Von OPEC zu NOPEC
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
Ein fiktives Szenario: Der US-Kongress verabschiedet ein Gesetz, welches die Bildung ausländischer Kartelle verbietet. IPO-Neuling Saudi Aramco bringt in Folge dessen erst die weltweiten Börsen zum Absturz und öffnet dann seine Ölschleusen maximal, um drohende Milliardenklagen finanzieren zu können. Andere Länder ziehen mit, das OPEC-Kartell zerfällt, die Preise für das schwarze Gold kollabieren in den einstelligen Bereich. In Akt Zwei des Untergangsszenarios fällt dann erst Tesla, danach die deutsche Energiewende dem jetzt konkurrenzlosen fossilen Gemisch zum Opfer. Zum Schluss dann Revolution in Saudi-Arabien und Tabula Rasa bei den US-Frackern. Die Preise explodieren dann zwar wieder, aber für die Weltwirtschaft kommt jede Hilfe zu spät.
Weit hergeholt? Am vierten Februar wurde im US-Kongress ein Text mit der Bezeichnung H.R. 948 eingebracht, der gleich im ersten Satz keine Zweifel offen lässt:
“To amend the Sherman Act to make oil-producing and exporting cartels illegal.”
Auf gut Deutsch: Die OPEC soll illegal gemacht, zur NOPEC degradiert werden.
Ähnliche Vorlagen zirkulieren schon seit beinahe 20 Jahren im Kongress und sind dort in beiden Kammern auf große, überparteiliche Zustimmung gestoßen, scheiterte aber schlussendlich immer an den Veto-Androhungen entweder von Bush oder Obama.
Die Gewissheit, dass der Präsident der Vereinigten Staaten die gewohnten geopolitischen Linien fortschreibt, ist allerdings seit dem Amtsantritt von Donald Trump sehr schnell verschwunden, und die derzeit seltsame Überschneidung der Interessen (die Demokraten können nicht mit Saudi-Arabien, Trump nicht mit der OPEC), sorgt in Erdölkreisen für große Verunsicherung.
Mitte März beispielsweise traf sich der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate mit Wall Street-Vertretern und warnte diese eindringlich davor, dass eine Verabschiedung der Vorlage das Ende des Kartell und den totalen Preisverfall bedeuten würde. Nur wenig später sah sich sogar OPEC-Generalsekretär Barkindo dazu genötigt das Machwerk öffentlich zu verdammen.
Dass die OPEC alarmiert ist geht unter anderem auch aus dem kürzlich veröffentlichten Bond-Prospekt von Saudi Aramco hervor. Dort heißt es:
“The Company has previously been subject to litigation in the United States involving claims of antitrust violations in connection with the Kingdom’s membership in OPEC and collective activity with respect to hydrocarbon production. These antitrust actions have sought extensive relief, including treble damages, divestiture of assets in the United States and disgorgement of profits. If granted, such relief could have an adverse material effect on the Company. To date, the OPEC-related antitrust lawsuits have been dismissed on the basis of various sovereign defences under U.S. law, including the political question and the act of state doctrines, sovereign immunity under the FSIA and other legal defences. However, there can be no assurance that the Company will prevail in its assertion of these defences in the future and any adverse judgment or settlement of litigation could have an adverse effect on the Company’s business, financial condition and results of operations.”
Werden die USA unter Trump diesen Schritt allerdings wirklich wagen? Heute berichtet Reuters, dass Saudi-Arabien bereits die Abkopplung vom Dollar androht, beziehungsweise dass diese Option in den letzten Monaten in höchsten Kreisen diskutiert wurde.
Dass diese Drohung von Washington wirklich ernst genommen wird ist allerdings zu bezweifeln, denn in welcher Währung sollte Öl überhaupt gehandelt werden? Die Bedeutung des Yuan nimmt seit 2015 ab, und nicht allein die strengen Kapitalkontrollen machen das chinesische Geld weder attraktiv für Investoren noch für Saudi Aramco, in dessen Prospekt über eine ganze Seite hinweg vor dem Renminbi-Risiko gewarnt wird:
Despite the Renminbi internationalisation pilot programme and efforts in recent years to internationalise the currency, there can be no assurance that the PRC Government will not impose interim or long-term restrictions on the cross-border remittance of Renminbi.
Darüber hinaus würde Saudi-Arabien - oder besser gesagt das Königshaus - ohne den Schutz der USA wohl nicht lange überleben: Laut Trump nämlich nur genau zwei Wochen, wie er bereits letztes Jahr auf einer Veranstaltung vor eigenen Anhängern wissen ließ.
Möglicherweise ist das stichhaltigste Argument, das gegen die Gesetzwerdung des NOPEC-Entwurf spricht allerdings viel unspektakulärer: Die USA - besser Texas - braucht die OPEC und wenn es sie plötzlich nicht mehr gäbe, müsste die USA das Kartell umgehend neu erfinden, wie Barkindo treffsicher zum Besten gab.
Wer hält schließlich die US-Shale-Industrie mit seinen Output-Drosselungen am Leben, und beschenkt Amerika mit einem beispiellosen Erdölboom? Richtig.
Passende Produkte
WKN | Long/Short | KO | Hebel | Laufzeit | Bid | Ask |
---|
Wenn der Petro-Dollar fällt, wird auch der Dollar fallen, und mit ihm der Aktienmarkt.
😂
Saudi-Arabien droht offenbar mit einer Ablösung des Dollars als Zahlungsmittel bei Ölgeschäften. Die Geschäfte könnten künftig auch in anderen Währungen abgewickelt werden, sagten drei mit der saudiarabischen Energiepolitik vertraute Personen.
Kurznachricht –07:39
Die shaler sind mit 300 us Billions bei ahnungslosen Investoren verschuldet ! Wenn der Kanarienvogel in der Kohlemine stirbt , folgt die Explosion !
Geostrategisch würde dieses Szenario für die USA durchaus Sinn machen. Kollabierende Ölpreise würden die Erzfeinde Russland und Iran dauerhaft (auch innenpolitisch) in die Knie zwingen. Den temporären Kollateralschaden Texas würde man abfangen können. Sollte Trump eine zweite Amtsperiode bekommen, so traue ich ihm das Endspiel gegen die OPEC durchaus zu.