Volumenanalyse: Bärentanz im Börsensaal...
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Mit einem Paukenschlag haben die Bären im Oktober 2018 das Parkett zurückerobert: Die schöne Hausse ist dahin - und plötzlich regiert der Katzenjammer. Dabei hatte sich das Debakel schon lange angekündigt: Wer etwas genauer hingesehen hatte, der konnte schon zu Jahresbeginn 2018 erkennen, dass die Aufwärtsbewegung an den Weltbörsen kippen würde.
Sehr gut nachvollziehbare und einfach zu verstehende Indizien hierfür lieferte die Volumenanalyse. Doch aus unerfindlichen Gründen werden diese wichtigen Informationen von den meisten Anlegern, auch von vielen Profis, so gut wie vollständig ignoriert. Dabei zeigt das Volumen sehr viel präziser als der Kurs, was hinter den Kulissen wirklich gespielt wird.
Im Frühsommer 2018 hatten wir den Lesern des Antizyklischen Börsenbriefs daher den folgenden Kursverlauf des Dow Jones auf Quartalsbasis gezeigt. Seinerzeit kündigte sich bereits an, was jetzt in der Zeitung steht: Die Hausse ist vorerst zu Ende. Grund für unsere Einschätzung war der enorme Umsatzanstieg am Februar-Hoch dieses Jahres. Die folgende Grafik zeigt den starken Anstieg der Umsätze im ersten Quartal 2018:
Der rot markierte Umsatzbalken war der größte seit 1988. Das ist schon eine Hausnummer. Ein ähnlich markantes Umsatzsignal hatte es zuvor nur einmal gegeben, nämlich im März 2009 (grüne Markierung). In beiden Fällen war die Umsatzexplosion ein wichtiges Indiz für eine bevorstehende Trendwende bei den großen Indizes.
Oder ganz banal gesprochen: Wer auf das einfache Signal der Volumenanalyse geachtet hatte, der war im Ersten Quartal 2009 in den Aktienmarkt eingestiegen – und hatte im Sommer 2018 seine Aktien verkauft. Denn hinzu kamen geradezu historisch anmutende negative Divergenzen, etwa bei MACD oder RSI auf Wochenbasis, sowie eine massiv abfallende Marktbreite bei Dow Jones, S&P 500 und an der Nasdaq.
Trotzdem haben, wie üblich, viele Anleger den Ausstieg verpasst und verfolgen jetzt mit bangem Blick die aktuellen Entwicklungen. Und wieder zeigt die Volumenanalyse, dass es nach wie vor nicht gut aussieht. Nehmen wir beispielhaft den marktbreiten S&P 500 in der folgenden Abbildung:
Dort wurden zuletzt gleich zwei markante Haltezonen bei stark steigenden Umsätzen nach unten durchschlagen: Zuerst die bedeutende 50-Tage-Linie (blau) – und anschließend der noch wichtigere gleitende 200-Tage-Durchschnitt. Gerade dieser langfristige Durchschnittskurs eines kompletten Handelsjahres hatte Kursschwächen in der Vergangenheit immer wieder abgefedert. Diesmal nicht, wie die folgende Abbildung zeigt. Achten Sie auf die rote Linie:
Das heißt: Alle Anleger, die während der vergangenen zwölf Monate an den breiten Märkten Aktien gekauft haben, sitzen jetzt auf Verlusten. Da sich darunter sehr viele Anfänger befinden, Börsen-Greenhorns, die noch nie fallende Kurse erlebt haben, wächst die Gefahr eines weiteren Kurseinbruchs. Denn mit jedem Tag, da prominente Indizes, wie der S&P 500 unterhalb ihrer 200-Tage-Linie notieren, wird die Nervosität dieser Neueinsteiger jetzt weiter anwachsen.
Erschwerend kommt hinzu, dass es am September-Hoch zu einem Umsatzanstieg gekommen war, der ebenfalls nur wenige vergleichbare Vorbilder hat: Ende September wurde beim S&P 500 am bisherigen Allzeithoch das höchste Abwärtsvolumen seit mehr als zwei Jahren registriert. Die blaue Markierung in der Abbildung oben zeigt das.
