeit werden…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

42 Kommentare

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  • wolp
    wolp

    Coole Entscheidung der Schweizer. Staatlicher Rundfunk ist okay. Gott sei Dank

    14:09 Uhr, 05.03.2018
  • Elvis436
    Elvis436

    Crashprognose mal wieder in die Hose gegangen

    07:04 Uhr, 05.03.2018
    2 Antworten anzeigen
  • Biff
    Biff

    "Noch allerdings ist Zeit zu reagieren."

    Was kann man tun?

    Ich persönlich fühle mich ziemlich machtlos, selbst im Freundes- und Bekanntenkreis führen Diskussionen ins Nichts...

    20:13 Uhr, 04.03.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Honeckers Mega-Trojaner schafft es tatsächlich zum vierten Mal in das Kanzleramt, dabei sind doch aller guten Dinge lediglich 3. Egal, IM-Erika hat den Deutschen so viel gegeben, man hat Mühe die Merkelschen „Verdienste“ aus dem Gedächtnis alle aufzuzählen. Wer nun zu den Merkelwählern gehört, der darf sich selbstverständlich freuen, denn eines ist völlig klar, wo Merkel drauf steht, ist auch Merkel drin, deshalb wird sich an der altbekannten Linie unserer höchst ehrenwerten Kanzlerdarstellerin zunächst auch nüscht ändern, rein gar nüscht. Das bedeutet Wirtschaftsflüchtlinge bis zum abwinken, Steuern bis uns die Augen aus den Höhlen treten, Nazikeulenschwinger wie Kleber, Miosga, Slomka u.a. werden vermutlich ihren zweiten Frühling erleben. Diese schier größenwahnsinnige Truppe, die sich seit Jahren darin gefällt, als Steigbügelhalter der Merkelschen Demokratur aufzutreten, besitzt sogar die Chuzpe, den österreichischen Bundeskanzler öffentlich zu „Wohlverhalten“ im Sinne der linksversifften Merkeltruppe aufzurufen. Zum Thema des schächtens deutscher Mädchen und Frauen durch von Merkel unter Gesetzesbeugung ins Land geholte islamistische Terrorbuben hat man von diesen „Vorzeigejournalisten“ noch nie etwas vernommen.

    Wie auch immer, eigentlich ist es gar nicht so schlecht, das genau diejenigen, die uns die Suppe eingebrockt haben, nun sehr wahrscheinlich auch in den zweifelhaften Genuß kommen, diese Suppe auszulöffeln und zwar bis ihnen das GroKotzen kommt.

    Dr. Markus Krall, kein Irrer, kein Trottel, kein Untergangsprophet, kein Verschwörungstheoretiker, sorgt aktuell mit seinen Statements in Mainstreammedien für Furore, zuletzt in Focus-Money. Krall ist Banken-Insider an höchster Stelle und er rechnet damit, das es in Europa innerhalb der 2 kommenden Jahre dermaßen knallt, das der Merkelwähler ( leider auch alle anderen ) mit einer Zwangshypothek in Höhe von 100.000.- Euro auf sein Eigenheim beglückt wird. Spätestens wenn Merkel wiederum mit einem Sozen-Finanzminister abends zur besten Sendezeit im schwarzen Kanal auftritt und ihre stinkverlogene Garantiezusage an die deutschen Sparer wiederholt, beklatscht von ihren Höflingen bei den Leidmedien, wird mancher Anleger sein ganz persönliches Deja-vu Erlebnis haben. Noch allerdings ist Zeit zu reagieren.

    19:57 Uhr, 04.03.2018
    1 Antwort anzeigen
  • watuffli
    watuffli

    Herr Hoose, Sie sprechen vom Wahnsinn eines sich irre drehenden Weltkarussells, der Wirklichkeit werden könnte. Und dieser Irrsinn betriff leider auch blanke existenzielle Bereiche unseres irdischen Daseins. So warnte Rolf Mützenich (SPD) in der Debatte zur Rüstungskontrolle am 2. März d. J.: "Ein nuklearer Schatten legt sich erneut über unsere Welt" und er verwies in diesem Zusammenhang auf Nordkorea, auf die USA-Doktrin über einen atomaren Erstschlag mit Mini-Nukes und auf die von Putin vorgestelle Modernisierung russischer Raketen. Doch keine Sorge, die orthodoxe Lehre über die Schuldfrage ließ Dank CDU und FDP nicht lange auf sich warten: Russland ist alleiniger Verursacher des Konflikts und basta! - Stichpunkte: Annexion der Krim, Bedrohung baltischer Völker, Militäreinsatz in Syrien, Wille zu neuer Aufrüstunsspirale ...

    Ich habe gelernt, dass jedes "Ding" mindestens zwei Seiten hat, historische Prozesse nicht plötzlich da sind, sondern eine Entwicklung durchlaufen und ich glaube nicht, dass das in diesem Falle anders ist. Der US-Stratege Zbigniew Brzezinski offenbart mögliche geostrategische Wurzeln der Spannungen mit Russland. Für ihn ist EURASIEN (er meint den Raum Lissabon bis Wladiwostok) zentral für die Realisierung globaler Interessen der USA. Und bis zur Vollendung einer Pax Americana gelte es, keine eurasischen Herausforderer aufkommen zu lassen, der den eurasischen Kontinent unter seine Herrschaft bringen und damit auch für Amerika eine Bedrohung darstellen könnte. Und in diesem Zusammenhang sieht er die Ukraine als neuen und wichtigen Raum auf dem eurasischen Schachbrett, weil "ihre bloße Existenz als unabhängiger Staat zur Umwandlung Russlands beiträgt. Ohne die Ukraine ist Russland kein erasisches Reich mehr ... Wenn Moskau allerdings die Herrschaft über die Ukraine mit ihren 52 Millionen Menschen, bedeutenden Bodenschätzen und dem Zugang zum Schwarzen Meer wiedergewinnen sollte, erlangte Russland automatisch die Mittel, ein mächtiges Europa und Asien umspannendes Reich zu werden..." (Hervorhebung vom mir) [Zbigniew Brzezinski, Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft. Kopp Verlag, 2016, S. 65, 241 ff]. Wohlgemerkt: Brzezinskis 'Strategie der Vorherrschaft' stammt aus dem Jahre 1997, also geraume Zeit vor der akuten Phase des Ukraine-Konflikts.

