Unbegreiflich?
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Auf unserer Welt geschehen seit Urzeiten Dinge, die oftmals erst im Rückblick verstanden werden können:
Was mögen die Menschen in den USA und in Europa wohl gedacht haben, als es im Jahr 1816 einfach nicht Sommer werden wollte? Bei frostigen 15 Grad unter null und einem Blick aus dem Fenster fällt die Vorstellung von Sonne und Badestrand zwar auch heute schwer, doch insgesamt sind wir alle uns wohl einig, dass es spätestens ab März oder April wieder wärmer werden wird.
1816, im Jahr ohne Sommer, war das anders: Etwa ein Viertel der Bevölkerung Süddeutschlands verließ damals die Heimat in Richtung Osten. In der Hoffnung auf bessere Ernten als im winterkalten und vom Hunger geplagten Mitteleuropa.
Erst mehr als 100 Jahre später fanden amerikanische Klimaforscher eine Erklärung für Kälte und Frost mitten im Sommer: Im April 1815 hatte ein Vulkanausbruch im heutigen Indonesien die Atmosphäre verdunkelt – wovon die Menschen in Europa allerdings nichts wussten. Für sie war der „Wintersommer“ schlicht „unbegreiflich“, weshalb man an eine Art Gottesgericht glaubte.
Um der eigenen Vorstellungskraft auf die Sprünge zu helfen: Die Eruption des Tambora im heutigen Indonesien war einer der stärkten Vulkanausbrüche der vergangenen 25.000 Jahre und hatte die oberen 1.500 Meter des damals 4.300 Meter hohen Berges einfach weggesprengt. Das wäre in etwa so, als würde heute ein Gebirge von der Höhe der bayrischen Voralpen in die Luft fliegen.
Und wir meinen tatsächlich, wir könnten die Naturgesetze außer Kraft setzen? Niedliche Vorstellung.
Unbegreifliche Dinge mit gewaltiger Sprengkraft geschehen allerdings auch heute. Anders als die Menschen im 18. und 19. Jahrhundert könnten wir jedoch schon jetzt die richtigen Fragen stellen - und müssen nicht 100 Jahre warten:
Wir könnten zum Beispiel einmal fragen, wie es sein kann, dass in der deutschen Bundeshauptstadt ein „schrecklicher Unfall“ mit einem LKW passiert, bei dem zwölf Menschen sterben – und die Berliner Polizei bekommt davon nichts mit?
Wir könnten uns fragen, was ausgerechnet der Wahlkampfmanager einer gewissen Hillary Clinton mit widerlichen Dingen wie „Pizzagate“ zu tun hat.
Die unbegreiflichsten Dinge geschehen allerdings in unserem Geldsystem:
Es ist so offensichtlich fehlerhaft und zerstörerisch, dass wir uns gute Argumente überlegen sollten, wie wir unseren Enkeln diesen Blödsinn einmal erklären wollen.
Warum etwa wird heute nicht über den Sinn und Unsinn von Zentralbanken diskutiert, wo schon die legendären US-Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und John F. Kennedy der Ansicht waren, nicht die Banken, sondern die Menschen müssten über das Geld herrschen. Andernfalls würden jene Banken die Völker betrügen, ausrauben und enteignen. Was sehen wir denn da vor unseren Augen? Etwa Friede, Freude Eierkuchen? Oder sehen wir genau das, was diese Männer angekündigt haben?
Und warum überlässt der Staat die Geldschöpfung privaten Geschäftsbanken? Genauso gut könnte der Gesetzgeber festlegen, dass nicht mehr private, intransparente und oftmals kriminelle Finanzhäuser Giralgeld schöpfen, sondern der Staat selbst, und zwar im öffentlichen Interesse und nach transparenten Regeln.