Dass die Kurse nur wenige Wochen später mit solcher Dynamik und bei stark anschwellenden Umsätzen wichtige Haltezonen durchbrechen, lässt den Schluss zu, dass wir es diesmal nicht nur mit einer einfachen Korrektur im Aufwärtstrend zu tun haben.
Man denke in diesem Zusammenhang auch einmal an die rekordhohen Zuflüsse bei US-amerikanischen Aktien-ETFs in den vergangenen Wochen: Da wurde pünktlich zum aktuellen Rekordhoch eine ganz neue Anlegergeneration in die Märkte gelockt. Viele dieser Neulinge kennen nur steigende Kurse – und jetzt sowas…
Oder man denke an die Aktienmarktkredite, die längst jeder Beschreibung spotten. Noch nie zuvor in der Finanzgeschichte wurde an den Börsen so viel auf Kredit gezockt, wie im Sommer 2018. Das bedeutet: Sollten die Kursverluste weiter anwachsen, werden Zwangsverkäufe zusätzlichen Druck auf die Märkte ausüben.
Erleichterung ist höchstens kurzfristig in Sicht: Beim S&P 500 im Tageschart oben weisen positive Divergenzen beim RSI auf den nahenden Beginn einer technischen Gegenreaktion hin (grüne Linie ganz oben). Nach Lage der Dinge dürfte diese Gegenbewegung bereits an der rot eingezeichneten 200-Tage-Linie enden. Das wäre noch einmal eine günstige Gelegenheit, Aktienbestände zu reduzieren.
Auch Technologie-Anleger könnte diese Gelegenheit beim Schopf packen. Wie stark sich die Lage in den Segment eingetrübt hat, das zeigt die Volumenanalyse des vor allem bei institutionellen Anlegern beliebten Technologie-ETF auf den NASDAQ 100 mit dem Kürzel QQQ: An den beiden Hochpunkten dieses Jahres wurden die größten Umsätze der vergangenen fünf Jahre verzeichnet. Achten Sie auf die beiden roten Markierungen. Wie wir eingangs am Beispiel des Dow Jones gezeigt haben, werden solche Umsatzexplosionen mit Vorliebe an wichtigen Hochpunkten sowie an wichtigen Tiefs gebildet.
Auch an anderer Stelle liefert die Volumenanalyse jetzt wichtige Hinweise auf die weitere Entwicklung:
So dürfte etwa die Streckfolter im Edelmetall-Sektor immer noch nicht beendet sein. Beim US-amerikanischen Goldminen-ETF mit dem Kürzel GDX beispielweise war der jüngste Kursanstieg von vergleichsweise geringen Umsätzen begleitet. Die folgende Grafik zeigt das. Achten Sie auf die rote Markierung.
Anfang 2016 war das Signal ein völlig anderes: Seinerzeit hatte eine markante Umsatzexplosion den nachfolgenden Kursanstieg sehr zuverlässig angekündigt. Die Initialzündung ist in der Abbildung oben mit einem grünen Kreis markiert.
Bei den kleineren Silberwerten könnte es in diesem Zusammenhang in Kürze sogar noch einmal zu neuen Jahres-Tiefs kommen. Weitblickende Anleger, die während des Sommers 2018 Cashreserven aufgebaut haben, sollten sich daher noch in Geduld üben. Denn bei den kleinen Silberminenaktien könnten sich schon in Kürze herausragende antizyklische Kaufgelegenheiten bieten...
Mehr dazu in der November-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs…
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de
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Die Umsätze finden bei vielen leider keinerlei Beachtung mehr.
Fundamental betrachtet fragt man sich ,was kann eigentlich die Märkte wieder nach oben ziehen .
Mir fällt da wenig ein Die US-Börsen sind mit Vollgas auf den Abgrund zu gefahren und die Gefahr eines jahrelangen Bärenmarktes sind für mich nicht von der Hand zu weisen .
