Analysteneinschätzung
16:19 Uhr, 05.03.2018

VW: IPO der Truck & Bus-Sparte würde allzu viele Werte verschenken

Die Analysten der NordLB bestätigen zunächst das Anlageurteil „Kaufen“ für die Volkswagen-Vorzugsaktie.

Erwähnte Instrumente

  • Volkswagen AG Vz.
    ISIN: DE0007664039Kopiert
    Kursstand: 151,640 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen

Hannover (Godmode-Trader.de) - Wie verschiedene Medien berichteten, könnte eine Umwandlung der Volkswagen Truck & Bus GmbH in eine AG oder eine SE in nächster Zeit anstehen. In der Folge soll auch ein Börsengang der Tochter des Volkswagen-Konzerns ein Thema sein. In der Volkswagen Truck & Bus GmbH hat der Volkswagen-Konzern seine Beteiligungen an MAN (75,7 % der Stammaktien) und Scania zusammengeführt. Darüber hinaus befinden sich noch 24,3 Prozent der MAN-Stammaktien und 100 Prozent der MAN-Vorzugsaktien im Umlauf. MAN und Scania haben im Geschäftsjahr 2017 über 200.000 Lkw und Busse verkauft und dabei mehr als 25 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaftet. Ferner hält Volkswagen 16,5 Prozent der Aktien des amerikanischen Lkw-Herstellers Navistar.

Die Umwandlung der Volkswagen Truck & Bus GmbH in eine AG oder SE werde regelmäßig kolportiert, ein Börsengang im Gleichklang gefordert, betont NordLB-Analyst Frank Schwope in einer Studie von Montag. Momentan gebe es im Automobil-Sektor einen Trend hin zu Holding-Strukturen, was von Daimler und möglicherweise demnächst Continental vorgelebt werde. Derartige Strukturen dienen laut dem Analysten „sicherlich der Übersichtlichkeit im Konzern und der Verkürzung der Entscheidungsprozesse“. Zudem könnten sie den Konzernvorstand entlasten, der insbesondere bei Volkswagen derzeit mit etlichen anderen Themen wie dem Diesel-Skandal, dem vermeintlichen Kartell-Skandal, aber auch mit wichtigen Zukunftsthemen wie Elektromobilität und Autonomes Fahren durchaus ausgelastet sein dürfte.

Die Lkw-Sparte gehöre definitiv nicht zum Kerngeschäft von Volkswagen, Synergien mit den Pkw seien so gut wie nicht vorhanden, so Schwope weiter. Treiber und Profiteur eines Börsenganges dürfte sicherlich auch der Lkw-Chef Renschler sein. Ob aber ein Börsengang auch im Interesse der Volkswagen-Aktionäre wäre, müssen aber infrage gestellt werden. Zwar seien MAN und Scania unter einem Dach vereint, aber eine Modulstrategie wie im Pkw-Bereich sei bei weitem noch nicht umgesetzt. Dies werde noch einige Jahre dauern, zumal der Modellzyklus im Lkw-Bereich deutlich länger dauere als die üblichen 6 bis 9 Jahre im Pkw-Bereich.

Die MAN-Stammaktie notiert noch immer klar unter ihrem Hoch vom Oktober 2007 bei 123,01 Euro aus der Zeit vor der Finanzkrise. Dass sich eine Volkswagen Truck & Bus AG respektive SE in nächster Zeit zu einem aus Sicht der Volkswagen-Aktionäre angemessenen Preis an die Börse bringen ließe, stellt Analyst Schwope infrage. Sinnvoller aus Aktionärssicht wäre die Implementierung einer Modulstrategie auch mit einheitlichen Motoren bei MAN und Scania (und Navistar), um möglichst viele Synergien zu heben. Ein Börsengang eines schlanken und ertragreichen Truck & Bus-Konzerns könnte dann in 5 bis 10 Jahren wesentlich lukrativer sein.

Ein Börsengang der Truck & Bus-Sparte in den nächsten Monaten nur um vermeintliche Erfolge vorzuweisen, würde allzu viele Werte verschenken, da Volkswagen zu hohe Abschläge in Kauf nehmen müsste, resümiert die NordLB. Die Analysten bestätigen zunächst das Anlageurteil „Kaufen“ für die Volkswagen-Vorzugsaktie.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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