    Wie reagiert man als Politiker oder Staatsmann EURASIENS auf eine solche Lektüre??? Ich weiß nicht, wie die Geschichte letztendlich über den gefährlichen Konflikt des Westens mit Russland politisch, militärisch und auch juristisch urteilen wird, doch die aktuellen eklektizistischen Wertungen des Mainstreams dürften schwerlich aufrecht zu erhalten sein. Wäre nicht Brzezinskis Werk ein geeigneter Ausgangspunkt, über Fehler und Veräumnisse westlicher Russlandpolitik nachzudenken, statt die sattsam bekannten Schwarz-Weiß-Dogmen zu predigen? Das ist freilich anstrengend und man läuft Gefaht, als "Putin-Versteher" verpetzt zu werden. Vor diesem Hintergrund ist die Neigung bestimmter Politiker und Medien verständlich, sich Russland betreffend bevorzugt in Feindbildern zu artikulieren, denn

    Feindbilder geben dem Handeln Struktur,
    Verringern moralische Bedenken,
    Vor allem erleichtern sie das Denken,
    Denn Schuldfragen sind damit leicht zu lösen,
    Im Nu kennt man die GUTEN und die BÖSEN
    Und das gänzlich ohne langes Gegrübel
    Über die tief'ren Ursachen der Übel.

    17:24 Uhr, 04.03.2018
    2 Antworten anzeigen
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Die SPD wird tatsächlich Fr. Merkel erneut zur Bundeskanzlerin wählen. Das Politik-Drama geht also weiter ...

    Die bisherigen Volksparteien werden in der nächsten Zeit demnach weiter an Stimmen verlieren. AfD wird weiter an Stimmen gewinnen.

    Und den Beobachtern wird die Arbeit leider nicht ausgehen ... bis zur nächsten Bundestagswahl !

    10:05 Uhr, 04.03.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Robert Halver auf Focus,de:

    "Italien wählt es neues Parlament. Schon jetzt ist klar, dass die Regierungsbildung schwierig wird. Doch egal, wer den Ministerpräsidenten stellt: Italien wird weiter zuviel Geld ausgeben und die Eurozone zur Schuldenunion machen."

    https://www.focus.de/finanzen/...

    20:16 Uhr, 03.03.2018
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Ok Eine Warnung an ALLE - SILBER !!!! ACHTUNG Die Large Trader sind das erste Mal seit Ewigkeiten NETTO SHORT seit dieser WOCHE !! Bei Silber ! Die Commercials auf ca nur 14000 shorts dem niedrigsten Stand seit Ewigkeiten . Diese Konstellation gab es noch NICHT MAL Januar 2016 wonach Silber auf 21 Dollar ging !!!! Die Gold Silber Ratio von über 80 könnte sich also durch einen Alleingang von Silber gegen Gold verbessern !! Mir ist das heute aufgefallen ......... in meinen Augen könnte da eine Rally Sondersgleichen lauern ! Ich bin Silber all in !! Physisch und Mines ! Ich bin kein Bot oder Troll sondern manchmal auch ein Hosenmichel ;-) Ich teile das weil ich euch alle so mag ;-)

    18:05 Uhr, 03.03.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Sputnik1648
    Sputnik1648

    Moin, moin,

    m.E. wird Berlin keine Änderungen zulassen. Auf keinen Fall freiwillig. Wird noch mehr Geld benötigt, dann wird der Besitzbürger (= Hafter für den BRD-Staat) noch tiefer in die Tasche greifen müssen. Neue Gebühren hier, neue Steuern dort. Straßenerneuerungsgebühren sind gerade im kommen. Diejenigen, die etwas Haben, werden abgeben müssen, die die nichts haben oder wenig haben, sind im Glück. Beamte sind eine Sondergruppe und werden so weit wie möglich geschont. Sie sind sozusagen die verläßlichste Reserve des Staates. M.E. wird es ein Haufen und Stechen zwischen Staaten, Staatengruppen, zwischen Staatsbewohnern (die einzelnen Gruppen bspw. Rentner, Arbeitnehmer, Hartzer etc.) untereinander geben. Rette sich wer kann, nur wohin?

    Italien-Wahl. Italien kann und wird nicht aus der EU austreten. So blöd sind die nicht. Sie wollen nur neu "verhandeln". Berlin wird des lieben Friedens und um die Fortsetzung der "erfolgreichen" EU Arbeit willen, jeden Preis bezahlen, denn Italien aufrufen wird.

    Aber Recht haben Sie, Herr Hoose, natürlich. Am Ende steht der Bürger auf der Straße, am Ende wird es den nicht vermeidbaren Shutdown geben (müssen). Es muss ein Neuanfang her. So bleibt es solange beim Beobachten, ob es Anzeichen für einen Beginn einer Bewegung in diese Richtung gibt. Die elementaren Vorbereitungen sollten selbstverständlich vorher erledigt sein, dass ist das persönliche Task-Heft jeden einzelnen.

    17:42 Uhr, 03.03.2018
  • shark
    shark

    Artikel in der SZ:vom 02.03.2018

    Armes reiches Deutschland

    17:18 Uhr, 03.03.2018