Türkische Zentralbank geht mit drastischer Zinserhöhung gegen Lira-Verfall vor

Ankara (BoerseGo.de) - Um dem Währungsverfall der Lira entgegenzuwirken, hat sich die türkische Zentralbank (CBRT) zu einer drastischen Erhöhung der Zinsen entschieden. Bei ihrer Sondersitzung am Dienstagabend erhöhte die CBRT die einwöchige Repo-Rate von bisher 4,5 Prozent auf 10,0 Prozent und den Zinssatz für Übernacht-Ausleihungen von 7,75 Prozent auf 12,0 Prozent. Auch das untere Ende des Zinskorridors wurde von 3,5 Prozent auf 8,0 Prozent angehoben. Die CBRT verkündete, dass Liquidität künftig in erster Linie über den sogenannten Repo-Mechanismus anstelle des Grenzrefinanzierungssatzes zur Verfügung gestellt werde, wodurch die Repo-Rate faktisch wieder zum eigentlichen Leitzins wird. Notenbankchef Erdem Basci hatte angesichts der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in der Türkei die Leitzinsen bisher niedrig gehalten.

Der Schritt folgt auf eine sehr volatile Woche für die türkische Lira, die nach dem Zentralbankentscheid von vor einer Woche, das Zinsniveau beizubehalten, drastisch abgewertet hatte. Ausschlaggebend für den Wertverfall ist ein Potpourri aus politischen und wirtschaftlichen Gründen. So steht die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wegen eines Korruptionsskandals unter Druck. Hinzu kommt die starke Abhängigkeit des Landes von ausländischem Kapital, was sich in hohen Handelsdefiziten spiegelt. Die Inflation liegt gegenwärtig mit 7,4 Prozent auf hohem Niveau. Darüber hinaus belastet der Geldentzug der US-Notenbank. Die Fed will ihre zur Konjunkturbelebung aufgelegten Wertpapierkäufe in diesem Jahr sukzessive zurückfahren.

Die überraschend starke Zinserhöhung sollte nun zu einer Stabilisierung des Sentiments auf den türkischen Finanzmärkten beitragen. Nach dem Entscheid kletterte die türkische Lira zwischenzeitlich um 4,1 Prozent zum US-Dollar und machte damit den größten Kurssprung seit 2008.