Warum waren denn in den USA im 18. Jahrhundert zwei Zentralbankexperimente grandios gescheitert? Und warum versuchte man diesen Quatsch im Jahr 1913 erneut? Sind wir wirklich alle völlig verblödet oder nur zu faul zum Suchen? Oder etwa zu bequem, um aus dem Sessel zu kommen und unsere Stimme zu erheben?
Wer genau hinsieht, der erkennt, dass unser völlig fehlkonstruiertes Geldsystem eine der Hauptursachen ist für fast alle Fehlentwicklungen auf unserem Planeten.
An einem Beispiel, das auf den ersten Blick gar nichts mit dem Geldsystem zu tun hat, lässt sich das verdeutlichen:
Wie kürzlich zu lesen war, geben immer mehr Eltern ihren Kindern Schlafmittel. Der Grund: Sie wollen selbst auch einmal durchschlafen.
Der erste Impuls ist vielleicht, sich über solche Entwicklungen aufzuregen. Was für Rabeneltern! Die Reaktion ist verständlich, doch bei weiterem Nachdenken kommt man darauf, wo die eigentliche Ursache des Problems liegt:
Wir alle werden systematisch gezwungen, nahezu die Hälfte unserer Arbeitszeit dem "Zinsdienst" zu opfern. Weil der Zinsanteil bei allen Gütern des täglichen Bedarfs systembedingt immer weiter steigt, wird diese Belastung immer größer. Jeder, der für seinen Lebensunterhalt Geld verdienen muss, bekommt das zu spüren - nicht zuletzt die nachwachsende Generation, der man seit einigen Jahren mit dem zwölfstufigen Gymnasium (G8) zu Leibe rückt. Der Grund ist auch hier das Geldsystem: Wer seine Ausbildung früher beendet, der hat länger Zeit, sich am allgemeinen "Schuldendienst" zu beteiligen.
Eltern mit kleinen Kindern bekommen das Phänomen besonders zu spüren, denn sie müssen neben ihrer täglichen Arbeit zur Bestreitung des Lebensunterhalts auch noch Kraft und Nerven für die Betreuung der Kleinsten aufbringen.
Mit einer Abschaffung des Zinsgeldmonopols der Banken wäre das Problem schnell beseitigt: Die gesamte Volkswirtschaft würde einen zweistelligen Milliardenbetrag an Zinszahlungen einsparen, der heute den Finanzhäusern in den Rachen geworfen wird. Eltern, und auch alle anderen, müssten bei gleichem Lebensstandard nur noch halb so viel arbeiten. Endlich wäre genügend Zeit für die Kleinsten, für Kranke und Pflegebedürftige. Und niemand müsste seinen Kindern "K.O.-Tropfen" verabreichen.
Wie gesagt, das sind keine utopischen Spinnereien, sondern Gedanken, die auch die US-Präsidenten Abraham Lincoln und John F. Kennedy beschäftigt haben: Würden die Menschen die Macht über ihr eigenes Geld besitzen, und nicht private Geschäftsbanken, sähe unsere Welt heute völlig anders aus.
In ganz ähnlichen Denkschritten lassen sich das aktuelle Flüchtlingsproblem, die weltweiten Staatsschulden, die Kriege weltweit, die Rüstungsexporte, der Hunger in der Welt, die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, die Zerstörung der Umwelt, und viele andere Probleme auf unser Geldsystem zurückführen.
Es ist schlicht und ergreifend vollkommen verrückt, zerstörerisch und dringend reformbedürftig.
Es wird höchste Zeit, dass wir das endlich erkennen, die Ärmel hochkrempeln und die Sache anpacken. Andernfalls wird es bei Schlafproblemen nicht bleiben.
Schon eher dürfte uns dann ein gewaltiger "Vulkanausbruch“ überraschen.
Wir hätten es wissen können...
