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16:36 Uhr, 24.09.2020

Türkische Notenbank weiß doch noch zu überraschen

Die türkische Zentralbank hat eine Trendwende in ihrer Geldpolitik eingeleitet und den Leitzins überaschend gestrafft. Die hohe Inflation und die schwache Lira zwangen die Währungshüter praktisch zu dem Schritt.

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Ankara (Godmode-Trader.de) - Die türkische Zentralbank CBRT hat ihre Geldpolitik unerwartet gestrafft. So wurde am Donnerstag der Leitzins deutlich um 2,0 Prozentpunkte auf 10,25 Prozent angehoben, wie die Notenbank mitteilte. Volkswirte hatten mit einem unveränderten Niveau von 8,25 Prozent gerechnet.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan fordert seit jeher niedrige Zinsen zur Stützung der Wirtschaft. Doch für die Währungshüter war eine Zinserhöhung angesichts der extrem schwachen Lira und der hohen Inflation praktisch unumgänglich. Dennoch reagierte der Markt überrascht. Die Zentralbank hat zuletzt die tatsächlichen Refinanzierungskosten für die Banken erhöht, in dem sie die Liquiditätsversorgung über günstigere Fazilitäten einschränkte. Damit wollte man offenbar eine offizielle Zinserhöhung umgehen. Doch dieser Schritt zeigte nur begrenzte Wirkung.

Ökonomen und Investoren hatten die Bank im Vorfeld gedrängt, die Zinssätze anzuheben, um eine Wiederholung der Währungskrise, die das Land vor zwei Jahren erlebte, abzuwenden. Vor der Entscheidung war die Lira in diesem Jahr gegenüber dem Dollar um mehr als 20 Prozent gefallen. Die türkische Währung erholte sich im Nachgang des Entscheids nun stark und stieg gegenüber dem Dollar zwischenzeitlich um mehr als 1 Prozent auf 7,6020.

In seinem Statement zum Zinsvotum führte der geldpolitische Ausschuss der Zentralbank aus, dass eine Zinserhöhung erforderlich sei, um die Inflation einzudämmen. Diese lag im Juli bei 11,7 Prozent und damit mehr als doppelt so hoch wie das Fünf-Prozent-Ziel der Bank. „Der Ausschuss ist der Ansicht, dass die Aufrechterhaltung eines nachhaltigen Disinflationsprozesses ein Schlüsselfaktor ist, um ein geringeres Staatsrisiko, niedrigere langfristige Zinssätze und eine stärkere wirtschaftliche Erholung zu erreichen“, hieß es.

Die Zinserhöhung ist eine Kehrtwende in der Geldpolitik. Im September 2019 hatte die Notenbank mit Zinssenkungen begonnen. Seinerzeit hatte der Leitzins noch bei 19,75 Prozent gelegen. Dann hat Murat Uysal die Führung der Notenbank übernommen und den Zinssenkungskurs eingeleitet. Sein Vorgänger war von Erdogan gefeuert worden, da er nicht wie gewünscht die Zinsen reduziert hatte.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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