Allerdings sind speziell die Amis sehr kreativ wenn es um ihre Märkte geht,das sollte man im Hinterkopf behalten.
In Republikanerjahren gingen die Märkte schon immer erst rauf und dann weit runter. Bei einem Demokraten ging es im Durchschnitt stetig aufwärts. Die Börsen machen sich generell besser, wenn ein Demokrat Präsident ist.
Man ließ es schon seit Jahren von allen Glocken läuten. Hätte ich darauf gehört, hätte ich vor Aktien eine Heidenangst und mich mit weniger als 0,5% Zinsen begnügt. Gut, dass ich auf diesen Ohren taub bin... ;-)
„Wer etwas genauer hingesehen hatte, der konnte schon zu Jahresbeginn 2018 erkennen, dass die Aufwärtsbewegung an den Weltbörsen kippen würde.“ Tja, das ist zweifelsohne richtig, denn von allen Glocken ließ man es läuten.....demnächst wird man die Bullen häuten, allerdings gelingt es den wenigsten, sich gegen den Zeitgeist zu stellen und der Zeitgeist zumindest an den US-Börsen funktionierte bis vor kurzem nach dem Motto, Baisse never, Hausse forever. Die Amis hielten sich trotz oder vielleicht gerade wegen Trumps verrückter Politik für unverwundbar. Mauerbau, Handelskrieg, Zollkeule, atomare Aufrüstung, so what. Die Dauerbullen an der Wall Street waren sich ihrer Sache sehr sicher, so sicher das sie es seit Jahresanfang drei mal schafften, den S+P wieder über die 200-Tage-Linie zu bugsieren. Da bekanntlich aller guten Dinge 3 sind, ging Versuch Nr. 4 nun in die Hose.
Die großen Vermögenswalter sitzen aufgrund der Hausse seit 2009 inzwischen auf gigantischen Aktienbeständen, die sich nicht wie einst, unauffällig an „dumme Privatanleger“ veräußern lassen. Zumal sich durch die Modeerscheinung ETF auch noch ein gewaltiges Klumpenrisiko bei den FANG-Aktien ergeben hat. So schien es sinnvoll, die Flucht nach vorne anzutreten, koste es, was es wolle.
Trump und die Wall Street hatten ihre Rechnung allerdings ohne einen gewissen Jerome Powell und dessen Mitstreiter gemacht. Der FED-Chair schreitet in stoischer Gelassenheit auf seinem Zinserhöhungspfad weiter und treibt Trump damit in den Wahnsinn, ganz „unbeabsichtigt“ sticht er so völlig nebenbei Herrn Trumps geliebte Aktienmärkte an und bringt den Präsidenten kurz vor den Zwischewahlen in Bedrängnis, denn was bislang dessen Kursgewinne waren, sind nun seine Verluste.
Fazit:
Wer sämtliche roten Warnlampen geflissentlich übersieht, der darf sich nicht beklagen, wenn er plötzlich, „völlig unvorhersehbar“ mit massiven Verlusten konfrontiert wird. Dies gilt im Übrigen auch für politische Parteien, auch dort liefert die „Volumenanalyse“ erstklassige Ergebnisse, hätten die Spezialdemokraten und die C-Parteien rechtzeitig darauf reagiert, würden sie nun nicht vor einem Scherbenhaufen stehen. Die letzte Messe für die GROKO wird vielleicht am Sonntag in Hessen gelesen, es könnte, wenn es richtig dumm läuft, auch die letzte Messe für den DAX sein.
Ich gehe aktuell davon aus, dass das nur eine ausgeprägte Korrektur im weiterhin intakten Aufwärtstrend ist.
Der Dow Jones ist um ca 320 % gestiegen. Wir sind jetzt um ca 8 % gefallen was ist das eigentlich im Verhältnis zu diesen Exzessen die vorher abgelaufen sind? Um so verwunderlicher ist die Tatsache, dass die Stimmung sofort in Angst und Panik umschlägt.Weil man es einfach nicht kennt, dieses Gefühl von falleden Kursen....