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de
@ Investor:
Das klingt ja alles schön aber wer behauptet der Zinseszins stelle kein Problem dar ignoriert Naturgesetze & die Gesetze der Mathematik. Schuldenberge können theoretisch ewig wachsen aber das Wachstum einer Wirtschaft ist begrenzt aufgrund der verfügbaren Ressourcen. Wenn Menschen nur noch schuften um beispielsweise über Steuern die Zinsen und Zinseszinsen der Superreichen zu finanzieren dann stimmt etwas nicht.
Bei Ihrer Definition des Kapitalismus haben Sie außerdem einen entscheidenden Punkt vergessen. Bevor man Kredite aufnehmen kann muss ein anderer Kapital angehäuft haben durch Konsumverzicht. In unserem Geldsystem wird aber Geld aus dem nichts geschöpft, was wiederrum Umverteilungseffekte zur Folge hat und die natürliche Zinsbildung unterbindet. Natürliche Deflation wird damit ebenfalls verhindert und man ist darauf angewiesen Preise immer weiter steigen zu lassen damit die mit dem Geld aus der Notenpresse getätigten Investitionen nicht pleite gehen. Und irgendwann bricht alles in sich zusammen.
Vielen Dank, Herr Hoose, für diesen Artikel.
Ich bin dafür, allen Banken das Privileg der Geldschöpfung *** aus dem Nichts *** zu entziehen.
Dafür sollten Banken wie alle Dienstleistungsunternehmen nur Gebühren und keine Zinsen für den Dienst am Kunden verlangen dürfen. Die Auswüchse, besonders seit dem Fall der Mauer, bedrohen unsere demokratische Ordnung und die anderer Länder und führen zu einer barbarischen Herrschaft einiger weniger mit einem eingebildetem elitären Dünkel.
Die Geldmenge soll an einer realen Menge von produzierten Waren bzw. von empfangenen Dienstleistungen orientiert werden. Davon sind wir heute aber weit, sehr weit entfernt.
Wenn die nächste Bank - wie die Deutsche Bank - zusammenkracht, weil sie jahrelang effizient von neoliberalen Investmentbankern mit dem systemimmanenten Charme von Sklavenhaltern bis zum letzten Blutstropfen ausgeplündert wurde, dann werden andere transatlantische Banken folgen, da sie genauso mit substanzlosen Geschäften ihre Bilanzen aufgebläht haben.
Was bleibt, sind nur reale Werte wie Grund und Boden, eine intakte Umwelt, Bildung und ein bodenständiger Charakter als Basis für unser Leben.
Geld sollte immer nur als Bezugsschein für reale Dinge gesehen werden. Stattdessen messen wir Geld einem eigenen Wert zu. Die Medien sind voll davon. Nichts ist falscher als das.
Anstatt danach zu trachten, einen Job mit noch mehr Geld zu haben, kann man besser die eigenen produktiven Fähigkeiten in bezug auf Naturwissenschaft, Technik, Kunst und Kultur weiterentwickeln. Das ist etwas Bleibendes -zumindest bis zur Demenz - und untersteht nicht der Kontrolle von Bank, Regierung, oder anderen Kontrollsüchtigen.
"Und warum überlässt der Staat die Geldschöpfung privaten Geschäftsbanken? Genauso gut könnte der Gesetzgeber festlegen, dass nicht mehr private, intransparente und oftmals kriminelle Finanzhäuser Giralgeld schöpfen, sondern der Staat selbst, und zwar im öffentlichen Interesse und nach transparenten Regeln." (Andreas Hoose)
Die Geschäftsbanken können nur im Rahmen der planwirtschaftlichen Geldsteuerung der Zentralbanken Geld über Kreditvergabe aus dem Nichts schöpfen. Die Steuerung der Geldmenge durch die Zentralbank erfolgt dabei über Maßnahmen zur Beeinflussung der Zinssätze durch die Zinspolitik, über die Beeinflussung der Bankenliquidität durch die Liquiditätspolitik, die Offenmarktpolitik, die Mindestreservepolitik, ständige Fazilitäten, Lombardpolitik, Diskontpolitik, Spitzenrefinanzierungsfazilität, Einlagefazilität, Wertpapierpensionsgeschäfte, Tenderverfahren, Hauptrefinanzierungsgeschäfte.
