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12:44 Uhr, 20.03.2017

Türkische Notenbank kuscht vor Erdogan

Der türkische Präsident Erdogan hatte sich des Öfteren bereits gegen Zinserhöhungen ausgesprochen. Die Zentralbank hat nun trotz der überbordenden Inflation die Füße weitgehend still gehalten und den Leitzins bestätigt.

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Ankara (Godmode-Trader.de) - Die türkische Zentralbank (TCMB) hat auf der Sitzung ihres geldpolitischen Ausschusses in der vergangenen Woche in wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeiten ihren Kurs weitgehend beibehalten, einen wichtigen Zinssatz aber erhöht. So verharrt der Zinssatz für einwöchige Repo-Geschäfte unverändert bei 8,00 Prozent. Der Zins für kurzfristig benötigtes Geld (Übernachtkredite) wurde zugleich bei 9,25 Prozent und der Satz für Übernachtanlagen bei 7,25 Prozent belassen. Nur das „Late Liquidity Window“ - der Zinssatz für Kredite, die sich Banken bei der Zentralbank besorgen können - wurde wie vom Markt erwartet um 75 Basispunkte auf 11,75 Prozent angehoben.

Begründet wurde die Entscheidung mit der allmählichen Erholung der wirtschaftlichen Aktivität in den letzten Monaten und der hohen Inflation. Die Jahres-Preisteuerung war von 9,2 Prozent im Januar auf 10,1 Prozent im Februar 2017 gestiegen und hatte damit den höchsten Wert seit April 2012 erreicht. Ein Grund war der Wertabfall der türkischen Lira. Die Notenbank hatte deshalb bereits signalisiert, im Bedarfsfall mit höheren Zinsen gegenzusteuern. Damit liegt die Inflation deutlich über dem mittelfristigen Zielband der türkischen Notenbank von 3,0 bis 7,0 Prozent.

Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich des Öfteren bereits gegen Zinserhöhungen ausgesprochen, da diese seiner Meinung nach die wirtschaftliche Aktivität beeinträchtigen würden. Dass die TCMB die Füße still gehalten und den Leitzins nicht verändert hat, liegt nach Einschätzung von Experten deshalb auch an der bevorstehenden Abstimmung über eine Verfassungsreform, durch die Erdogan eine höhere Machtfülle bekäme. „Die politische Atmosphäre ist angespannt", schrieben Analysten der Commerzbank. Sollte sich die Notenbank zu stärkeren Zinserhöhungen gedrängt fühlen, dürfte dies dem politischen Klima schaden und als Sabotageakt gewertet werden.

Nach Ansicht der HSBC dürfte die Notenbank ihren geldpolitischen Kurs hingegen vornehmlich von der zukünftigen Inflationsentwicklung abhängig machen. Deshalb steige die Wahrscheinlichkeit für eine Anhebung des Reposatzes, je stärker sich die Teuerung vom Inflationsziel der TCMB entferne.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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