Kommentar
20:03 Uhr, 21.09.2022

US-Notenbank erhöht Leitzins um 75 Basispunkte

Für den Rest des Jahres und das kommende Jahr signalisiert die Fed deutlich stärker steigende Zinsen als bisher. Die Mitglieder des Offenmarktausschusses sehen den Leitzins Ende des Jahres im Median nun bei 4,4 Prozent.

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Hinweis: Updates von der Pressekonferenz finden Sie am Ende des Artikels.

Im Kampf gegen die hohe Inflation setzt die US-Notenbank Federal Reserve ihren Kurs der schnellen geldpolitischen Straffung fort. Im Rahmen des Zinsentscheids kündigte die Fed am Mittwochabend an, den Leitzins erneut um 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) anzuheben. Der Zins, zu dem sich Banken kurzfristig refinanzieren können, liegt damit künftig in einer Spanne von 3,00 bis 3,25 Prozent. Es handelt sich bereits um die dritte Zinserhöhung um 75 Basispunkte in Folge und der Leitzins befindet sich nun auf dem höchsten Stand seit 14 Jahren. Der Zinsentscheid fiel einstimmig und wurde vom Markt so erwartet.

Die Fed geht davon aus, dass "fortlaufende Anhebungen" des Leitzinses angemessen sein dürften, heißt es im Statement zum Zinsentscheid. Man sei "fest entschlossen, die Inflation wieder auf das 2-Prozent-Ziel zurückzuführen".

Die einzelnen Mitglieder des Offenmarktausschusses signalisieren deutlich stärkere Zinserhöhungen für das aktuelle Jahr und das kommende Jahr als bisher. So wird der Leitzins Ende 2022 im Median nun bei 4,4 Prozent gesehen, nach nur 3,4 Prozent bei Veröffentlichung der letzten Projektionen im Juni. Ende 2023 wird der Leitzins im Median nun bei 4,6 Prozent (zuvor: 3,8 Prozent) erwartet. Ende 2024 wird der Leitzins nun im Median bei 3,9 Prozent (zuvor: 3,4 Prozent) und längerfristig weiter bei 2,5 Prozent gesehen.

Auch ihre individuellen Wachstums- und Inflationsprognosen hoben die Mitglieder des Offenmarktausschusses an. Für das vierte Quartal 2022 wird nun im Median nur noch ein Wachstum um 0,2 Prozent (zuvor: 1,7 Prozent) gegenüber dem Vorjahr erwartet. Für 2023 werden nun 1,2 Prozent (zuvor: 1,7 Prozent) und für 2024 1,7 Prozent (zuvor: 1,9 Prozent) erwartet. Die PCE-Inflationsrate wird im vierten Quartal 2022 bei 5,4 Prozent (zuvor: 5,2 Prozent), 2023 bei 2,8 Prozent (zuvor: 2,6 Prozent) und 2024 bei 2,3 Prozent (zuvor: 2,2 Prozent) gesehen.

Der Abbau der Bilanzsumme, der im Juni startete, soll wie angekündigt fortgesetzt werden, so die Fed. Seit September soll die Bilanzsumme mit einem Tempo von bis zu 95 Milliarden Dollar pro Monat abnehmen, indem Erträge aus fälligen Staatsanleihen im Volumen von bis zu 60 Milliarden Dollar pro Monat sowie aus Hypothekenpapieren im Volumen von bis zu 35 Milliarden Dollar nicht mehr reinvestiert werden.

"Jüngste Indikatoren deuten auf ein moderates Wachstum der Ausgaben und der Produktion hin. Die Beschäftigungszuwächse waren in den letzten Monaten robust, und die Arbeitslosenquote blieb niedrig. Die Inflation bleibt hoch, was Angebots- und Nachfrageungleichgewichte im Zusammenhang mit der Pandemie, höhere Nahrungsmittel- und Energiepreise und einen breiteren Preisdruck widerspiegelt", heißt es im Statement zum Zinsentscheid. "Russlands Krieg gegen die Ukraine verursacht enorme menschliche und wirtschaftliche Not. Der Krieg und die damit verbundenen Ereignisse erzeugen zusätzlichen Aufwärtsdruck auf die Inflation und belasten die globale Wirtschaftstätigkeit. Der Offenmarktausschuss achtet sehr auf Inflationsrisiken."

Updates von der Pressekonferenz ab 20:30 Uhr: Auf der Pressekonferenz betonte Fed-Chef Jerome Powell, dass man stark entschlossen sei, die Inflation wieder auf das Fed-Ziel von zwei Prozent zu reduzieren. Man habe die Instrumente, um die Inflation zu reduzieren und dies sei die Aufgabe der Fed. Man wolle ein "ausreichend restriktives" geldpolitische Niveau erreichen, um das Inflationsziel zu erreichen.

In den kommenden Monaten werde man nach "überzeugenden Anzeichen" Ausschau halten, dass sich die Inflation reduziere, sagte Powell. Man wolle zudem ein Wachstum unter dem Trend sowie Anzeichen dafür sehen, dass Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt wieder stärker ins Gleichgewicht kommen.

Bisher habe man den Leitzins um drei Prozent in diesem Jahr erhöht. Mit steigendem Leitzins werde es wahrscheinlicher, dass es angemessen sei, das Tempo der Erhöhungen zu verlangsamen und die Auswirkungen der Zinserhöhungen zu überprüfen, so Powell.

Seine Hauptbotschaft habe sich seit der Rede in Jackson Hole nicht verändert: Man sei stark entschlossen, die Inflation wieder auf das Zwei-Prozent-Ziel zu reduzieren und man werde daran festhalten, bis der Job erledigt sei, so Powell.

Man werde entschlossene Maßnahmen treffen, um die Nachfrage zu reduzieren. Keiner wisse derzeit, ob die Straffung zu einer Rezession führe. Man brauche einen bedeutsamen Druck auf die Inflation. Man müsse relativ schnell zu einer restriktiven Geldpolitik kommen, man sei bisher auf dem niedrigsten restriktiven Niveau angekommen. Die Zinsen müssten länger auf einem restriktiven Niveau bleiben.

Für den nächsten Zinsentscheid am 2. November habe man noch keine Entscheidung getroffen. Die Projektionen der Mitglieder des Offenmarktausschusses signalisierten weitere 125 Basispunkte an Zinserhöhungen bis Jahresende, etliche erwarteten aber auch nur 100 Basispunkte. Bis Jahresende stehen noch zwei Zinsentscheide an.


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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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