Die Zentralbanken wurden vom Staat nur mit einem Zweck installiert, nämlich, dass der Staat sich auf Kosten der Bürger beliebig Geld beschaffen kann um Kriege, Sozialleistungen und sonstige politische Projekte zu finanzieren. Geldschöpfung ist immer zum Nachteil für die Bürger! Denn diese lässt die große Mehrheit der Bürger arm und die bereits Reichen reicher werden, weil dieses sozialistische, planwirtschaftliche Geldsystem mit seiner Geldschöpfung dafür verantwortlich ist, dass die Assets der Reichen stark im Preis steigen und die übrigen Bürger um die Früchte ihrer Arbeit gebracht wurden, weil die Produktivitätssteigerung durch die Geldschöpfung zunichte gemacht wird und die Preise nicht entsprechend sinken, sondern sogar steigen, sodass sich die Menschen nicht mehr und neue Güter leisten können.
Mich wundert heute die Solidarität und soziale Kompetenzen von Herrn Hoose. Bei manchen Berichte habe ich eher den Eindruck, dass er propagitisch im Sinne (Hr. Sinn z.B.) der Protektion seines eigenes Lande und seiner Bevölkerung unterwegs ist. Heute scheint er die Welt in Visier zu halten, was ja auch nicht schlecht ist und erstaunlicher weise ich die Meinung der Banken- Unternehmenherschaft auch nicht vertrete.
Hier wird gerade an einander vorbei diskutiert würde ich sagen. Jedem hier, inklusive Herrn Kühn, dürfte bewusst sein, dass es nicht der Zins ist, der zu all den negativen Erscheinungen führt, die Herr Hoose schildert, was zweifellos die Realität darstellt, sondern der Zinseszinseffekt, der exponentielles Wachtum der Schuldenberge zwingend mit sich bringt.
Dirk Müller hatte in einem Fernsehinterview mal das Beispiel des sogenannten Martinspfennig geschildert, der mit Zinseszinseffekten bei einem relativ kleinen Zinssatz bis heute zu einem Wert von mehreren Weltkugeln aus purem Gold herangewachsen wäre, ohne Zinseszinsen gerade mal zu ein paar schlappen Euro.
Es hat also niemand davon gesprochen, dass irgendwer Kapital kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen möchte sondern die Menschen sollten sich eine Lösung überlegen, die eben jene Zinseszinseffekte zu vermeiden in der Lage ist. Das niemand kostenlos sein Kapital verleihen wird ist jedem klar.
Aber Geld kann eben nicht arbeiten und jeder Cent, der aus einer festverzinslichten Fremdkapitalanlage entsteht ist wie ein Anrecht auf gewonnene Arbeitskraft, die ein anderer erbringen muss. Die Umverteilungseffekte dieses Systems führen in die Versklavung der kleinen Menschen, die in ihren täglichen Ausgaben mehr Zinsen zahlen als sie über ihre eigenen Ersparnisse an Zinsen erwirtschaften können.
Jeder, der etwas klaren menschenverstand besitzt wird Herrn Hoose zustimmen, dass es überfällig ist etwas zu ändern. Selbst den 2 oder 3 % der Menschheit, die von diesem System aus den genannten gründen profitieren müsste doch früher oder später bewusst werden, dass sie sich durch ihre Gier und all die negativen Auswirkungen in ihrer Umwelt den Ast absägen auf dem sie sitzen. Wenn der Planet erstmal zerstört ist, überall Krieg und Hunger herrscht wird auch der Reichste nicht mehr glücklich leben können. Das Individualprinzip ist grundsätzlich nichts schlechtes aber es bewirkt leider auch einen mangel an Solidarität.